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American Gods

AMERICAN GODS

Buch / Fantasy

Kritiker bezeichnen Neil Gaiman als den 'bekanntesten unbekannten Autor' der Fantasy- Szene. Für seine legendären Sandman- Comics wurde er mit dem World- Fantasy- Award ausgezeichnet, und doch verband nur ein harter Kern der Fans seinen Namen mit den innovativen, bizarren Erzählungen über den Herrn der Träume. Obwohl Gaiman seine Anonymität durchaus genießt, dürften seine geruhsamen Tagen endgültig gezählt sein. Durch seine Romane "Newerwhere" und "Stardust" und seine brillante Erzählsammlung "Smoke and Mirrors" ist sein Name in immer größeren Leserkreisen zu einem Garanten für anspruchsvolle, spannende und stets immer auch etwas düster-verdrehte Themen geworden. Mit seinem neuesten Roman ist es Gaiman nun gelungen, endgültig aus dem riesigen 'Sandman- Schatten' heraus zu treten. Oder eigentlich auch wieder nicht, denn das Amerika in "American Gods" ist eindeutig ein Land, in dem sich Sandman wohl fühlen würde.

Die Hauptperson des Romans ist Shadow. Als er nach drei Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, erwartet ihn eine böse Überraschung. Seine Frau ist wenige Tage zuvor bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Shadows Trauer bekommt einen herben Beigeschmack als er erfährt, dass Laura nicht alleine gewesen war. Mit ihr zusammen verunglückte auch sein bester Freund Robbie, und beide befanden sich in einer eindeutig kompromittierenden Situation.
Auf dem Flug nach Hause kommt Shadow mit einem älteren Herrn ins Gespräch. Wie selbstverständlich spricht ihn der Fremde mit seinem Vornamen an und bietet ihm einen nicht ungefährlichen aber lukrativen Job an. Er weiß vom Tod seiner Frau und auch von dem eigentlichen Job, den Robbie ihm bislang freigehalten hatte. Shadow geht aber auf das seltsame Angebot nicht ein. Dies ändert sich jedoch, als er Stunden später und hunderte Meilen entfernt mit einem Leihwagen unterwegs ist. Irgendwo auf der Strecke macht Shadow bei einem Restaurant Rast, um dort auf niemand anderen als seinen unheimlichen Sitznachbarn zu treffen. Der Fremde, der sich Mr. Mittwoch nennt, bietet Shadow eine Stellung als Leibwächter an, und diesmal sagt der Ex- Häftling zu.
Nach der Beerdigung plagen Shadow beunruhigende Träume von unbekannten Gottheiten, die längst 'gestorben' sind, da niemand mehr existiert, der sie anbetet. Als er erwacht, sitzt plötzlich seine tote Frau an seinem Bett. Sie warnt ihn vor seinem neuen Job. Von nun an will sie über ihn wachen.
Shadow begleitet seinen Herrn von nun an zu geheimen Treffen mit höchst sonderbaren Teilnehmern. Der neue Leibwächter kann bald nicht mehr zwischen Traum oder Wirklichkeit unterscheiden. Wie sich herausstellt, ist Mr. Mittwoch, den man auch 'Votan' nennt, dabei, eine große Versammlung der 'alten Götter' einzuberufen. Ein entscheidendes Gefecht steht unmittelbar bevor, und der Gegner sind die modernen Götter des Internet, der Kreditkarten und des Fernsehens. Mit allen Mitteln versucht die andere Partei von nun an, Shadow auf ihre Seite zu bringen. Die 'modernen Götter' greifen dabei zu immer brutaleren Methoden. Nur mit Hilfe seiner toten Frau kann Shadow seinen Verfolgern entkommen. Doch der offene Kampf ist längst entbrannt; immer mehr der 'alten Götter' werden plötzlich getötet und schließlich auch der 'Allvater', Mr. Mittwoch. In einem verzweifelten Versuch, die Niederlage noch abzuwenden, entschließt sich Shadow , den 'alten Göttern' ein letztes Opfer darzubringen.....

In einem Essay zu "American Gods" schrieb Gaiman: "Es ist ein Amerika mit fremden, mythischen Tiefen....Ich betrachte (das Buch) als einen Zerr- Spiegel, ein Buch der Gefahren und der Geheimnisse, der Romantik und der Magie. Es handelt eigentlich von der Seele Amerikas. Von dem, was Menschen nach Amerika gebracht haben, was sie dort vorfanden, als sie ankamen, und von den Dingen, die schlafend unter alledem ruhen." Gaiman geht in seinem Roman von einer höchst interessanten Fragestellung und einer durchaus geläufigen These aus: 1.) Was geschieht eigentlich mit den Göttern, die durch Auswanderer bzw. Entdecker in ihnen unbekannte Länder gebracht werden? Und was geschieht, wenn diese Entdecker danach wieder verschwinden?
Und 2.) Götter können nur dann existieren, wenn Menschen an sie glauben. Grundsätzlich sind sie unsterblich, doch geraten sie in Vergessenheit, so verschwinden sie dennoch. - Jener Aspekt, den Gaiman bereits sehr pointiert in seiner Erzählung "The Goldfish Pool and Other Stories" auf die gottgleiche Gruppe der Schauspieler bezog, wird nun im Roman auf die Gesamtheit aller Gottwesen übertragen. Hierbei fällt allerdings die Vorliebe des Autors für die nordische und ägyptische Kultur auf, griechische Götter sucht man so z.B. vergeblich. Ein christliches Motiv lässt sich ansatzweise bei Shadow finden, obwohl eine symbolische Gleichstellung mit Christus sicherlich überzogen wäre.
Zusammenfassend betrachtet kann "American Gods" als eine lohnende Odyssee durch die mythische Seele einer immer noch jungen Nation betrachtet werden.
Amüsant ist übrigens der kleine Aufkleber auf dem Buchcover (s. Bild); trotz einiger Längen (die "Newerwhere" nicht besaß) wird der Verlag ganz sicher nicht befürchten müssen, dass viele Leser ihr Geld zurückfordern werden. Gaiman steht längst auf seinen eigenen literarischen Beinen. Er hat es nicht nötig, mit Autoren wie King in einen Wettbewerb zu treten. Der 'Vater von Sandman' besitzt eine ganz eigene Stimme, die sich klar von denen seiner Kollegen unterscheidet. Es bleibt zu hoffen, dass sie noch oft zu hören sein wird.
Neil Gaiman: "American Gods"
Headline Book Publishing, London 2001
Pb, 632 Seiten; _ 11,50

18. Dez. 2006 - Andreas Wolf

Der Rezensent

Andreas Wolf
Deutschland

Total: 84 Rezensionen
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* Andreas Wolf, auch als Autor unter dem Pseudonym
ARTHUR GORDON WOLF bekannt,

* Jhg. 1962

* Pendler zwischen dem Bergischen Land und dem Niederrhein, wo er als Lehrer an einem Gymnasium arbeitet

* schreibt Rezensionen für das Magazin "phantastisch!" sowie Short - Stories, Erzählunge...

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