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Der Buick

DER BUICK

Buch / Horror

'Was, schon wieder ein Roman über ein verhextes Auto?', mag sich selbst der 'gewogene' King- Leser fragen. 'Fällt dem "Bärtigen aus Maine" denn nichts mehr Neues ein?" - Allen Gerüchten über 'Ermüdungserscheinungen' und dem geplanten Rückzug vom Schreiben zum Trotz muss man entschieden mit 'nein' und 'ja' antworten: Nein, es handelt sich beim Buick nicht einfach um eine "Christine 2"(der einzige Roman, hinter dem Fans sich eine '2' wünschen, wäre ohnehin nur "Brennen muss Salem"), und ja, auch nach all den Jahren produziert die 'Ein-Mann-Schreib-Fabrik' zuweilen etwas Originelles -
Der Protagonist des Romans ist Sandy Dearborn, seines Zeichens Polizeichef von Statler, einem kleinen Kaff irgendwo in Pennsylvenia. Von ihm erfährt der Leser die Geschichte des jungen Ned Wilcox, seines Vaters Curtis und die eines mehr als ungewöhnlichen Autos. Neds Vater war ebenfalls Polizist und wurde bei einer Autokontrolle von einem betrunkenen Fahrer getötet. Alle Angehörigen des Departments empfinden tiefes Mitleid mit dem Jungen, und Sandy bietet Ned schließlich einen Ferienjob in der Leitstelle an. Hier auf dem Polizeigelände entdeckt der immer noch trauernde Junge dann auch einen Schuppen, in dem sich ein alter nachtblauer Buick 8 befindet. Der Junge putzt gerade die Scheiben des Schuppens, als die Abdeckplane des Wagens verrutscht - fast scheint es, als will der Wagen, dass er bemerkt wird.
Auf Drängen von Ned erzählt Dearborn im Folgenden die höchst erstaunliche Geschichte des Autos.....
!979 taucht der Wagen erstmals in der Gegend auf. Nicht nur der Wagen scheint 'sonderbar' zu sein, auch sein Fahrer ist mehr als unheimlich: ein vollkommen in Schwarz gekleideter Mann mit bleichem Gesicht und einem undefinierbaren Akzent. Als der Wagen an einer Tankstelle hält, stellt der Tankwart verblüfft fest, dass der Wagen kein Nummernschild besitzt, nicht einmal eine Halterung dafür ist vorhanden. Er hält den Fremden für einen seltsamen Amish, die hier in der Gegend sehr verbreitet sind. Als der Fahrer jedoch nach fast einer Stunde nicht von einem vermeintlichen Gang zur Toilette zurückgekehrt ist, schaut der Tankwart nach. Der Mann ist jedoch verschwunden. Die herbeigerufene Polizei - darunter auch Neds Vater Curtis Wilcox - untersucht daraufhin den Wagen und stellt Erstaunliches fest. Der Motor des Buick sieht nur auf den ersten Blick 'normal' aus; man findet weder Verteiler, noch Lichtmaschine, Kühler oder Keilriemen. Das Auto besitzt zwar eine Batterie, sie ist aber nicht angeschlossen. Nicht einmal der Zündschlüssel lässt sich drehen. Alle Knöpfe und Hebel im Inneren des Wagens sind lediglich Imitate - nichts lässt sich drehen oder schieben.
Kurzerhand wird der Wagen wegen Benzindiebstahls beschlagnahmt. Um 'unnötigen' Schreibkram zu verhindern, bezahlt die gesamte Polizeistation die Unkosten und behält den Buick als 'Fundstück' in einem ihrer Lagerschuppen.
Noch am selben Abend ereignet sich der erste Vorfall: Polizei Officer Rafferty verschwindet spurlos vom Gelände des Departments. Wenige Tage später glüht das unheimliche Ding in Gestalt eines Autos wie ein Feuerball. Gleißende Blitze erhellen den gesamten Schuppen, doch weder Feuer noch Radioaktivität sind zu erkennen. Und dann liegt plötzlich ein fledermausähnliches Wesen tot neben dem Buick; offenbar ist es aus dem Kofferraum des Wagens gekommen.
Curt Wilcox entwickelt eine zunehmende Besessenheit was den Buick betrifft; privat übt er sich am Sezieren und Präparieren kleiner Tiere, um auch das monsterartige Geschöpf untersuchen zu können. Seine Untersuchungen werfen allerdings mehr Fragen auf, als sie beantworten.
In den folgenden Jahren 'gebiehrt' der Buick noch weitere Monster- doch alles löst sich bereits nach kurzer Zeit wieder auf. Die fremdartigen Geschöpfe können offenbar nicht unter der Atmosphäre der Erde existieren.
Ganz langsam - über die Jahrzehnte hinweg - scheint das unwirkliche Auto-Ding seine Kraft zu verlieren, gefährlich ist es aber auch jetzt noch.
Ned Wilcox , der den Buick auch für den Tod seines Vaters verantwortlich macht, fasst einen endgültigen Entschluss.....

Kings neuer Roman, den der deutsche Leser erstmals fast ein halbes Jahr vor der amerikanischen Originalausgabe lesen kann - die Vorfälle vom 11. September führten zu der Verschiebung - (Zuletzt geschah dies bei "Es", dessen deutsche Bertelsmann- Ausgabe die amerikanische um einige Tage schlug.), besticht in erster Linie durch seinen Stil. Schon der Einstieg lässt das altbekannte (und bei "Duddits" arg vermisste) 'King- Feeling' aufkommen. Die vertrauliche 'Ich- Erzählerstimme' Dearborns erinnert sehr an Paul Edgecombe in "Green Mile" und nicht nur, weil in beiden Fällen ein Polizist bzw. ein Justizbeamter der Sprecher ist. Es ist ganz einfach der zwanglose Umgang mit dem Leser und die dadurch erzeugte Atmosphäre, die den Inhalt (fast) nebensächlich erscheinen lässt. Natürlich sind Ähnlichkeiten mit Kings erstem "Auto- Roman" vorhanden - vor allem was 'Besessenheit' und 'Anziehungskraft' betreffen - dies sind aber auch Elemente, die wir aus "Das Monstrum" und der Kurzgeschichte "Onkel Ottos Lastwagen" kennen.
"Der Buick" kann als eine Metapher für die Unergründlichkeit des Lebens angesehen werden. King zeigt zudem recht eindrucksvoll, wie selbst das Unnormale, das Phantastische durch die Macht des Alltäglichen an Bedeutung und damit auch an Kraft verliert. Überraschend ist, dass der Roman nicht - wie bislang schon üblich - (s. zuletzt "Black House") direkte Verweise zur Welt des "Dunklen Turms" bietet. Möglicherweise liegt es daran, dass die lange Wartezeit endlich vorüber ist, Band 5 "The Wolves of Calla" ist fertiggestellt, und Band 6 "Song of Susannah" ist in Arbeit. Beide (!) Bände sollen aber voraussichtlich erst 2003 erscheinen.
Das, was den "Buick" nicht ins vorderste Feld kingscher Werke rückt, ist seine fehlende Kompexität und sein höchst unbefriedigendes Ende. King selbst scheint dieses Manko gespürt zu haben, als er Dearborn sagen lässt:"In der wirklichen Welt wird nur selten etwas zu Ende erzählt." Der Leser - ähnlich wie Ned Wilcox - hofft darauf, "die Geschichte müsse einen Schluss haben und dieser Schluss irgendeine Lösung bieten", diese Hoffnung wird uns jedoch verwehrt. Im Bereich des Mainstream sind derartige 'open endings' durchaus legitim, in der Phantastik jedoch verlangt der Leser aber zumindest nach einer 'Ahnung', die das Unbegreifliche begreifbar werden lässt, wie schwach sie auch sein mag.

Stephen King: "Der Buick" ("From a Buick 8")
Ullstein Verlag, 2002
Hc., 498 Seiten, _ 22,–
Deutsch von Jochen Schwarzer

19. Dez. 2006 - Andreas Wolf

Der Rezensent

Andreas Wolf
Deutschland

Total: 84 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

* Andreas Wolf, auch als Autor unter dem Pseudonym
ARTHUR GORDON WOLF bekannt,

* Jhg. 1962

* Pendler zwischen dem Bergischen Land und dem Niederrhein, wo er als Lehrer an einem Gymnasium arbeitet

* schreibt Rezensionen für das Magazin "phantastisch!" sowie Short - Stories, Erzählunge...

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