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Kannibalen
Es ist angerichtet! Meinung:Menschenfleisch, sittlich und moralisch tabu, heißt es im Untertitel zur weltweit ersten Anthologie zum Thema Kannibalismus. Eine deutliche Warnung unten auf dem Cover warnt zartbesaitete Gemüter vor allzu sorgloser Lektüre. Dass das Kleingedruckte mehr als nur ein Gag ist, merkt man schnell, wenn man die ersten Geschichten goutiert hat. Einige Storys sind zwar nicht neu und wurden bereits in anderen allgemeinen Anthologien veröffentlicht (vor allem E.T.A. Hoffmanns „Cyprians Erzählung“ ist ein gern gesehener Gast in diversen Storysammlungen unheimlicher Literatur, häufig unter dem Titel „Hyänen“), doch die meisten Geschichten liegen als deutsche Erstveröffentlichung vor. Hinzu kommt auch das eine oder andere Aha-Erlebnis. So funktioniert die gut zehnseitige Passage aus Edgar Allan Poes „Arthur Gordon Pym“, in der der Protagonist und seine Gefährten für das eigene Überleben zum Äußersten schreiten müssen auch als Kurzgeschichte prima, ohne dass sich der Leser durch die komplette Novelle arbeiten muss, die bekanntlich nicht mal ein schlüssiges Ende vorzuweisen hat. Lovecraft indes geht in seiner Geschichte „Das Bild im Haus“ sehr subtil vor, während Robert B. Johnson in „Tief unten“, fast eine Art Fortsetzung zu „Pickmans Modell“ geschrieben hat, einer Story, die ebenfalls aus der Feder Lovecrafts stammt. Greg F. Gifune und Tim Curran indes gehen nicht gerade zimperlich zu Werke, nichtsdestotrotz aber mit sehr viel Einfallsreichtum und Kreativität. Als wahre Meister des bestialischen Grauens, dicht an der Grenze zum Ekel, erweisen sich Graham Masterton und Edward Lee. „Das Festmahl in der Abtei“ von „Psycho“-Schöpfer Robert Bloch ist zwar recht vorhersehbar, verfehlt seine Wirkung, dank der schauerlichen Atmosphäre jedoch ebenfalls nicht. Tatsächlich weiß man ja bereits aufgrund des Titels, worauf die einzelnen Plots hinauslaufen. Schaden tut es dem Lesespaß und vor allem dem Gruseleffekt aber keineswegs. Abgerundet wird das wirklich packende Buch durch Zeitungs- und Pressemeldungen, in denen echte Fälle von Kannibalismus geschildert werden. Lesenswert.Aufmachung:Ein schwarzer Umschlag mit Lederoptik, ein blutroter Titelschriftzug, und gekreuztes Besteck als Blickfang auf der Mitte des Buchdeckels bilden die minimalistische aber wirkungsvolle Aufmachung für eine fabelhafte Anthologie. Auf Seite 3 befindet sich außerdem die Abbildung eines Kupferstichs aus dem Jahr 1557, der zum Reisebericht von Hans Staden gehört, einem deutschen Landsknecht, der 1548 nach Brasilien reiste.Gerade in Punkto Schriftgröße, Satzspiegel und Klebebindung hat der Verlag enorme Fortschritte gemacht. Die hochwertige Material- und Verarbeitungsqualität rechtfertigen den relativ hohen Preis. Fazit:Nichts für schwache Mägen. Ein in mehrerer Hinsicht einzigartiges Buch, das in keiner Horrorsammlung fehlen sollte. 25. Feb. 2012 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. H.P. Lovecraft
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