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Professor Zamorra 32: Die Schattenfresser

PROFESSOR ZAMORRA 32: DIE SCHATTENFRESSER

Christian Montillon & Oliver Fröhlich
Buch / Mystery

Zaubermond- Verlag
Professor Zamorra 32
Hardcover, 252 Seiten

Es lohnt sich, den neuen Professor Zamorra Hardcover mit dem Nachwort der beiden Autoren zu beginnen. Hier berichtet zu erst der Newcomer Oliver Fröhlich - bislang wenige Heftromanveröffentlichungen- von seinen Erfahrungen bei der Schreibwerkstatt und der direkten Ansprache durch Christian Montillon hinsichtlich einer Zusammenarbeit bei einem Professor Zamorra Hardcover. Christian Montillon hatte nur den ersten und letzten Satz des Buches im Kopf. Christian Montillon ergänzt das beschriebene literarische Experiment - hierfür eignen sich die Hardcover aus dem Zaubermond- Verlag sehr gut, die Idee wird aber nur in der vorliegenden „Professor Zamorra“ Reihe derartig umfangreich und teilweise sehr erfolgreich umgesetzt - mit einigen begleitenden Bemerkungen.

Die Geschichte spielt auf verschiedenen Ebenen und jedes Kapitel wird mit einer Zeile aus einem Kinderlied. Der Auftakt, in welchem ein junges Mädchen seine Mutter über den Tod des Großvaters ausfragt und erzählt, das dieser ihm seinen Schatten vermacht hat, ist stimmungsvoll und atmosphärisch mit einfachen erzählerischen Mitteln sehr gut gestaltet.

Danach wird Professor Zamorra nach Hof im Oberfränkischen berufen, wo der Großteil der Geschichte spielt. Oliver Fröhlich nimmt sich über den Roman verteilt sehr viel Zeit, das Flair der Stadt in der malerischen Gegend mit seiner vielfältigen Geschichte zu beschreiben. Neben dem Professor Zamorra erhält so der Leser unauffällig, aber vielschichtig beschrieben eine Art kulturelle Geschichtsstunde. In Hof wird der Parapsychologe benötigt, weil sich die unerklärlichen Phänomene häufen. So verwandelt sich die Braut auf einer normalen Hochzeit plötzlich in eine blutrünstige Bestie - das Titelbild von Sandobal gibt einen stimmungsvollen Eindruck dieser potentiellen „Werwolf“ artigen Verwandlung - und verletzt ihren Bräutigam schwer. Beim Betrachten des Video fällt Zamorra auf, das die Braut keinen Schatten wirft. Bei einem Fußballspiel greift der Schiedsrichter den Mitspieler tätlich an, der ihm einen Ball an den Kopf geschossen hat.

Im Gegensatz zu einer Reihe von klassischen Horrorromanen bleibt der Leser nicht auf Augenhöhe der ermittelnden Polizei bzw. Professor Zamorra. Durch die zweite Handlungsebene, in welcher Sarah sich mit ihrem zusätzlichen vom Großvater geschenkten Schatten auseinandersetzen muss, und teilweise einer dritten Vergangenheitsebene, in welcher dank der Ermittlungsarbeit mögliche Zusammenhänge aufgelöst werden, ist der Leser insbesondere Professor Zamorra immer zumindest einen Schritt voraus. Diese Vorgehensweise erhöht in einigen wichtigen Passagen die Spannung, erzeugt etwas Bedrohliches und teilweise eine intensiv dunkle Atmosphäre, stört aber an anderen, eher ruhigeren Stellen den Handlungsfluss, da der Leser die Zusammenhänge schon ahnt oder weiß und hier auf etwas Überraschendes oder Neues nicht selten vergeblich wartet.

Hinsichtlich der Geschichte der „Schattenfresser“ hätten sich die beiden Autoren aber etwas mehr und vor allem etwas Originelleres einfallen lassen sollen. Wieder ist es ein Fluch aus der Vergangenheit, der von einer herrischen Frau gegen die Bewohner Hofs ausgesprochen wird, weil diese ihrer Tyrannei mittels eines Weißmagiers ein Ende setzen wollten. Natürlich deuten diese plötzliches Ausbrüche von Aggression auf eine Wiedergeburt der Hexe hin.

Auch wenn die in der Vergangenheit spielende Handlung solide bis teilweise aufgrund der zahlreichen interessanten Details gut und stimmig geschrieben worden ist, ist die Enttäuschung nach der soliden Prämisse spürbar. Insbesondere die Idee der Schattenfresser und ihren Einfluss auf die Menschen hätte eine bessere Behandlung verdient. Hier sei nur auf den Klassiker des Genres „Peter Schemihls wundersame Geschichte“ hingewiesen. Ein Fluch jeglicher Colour ist immer ein gutes Mittel, übernatürliche Phänomene zu erklären. Hinsichtlich der Kooperation zeigt sich, dass Oliver Fröhlich sich noch als Autor deutlich plottechnisch deutlich weiter entwickeln muss und Christian Montillon vielleicht nicht immer ganz mit seinen Gedanken bei diesem Roman gewesen ist.

Auch die Idee, die Erzählebene teilweise innerhalb der Kapitel zu wechseln, verwirrt auf den ersten Blick, entpuppt sich aber im Verlaufe des stringenten und insbesondere im Mittelabschnitt etwas sehr gedehnt wirkenden Plots als hilfreich. Der allwissende Ich- Erzähler mit den Auszügen aus den Memoiren vermittelt dem Leser den schon angesprochenen Wissensvorsprung, während der Wechsel später in die neutrale Position der dritten Erzählperspektive mehr für einen kontinuierlichen Fortgang der Handlung zuständig ist. Dabei bieten die Augenzeugenaufzeichnungen des allwissenden Dythmar aber teilweise zu viele Informationen an und wirken trotz eines übertriebenen antiquierten Sprachstils hinsichtlich der dürren Berichtslage eher verzweifelt verschleiernd als wirklich Plot begleitend. Insbesondere die Intimität der Ich- Erzählerperspektive wird viel zu selten effektiv genutzt.

Die Zeichnung der Protagonisten ist teilweise sehr ambivalent. Insbesondere Zamorra ohne Nicole - sie wird in einem eher überflüssig als wirklich effektiv platzierten Satz abgehandelt - ähnelt zu sehr dem Zamorra mit Nicole. Man hätte den Professor schroffer, unnahbarer, vielleicht sogar etwas fehlerhafter beschreiben können, seine Ermittlungen nicht so geradlinig und stellenweise viel zu einfach zu gestalten. Die Nebenfiguren sind teilweise mit viel Liebe zum Detail, dann wieder klischeehaft simpel gezeichnet worden. Wahrscheinlich hat Oliver Fröhlich sich insbesondere neben der liebevoll detaillierten Beschreibung Hofs, der touristischen Attraktionen und der Landschaft um die örtlichen Nebenfiguren gekümmert.

Das Frustrierende am vorliegenden Roman ist in erster Linie die Tatsache, dass die Autoren aus dem Plot - alleine die Idee, dass der Großvater seiner Enkelin seinen Schatten schenkt, ist großartig, wird aber immer weniger inspiriert mit fortlaufender Handlung eingesetzt - mehr als diese solide, unterhaltsam geschriebene, aber teilweise unheimlich antiquiert wirkende Geschichte hätten zaubern können, wenn nicht sogar müssen.

26. Dez. 2009 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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