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Carl Grunert (1865-1918). Der Pionier der deutschen Kurzgeschichten Science Fiction.

CARL GRUNERT (1865-1918). DER PIONIER DER DEUTSCHEN KURZGESCHICHTEN SCIENCE FICTION.

Buch / Science-Fiction

Detlef Münch

Carl Grunert (1865-1918). Der Pionier der deutschen Kurzgeschichten Science Fiction.

Bibliographie und Rezension seiner Werke nebst der Luftschiffernovellen seinen Epigonen Hermann Dreßler, einer Analyse der Sekundärliteratur & der Wiederveröffentlichung seiner letzten Novelle Der Ätherseelenmensch

Dortmund: synergen Verlag (Postfach 500163, D-44201 Dortmund) 2. vollständig überarbeitete und stark erweiterte Auflage November 2006 116 S. € 24,80
(Beiträge zur Bibliographie und Rezension der deutschen Science Fiction 4)

Eine Luftreise in die Eisregionen. Erzählung von Oskar Hoffmann. Nach 100 Jahren neu mit den Originalillustrationen, Vorwort, Biographie und Bibliographie herausgegeben von Detlef Münch
Dortmund: synergen Verlag 2006 63 S. € 24,80
(Beiträge zur Bibliographie und Rezension der deutschen Science Fiction 6)

Die Auflage dieser Schriften ist aufgrund des hohen Preises und des anzunehmenden sehr beschränkten Leserinteresses wohl nur sehr gering, aber der Grunert-Band befindet sich bereits in zweiter Auflage. Man findet darin ausführliche Beschreibungen aller Kurzgeschichten Grunerts, die inzwischen ja in verschiedenen Bänden von Dieter von Reeken neu herausgegeben wurden (siehe dazu vor allem Quarber Merkur 103/104), eine Bibliographie der SF-Erzählungen, aber auch der Gedicht- und Dramenbände, eine biographische Skizze, eine Bewertung der Sekundärliteratur zu Grunert, der bereits in Julius Popps rarem Buch über Jules Verne (1909) wohlwollend erwähnt wurde, aber auch in einer kurzen Abhandlung in dem österreichischen Jugend-Jahrbuch Frohes Schaffen 1927 (A. Maluschka, „Technik, Dichtung und Utopie“ ). Der Band enthält auch ein Gedicht vom „Letzten Menschen“ und die letzte bekannt gewordene Geschichte Grunerts „Der Ätherseelenmensch“, die Münch für die beste des Autors hält. Sie dürfte von Camille Flammarion, G. Th. Fechner und auch H.G. Wells (die Schilderung fremder Welten, die ebenso wie der der Ätherseelenmensch selbst, der durch geistige Kräfte allein imstande ist, die Gravitation aufzuheben, eine evolutionäre Fortentwicklung sein kann) beeinflusst sein. Die Erzählung ist so schwärmerisch-sentimental wie die Prosa von Camille Flammarion und viele von Grunerts Geschichten. Es gibt ein farbiges Umschlagbild, das einem Buch des Astronomen Meyer entnommen ist (der ebenso im Zusammenhang mit Grunert diskutiert wird wie Hermann Dreßler), als farbiges Rückenbild das schön altmodische Umschlagbild von Claus Bergen zu Feinde im Weltall? und die Illustrationen von Ernst Stern zum Marsspion, die Grunert selbst als „Karikaturen“ abtat, die aber in ihrer Stilisierung recht reizvoll sind.

Münch zählt Oskar Hoffmann mit Kurd Lasswitz, Carl Grunert, Robert Heymann, Robert Kraft und „John Merriman“ zu den bedeutendsten deutschen SF-Autoren vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Nun sind diese Autoren in der Tat von Sammlern sehr gesucht, aber bis auf Lasswitz sind es höchst triviale, zum Teil sogar unlesbare Schriftsteller, auch Oskar Hoffmann, der neun SF-Romane schrieb, davon einen, Ypsilons gefrorene Elektrizität (1911) unter dem Pseudonym Fred Hamilton. Der Roman Die Entdeckung des Südpols (Erscheinungsdatum unbekannt) könnte ein weiterer unbekannter utopischer Roman sein (dieser Gedanke kommt Münch nicht, obwohl die abgedruckte Erzählung etwas Ähnliches mit dem Nordpol tut, auch wenn der Pol in ihr nicht wirklich erreicht wird). Er schrieb auch eine Anzahl populärer Sachbücher in allen möglichen Sachgebieten, hauptsächlich zu naturwissenschaftlichen und historischen Themen, aber auch Ratgeber. Es dürfte aber auch einen anderen Hoffmann gegeben haben, der z.B. Toccata und Fuge d-Moll für zwei Klaviere zu zwei Händen schrieb – und möglicherweise auch andere Bücher aus der Liste.
„Eine Luftreise in die Eisregionen“ erschien 1909 in Band 3-5 des 1 Jahrganges der Bibliothek für alle und ist die Geschichte eines Erfinders namens John Reilly, der einen ungemein leichten Akkumulator erfunden hat und sich dann an die Konstruktion eines lenkbaren Luftschiffes macht: „Im Prinzip beruhte diese Kraftaufspeicherungsmaschine darauf, dass durch elektrolytische Zersetzung von Wasser der hierbei freiwerdende Sauerstoff und Wasserstoff, in dem Akkumulator getrennt, in komprimierter Form aufgespeichert wurde. Durch die Wiedervereinigung beider hochgespannter Gase mittels einer sehr sinnreichen mechanischen Vorrichtung konnte eine sich auf etwa 50 Pferdestärke bemessende Kraft erzielt werden. Man sah es nach Fertigstellung dem kleinen, kaum einen Meter langen und eineinhalben Meter breiten zylindrischen Akkumulator nicht an, dass er ein Kraftreservoir war, mit dessen Hilfe man monatelang eine Maschine in Betrieb halten konnte.“ (S. 15)
Also purer wissenschaftlicher Humbug, denn die Wasserstoffverbrennung ergibt keine so großen Energiemengen. Die Antriebsschraube arbeitet anscheinend so wie bei einem Hubschrauber, die Kraft ist so groß, das sie „ein Totalgewicht von nahezu vierzig Zentnern in beliebige Höhe mit Leichtigkeit zu heben vermochte.“ (S. 17) Das Luftschiff steigt problemlos auf viertausend Meter, aber es hapert mit der Steuerung, und der Erfinder und sein Begleiter haben auch Schwierigkeiten, ihre Lage zu bestimmen. So wird aus der geplanten Spazierfahrt nach Dublin, bei der sie sich zum Glück auf Monate mit Vorräten versehen haben, eine Irrfahrt hoch in Norden ins Eismeer, teilweise auf einer Eisscholle, bei der sie wochenlang unterwegs sind. Mal sind sie hoch oben, dann landen sie im Wasser, ein Baumstamm verfängt sich in der Schraube, und sie erleben Abenteuer mit „Ungeheuern“ wie einem Riesenwal oder einem Eisbären. Die zweite wichtige Erfindung Reillys ist eine „elektrische Angel“, die sich sowohl zum Fischfang eignet wie auch als eine Art Elektroschocker wirkt, mit dem sich selbst durch ihr Fell gut isolierte Eisbären töten lassen. Sie kollidieren auch mit einem Eisberg und richten sich auf ihm ein, bis sie von einem Schiff gerettet werden. Von einer zweiten Fahrt, bei der sie den Nordpol erreichen wollten, sind Reilly und Eliot nicht mehr zurückgekommen. Die Geschichte ist in ihren Erfindungen und dem ganzen Erzählduktus naiv und herzlich langweilig.

06. Jan. 2007 - Dr. Franz Rottensteiner

Der Rezensent

Dr. Franz Rottensteiner
Österreich

Total: 59 Rezensionen
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Franz Rottensteiner
wurde am 18.01.1942 in Waidmannsfeld/Niederösterreich geboren.

Studium der Publizistik, Anglistik und Geschichte an der Universität Wien,

1968 Dr. phil.

Rund 15 Jahre Bibliothekar an einem Forschungsinstitut, daneben Tätigkeit für verschiedene Verlage, unter ander...

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