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Es kann nur eine geben
Seit vier Generationen wird keiner der LaValle-Männer älter als genau einunddreißig Jahre sechsundvierzig Wochen vier Tage sechs Stunden drei Minuten und fünf Sekunden.
Zufall? Pech? Nein, auf der Familie lastet ein Fluch!
Und das Schicksal ist dabei keineswegs wählerisch. Das harmloseste Utensil wird im Nu zur mörderischen Waffe. Alle Vorsicht zwecklos. Derek LaValle ist bestrebt, diesen Kreislauf zu durchbrechen, denn in rund einer Woche könnte es ihn zusammen mit seinem Zwillingsbruder Quincy treffen.
Er ist auf Hilfe angewiesen. Doch Quincy ganz Mathematik-Professor, hat mit übersinnlichen Phänomenen so gar nichts am Hut.
Derek muss den Kelch der ewigen Jugend und dessen Hüterin finden und zwar schnell, denn die Zeit drängt!
Justine Bennett, seit zwei Jahrhunderten an ihren Eid und Desdemonas Versuchung, einst ein mit Juwelen besetzter Kelch, heute eine moderne Espressomaschine, gebunden, ist ihren Job und die damit verbundenen Entbehrungen und Isolation leid. Die Abhandlung über die Schutzherrschaft gibt strenge Regeln vor, die weder Freunde, noch sonstige emotionale oder intime Ablenkungen erlauben. Ihr Leben ist der Inbegriff von Langeweile.
Theresa Nichols, ein keinesfalls harmlos wirkender geflügelter Drache mit leuchtenden blauen Schuppen, Wimperntusche und rotem Lippenstift, zeigt wenig Anteilnahme, trauert sie doch seit ebenso langer Zeit ihrer menschlichen Gestalt hinterher. Sie ist Mitbewohnerin und Freundin zugleich.
Da Rechnungen bezahlt werden wollen, ist Justine für ein bekanntes Filmstudio als freiberufliche Animationsdesignerin tätig.
Die Übereinstimmung einer Skizze im Tagebuch seines Vorfahren Carl LaValle mit der Optik von Puff dem Zauberdrachen, einem Remake eben jenes Studios, führt Derek auf die richtige Spur. Ein Drache mit Ohrringen, einem rubinroten Ring an der linken Kralle und einem ungewöhnlichen Symbol-Tattoo im Nacken ist doch recht auffallend.
Er muss der Sache unbedingt auf den Grund gehen!
Doch vor ihm erhalten Justine und Theresa anderweitigen Besuch von einem Surfertypen, der behauptet, vom VICS BREZELN Lieferservice zu sein. Wie auch immer er am übersinnlich begabten Portier Xavier vorbeikam, er hat es auf Mona abgesehen und fuchtelt alsbald mit einer Waffe herum. Ihn umgibt eine merkwürdige, goldene Aura, die sich die beiden Damen nicht erklären können. Eines steht allerdings fest: Monas Sicherheit hat absolute Priorität. Es gehört zu Justines Pflichten, Gefahren aus dem Weg zu gehen. Ein weiterer leidiger Ortswechsel steht wohl unvermeidbar bevor.
Als es Derek gelingt, Justine dank List und Tücke gegenüberzutreten, fühlen sich beide unübersehbar zueinander hingezogen. Keiner kann sich vorstellen, den anderen mir nichts dir nichts umzubringen.
Ein gemeinsames Abendessen zwecks Informationsaustauschs ist der Beginn eines turbulenten Tête-à-Têtes.
Justines verstorbene und im Fegefeuer verweilende Mutter Iris und selbst Satan, Herrscher der Unterwelt und bester Liebhaber des Jenseits, warnen vor drohender Gefahr, die von Derek ausgeht. Würde er doch bloß nicht so attraktiv und wohlriechend ihre Sinne vernebeln. Jahrhunderte der Enthaltsamkeit rächen sich. Justine erliegt dem Tanz aus Leidenschaft und wildem Verlangen. Und auch Derek kann sich der ungeheuren Anziehungskraft nicht erwehren.
Nun ist guter Rat teuer! Wie kann der Fluch, der auf den männlichen Nachkommen der LaValles lastet, gebrochen werden, ohne Mona zu stehlen und die Hüterin zu köpfen?
Gibt es eine Möglichkeit für Justine, den Reglements der Abhandlung und des Rates durch ein Schlupfloch zu entkommen?
Als sich Becca Gibbs, Dereks rechte Hand und stellvertretende Geschäftsführerin von VICS BREZELN, überraschend als Rivka, eine persönliche Dienerin Satans, entpuppt und Portier Xavier mittels Suggestion Derek dazu zwingt, Justine zu töten, spitzt sich die Lage dramatisch zu
Stephanie Rowe, die seit frühester Kindheit Gefallen an Vampiren, Werwölfen und Hexen findet, präsentiert mit ES KANN NUR EINE GEBEN den Auftakt zu einer humorvollen Serie, die Realität und magische Welt miteinander verbindet.
In vierundzwanzig herrlich abgedrehten Kapiteln in dritter Person Singular überzeugt die Autorin ihre Leserschaft mit einer amüsanten Ausgangsstory und skurrilen Ideen im Fortgang der Geschichte.
Die Perspektive wechselt zwischen mehreren Charakteren. Dies bietet zusätzliche Abwechslung und ermöglicht einen umfassenden Eindruck der Gesamtsituation.
Die Figuren sind nicht zwangsweise, was sie vorgeben zu sein. So erlebt der Leser die eine oder andere Überraschung und die Handlung erhält willkommene Wendungen.
Justine, seit zweihundert Jahren kampferprobt, beweist Mut und Stärke. Auf ihre schlagfertige und vor allem pragmatische Art steht sie für Innovation und Improvisation.
Derek ist als Gründer von VICS BREZELN ein Mogul mit hohem Einkommen und noch dazu adrettem Äußeren. Er ist verführerisch, aber unaufdringlich.
Sein Bruder Quincy ist der zerstreute Mathematik-Professor schlechthin. Er hat einen Riesenspaß an Decodierungen, mit Dereks Thesen über Magie kann er hingegen überhaupt nichts anfangen. Seiner ungeheuren Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht ist er sich nicht im Mindesten bewusst.
Satan, als Urheber des Fluchs, ist einerseits ein Macho, wie er im Buche steht, bejammert allerdings andererseits genauso gern sein angekratztes Ego. Wie ein liebeskranker Teenager umwirbt er Justines verstorbene Mutter. Er erscheint immer mal wieder auf der Bildfläche doch kann man ihn als Bedrohung wirklich ernst nehmen?
Die Vielfalt der Akteure zeigt sich erneut in einer harmlos wirkenden, zerstreuten alten Dame, die als Manasa den männlichen Star des Romans über den Tisch ziehen will, einer Rivka, die mit Feuerbällen um sich wirft, und so genannte Penhas, halb nackte Wesen aus der Parallelwelt.
Ein wahres Highlight des Romans ist zweifelsfrei Theresa Nichols, die zweihundertzweiunddreißig Jahre alte Drachendame, die einst eine reiche Schönheit war. Mit ihrer burschikosen, sehr direkten und unverblümten Art bringt sie mehr als einmal deutlich zur Geltung, woran es ihr in ihrer leidigen Statur seit wahnsinnig langer Zeit am meisten mangelt
Sie kompensiert dies mit Brezeln und Cybersex.
Womit wir auch schon beim Thema Erotik wären. Die Autorin lässt es gewaltig knistern. Und sei es auch nur, indem den Gedanken und Sehnsüchten rund um das Thema freien Lauf gelassen werden.
ES KANN NUR EINE GEBEN erscheint als praktisches Taschenbuch mit Innenklappen. Das Cover passt (fast) perfekt zum Inhalt des Romans. Lediglich die Farbe des Drachen müsste von Grün auf Blau angepasst werden. Ein niedlicher Miniaturdrache in Schwarz-Weiß-Druck kündigt zudem jedes Kapitel an. Der Leser erhält insgesamt gute Qualität zum gängigen Marktpreis.
FazitIn einer bunten Mischung aus Humor, Leidenschaft und Magie liefert Stephanie Rowe im flüssigen Schreibstil lebhafte Figuren in bizarren Situationen für fröhlich-frechen Lesespaß.
25. Aug. 2010 - Patricia Merkel
Der Rezensent
Patricia Merkel

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An einem sonnigen Tag im April erblickte ich in der Löwenstadt Braunschweig das Licht der Welt, wo ich auch heute noch, nach dem Abitur, einer Ausbildung zur Datenverarbeitungskauffrau und anschließendem, wirtschaftswissenschaftlichen Studium mit finaler Diplomarbeit im betriebswirtschaftlichen Bereich, mein Unwesen treibe.[Weiterlesen...]
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