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Unter dunklen Schwingen
Die erste Anthologie von Alisha Bionda aus dem Otherworld Verlag beinhaltet elf Storys, welche die komplette Bandbreite der düsteren Phantastik abdecken: Meinung:Auch in ihrer ersten Anthologie, die im Otherworld-Verlag erschienen ist, vereint die Herausgeberin Alisha Bionda eine Riege talentierter Autoren, die sich wie ein Who-is-who der deutschen Phantastik-Landschaft liest. Den Beginn macht Andreas Gruber, dem die Herausgeberin viel Achtung und Respekt entgegenbringt, zu Recht wie seine Geschichte um den Wahnsinn des Konrad Blokovsky beweist. Hier zeigt der Autor, dass er nicht nur glänzend recherchierte Krimis mit düster-phantastischem Plot zu schreiben versteht, sondern auch unterhaltsame, wie anspruchsvolle Kurzgeschichten beherrscht. Eine echte Allrounderin im phantastischen Genre ist Uschi Zietsch, die in diesem Band eine fast schon klassische Fantasy-Geschichte zum Besten gibt, die ein wenig dunkle Einflüsse schlecht verbergen kann. Die gesellschaftskritischen Untertöne sind dabei unverkennbar. In einer deutschen Übersetzung vom Bestsellerautor Christoph Marzi liegt die Story von Aino Laos vor, die zu den eindringlichsten und unheimlichsten Geschichten dieser Sammlung gehört und als einzige den Titel wörtlich nimmt. Der Plot der Story ist so einfach, wie genial und hinterlässt beim Leser eine wohlige Gänsehaut. Gegen den flotten leichten Erzählstil wirkt Marc Alastor E.-E.s Beitrag fast wie ein Kulturschock. Die Geschichte des Geisterdrache-Chronisten zeugt ein weiteres Mal von der ungebrochenen Schaffenskraft des Autors, der seine Texte nicht nur mit Leben, sondern auch einer dichten Atmosphäre erfüllt, bisweilen auch auf Kosten der Story, deren Sinn sich dem Leser erst zum Ende hin erschließt. Mit knapp 60 Seiten gehört das Abenteuer des kleinen Firm zu den längsten Geschichten der Anthologie und der Leser muss sich auf den altertümlichen Stil des Autors einlassen können. Ebenfalls sehr anspruchsvoll und durch die häufigen Szenen- und Zeitwechsel nicht immer leicht zu verstehen ist Dominik Irtenkaufs Erzählung, die mit viel Herzblut angereichert wurde. Mark Freier hat nicht nur die morbiden, kunstvollen Titel- und Innenillustrationen zu diesem Projekt beigesteuert, sondern auch eine nicht minder düstere Geschichte verfasst, die das literarische Verständnis und Talent des Grafikers vollendet dokumentiert. Erzählerisch sehr dicht, fast sperrig, ist die kurzweilige Story von Christoph Hardebusch, die man als Leser in Ruhe auf sich einwirken lassen sollte. Gegen die sehr anspruchsvollen Werke der oben genannten Geschichten, verblasst Barbara Büchners Blutgräfin ein wenig, die mit Abstand die umfangreichste Erzählung des Bandes darstellt. Stil und Handlungsablauf besitzen die Intensität eines Heftromans und dienen der leichten Unterhaltung, ohne den Leser wirklich zu erreichen. Im direkten Vergleich mit den anderen Geschichten bildet diese beinahe einen Affront, sorgt aber zugegebenermaßen für Abwechslung. Arcana Moon schrieb wieder eine wortgewaltige phantastische Erzählung mit Anspruch, während das einzige Autorenpaar der Riege, Tanya Carpenter und Mark Staats, eine melancholische Geschichte um Liebe und Verrat verfassten, die den Leser tief berührt und mit der Hauptfigur Ruthven mitfühlen lässt. Den krönenden Abschluss bildet Alisha Bionda selbst, die mit Ischariots Kuss eine Geschichte biblischen Ausmaßes schrieb und vor allem durch einfühlsame Charakterisierung glänzt. Unter dunklen Schwingen ist eine sorgfältig bearbeitete Anthologie mit ausgesuchten Autoren, in die die Herausgeberin viel Herzblut hat einfließen lassen. Lediglich die Geschichte von Barbara Büchner wirkt in Stil und Ausarbeitung aus dem Zusammenhang gerissen. Abwechslung gerne, aber dieser Bruch kann beim Leser schon für Verwirrung und Enttäuschung sorgen. Insgesamt betrachtet ist aber auch diese Sammlung düster-phantastischer Kurzgeschichten eine Bereicherung der deutschsprachigen Anthologie-Landschaft und ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass diese Literaturform eine Menge Potenzial zu bieten hat.Aufmachung:Wundervolle, düstere Grafiken Von Mark Freier, Szenentrenner in Form einer kleinen Fledermaus und ein angenehmer Satzspiegel verraten die Liebe zum Detail, die dieser Anthologie zu Grunde liegt. Umso ärgerlicher, dass bei einigen Geschichten der Zeilenumbruch scheinbar nicht funktioniert hat und die Storys mit einem einzigen Satz auf der nächsten Seite enden.Fazit:Eindrucksvoll und schön gestaltete Anthologie, die der beste Beweis dafür ist, dass sich Begriffe wie Anspruch und düstere Phantastik gegenseitig nicht ausschließen. Kein Buch für Zwischendurch, sondern ein Werk für Genießer. 27. Sep. 2009 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. Weitere Rezensionen
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