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Atlan X- Lotse im Sandmeer

ATLAN X- LOTSE IM SANDMEER

Hanns Kneifel
Buch / Science Fiction

Fanpro- Edition
ATLAN X Band 1
ISBN 9783890641881
315 Seiten

Mit „Lotse im Sandmeer“, dem ersten Band der Kreta- Trilogie beginnt die Fanpro Edition eine neue ATLAN X Subreihe. In erster Linie sollen hier von Hanns Kneifel verfasste ATLAN Zeitabenteuer erscheinen, während sich die Hauptreihe weiterhin mit ATLANs USO Zeit auseinandersetzt. Für die Erstveröffentlichung als Taschenbuch hat Hanns Kneifel das Manuskript grundlegend überarbeitet und erweitert. Ursprünglich sollte das Manuskript im Rahmen der kurzlebigen Hardcoverbuchreihe Moewig Fantasic als siebenter Band erschienen. Den Auftakt macht im Jahre 2000 „Kristallprinz in Not“ als Band 1. Die Verkaufszahlen der eher unambitioniert und teilweise konzeptlos zusammengestellten Reihe sind so enttäuschend gewesen, das das Projekt vom Verlag vorzeitig eingestellt worden ist. Hanns Kneifel hatte das Manuskript „Lotse im Sandmeer“, das offensichtlich einen Brückenschlag zwischen den als PR Planetenroman 173 „Im Bann des schwarzen Dämons“ und 177 “Kämpfer für den Pharao“ darstellen sollte, fertig gestellt. Es ist schließlich als E- Book veröffentlicht worden.

Im Vergleich zur E- Book Veröffentlichung ist die gründliche stilistische Überarbeitung des Textes gelungen. Das E- Book wirkte teilweise stilistisch sehr grob, als wenn Hanns Kneifel nur eine Urfassung geschrieben und das Manuskript aufgrund der fehlenden Buchveröffentlichungsmöglichkeiten ohne weitere Bearbeitung freigegeben hat. Diese Ungereimtheiten zogen sich von den teilweise umständlichen und etwas wirr klingenden Beschreibungen über die gestelzten Dialogen bis zu unfertig wirkenden Kapiteln. Diese Defizite sind in der vorliegenden Neuauflage überwiegend geglättet. Auch wenn den Zwiegesprächen zwischen dem Extrasinn und Atlan die ironische Schärfe insbesondere der ersten Atlan- Zeitabenteuer fehlt, lassen sie sich besser lesen als in der ersten Fassung. Auf der anderen Seite wirkt sich aber die Erweiterung negativ auf den schon im Original kaum vorhandenen Plot aus. Was in der E- Book Version in teilweise lächerlich wirkenden philosophischen Selbsterkenntnissen gipfelte, wird im vorliegenden Band durch ausführlichste Beschreibungen ausgeglichen. Durch Hanns Kneifels lange Karriere zieht sich eine Affinität für das Ägypten der Pharaonenzeit, die nicht nur in zwei gelungenen Perry Rhodan Planetenromanen gipfelte, sondern auch lesenswerten historischen Romanen. Im Gegensatz zu den stringenten und sehr kompakten alte PR Planetenromanen und der Tradition seines teilweise sehr durchschnittlichen und mit Phrasen/ Belehrungen durchsetzten Spätwerkes folgend verliert sich Hanns Kneifel in ausführlichen Beschreibungen Ägyptens des Jahres 1976 v. Christus.
Der Handlungsbogen beginnt in England, wo sich Atlan mit seiner Lebensabschnittbegleiterin Asyrta- Maraye zu langweilen beginnen. Dann erreicht Atlan der Auftrag des Pharaonen Amenemhet I, der Atlan bittet, Schmugglern das Handwerk zu legen. Diese bringen den Pharaonen um wichtige Steuereinnahmen, verkaufen den Nehesi – Einwohner verschiedener Oasen in der westlichen Wüste Sahara – Waffen, mit denen sie ungeschützte Dörfer in den oberägyptischen Provinzen. Atlan werden zwei Schiffe unterstellt, mit denen der Arkonide als reicher Handelsfürst Ahiram- Acran die Schmuggler aufspüren und natürlich vernichten soll. In einer eher aufgesetzten Sequenz glaubt Atlan eine Warnung von ES empfangen zu haben, das die Schmuggler mehr sein könnten als es auf der ersten Blick scheint. Dank dieser eher aufgesetzten Warnung, welche die Schmuggler mit Intrigen von Anti- Es verbindet, versucht Hanns Kneifel über das normale Niveau heraus Spannung zu erzeugen. In dieser Hinsicht überzeugte die Idee des auf der Erde gestrandeten Haluters Ternat Malat deutlich mehr, der die Einwohner des steinzeitlichen Städtchens Sarbac dazu gezwungen hat, die Anlage von Stonehenge zu erreichten – PR Planetenroman 173. Bis Atlan trotz aller Zweifel schließlich die Idee realisiert, dass es sich um eine wirkliche Warnung ES handelt, vergehen insbesondere in der vorliegenden Version noch mehr Seiten als in der E- Book Fassung. Wie auch in „Kristallprinz in Not“ reicht der vorhandene Plot nicht für dreihundert Seiten. Der Anfang des Romans ist phlegmatisch, der Spannungsbogen baut sich viel zu spät auf und dem Buch fehlt eine dynamische Bedrohung von Beginn des Plots an. Auch Atlans Motivation, plötzlich Schmuggler zu jagen, wird nur notdürftig herausgearbeitet. Zynisch gesprochen hat der Leser vor allem im vorliegenden Band den Eindruck, als greife Hanns Kneifel einfach eine alte, für die PR Planetenromane nicht mehr verwandte Idee auf und versucht daraus möglichst ohne große Anstrengung und dank seiner durchaus vorhandenen Routine einen Roman zu zaubern. Konnte „Kristallprinz in Not“ trotzt einer ähnlich dürftigen Story dank der guten Dialoge und einigen interessanten Nebenkriegsschauplätzen überzeugen, verliert Hanns Kneifel seine Leser spätestens in der Szene, in welche Atlan bei einem Überfall auf seinen Wüstensegler seinen Zellaktivator verliert und ihn kurze Zeit später im Sand wieder findet. Das Hanns Kneifel eine derartige Floskeln wieder aufwärmt, zeigt seine Zeilenschinderei. Nach einem phlegmatischen Auftakt gewinnt der Roman insbesondere hinsichtlich der Reisevorbereitungen ein wenig an Dynamik, bevor der Plot ab der Mitte des Buches gänzlich zum Erliegen kommt und sich hinsichtlich des ersten Bandes einer Trilogie weigert, zufrieden stellend abgeschlossen zu werden. „Lotse im Sandmeer“ ist plottechnisch eines der schwächsten und leider langweiligsten Atlan- Zeitabenteuer.

Zu Stärken gehören die Beschreibungen eines phantasievoll gestalteten Ägyptens. Betrachtet der Leser den vorliegenden Roman weniger kritisch als Atlan Zeitabenteuer, sondern als beschwerliche Reise zu einem unbekannten Ziel, dann funktioniert das Buch sehr viel besser. Mit sehr viel Detailwissen und solider Recherche zaubert Hanns Kneifel ein dreidimensionales Ägypten auf den Seiten des Buches. Manchmal ein wenig zu detail verliebt benutzt Hanns Kneifel die alten Bezeichnungen – ein ausführliches Glossar ist dem Roman beigefügt – für den Nils, Ägypten oder den Pharao. Das wirkt zu erst ein wenig befremdlich und zwingt zum Nachschlagen, fügt sich aber später Zufrieden stellend in das Gesamtbild ein. Zwar versucht Hanns Kneifel die gemächliche Reise immer wieder durch kleine Actionsequenzen aufzupeppen, rückblickend wirken diese aber eher störend. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen beschreibt der Autor das harte Leben der einfachen Bevölkerung und lässt die Reise auf den erhabenen Seglern exotisch erscheinen. Zwar europäisiert Hanns Kneifel manchen Brauch und die einzelnen Dialoge wirken stellenweise ein wenig zu stilisiert, aber in den Augenblick, in denen Hanns Kneifel sich in seinen Beschreibungen positiv verliert, lebt „Lotse im Sandmeer“ tatsächlich auf. Der Plot dagegen funktioniert wie schon angesprochen so gut wie gar nicht.

Zusammengefasst ist es insbesondere für Komplettsammler schön, diese lange nur elektronisch lieferbaren Zeitabenteuerroman im Regal stehen zu haben. Arndt Dressler hat ein wunderschönes Cover geliefert und das Layout dieser Atlan- Subreihe sieht sehr gut aus. Den Sammlern wäre aber zu Wünschen, das Hanns Kneifel den originären Text nicht nur sorgfältig, sondern vor allem selbst kritisch überarbeitet hätte. In diesem Fall wäre im Grunde eine neue Konzeption des Plots notwendig gewesen und der „Lotse im Sandmeer“ hätte neu geschrieben werden müssen. Dazu fehlte Hanns Kneifel die Zeit oder die Motivation. So lässt „Lote im Sandmeer“ als Auftakt einer neuen Reihe auf bessere Zeiten hoffen und das zumindest die weiteren Teile der Kreta- Trilogie überzeugender wirken als der vorliegende Band.

10. Jul. 2009 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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