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Insel des Todes

Amygdala
INSEL DES TODES

Markus K. Korb
Roman / Phantastische Geschichten

Eloy Edictions

Amygdala: Band 6
Taschenbuch, 242 Seiten
ISBN: 978-393841106-3

Mai. 2006, 1. Auflage, 13.00 EUR
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Gespenstergeschichten

Mit „Insel des Todes“ legt Markus K. Korb nun nach seinem fulminanten Auftakt mit „Grausame Städte“ (2004) im dritten Jahr die dritte Erzählsammlung vor. Schon der Untertitel – ‚Gespenstergeschichten’ – wirkt befremdlich. Gespenstergeschichten im aufgeklärten, rationalen 21. Jahrhundert? Die ‚Gothic Novel’ oder ‚Gothic Story’, die dem Namen nach doch eher dem Mittelalter zuzuordnen sind, erlebten in der melancholischen, esoterisch verklärten Epoche der Romantik (mit Vertretern wie Byron, Shelley oder Baudelaire) ihre Blütezeit, finstere Schlösser und sturmumtoste Ruinen finden wir in der Gegenwart dagegen doch nur noch in alten Schwarz- Weiß- Horror- Filmen oder kitschigen Pulp- Heftchen. Gespenster und Dämonen haben für den Leser von heute (auch nach sieben Jahren Akte X) lediglich eine metaphorische Bedeutung. Warum also dann dieser Anachronismus?
Markus Korb ist bekennender Traditionalist (welcher Autor der Phantastischen Literatur wäre das nicht?) und (unter anderem) ein glühender Verehrer der Werke von E. A. Poe; immer wieder spielt er mit poe’schen Versatzstücken, um einmal ganz bewusste Hinweise zu geben, ein anderes Mal nur ganz subtil anzudeuten. Während Korb inhaltlich oft auch die Gegenwart mit einbezieht, ist die Erzählform durchweg klassisch. In der vorliegenden Sammlung sind Inhalt und Form – entsprechend des unzeitgemäßen Sujets – fast ausnahmslos an Autoren wie M. R. James, Blackwood, Bierce, Hodgson oder Machen orientiert.
In der Mehrzahl der Erzählungen steht ein verlassenes, Geheimnis umwittertes Haus im Zentrum. So muss in „Schatten“ ein Fotograf von Spukhäusern feststellen, dass manche Gemäuer ihren Ruf durchaus verdient haben. Eine klassische Geistergeschichte, deren Pointe allerdings durch den Auftakt der Story verpufft.
„Das Gesicht am Fenster“ berichtet von den unheimlichen Erlebnissen eines 10jährigen. Der Junge, der seine Ferien bei seinen Großeltern auf einer kleinen nordfriesischen Insel verbringt, ist von einer alten, verlassenen Mühle fasziniert. Beunruhigende Dinge geschehen im Watt; ein Deichräuber macht die Gegend unsicher und ein Kindermörder aus Hamburg befindet sich noch immer auf freiem Fuß. Als der Junge eines Nachts eine schreckliche Fratze am Fenster sieht, weiß er nicht, ob er alles nicht nur geträumt hat. Was verbirgt sich in der alten Mühle, und warum bringt sein Großvater jüdische Männer und Frauen heimlich nach Schweden? – Eine faszinierende Erzählung, die gekonnt wahren Schrecken (Nazi- Deutschland) mit unheimlichen Phänomenen verknüpft.
Während bei einigen Erzählungen die Bezüge zu Poe eher aufgesetzt wirken („Van Deres Gewächshaus“ – Uni- Professor züchtet seltene Pflanzen, die ihm helfen über den Tod seiner Frau hinweg zu kommen. – Klare Anspielungen an das „Fass Amontillado“, „Eleonora“ und natürlich „Der Rabe“ – Die Verstorbene heißt bezeichnenderweise Lenore. – sowie einem ‚Spritzer’ „Solaris“ von Stanislaw Lem.), gelingt Korb bei den zwei besten Arbeiten eine überzeugende Verknüpfung von klassischem Vorbild und eigenem Stil.
„X bedeutet Schatz“ handelt von einer Schiffsmannschaft, die sich auf die Bergung von Treibgut spezialisiert hat. Eine alte Karte, die der Maat beim Spiel gewonnen hat, lässt sie auf einer Südpolar – Insel nach einem Schatz suchen. Die Vorräte gehen schon zur Neige, als man endlich auf einem hohen Plateau eine Höhle entdeckt. Im Wettlauf mit der Zeit versuchen die Männer nach den vermeintlichen Reichtümern zu suchen, während gleichzeitig Eisberge drohen, das Schiff einzuschließen. Der Schatz wird schließlich gefunden, doch muss man mit Schrecken feststellen, dass die Insel keineswegs unbewohnt ist. – Eine gelungene Abenteuererzählung mit lovecraftschem Setting und deutlichen Verweisen zu „Arthur Gordon Pym“ und (mit einem Augenzwinkern) „Fluch der Karibik“.
Die umfangreichste und sicherlich auch beste Erzählung des Bandes ist „Insel des Todes“. Vier Schiffsbrüchige erreichen mit knapper Not eine unbekannte Insel, auf der ein altes, viktorianisches Haus thront. Die erste Hoffnung nach Rettung macht schon bald Ernüchterung Platz. Das riesige Anwesen, das mit Eisengittern umgeben ist, scheint schon seit langer Zeit verlassen zu sein. Wie es aussieht, hat das Gebäude einmal als Gefängnis gedient. Doch warum findet sich noch das gesamte Inventar vor? Die Gruppe entdeckt zwar Konserven, mit denen ein Überleben für die kommenden Wochen gesichert ist, doch die Fragen nach dem, was sich hier abgespielt hat, werden immer drängender. Und dann überstürzen sich die Ereignisse. Die schwangere Frau eines der Überlebenden verliert ihr Kind; als sie selbst wenig später mitten in der Nacht verschwindet, machen sich die übrigen auf die Suche. Doch die Frau bleibt in den Labyrinthen der Gänge wie vom Erdboden verschluckt. Stattdessen spüren die Männer, dass offenbar doch noch ein weiterer Bewohner im Haus zurück geblieben ist. Dieses Wesen scheint allerdings nicht menschlich zu sein.
Die Titel- Story ist eine packende, atmosphärisch dichte Erzählung, die ganz nebenbei den Mythos vom Verschwinden eines bedeutenden Schriftstellers der Phantastik neu belebt.
Markus Korb untermauert mit dieser Sammlung von 11 Erzählungen seine Stellung unter den besten (klassischen) Phantastik -Autoren deutscher Feder. Wie schon bei seinen Vorgängern wurde das Cover von Top- Grafiker Mark Freier entworfen. Vier Illustrationen von Timo Kümmel vervollständigen den auch positiven optischen Eindruck des Bandes.

2006, Eloy Edictions
Pb., 242 S., € 13,00

05. Dez. 2006 - Andreas Wolf
http://www.phantastisch.net

Der Rezensent

Andreas Wolf
Deutschland

Total: 84 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

* Andreas Wolf, auch als Autor unter dem Pseudonym
ARTHUR GORDON WOLF bekannt,

* Jhg. 1962

* Pendler zwischen dem Bergischen Land und dem Niederrhein, wo er als Lehrer an einem Gymnasium arbeitet

* schreibt Rezensionen für das Magazin "phantastisch!" sowie Short - Stories, Erzählunge...

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