Der Seelenhändler
Die Erstausgabe von „Der Seelenhändler“ erschien 2009 als Hardcover in der editionfredebold (fredbold&partner GmbH), die sich auf die Herausgabe von Büchern (eher unbekannter) deutscher Autorinnen und Autoren spezialisiert hat. Der Knaur Verlag legt den Debütroman des Autors als Taschenbuchausgabe vor.
„Der Seelenhändler“ ist ein historischer Kriminalroman, der gegen Ende des 14. Jahrhunderts in der österreichischen Steiermark spielt. Dort geschehen zwei Verbrechen: Zuerst werden der Köhler Arnulf und seine Familie ermordet, nur sein (Stief-) Sohn überlebt. Später geschieht ein Überfall auf einen Warentransport, die Wachen werden getötet und die drei venezianischen Kaufleute, die damit unterwegs waren, entführt. Wolf von der Klause, ein Freund des Köhlers und des Priors des Klosters Admont, Otto Metschacher, wird von Letzterem mit der Aufklärung der Verbrechen beauftragt, da die weltliche Obrigkeit wohl überlastet ist … Die übrige Vergangenheit des Protagonisten liegt und bleibt im Dunkeln.
Während Wolf von der Klause an die Aufdeckung der Entführung der Venezianer mit Initiative und Überlegung herangeht, gerät die Mordermittlung zunächst in den Hintergrund. Hier kommen Wolf mehrfach Zufälle zu Hilfe, die die Grundlage für die Fortführung dieses Handlungsstranges bilden. Später führt Wolf von der Klause mit seinen Verbündeten einen Angriff gegen den Unterschlupf der Entführer, läuft danach aber in die Falle, die ihm der Mörder des Köhlers und seine Schergen stellen, woraus ein ausführlicher, wechselhafter Endkampf resultiert, in den auch Wolfs Geliebte, die für mittelalterliche Verhältnisse ausgesprochen emanzipierte Katharina von Klingfurth, verwickelt wird.
Vorher hatte sich bereits heraus gestellt, dass beide Verbrechen nicht miteinander zusammenhängen. Das mag Lesererwartungen enttäuschen, durchbricht die Plausibilität der Handlung aber nicht. Das gilt auch für die Enthüllungen der wahren Identitäten der Verbrecher, die nicht durch den Protagonisten erfolgt, sondern durch den Autor, wenn es handlungstechnisch unvermeidlich ist; und für einige Finten, mit denen der Autor den (unerfahrenen) Leser zu täuschen versucht.
Der Handlungsort- und die Handlungszeit des Roman wirken gut recherchiert und authentisch; es ist unverkennbar, dass die Reformation, die Renaissance und die Aufklärung noch bevor stehen. Als Kriminalroman ist „Der Seelenhändler“ dagegen unspektakulär. Wer aber historische Kriminalromane schätzt, wird mit dieser Kombination sicherlich nicht schlecht bedient sein.
Übrigens: Aus welchen Gründen der Roman den Titel „Der Seelenhändler“ trägt, wird nicht deutlich. (armö)
23. Sep. 2012 - Armin Möhle
Der Rezensent
Armin Möhle

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Armin Möhle, Jahrgang 1964, tätig im öffentlichen Dienst, ist nicht nur Herausgeber des FANZINE-KURIER (www.fanzine-kurier.de), der Besprechungen über Fanzines, Magazinen und Büchern aus Kleinverlagen enthält, sondern auch Autor von Rezensionen, Artikel und Kurzgeschichten für bundesdeutsche Fanzines und andere Publikationen.
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