Dornröschengift
Sophie und ihre Eltern trauern um Mike, der bei einem Tauchunfall an der Küste Australiens ums Leben kam. Der Besuch von Tom, mit dem sich Mike während seines Aufenthalts angefreundet hatte, gibt der Familie neue Hoffnung: Die Leiche wurde nie gefunden, und Mike hatte angeblich für eine Weile verschwinden wollen.
Schnell lebt sich der Gast in der kleinen Ortschaft in Norddeutschland ein. Er hat auch ein wachsames Auge auf Sophie, nachdem eine Schülerin aus ihrer Klasse tot aufgefunden wurde. Zielsicher treibt er einen Keil zwischen Sophie und Finn, die sich ineinander verliebt haben. Hat der Junge, der erst vor einem halben Jahr mit seiner Mutter in die Gegend gezogen ist, vielleicht etwas mit dem Mord zu tun? Am Tatort wurden Reifenspuren seines Motorrollers gefunden
Nach dem Abschlussball ist ein weiteres Mädchen verschwunden. Sophie stößt auf eine Menge Geheimnisse, die die Vorfälle in einem neuen Licht erscheinen lassen. Das bringt sie in tödliche Gefahr.
Unglück und Verbrechen die Lösung des Rätsels ist weiter gespannt, als man zunächst vermutet hätte, doch wer aufmerksam liest, entdeckt die eingestreuten Hinweise und liegt dann mit seinen Vermutungen gar nicht so falsch. Dennoch ist das Buch spannend und schlüssig zu lesen.
Etwas mehr stört, dass die Autorin den mahnenden Zeigefinger hoch hält, während sie Mutproben, die so genannten Scherze und Hobbys der Jugendlichen kritisiert: Ladendiebstahl, Live Rollenspiele, K. O.-Tropfen. Zwar verpasst sie den Taten einen Hintergrund und legt die negativen Worte in den Mund der Protagonisten, doch vermag sie auf diese Weise nicht, die Leser zum Nachdenken oder zu einer Meinungsbildung anzuregen. Dass Stehlen und die Verabreichung von Rauschmitteln kein Spaß sind, weiß jeder, und Rollenspiele sind eine Freizeitbeschäftigung wie Briefmarkensammeln und Gedichte schreiben was sich auch nicht jedem erschließt.
Die Charaktere wahren eine gewisse Distanz zum Leser, da sie als zickig, bockig, einzelgängerisch oder aufgedreht beschrieben werden. Nachdem sich Hauptfigur Sophie zunächst weitgehend treiben ließ, ergreift sie gegen Ende urplötzlich die Initiative. Ein richtiger Ruck geht durch die Handlung, und das Finale ist viel zu schnell unter Dach und Fach, als wollte die Autorin ihr Seitensoll nicht überschreiten.
Trotzdem ist Dornröschengift ein unterhaltsamer Jugendthriller, wenn man nicht zu kritisch an die Lektüre heran tritt. Vor allem Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren, die spannende Romane schätzen, dürfen zugreifen. (IS)
09. Apr. 2009 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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