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Das Auge der Hölle

DAS AUGE DER HÖLLE
DAS AUGE DER HÖLLE

Christian Schwarz
Roman / Mystery

Zaubermond

Professor Zamorra: Band 45
Taschenbuch, 200 Seiten

Mar. 2013, 1. Auflage, 14.95 EUR
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Christian Schwarzs „Professor Zamorra“ Roman „Das Auge der Hölle“ besteht ohne Frage aus zahlreichen Insidejokes, die von einer stringenten Handlung solide ergänzt werden. Man braucht kein James „Skyfall“ Bond Fan zu sein oder die Köchin Erna Sinclair anzustellen, um die dämonische Hommage auf Agatha Christies Zehn Negerlein Geschichte mit Querverweisen auf eine alterwürdige Hommage wie „Eine Leiche zum Dessert“ zu verstehen.

Der Prolog mit einer Dämonenorgie eröffnet einen im Grunde mehrere Jahrhunderte umspannenden Zeitrahmen. In der Gegenwart werden Zamorra und Nicole von Professor Landur von Zamorra Blaussec Stiftung angesprochen, ihm bei einem ungewöhnlichen Auftrag zu helfen. Zamorra hat die Stiftung mit 5 Milliarden Euro aus einem Dämonenschatz gegründet. Aus den Zinserträgen sollen Opfer von Dämonenübergriffen zumindest monetär unterstütz werden. Landur berichtet Zamorra und Nicole vom Nator Pinoteau, der sein Vermögen der Stiftung überlassen möchte. Dafür sollen Zamorra und Nicole als potentielle Erben und vermeintliche Familienmitglieder auf ein einsames Schloss eingeschmuggelt werden, wo Pinoteau eine Erbauseinandersetzung durchführen soll, deren Mitglieder aus Dämonen bestehen. Als Zamorra und Nicole ihre Einladungen abholen wollen, werden sie im Büro des Notars von einem Werwolf angegriffen.
Trotzdem finden sie ausreichend Hinweise auf Ort, an dem die Testamentsvollstreckung stattfinden soll. Er befindet sich in der Nähe des Küstenortes Shildaig auf dem düsteren Schloss „Skyfall Manor“, wo Zamorra und Nicole eine bizarre Versammlung von exzentrischen Personen angeführt von einer Nymphomanin erwartet. Weiterhin treibt ein unbestimmbarer Schatten sein Unwesen. Kein Wunder, dass bald die ersten durchaus als Psychopathen zu bezeichnenden Mitglieder der Erbgemeinschaft Lord Langdons tot aufgefunden werden. Christian Schwarz geht bei dem „Zehn Neugerlein“ Spiel mit allerdings nur fünf Erben sehr geschickt vor. Merlins Stern funktioniert anscheinend in diesem abgeschiedenen Ort nicht richtig, so dass sich Zamorra zusammen mit der misstrauischen Nicole eher auf seine Detektivinstinkte verlassen muss.

Währenddessen untersucht in Hamburg Professor Landru die von der Stiftung unterstützte Julie Blumenschein und gerät dabei in Lebensgefahr, als er der Dämonin Podarge begegnet.

Der eigentliche „Star“ der ganzen Geschichte ist aber eher Skyall Manor und dessen unheimliche Geschichte, an deren neben Merlin auch Lucifuge Rofocale beteiligt gewesen ist. Dabei ist weniger der Bau des unheimlichen Schlosses entscheidet, als das Tor, welches es darstellen soll. Geschichtlich interessant und nicht belehrend aufgebaut wird der Leser in der dritten die schon angesprochenen Jahrhunderte umfassenden Handlung nicht nur über die Auswahl des Platzes, den Bau des Schlosses, sondern vor allem über dessen Funktionalität informiert.

Wie schon angesprochen ist die grundlegende Handlung mit einer Mischung aus historischen Fiktionen und ihrem Einfluss auf die Gegenwart spannend angelegt. Der Leser ahnt zwar schon aufgrund des Prologs, was das „Auge der Hölle“ in Wirklichkeit ist und das Professor Zamorra es schließlich wieder „schließen“ kann, aber die einzelnen Zwischenschritte sind von Christiajn Schwarz nicht nur überzeugend erläutert, sondern spannend miteinander verbunden worden.
Hinzu kommt die natürlich aus Agatha Christies Roman bekannte Idee, verschiedene Menschen wie es sich für einen Horrorroman gehört, dreizehn Tage an einem Ort festzuhalten. In diesem Fall ist es auch standesgemäß ein einsam gelegenes Anwesen mit einem entsprechend schlechten Ruf. Butler und Köchin inklusive. Damit dieses Konzept auch überzeugend funktioniert, benötigt man exzentrische und wieder erkennbare Figuren. Durch den Rückgriff auf eine Gruppe von Dämonen, welche anscheinend die Erbschaft als eine Art Zugangsschlüssel zum Auge der Hölle sieht, schlägt Christian Schwarz gleich zwei
Fliegen mit einer Klappe. Auch wenn er nur auf fünf statt den notwendigen Sieben für die Darstellung der Todsünden zurückgreift, sind zumindest Völlerei und Eitelkeit in Form einer übersteigerten Sexualität in Ansätzen zu erkennen. Die Figuren werden soweit es ihren Funktionalitäten entspricht ohne Frage dreidimensional und interessant beschrieben, bevor sie zum Teil nur mäßig überraschend ihr Schicksal ereilt. Reine Spannung kann Christian Schwarz natürlich mit dieser mechanischen „Hinrichtung“ nicht erzeugen, die Frage nach dem Täter ordnet sich der Funktion des Auge der Hölle sehr viel mehr unter. Die ominöse Schatten ist auf der einen Seite notwendigerweise präsent, auf der anderen Seite aber zu unbestimmt, um in eine bestimmte Täterrichtung zu zeigen. So überbrückt diese unterhaltsam vor allem aus verschiedenen Perspektiven geschriebene Teile sehr elegant den Mittelteil, bevor es zum obligatorischen und packend geschriebenen Showdown kommt.
Auf den letzten Seiten führt Christian Schwarz nicht nur die einzelnen Handlungsfäden routiniert und überzeugend zusammen, er fordert Professor Zamorra ohne Merlins Stern sehr gut heraus. Zwar wirkt das Ende des Showdowns ein wenig zu stark konstruiert und angesichts der ausbaufähigen Prämisse zu abrupt abgeschlossen, aber auf den letzten Seiten funktioniert „Das Auge der Hölle“ vor allem als Horrorroman, während er bis dahin als lesenswerte Mischung aus Hommage und gut gemeinter Parodie auf manches Klischees funktioniert hat.
Im Gegensatz zu einigen anderen Zamorra Autoren kann Christian Schwarz auch mit dem Gespann Nicole/ Zamorra sehr viel mehr anfangen. Nicole dient zwar anfänglich als verführerischer Klischee, das zwischen Sex und Kreditkarte mehrmals wählen darf. Im Schloss selbst wacht sie eifersüchtig über ihren Mann, was in der Parallelhandlung zu einigen boshaften Spitzen der Nymphomanin führt. Christian Schwarz verweist zwar noch einmal auf die von Nicole ausgegangene Trennung des im Grunde untrennlichen Gespannes, gibt ihr aber in der zweiten Hälfte des Romans ausreichend zu tun. Wie schon angesprochen kann Zamorra positiv für den ganzen Roman nicht auf die teilweise zu einer „Deus Ex Machina“ umfunktionierten Allzweckwaffe Merlins Stern zurückgreifen, was den Agatha Christie Mittelteil lesenswerter macht. Die beiden wichtigsten Protagonisten wissen wie die Leser, das es im Schloss unheimlich zugeht und das keine der Nebenfiguren angesichts der gigantischen Erbschaft sich unüberlegt aus der ohne Frage über kurz oder lang lebensbedrohlichen Situation in den endlosen Gängen und zahlreichen Räumen entfernen wird. Die Hintergründe der Entwicklung werden ein wenig zu kompakt in den Rückblenden seit Napoleons Kriegen vorgestellt, Zamorra erfährt sie zusammen mit Nicole kompakt beim Entdecken eines natürlich obligatorischen geheimen Raumes.
Stilistisch agiert Christian Schwarz überzeugend. Während seine nicht selten historisch exzellent recherchierten Romane dialogtechnisch ein wenig schwerfällig niedergeschrieben worden sind, spricht ihn diese cineastische Hommage als Schriftsteller sehr viel mehr an. Die Dialoge sind ausgesprochen pointiert und nicht selten kann sich der Autor ein Augenzwinkern gegenüber seinem Publikum nicht verkneifen. Die Beschreibungen sind mit kräftigem Pinsel niedergeschrieben. Sie erlauben der Phantasie des Lesers noch ausreichend Raum. Mit dem „Auge der Hölle“ verfügt der Roman über eine interessante Kernidee, die wie schon angesprochen angesichts der Kompaktheit des lesenswert geschriebenen Romans fast ein wenig zu kurz kommt. „Das Auge der Hölle“ ist zusammenfassend ohne Frage einer der besten „Professor Zamorra“ Romane im Zaubermondverlag, der es schafft, eigenständig das Potential der Serie nicht nur zu heben, sondern geschickt zu extrapolieren und trotzdem auf einem gehobenen Niveau zu unterhalten.

07. Apr. 2013 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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