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Die Verlobung in St. Domingo

DIE VERLOBUNG IN ST. DOMINGO
DIE VERLOBUNG IN ST. DOMINGO

Heinrich von Kleist
Hörbuch/Hörspiel / Belletristik

Griot Verlag

Klassiker der Weltliteratur: Folge 7
1 Audio-CDs, 70 Minuten
ISBN: 978-394123411-6

Jul. 2009, 1. Auflage, 6.95 EUR
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Durch den Sklavenaufstand im Jahr 1803 werden die Weißen auf der Insel St. Domingo unbarmherzig verfolgt und gejagt. Der Soldat Gustav und seine Familie, Schweizer im Dienst der französischen Regierung, befinden sich auf der Flucht. Gustav entdeckt das Anwesen des grimmigen Anführers der Sklaven, Congo Hoango, der zur Zeit aber nicht daheim ist. Gustav lernt indes Hoangos Frau und Tochter Toni kennen. Die Mutter Tonis ist eine Mulattin, was auch der Tochter deutlich anzusehen ist und was der Grund dafür ist, dass die beiden auch von der schwarzen Bevölkerung St. Domingos geächtet werden. Gustav bittet um Asyl für sich und seine Familie, die sich im Dschungel versteckt. Gustav bleibt zunächst allein bei der Familie Hoangos und verliebt sich in Toni. Die Mutter aber hegt finstere Absichten, denn sie gewährt Gustav und seiner Familie natürlich den Aufenthalt, hegt aber zugleich den Hintergedanken, ihren Mann zu informieren, um die gesamte weiße Bande niederzumachen und auszurauben. Toni will mit den bösen Plänen der Mutter nichts zu tun haben und beschließt die Familie zu warnen, indem sie den Jungen, der als Bote dient, unterwegs abfängt, und die Botschaft von der Mutter ändert. Doch viel zu früh kommt Congo Hoango von seiner Mission zurück und erfährt von seiner Frau was geschehen ist. Da fesselt Toni den schlafenden Gustav und behauptet ihn für ihren Vater gefangen zu haben. Dadurch gewinnt Gustav einige Zeit, denn Hoango wollte den offensichtlich freien weißen Soldaten sogleich meucheln. Doch damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf, denn Gustav versteht Tonis Absicht falsch und beginnt enttäuscht einen unbändigen Hass gegen seine Geliebte zu hegen…

Meinung:

„Die Verlobung in St. Domingo“ ist die zweite Erzählung von Heinrich von Kleist, die Eingang findet in die wunderschön aufgemachte Hörbuchreihe der Klassiker der Weltliteratur. In dem umfangreichen Booklet findet sich auch eine ausführliche Abhandlung über Heinrich von Kleist und seine beklemmende, düstere Geschichte, verfasst von Elke Bader, die Kleist nicht besser hätte beschreiben können:
„Kleist ist, trotz der Sprache des 18. Jahrhunderts, ein radikaler Moderner. Sperrig, düster, unbequem.“
Das stimmt. Das war er schon zu Lebzeiten und das ist er teilweise auch heute noch, denn nur wenige gieren nach dem Spiegel ihrer selbst, der die unverfälschte Wahrheit zeigt. Liebe, Hass, Verrat sind die Eckpfeiler der Geschichte, die so gar nicht in die kunterbunte Kinowelt des neuen Jahrtausends passen will, in der fast ausschließlich Happy ends, so unrealistisch sie sein mögen, Beifall finden. In der blumigen Sprache seiner Zeit, die aus heutiger Sicht nicht immer politisch korrekt sein mag (siehe Neger), entwickelt Kleist das Psychogramm eines Schweizers, der aufgrund der Lebensumstände gezwungen wird für das französische Regime zu kämpfen. Angst um sich und seine Familie bestimmt sein Handeln und die Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit treibt ihn in die Arme der nicht minder gebeutelten Toni, die selbst in den Augen ihres herrischen Vaters nur bedingt Gnade findet.
„Mit einer Verlobung in der Karibik verbinden wir in Gedanken die romantische Besiegelung einer Liebe bei Mondschein am sanft rauschenden Meeresgestade“, schreibt Elke Bader weiter, und genau das ist der Eindruck, den man als Leser und Hörer bekommt, wenn man den Titel hört und dazu die verträumte Schwarzweißfotografie auf dem Bookletcover sieht, die eine Palme aus der Froschperspektive zeigt, oder aus der Sicht eines liegenden Paares. Umso einprägender ist der Kontrast, den der Hörer erwartet. Wer die Geschichte nicht kennt, sollte sich jedoch zunächst das Hörbuch zu Gemüte führen, bevor man mit der Lektüre des Booklets beginnt. Auf diese Weise kommt man in den Genuss eines geschichtsträchtigen Klassikers. Der Fokus der Erzählung ruht auf den Gefühlen und Intentionen der Personen in der Geschichte und wird dadurch zu einer zeitlosen Metapher menschlichen Handelns. Heiner Heusingers stimmliche Interpretation gestaltet das Hörbuch, trotz der antiquierten Sprache, sehr lebendig.

Fazit:

Heinrich von Kleists beklemmende Parabel als lebendige Lesung von Heiner Heusinger. Ein Klassiker der in keiner Sammlung literaturbegeisterter Hörbuchfreunde fehlen sollte.

06. Aug. 2009 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2570 Rezensionen
März 2018: 6 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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