Collector
Mit Collector wendet sich Markus Heitz, der sich als Autor bislang in der Fantasy (Ulldart-, Zwergen- und Die Mächte des Feuers-Zyklen sowie Einzelromane, Piper) und im Horror (Die Bestie- und Kinder des Judas-Zyklen, ebenfalls Piper) bewegte, der Science Fiction zu.
Collector spielt etwa eintausend Jahre in der Zukunft. Es existieren weiterhin Einzelstaaten, die sich an heutige Staatenbünde anlehnen (beispielsweise die FEC, die Feudal European Coalition, die sich aus Deutschland, Polen, Russland und England zusammensetzt), und internationale Konzerne, die in ihren Kontinenten beheimatet sind (so z. B. die Bangash Industries in Asien). Die (Waffen-) Technik hat sich nicht über Panzer und Jets hinaus entwickelt. Das ist sehr verblüffend, wenn man dem die reale technische, politische und gesellschaftliche Entwicklung der letzten eintausend Jahre gegenüberstellt. Den Weg zu den Sternen hat die Menschheit nur durch überlichtschnelle Antriebe gefunden, die praktischerweise in abgestürzten Raumschiffwracks auf der Erde entdeckt wurden. Diese Gelegenheit nutzten auch die Christlichen Kirchen zur Missionsarbeit im Weltraum ...
Eine Reihe von den Menschen besiedelten Planeten wurden von Collectors, einer überlegenen außerirdischen Spezies, in ihre Obhut genommen und abgeriegelt.
Kris Schmidt-Keen ist so genannter Kutscher auf der Erde, Fahrer eines Antigravtransporters, der einen besonderen Raumschiffantrieb von seinem Fundort wegschaffen soll. Der Konvoi wird angegriffen, der Antrieb gestohlen und Kris entführt. Er findet sich in den Händen von Bangash Industries wieder, die den Antrieb in die CORTÉS einbaut, die erstmals die Blockade der Collectors um einen besetzten Planeten brechen soll. Als ehemaliger Raumschiffpilot wird Kris in den Dienst der Bangash Industries gezwungen und zum Besatzungsmitglied der CORTÉS gemacht.
Während sich die Erde (besser: die VHR, die Vereinten Humanen Raumfahrtnationen) auf einen Angriff auf die Collectors vorbereitet, kristallisiert sich heraus, dass Kris eine Schlüsselfigur in dem Konflikt ist.
Die Inbesitz- und Inbetriebnahme außerirdischer Technologie ist ein Standardmotiv der Science Fiction, insbesondere der Space Opera. Eine große deutsche SF-Heftromanserie beruht bekanntlich darauf. In genialer Art und Weise bediente sich der US-amerikanische Autor Frederik Pohl in seiner Gateway-Trilogie (zuletzt als Heyne SFTB 87905, 2004) des Themas: Gateway ist ein Asteroid, in dem eine Reihe von außerirdischen Raumschiffen gefunden werden. Die Menschen verstehen weder ihre Funktionsweise noch können sie erahnen, an welche Ziele die Fahrzeuge sie bringen ... In Collector fordern die Erbauer des Antriebes der CORTÉS immerhin seine Rückgabe.
Die Frage, welche Ziele die Collectors mit der Obhut verfolgen, bietet dagegen erheblich mehr Potenzial. Einige Kapitel des Romans sind auf einem von den Collectors besetzten Planeten angesiedelt. Doch der Autor verschenkt die Optionen, die ihm geboten werden (vielleicht, weil er sie selbst hätte herausarbeiten müssen ...?!) und greift auf den Grund der Klischeekiste des Genres zurück. Das gilt auch für den Sieg über die Collectors, der nicht von den Menschen erfochten wird.
Der Autor bedient sich zudem in anderer Hinsicht im Ideenfundus der Science Fiction: Collector bietet auch Geist- und Mischwesen (kybernetisierte Menschen und Chimären), Transmittertechnik (deren Ursprung nicht erklärt und die auch nicht eingesetzt wird) usw. und endet in einer Raumschlacht.
Im Nachwort offenbart Markus Heitz, dass Collector auf dem (vergessenen und unbekannten) Rollenspiel Justifiers beruht (die Justifiers sind die Soldaten der Konzerne, die in Collector zwar eine Reihe von Kämpfen ausführen müssen, aber keine tragende Rolle spielen). Als seine Vorbilder nennt der Autor außerdem diverse Serien-SF. Das Justifiers-Universum wurde von Markus Heitz ausgeweitet; Collector ist der erste Roman, der darin angesiedelt wurde. Weitere sollen folgen, wohl nicht nur von Markus Heitz.
Das erklärt die auffällige Uneigenständigkeit des Romans zwar teilweise, ändert aber nichts daran, dass Collector ein belangloser und unbedeutender Beitrag des Autors zur SF ist. (armö)
28. Jun. 2010 - Armin Möhle
Der Rezensent
Armin Möhle

Website: http://www.armin-moehle.de
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Armin Möhle, Jahrgang 1964, tätig im öffentlichen Dienst, ist nicht nur Herausgeber des FANZINE-KURIER (www.fanzine-kurier.de), der Besprechungen über Fanzines, Magazinen und Büchern aus Kleinverlagen enthält, sondern auch Autor von Rezensionen, Artikel und Kurzgeschichten für bundesdeutsche Fanzines und andere Publikationen.
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