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Dunkles Herz

DUNKLES HERZ
DUNKLES HERZ

Christian Schwarz
Roman / Mystery

Zaubermond

Professor Zamorra: Band 29
Fester Einband, 256 Seiten

Feb. 2009, 1. Auflage, 14.95 EUR
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Mit „Dunkles Herz“ legt der Zaubermond- Verlag nach der „Desaster“ Trilogie wieder einen Einzelroman vor. Der zweite Christian zusammen mit Christian Montillon hat sich in den letzten Jahren nicht nur als festes Mitglied des Autorenstammes etabliert, seine Werke gehören zu den stärksten Arbeiten der Serie. Als Journalist und Ägyptologe hat der Autor ein gutes Händchen, die richtige Balance zwischen historischen Informationen und gut recherchierten Fakten auf der einen Seite und geradlinigen Plots zu finden. Im vorliegenden Roman hat Christian Schwarz im Grunde ungewöhnlich für sein bisheriges Schaffen das Problem, den Plot ins Rollen zu bringen. Ausgerechnet der Drache Folly spürt, das der magische Bann über dem Chateau augenscheinlich durch eine dunkle Kraft von innen durchbrochen wird. Über die ersten fünfzig Seiten versuchen Zamorra, Nicole und der Drache Folly eine überzeugende Erklärung zu finden, während der Leser durch verschiedene Rückblenden geschehentechnisch schon weiter sind. Um die Spannung im ersten Drittel des Buches weiter zu erhöhen, führt Christian Schwarz einige Nebenfiguren wie den ehemaligen Versicherungsmanager im Unruhestand ein, der prompt am Ende seines Auftritts aus der Handlung katapultiert wird. Nur der Auftritt der „Seenixe“ auf der Suche nach ihrem Herz ist mit der Mischung aus zynischen Humor und groteskem Image stimmig. Rückblickend wirken diese Auftritte allerdings eher wie Seitenschinderei. Weiterhin wirken sie konterproduktiv, die ominöse Bedrohung wird durch die verschiedenen Rückblenden schon ausreichend charakterisiert, da benötigt der Leser nicht diese im Grunde simplen Orientierungshilfen. Das Faszinierende an der Grundidee ist, dass die Bedrohung von innen heraus kommt. Daher lenken die Erscheinungen außerhalb des Schutzbanns von der Grundidee ab. Nach den ersten gut achtzig Seiten beginnt sich der Roman inklusiv der handelnden Hauptcharaktere spannender zu entwickeln. Vor allem verzichtet der Autor auf die eher kindlichen verbalen Geplänkel, die in einem zu starken Kontrast zu den dunklen Vorgängen der Vergangenheit stehen. Immer im richtigen Abstand zu den verschiedenen historischen Entwicklungen kommen Zamorra und Co dem Geschehen in der Gegenwart auf die Spur. Diese Handlungsebene wirkt ein wenig hölzern, ihr fehlt eine gewisse Dynamik. Zwar sind die verschiedenen Vermutungen und schließlich die Zusammenfassung der Ereignisse solide geschrieben, sie bleiben aber im Vergleich zu den verschiedenen Ereignissen in der Vergangenheit deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Hier beginnt die Handlung schon im Jahre 1104. In Europa hält die Inquisition das einfache Volk genauso im Griff wie der arrogante, dekadente Adel. Die Geschichte beginnt auf der Burg Laufen im deutsch- schweizerischen Grenzgebiet. Eine Bedienstete wird nachdem sie die Gunstbezeugungen der Adligen nicht mehr ohne Widerstand ertragen wollte als Hexe denunziert und mittels Gottesurteil soll die Aufklärung erfolgen. Auf einem Brett festgeschnallt wird die junge Frau in den Rhein getaucht. Dank einer Luftblase kann sie überleben und wird schließlich von einem Schwarzmagier aus dem Wasser gefischt. In der Brust der jungen Frau schlägt das dunkle Herz, ein machtvolles Instrument eines der ersten Stellvertreter Satans. Mittels des dunklen Herzes wird der Träger nicht nur unsterblich, sondern erhält eine unglaubliche Macht. Diese Macht will sich auch Asmodis sichern und versucht ebenfalls, nach dem dunklen Herz zu greifen. Jahrhunderte ist das dunkle Herz dann verschwunden, bevor es natürlich wieder im romantischen Loiretal quasi unter dem Chateau Montagne wieder „auftaucht“.

Wie schon angesprochen klafft zwischen der gegenwärtigen, eher schematisch gestalteten Handlung und den einzelnen Passagen der Vergangenheit eine sehr auffällige qualitative Lücke. Von Beginn versucht Christian Schwarz die Vergangenheit insbesondere durch sehr detaillierte Beschreibungen – teilweise sehr drastisch – zum Leben zu erwecken. Ohne belehrend zu sein bietet der Autor den Lesern die entsprechenden Hintergrundinformationen in die Handlung integriert an. Das beginnt bei der intensiven Beschreibung des Gottesurteils ausschließlich aus der Position der Opfer und endet schließlich beim letzten Versteck des dunklen Herzens. Von Beginn etabliert Christian Schwarz eine intensive Verbindung zwischen der jungen Frau und dem Leser. Er stellt sie zuerst als Opfer verschiedener Machenschaften dar. Folgerichtig kann sich der Leser auch weiterhin mit dem Charakter identifizieren, als sie beginnt, mehr und mehr aus der klassischen Opferrolle auszubrechen. Dieser Entwicklungsprozess ist langsam, aber folgerichtig entwickelt. Leider werden oft die Antagonisten ein wenig schablonenhaft und eindimensional charakterisiert. Das nimmt einigen wichtigen Szenen die Intensität.

Handlungstechnisch wirkt „Dunkles Herz“ auf den ersten Blick sehr komplex und kompliziert konstruiert. Nach Abschluss der Lektüre stellt der Leser fest, dass die einzelnen Teile sehr solide ineinander greifen. Mit den einzelnen Wechseln zwischen der Vergangenheit und Gegenwart wollte Christian Schwarz den Spannungsbogen verstärken. In chronologischer Reihenfolge erzählt mit einem klassischen Showdown am Ende hätte der Roman allerdings überzeugender und vor allem stringenter gewirkt. Insgesamt aber eine solide Leistung. Stilistisch gehört Christian Schwarz schon seit einiger Zeit zu den versierten Erzählern. Er sollte allerdings die Versuche einstellen, mittels Humor und leichten Anwandlungen von Slapstick das Geschehen aufzuheitern. Diese Art des Erzählens liegt ihm nicht. Aber sehr geschickt arbeitetet der Autor Christian Schwarz Ereignisse aus der Vergangenheit der Serie in seinen roten Faden ein und erläutert sie einer neuen Lesergeneration.

09. Mar. 2009 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

Total: 732 Rezensionen
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