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Sühneopfer
Das Leben des erfolgreichen Anwalts Peter Shepard hat sich nach einem Schlaganfall verändert. An sein früheres Leben erinnert er sich nur bruchstückhaft. Bis er am Telefon miterleben muss wie ein brutaler Killer seine Frau tötet und seine beiden kleinen Töchter der brütenden Wüstenhitze aussetzt. Langsam beginnt sich Peter Shepard zu erinnern. An seine Kindheit, und an seine Jugend, die er in einer Jugendvollzugsanstalt verbracht hat, die von einem wahnsinnigen Reverend geleitet wurde. Das Leben dort war die Hölle und nur durch Freundschaft und Zusammenhalt zu ertragen. Einst schlossen Peter und fünf Leidensgenossen einen Pakt, der auch Jahre später noch seine Gültigkeit hat, wie der Anwalt auf schmerzhafte Art und Weise feststellen muss. Denn er kennt den Mörder, und ihm bleibt nichts anderes übrig als das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen ... Meinung:Nach seinen ersten beiden Romanen, die von der christlichen Mythologie handelten, legt der französische Bestsellerautor Patrick Graham mit „Sühneopfer“ einen ungewöhnlichen Thriller vor, dessen Lektüre starke Nerven erfordert. In Sachen Horror-Filmen haben die Franzosen bereits bewiesen, dass sie nicht zartbesaitet sind, und auch ihre Bücher haben es in sich. Was als kaltblütiger Psychothriller beginnt, wird im Laufe der Handlung zur intensiven Charakterstudie, und schließlich zum blutigen Jugenddrama. Bereits auf den ersten Seiten entwickelt der Roman einen wirklich beispielhaften Sog, und die Szene in der Paul Shepard mit seiner Frau telefoniert und ihr Leiden akustisch miterleben muss, geht wahrlich unter die Haut. Leider ist der Klappentext reichlich missglückt. Zum einen nimmt er etwas Wichtiges vorweg und zum anderen ist er auch reichlich nichtssagend. Gerade das Leben in der Zuchtanstalt ist ein wesentlicher Bestandteil des Romans. Erzählt werden alternierend Shepards Erlebnisse in der Gegenwart, mitsamt der Jagd auf den Mörder seiner Frau, und die Geschehnisse in der Vergangenheit. Die Figurenbeschreibung ist solide, wenngleich eigentlich nur Shepards Charakter wirklich tiefer beleuchtet wird. Bei dem plumpen, gutmütigen Ezzie greift der Autor schon mal tief in die Klischee-Schublade, dies allerdings sehr gekonnt. Mit überraschenden Wendungen geizt die Geschichte ebenfalls nicht. Allerdings wird die Jagd auf den Killer zu schnell beendet, wodurch die Handlungslinie in der Gegenwart den Großteil ihres Reizes einbüßt. Bei den Ereignissen in der Vergangenheit steigert sich die Spannung dagegen stetig, bis hin zu einem wirklich brutalen Finale, das jedem Horror-Film zur Ehre gereicht. Einziger Störfaktor ist eigentlich nur das äußerst abgeklärte Verhalten des vierzehnjährigen Paul Shepard, der teilweise wie ein alter Profi agiert. Die Auflösung des Plots in der Gegenwart wirkt außerdem reichlich konstruiert. Zu viele Zufälle und Unwägbarkeiten machen die Vergangenheitsbewältigung der Protagonisten einfach zu unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz ist das Buch äußerst spannend und flott geschrieben. Ein regelrechter Pageturner, denn trotz der offensichtlichen Schwächen will man einfach wissen ob und wie das Schreckensregime des Reverends zum Einsturz gebracht wird.Aufmachung:Die Verarbeitungsqualität des Taschenbuchs ist erstklassig. Ein toller Satzspiegel und hochwertiges Papier gestalten das Lesen sehr angenehm. Das Lektorat hat leider nicht immer aufgepasst, so dass es bei Namensnennungen schon mal zu Verwechslungen kommt. Das Covermotiv entspricht dem typischen, deutschen Buchmarkt-Standard: Vollkommen nichtssagend, versucht aber trotzdem künstlerischen Anspruch zu erheben. Bloß nicht zu plakativ.Fazit:Komplexer Roman, der irgendwo zwischen Jugenddrama und Psychothriller angesiedelt ist. Unheimlich spannend und packend erzählt, obwohl der Plot reichlich konstruiert und unglaubwürdig ist. Empfehlenswert ist das Buch vor allem wegen der brutalen Handlung um die Zuchtanstalt und „Die verlorenen Jungs“. 05. Feb. 2012 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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