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![]() Totenblick
Der begnadete junge Pianist Armin Wolke wird nach einem Besuch der Leipziger Disco Werk II überfallen und wenig später entführt. Dessen Vater Richard Georg Wolke bittet seinen Freund, den Ramschkönig Tzschaschel um Hilfe. Zwar hat sich der Entführer noch nicht gemeldet, doch er will ein entsprechendes Lösegeld parat wissen. Tzschaschels Personal Trainer, Ares Löwenstein, begleitet seinen Klienten zu dem Treffen mit dessen Freund, bietet sich sogar als Kurier für das Lösegeld an. Doch der Kidnapper meldet sich nicht. Dafür taucht Armin Wolke wieder auf, als Nachbildung eines Gemäldes aus dem achtzehnten Jahrhundert: Der Tod des Marat. Die Leiche des jungen Pianisten wurde entsprechend präpariert, zuvor aber enthauptet. Kriminalkommissar Peter Rhode steht vor einem Rätsel. Mit der Botschaft, die am Tatort hinterlassen wurde, kann der Polizeibeamte noch viel weniger anfangen: Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Doch hüte dich vor dem Totenblick. Erfasst er dich, gibts kein zurück! Meinung:Fantasy, Horror, Science-Fiction und jetzt also auch Thriller. Bis auf den Western hat Markus Heitz fast alle Genres innerhalb der Spannungs-Literatur bedient. Dabei hat der Autor für jedes der oben genannten Genres sogar einen eigenen Verlag. Während Piper seine Fantasy-Schinken veröffentlicht, hat sich der Heyne-Verlag der Publikation des Science-Fictions-Hits Collector gewidmet. Horror, beziehungsweise Mystery, wie er im Neudeutschen auch gerne genannt wird, liegt seit jeher in den Händen des Droemer Knaur Verlags. Da dieses Genre die meisten Überschneidungen mit dem herkömmlichen Thriller aufweist, war es nur logisch, dass der erste bodenständige Kriminalroman des Schriftstellers aus Leipzig ebenfalls bei Droemer Knaur erscheint. Dass der Verlag anlässlich seines 50jährigen Bestehens etwas Besonderes von dem Autor erbeten hat, spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. In Sachen Schreibstil kommen die Fans von Markus Heitz wieder voll auf ihre Kosten. Flüssig zu lesen, nicht zu anspruchsvoll formuliert und äußerst handlungsorientiert. Doch so recht kann Markus Heitz nicht aus seiner Haut, so dass Totenblick tatsächlich eher als Mystery-Thriller bezeichnet werden muss, und dass nicht allein des albernen und überflüssigen Epilogs wegen.Vielleicht boten dem Autor auch die engen Begrenzungen der Realität und des Serienkiller-Romans zu wenig Spielraum. Tatsächlich bietet der Plot, um den Wahnsinnigen dessen Opfer berühmten Gemälden nachempfunden wurden, kaum etwas Neues. Interessant ist hier lediglich die Idee mit dem Totenblick und der dahintersteckenden Legende. Doch die wissenschaftlichen Erklärungen sind sehr unausgereift und die Vorbereitungen für eine solche Präparation zu kompliziert, als dass die Geschichte auch nur ansatzweise glaubhaft wäre. Auch bei der Charakterisierung zeigt Markus Heitz wenig Innovation. Da ist der konfliktbeladene Ermittler, der natürlich wie alle modernen Kriminaler ein dickes Handicap hat, in diesem Fall heißt es ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom). Peter Rhode ist aber auch in anderer Hinsicht ein Außenseiter, lebt mehr für die Arbeit als für die Familie und lässt auch Kollegen nur selten an sich heran. Ares Löwenstein ist wie der Bestatter Konstantin Korff aus dem Roman Oneiros Tödlicher Fluch der typische Heitz-Charakter, obwohl Korff auch in dem vorliegenden Roman eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt. Den typischen Heitz-Charakter zeichnet ein ungewöhnliche Erscheinung aus, die ihm in der Masse sofort den Stempel des Freaks oder Außenseiters einhandelt. Trotzdem oder gerade deshalb ist er aber auch äußerst erfolgreich in dem was er tut und wie er es tut. Dennoch haftet ihm immer eine spezielle Heldenhaftigkeit an. Über ihre Motivationen und ihre guten Absichten besteht kein Zweifel. Die Ecken und Kanten, die der Charakter aufweist und ihn menschlicher, verletzlicher erscheinen lassen sollen, werden so plüschig verpackt, dass man der Figur schnell überdrüssig wird. Dem Heitz-Charakter widerfährt viel Leid, doch er zerbricht niemals daran und geht aus jeder Konfrontation gestärkt hervor. Er verzweifelt nie und packt die Dinge direkt an. Wenn er etwas nicht alleine stemmt, hat er immer entsprechende Kontakte. Im Fall von Ares Löwenstein heißt dies, dass er ein Personal Trainer mit Nahkampferfahrung ist, der dreimal geschieden ist und drei Töchter hat. Natürlich kümmert er sich rührend um seine Sprösslinge und lässt etwaige Vorwürfe seiner Ex-Frauen geduldig über sich ergehen, wie es brave Ex-Männer nun einmal so machen. Und er kann es sich schließlich leisten, denn immerhin hat er eine intelligente, willige Freundin, die gut 15 Jahre jünger ist. Selbstverständlich ist es Liebe. Sobald ein Freund oder auch nur ein dicker, wohlhabender Kunde in Bedrängnis gerät, lässt Ares alles stehen und liegen und bringt sich selbst in größte Gefahr. Nebenbei spielt er auch noch erfolgreich Theater. Der dunkle Fleck im Leben von Ares Löwenstein ist seine Mitgliedschaft bei einem Leipziger Motorrad-Club, von dem er sich zwar losgesagt hat, aber alles natürlich in gegenseitigem Einverständnis, so dass ihm die restlichen Biker durchaus wohlgesonnen sind. Das heißt, wenn Ares Löwenstein mal ein Problem hat und nicht mehr weiter weiß, dann ruft er die Demons. Eigentlich sind es ja auch ein paar ganz Liebe, die für ihre ehemaligen Mitglieder durch Dick und Dünn gehen und einfach nur missverstanden werden. Dank dieser Hintergründe muss der Leser auch so unnötige Szenen über sich ergehen lassen wie jene, in der ein ehemaliger Kollege aus Löwensteins Theatergruppe seine eigene Version von Der zerbrochene Krug aufführt (natürlich geklaut vom Tausendsassa Ares), um während einer Aufführung Besuch von den Bikern zu bekommen, die ihm unmissverständlich klar machen, doch lieber ein anderes Stück zu inszenieren. Dabei fällt keine direkte Drohung und es kommt zu keinerlei Handgreiflichkeiten. Die Waffen moderner Motorrad-Clubs sind das Wort. Ebenso überflüssig, aber ungleich kürzer ist die Porno-Szene in der Mitte des Buchs. Warum das Liebesspiel zwischen Ares und seiner willigen Studentin in so schlüpfrigen Details geschildert werden muss, bleibt unverständlich und hilft der Story um keinen Deut weiter. Zumal die Passage auch sehr platt geschrieben ist. Konstantin Korff, der Mann für alle Fragen bezüglich des Todes, nervt noch mehr, kommt aber zum Glück nicht so oft zum Zuge. Doch wenn, weiß er auf alles eine Antwort (abgesehen von der Identität des Killers selbstverständlich) und selbst im Angesicht des Mörders behält er die Nerven und dreht den Spieß um. Ach ja, Kampfsport kann der auch noch. Eben kein typischer Bestatter. Der Killer an sich, bleibt recht blass und farblos. Sein Charakter definiert sich allein über seine Morde und eigentlich ist sein einziger Job Böse und für die oben genannten Charaktere Motivation und Antrieb zu sein, und natürlich um sie strahlender erscheinen zu lassen. Am interessantesten ist da noch der alkoholabhängige Kommissar Lackmann, der durch seine Trunksucht jeglichen Aufstieg auf der Karriereleiter versoffen hat, aber dann doch ganz unvermutet zu einer Hauptfigur wird und ungeahnte Fähigkeiten entwickelt. Auf eine sehr viel glaubhaftere Weise. Der Plot als Solches ist reichlich konstruiert und viel zu sehr von Zufällen abhängig, die ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr glaubhaft sind. Zugegeben, die Szene in der ein Polizist zu Hause ums Leben kommt, ist eindringlich beschrieben worden und Gedanken sind wirkende Kräfte. Doch dieser Unfall ist einfach zu Final Destination-mäßig. Darüber hinaus will uns der Autor weismachen, dass der Killer seine Opfer durch eine Art Zufallsgenerator in Form eines Scouts ermittelt. Dass heißt, in einer so großen Stadt wie Leipzig sucht sich der Mörder den Sohn eines Intendanten aus, dessen Freund einen Personal Trainer namens Ares Löwenstein hat. So weit, so gut. Später trifft der Mörder durch Zufall auf die Tochter des Ex-Bikers. Und hier wird es schon sehr verschroben. Ein Beispiel unter vielen. Pluspunkte sammelt der Roman durch seinen exzellenten Spannungsaufbau und den Mut des Autors auch mal Figuren über die Klinge springen zu lassen, von denen man es nicht erwartet hätte. Und wenn der Leser glaubt, das Schlimmste überstanden zu haben, setzt Markus Heitz noch einen oben drauf. Überraschende Wendungen hat die Geschichte zu Hauf und wer Leipzig kennt, der wird die Stadt in dem Roman auch leicht wieder erkennen. Totenblick ist ein Roman der sich gut lesen lässt und auch Spannung erzeugt, aber er ist gewiss nicht der größte Wurf des Autors. Zu viele Ungereimtheiten, zu viele heitz'sche Stereotypen und zu viele Belanglosigkeiten, die den ohnehin sehr dicken Wälzer unnötig aufblähen. Für Fans natürlich ein Muss, für Thriller-Freunde ein Kann. Aufmachung:Die Aufmachung des Taschenbuchs ist dem Verlag exzellente geglückt. Im Gegensatz zu Heitz' Mystery-Romanen ist Totenblick gleich als herkömmliches Taschenbuch veröffentlicht worden, aber in der unverwechselbaren Art der Jubiläums-Bände. Sehr edel wirkt hier die Klappenbroschur, die den Buchblock umschließt. Der Klappentext als solcher ist vollkommen nichtssagend und verrät nur wenig über den Inhalt. Ein schönes Extra ist das Interview mit dem Autor auf der Innenseite der vorderen Klappenbroschur.Fazit:Schuster bleib bei deinen Leisten. Als Thriller ist der Roman höchstens durchschnittlich und der Plot reichlich konstruiert. Als Horror-Roman hätte man aus der Story deutlich mehr machen können. Man spürt dem Roman beinahe auf jeder Seite an, wie es dem Autor in den Fingern juckte. Schade. Für ein paar unterhaltsame Lesestunden reicht es aber allemal. 29. Aug. 2013 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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