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Startseite > Rezensionen > Florian Hilleberg > Horror > Cannibal Girls – Der Film mit der Warnglocke

Cannibal Girls – Der Film mit der Warnglocke

FSK-Freigabe CANNIBAL GIRLS
Regie: Ivan Reitman

Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Exploitation
Kanada 1973
FSK: ab 16, ca. 83 min.
EUR 29.99, Status: Jetzt bestellen

Auf der Fahrt durch die wunderschöne Winterlandschaft Kanadas bleiben Gloria und Clifford mit einer Autopanne nahe der Kleinstadt Farnhamville liegen. Da die Reparatur einige Zeit in Anspruch nehmen wird, beschließt das Pärchen aus der Not eine Tugend zu machen und ein paar Tage ihres Urlaubs in dem beschaulichen Nest zu verbringen. Von ihrer Pensions-Wirtin wird ihnen eine kleines, abseits gelegenes Feinschmecker-Restaurant empfohlen, betrieben von einem Reverend und seinen drei attraktiven Mitbewohnerinnen. Die Hintergrundgeschichte, die die Pensions-Wirtin Gloria und Clifford dazu zu erzählen hat, ist allerdings wenig vertrauenerweckend. Denn angeblich wurden dort vor einigen Jahren mehrere Männer grausam abgeschlachtet und von den Frauen gegessen, die sich nach dem Fleisch der Männer verzehren. Nichtsdestotrotz beschließen Gloria und Clifford dem illustren Lokal einen Besuch abzustatten. Ein folgenschwerer Fehler wie sich schon bald herausstellen soll, denn auch die restlichen Einwohner von Farnhamville hüten ein dunkles Geheimnis …

Meinung:

„Der Film mit der Warnglocke“ lautet der deutsche Untertitel, mit dem der Streifen hierzulande beworben wurde. Das heißt, dass vor jeder expliziten Gewaltdarstellung das Schrillen einer Alarmglocke ertönt, um den zartbesaiteten Zuschauern die Option zu bieten die Augen zu schließen. Ein wirklich netter Gag, den man bei der reichhaltigen DVD- und Blu-ray-Version von Anolis Entertainment je nach Belieben dazuschalten kann.
Auf dem Klappentext des edel gestalteten Mediabooks steht zu lesen, dass der kanadische Regisseur Ivan Reitman, der später Blockbuster wie „Ghostbusters“ und „Evolution“ inszenierte, mit diesem Low-Budget-Horror-Filmchen seine Karriere begründete und zugleich „den ersten großen und wegweisenden Horror-Hit in der Geschichte des kanadischen Kinos“ schuf.
Der katholische Filmdienst schrieb dazu: „Ein widerwärtiges und dazu in jeder Hinsicht primitiv serviertes Filmfressen. Für Zuschauer mit empfindlichen Mägen ungeeignet.“
Den Kern des fragwürdigen cineastischen Kunstwerkes trifft aber keine der beiden Aussagen. Sicherlich begründete Reitman mit „Cannibal Girls“ seine Karriere, ob der Film aber für das kanadische Kino wirklich wegweisend war, darf bezweifelt werden. Auch die Kritik der christlichen Film-Rezensenten ist reichlich übertrieben, selbst wenn man bedenkt, dass der Film bereits 1973 produziert worden ist. Immerhin entstanden in diesem Jahrzehnt einige der brutalsten und blutigsten Kannibalen-Filme. Von den Schauspielern, die teilweise eine recht solide Arbeit geleistet haben, hat eigentlich keiner einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Am eindringlichsten ist da noch die Darbietung von Ronald Ulrich als ominöser Reverend Alex St. John, der mit seinen drei Grazien das fragwürdige Etablissement mit der exotischen Speisekarte betreibt. Andrea Martin und Eugene Levy spielten die beiden Hauptrollen Gloria und Clifford und haben tatsächlich einige sehr witzige Szenen zusammen, so dass man als Zuschauer geneigt ist mit dem Pärchen mitzuleiden, sofern man sich denn auf den Streifen einlassen möchte. Dem fehlte es nämlich offensichtlich an einem funktionierenden Drehbuch oder zumindest einer vernünftigen Handlung oder einer schlüssigen Hintergrundgeschichte. Dabei ist der Beginn des Filmchens durchaus spannend und vielversprechend, auch wenn das Schäferstündchen mit Pelzmantel im Schnee irgendwie unglaubwürdig wirkt. Dafür ist die Atmosphäre der Kleinstadt gut getroffen worden. Vor allem der dubiose Sheriff scheint einigen Dreck am Stecken zu haben. In dem hörenswerten Audio-Kommentar von Ingo Strecker und Thomas Kerpen wurde bereits der treffende Vergleich mit dem Gesetzeshüter aus „The Texas Chainsaw Massacre“ gezogen. Dazu passt auch die Szene, in der er Gloria und Clifford in seinem Streifenwagen aus der Stadt kutschiert und sie wenig freundlich am Straßenrand aussetzt. Böse und blutig wird es aber nur kurz in einem ausgedehnten Rückblick, als die Pensions-Wirtin dem Pärchen die Geschichte von den Kannibalen-Mädchen erzählt. Allerdings ist auch diese Szene gespickt mit flachen, nichtssagenden Dialogen und grauenhaft schlecht sitzenden Anzügen und Kostümen. Die Handlung wird durch diese Szene kaum vorangebracht und ab hier verstrickt sich der Film in mehr schlecht als recht zusammengeschnittenen Einzelszenen, denen der Zuschauer mit voranschreitender Laufzeit immer uninteressierter zu folgen versucht. Erst das Ende hat noch einen kleinen Knalleffekt zu bieten, nebst einem ekligen Festmahl, bei dem vor allem der Gegensatz zwischen dem vornehm gekleideten Reverend und den Mädchen, die das Fleisch gierig mit den Händen in sich hineinschlingen, den Zuschauer gleichermaßen fasziniert und abstößt. Bis dahin muss man aber erst die handlungsarme Story über sich ergehen lassen. Selbst in Sachen Sex ist der Film erstaunlich zurückhaltend, anders als das reißerische Filmplakat suggeriert.

Aufmachung:

Das Mediabook sieht edel aus und ist in zwei verschiedenen Ausführungen erhältlich. Das 28seitige Booklet hat jede Menge Bildmaterial und Hintergrundinformationen zu bieten. Zusatzmaterial ist aber auch auf den zwei DVDs und der Blu-ray reichlich vorhanden.

Fazit:

In erster Linie für Cineasten und Komplettisten interessant. Filmisch betrachtet glänzt „Cannibal Girls“ vor allem durch schlechte Dialoge und eine konzeptlos vor sich hin plätschernde Handlung, die weder als schwarze Komödie, noch als Splatter-Film funktioniert.

26. Feb. 2014 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2566 Rezensionen
März 2018: 2 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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