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Die Judaspapiere

DIE JUDASPAPIERE

Hoerbuch / Mystery

Rainer M. Schröder
Die Judas-Papiere
Nach dem gleichnamigen Jugendbuch „Die Judas-Papiere“, Arena Verlag, Würzburg, 6/2008
Der Hörverlag, München, 11/2008
8 CDs in Plastikhüllen in aufklappbarer Pappbox, Jugendhörbuch ab 12 Jahren, Adventure, Steampunk, Mystery, 978-3-86717-361-2, Laufzeit: ca. 565 Min., EUR 24.95
Gekürzte Lesefassung von Tanja Weimer
Lesung von Stefan Merki
Titelgestaltung von Gila Frankl/der Hörverlag nach einer Vorlage von Frauke Schneider
Titelillustration von Georg Behringer und Klaus Steffens/Arena Verlag
8-seitiges Booklet mit Abbildungen von Georg Behringer
Fotos von Leane Hasberg und Christian Hartmann
www.hörverlag.de
www.rainermschroeder.com/

Lord Arthur Pembroke rettet vier Personen aus misslichen Situationen und erwartet dafür prompt eine Gegenleistung: Byron Brouke, ein geschäftlich ruinierter Ehrenmann, Alistair MacLean, ein glückloser Spieler, Horatio Slade, ein begnadeter Fälscher und Einbrecher, und Harriet Chamberlain, eine von Albträumen geplagte Artistin, sollen „die Judas-Papiere“ bzw. das Judas-Evangelium wieder beschaffen, das sich einst im Besitz von Pembrokes wahnsinnigem Bruder befunden hatte und von diesem an einem geheimen Ort versteckt wurde. Einziger Hinweis ist das Notizbuch des Verstorbenen, das verschlüsselte Eintragungen enthält.
Die jungen, grundverschiedenen Menschen, die sich auf Pembroke Manor kennen lernen, können nicht ablehnen, denn zum einen hat der Lord etwas gegen jeden von ihnen in der Hand, zum anderen winkt ihnen eine stattliche Summe, die jeder gut gebrauchen kann. So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich zusammenzuraufen und sich auf ein Abenteuer einzulassen, das sehr viel gefährlicher ist, als sie zunächst vermuten.
Nachdem es Byron gelingt, die ersten kryptischen Hinweise zu entschlüsseln, beginnt eine Schnitzeljagd, die von London nach Wien, durch den Balkan und bis nach Ägypten führt. Überall warten weitere Rätsel darauf, von ihnen gelöst zu werden. Dabei heften sich ihnen die Mitglieder des neuen Templerordens an die Fersen, die ebenfalls daran interessiert sind, das apokryphe Evangelium an sich zu nehmen. Doch auch einer der vier spielt falsch, denn unter dem Code-Namen ‚Janus’ hält er Pembroke über den Stand der Forschungen auf dem Laufenden. Wird Pembroke nach Erledigung der Mission seine Versprechen halten? Und welche Rolle spielt jene Gruppe, die sich ‚die Wächter’ nennt?

Obwohl es sich bei „Die Judas-Papiere“ um ein Hörbuch handelt, das auf einem Jugendroman basiert, so hat man auch als erwachsener Zuhörer sein Vergnügen an der spannenden Geschichte, die gelungen die Atmosphäre und die Weltanschauung des spätviktorianischen Zeitalters einfängt. Das steife, ehrbare Verhalten von Byron Brouke und die Vorbehalte seitens der Männer gegenüber Harriet Chamberlain, einer selbstbewussten Frau, können genauso überzeugen wie das vorwitzige Auftreten von Alistair MacLean, der seinen Mangel an Bildung durch einen wachen Geist, Risikofreude und sein Interesse an modernen Entwicklungen mehr als wett zu machen versteht, und Horatio Slates besonnenes Agieren als Gentleman-Gauner und passionierter Künstler.
Sie werden von einem scheinbar verschrobenen Lord dazu gezwungen, den Spuren seines weitaus seltsameren Bruders zu folgen, um ein apokryphes Evangelium zu finden, das die Grundfesten des Christentums erschüttern könnte. Dieses Thema ist schon seit einer geraumen Weile äußerst beliebt, selbst wenn die großen Geheimnisse in den jeweiligen Büchern dann doch nicht gelüftet werden und der Leser mit seinen Spekulationen allein gelassen wird.
Die Reise der vier Gefährten wird gewissermaßen zu einer amüsanten Tour durch die Literatur- und Kino-Welten. Beispielsweise führt die Suche die kleine Gruppe in die Wiener Kanalisation, in der auch schon „Der dritte Mann“, nach Graham Greene, sein Versteck hatte. Der „Mord im Orient-Express“ von Agatha Christi stand Pate für die Reise in den Balkan. Dass in den Karpaten der Zwillingsbruder eines gewissen Grafen Dracula haust, dem der Bruder von Cornelius van Helsing den Gar ausmachen will, ist eine Hommage an Bram Stoker. Das Kreuz und Quer erinnert an eine Kurzfassung von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“, man entdeckt Anspielungen auf „James Bond“ u. v. m. – Das kann vermutlich nur das reifere Publikum wirklich würdigen und seinen Spaß daran haben.
Die Protagonisten entsprechen zwar den Genre-Archetypen, sind aber sympathisch und haben reizvolle Hintergrundgeschichten, so dass man sie gern begleitet, selbst wenn der glückliche Zufall ausgiebig strapaziert wird, durch den sie Rätsel für Rätsel lösen, wertvolle Helfer finden und ihren Feinden immer wieder ein Schnippchen schlagen. Natürlich erreichen sie ihr Ziel, an dem eine höchst unangenehme Überraschung auf sie wartet. Die Identität von Janus wird gelüftet, und einer von ihnen muss sein Leben lassen, ein düsteres Geheimnis wird aufgeklärt und eine Frage, auf die man gern eine Antwort gehabt hätte, bleibt erwartungsgemäß offen.

Schätzt man abenteuerliche Lektüren und Hörbücher, Steampunk und Mystery, dann liegt man mit „Die Judas-Papiere“ richtig. Man sollte die Handlung jedoch – als Erwachsener - nicht zu ernst nehmen, denn vieles ist vorhersehbar, da die Geschichte auf die Bedürfnisse jüngerer Leser und Zuhörer ausgerichtet ist. Dem reiferen Publikum, wenn es den Titel als Hommage versteht, bleibt das Vergnügen, die zahlreichen Anspielungen zu erkennen, und eine abenteuerliche Geschichte im Stil von „Indiana Jones“, „Allan Quatermain“ oder „Die Mumie“ mit zu verfolgen. Innerhalb dieses Rahmens aus bekannten Motiven gibt es trotzdem noch genug überraschende Entwicklungen.
Das Hörbuch profitiert deutlich von Stefan Merkis überaus mitreißendem Vortrag. Da er seine Stimme verstellt, erkennt man sofort die sprechende Figur, ohne dass immer gleich der Name genannt werden muss. Besonders gut gelungen ist ihm die Darstellung von Lord Pembroke.
Das Hörbuch folgt den aktuellen Trends und bietet amüsante Unterhaltung für Jung und Alt. (IS)

14. Feb. 2009 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
April 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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