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Beutegier

FSK-Freigabe BEUTEGIER


Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Horror
USA
FSK: ab 18, ca. 79 min.


In der Einsamkeit der rauen Wildnis von Maine geht das Grauen um. Eine Mordserie erschüttert die Gemeinde Dead River und hinterlässt schrecklich zugerichtete Leichen, die einer Horde Kannibalen zum Opfer gefallen zu sein scheinen. Die örtliche Polizei steht vor einem Rätsel und bittet George Peters um Hilfe, den pensionierten Sheriff, vor über zehn Jahren schon einmal mit einer Sippe entarteter Kannibalen an der Küste Maines zu tun hatte.
Da wird das einsam gelegene Haus von Amy und David Halbard zum nächsten Ziel der Kannibalen-Horde. Die Halbards haben aber nicht nur ein kleines Baby, sondern auch Besuch von ihrer Freundin Claire und deren achtjährigem Sohn Luke. Die sind auf der Flucht vor Claires gewalttätigem Ex-Mann Stephen Carey.
Als die Kannibalen über die Menschen herfallen, zeigt sich rasch wer das Zeug zum Überleben hat ...

Meinung:

Jack Ketchum gehört mittlerweile zur allerersten Liga der amerikanischen Horror-Autoren. Sein Name wird in einem Atemzug mit Stephen King und Richard Laymon genannt, besitzt aber einen ganz eigenen Stil, der unverkennbar ist. Wie keinem anderen gelingt ihm die schwierige Gratwanderung zwischen Brutalität und Anspruch, und seine Bücher zählen selten über 350 Seiten.
Von seinen über 30 Werken wurden gerade einmal fünf verfilmt, darunter die literarischen Meisterwerke „The Girl next Door“ („Evil“), „The Lost“ und „Red“ („Blutrot“).
Auch der Kannibalen-Horror „Offspring“ hat es unter dem deutschen Buchtitel „Beutegier“ auf die heimischen Bildschirme geschafft. Andrew van den Houten hat den Roman nach einem Drehbuch von Jack Ketchum verfilmt und der Autor hat streng darauf geachtet, dass der Film sich eng an die literarische Vorlage hält. Warum man jedoch nicht chronologisch vorgegangen ist und zunächst den Roman „Off Season“ („Beutezeit“) verfilmt hat, mag daran liegen, dass dieser noch brutaler ist und vermutlich noch vor Veröffentlichung indiziert worden wäre, sofern sich überhaupt Geldgeber gefunden hätten. Schon „Beutegier“ musste mit einem kleinen Budget zurecht kommen, was man dem Film leider stellenweise deutlich anmerkt. Abgesehen von der teilweise etwas unbeholfenen Synchronisation sind gerade die Nebenrollen eher mäßig besetzt. Die junge, alkoholisierte Mutter, die das erste Opfer im Film wird, ist das beste Beispiel dafür.
Aber auch Erick Kastel in der Rolle des psychopathischen Stephen Carey schießt bisweilen arg über das Ziel hinaus. Dafür wurden die Hauptrollen wirkliche exzellent besetzt. Sowohl Amy Hargreaves, als auch Andrew Elvis Miller, in der Rolle des Ehepaars Halbard, machen ihren Job ausgezeichnet und spielen mit sehr viel Leidenschaft und Hingabe. So wie auch Art Hindle, dem mit seinem raubeinigen Charme der Part des pensionierten, traumatisierten Sheriffs auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Das Highlight des Films ist aber unbestritten Polyanna McIntosh, eine britische Schauspielerin, die auch im Sequel „The Woman“, die Rolle der Kannibalin spielen durfte. Die Anführerin der Kannibalen gehört bislang zu ihren bekanntesten Darbietungen. Viel Text besitzt sie freilich nicht, doch allein was sie an Körpersprache und Mimik vermittelt ist einfach enorm und sehr einprägsam.
„Beutegier“ einfach als Horror- oder gar Splatterfilm abzutun wird dem Streifen nicht gerecht. Sicherlich ist er stellenweise äußerst brutal und geizt nicht mit künstlichem Blut, das Kübelweise verschüttet wurde. Doch die Intensität liegt vor allem darin, dass es wohl keinen Horrorfilm dieser Machart gibt, in dem derart viele Kinder mitspielen. Zum einen natürlich innerhalb der Kannibalen-Sippe, zum anderen aber auch in Form von Claires Sohn Luke, gespielt von Tommy Nelson, der das Baby der Halbards vor den Kannibalen beschützen muss. Hier verlässt der Film wie schon die literarische Vorlage, die Gefilde der Glaubwürdigkeit, denn was Luke hier teilweise bewerkstelligt, geht doch weit über die gewöhnlichen Verhaltensmuster eines Achtjährigen hinaus.
Die exzessive Einbindung von Kindern ist zugleich auch das große Manko des Films, so sehr Jack Ketchum auch betonen mag, wie gerne er unschuldige Kinder in seinen Geschichten in den Mittelpunkt stellt. Aufgrund der expliziten Gewaltdarstellungen bleibt es nicht aus, dass gerade in solchen Szene häufig sehr ungeschickte Schnitte gesetzt und Ablenden erfolgt sind.
NSM Records bewirbt die Neuveröffentlichung des 2009 gedrehten Filmes damit, dass er hierzulande erstmals ungeschnitten herausgekommen ist und ihm vermutlich sogar die Indizierung droht. Hat man ihn dann gesehen und ist in diesem Genre nicht ganz unbedarft, fragt man sich freilich warum eigentlich? Er ist nicht brutaler als andere Produktionen, aber vermutlich ist der Knackpunkt der, dass Kinder hier gleichermaßen Opfer wie Täter sind. Natürlich spielen Film und Buch mit der bekannten Metaebene, dass schlussendlich nicht die Kannibalen die wahren Monster sind, sondern die vorgeblich so zivilisierten Menschen, hinter deren biederer Fassade sich die wahren Ungeheuer verbergen (siehe Stephen Carey). Mit ähnlichen Metaphern spielen auch viele Zombie-Filme („28 Days later“, „Dawn of the Dead“, etc.) oder auch Serien wie DEAD SET oder THE WALKING DEAD. Dessen ungeachtet wurde der Film in sehr düsteren Bildern gefilmt und die Kameraarbeit ist größtenteils wirklich sehr professionell und gelungen. Schon allein das Intro des Films macht Lust auf mehr. Darüber hinaus besitzt dieser Film eine der intensivsten Sterbeszenen in der Geschichte des Horror-Films: während ein Mann bei lebendigem Leib ausgeweidet wird, zieht das Leben noch einmal an ihm vorüber und beschert ihm Flashbacks der wichtigsten Schlüsselmomente seiner letzten vierundzwanzig Stunden.

Extras:

Beim Bonusmaterial haben sich die Macher und der deutsche Vertrieb nicht lumpen lassen und wieder ganz tief in die Trickkiste gegriffen. Neben dem obligatorischen Making-of, Trailern und Bildergalerien, gibt es auch einen exklusiven Audiokommentar mit Regisseur Andrew van den Houten und Drehbuch- und Romanautor Jack Ketchum, der im Film übrigens einen Cameo-Auftritt als Coroner hat.

Fazit:

Wahrlich düsterer Horror-Film mit talentierten Hautdarstellern, weniger talentierten Nebendarstellern, teilweise ungeschickten Schnitten und der mit Abstand intensivsten Sterbeszene in der Geschichte des Horrorfilms. Nicht das Brutalste auf dem Sektor des Splatter- und Kannibalenfilms, aber allein durch die eindrucksvolle schauspielerische Darbietung von Polyanna McIntosh bleibt „Beutegier“ im Gedächtnis haften.

06. Okt. 2016 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2567 Rezensionen
März 2018: 3 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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