Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Florian Hilleberg > Horror > Das Grauen schleicht durch Tokio

Das Grauen schleicht durch Tokio

DAS GRAUEN SCHLEICHT DURCH TOKIO
FSK-Freigabe DAS GRAUEN SCHLEICHT DURCH TOKIO


Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Folge 6, Asia Horror
Japan
FSK: ab 12, ca. 87 min.
EUR 18.99, Status: Jetzt bestellen

In Tokio verschwinden spurlos Menschen. Auffallend daran ist nur, dass ihre Kleidung zurückbleibt. So passiert es auch einem kleinen Ganoven, der während eines Drogendeals einen Unfall erleidet. Seine Verlobte, Sängerin in einem zwielichtigen Nachtclub, ist Inspektor Tominaga auch keine große Hilfe.
Hängt der Vorfall möglicherweise mit den Atombombentests zusammen? Ein dort treibendes Geisterschiff reißt die Besatzung eines Schiffskutters ins Verderben. Unwirkliche Geisterwesen aus einer anderen Welt strecken ihre Klauen nach den Bewohnern Tokios aus. Regierung, Militär und Polizei sind gleichermaßen rat- und hilflos. Ohnmächtig müssen sie mitansehen wie weitere Menschen dem flüssigen Grauen zum Opfer fallen.

Meinung:

Es ist schon merkwürdig, welche Filme es zum Klassiker bringen und wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Die Art des Filmemachens, der Erzählstruktur und des Handlungsaufbaus haben sich in den letzten Jahren komplett gewandelt. Nicht zuletzt wegen neuer Möglichkeiten in Sachen Spezialeffekte, aber auch, was Sehgewohnheiten und Tempo angeht. Durch andauernde Reizüberflutung sind wir es gewohnt, dass uns ständig, selbst wenn wir nur mit unserem Handy beschäftigt sind, ein wahres Effektgewitter malträtiert. B-Movies mit CGI-Effekten aus dem Heimrechner überschwemmen den DVD- und Bluray-Markt und das Angebot ist mittlerweile unübersichtlich geworden. Kaum eine Neuerscheinung bekommt die Chance aus der Masse hervorzustechen.
Schaut man sich einen heute produzierten B-Movie des Genres an, sind die Klischees unübersehbar. Laienhafte Schauspieler, die weder sich selbst, noch den Film ernstzunehmen scheinen, geringe Budgets, keine Werbung, computergenerierte Monster und bisweilen scheint es nicht einmal ein Drehbuch gegeben zu haben.
Filme wie der vorliegende, die heute ebenfalls als B-Movies gelten, gehören zu einer anderen Kategorie. Es haben damals durchaus namhafte Schauspieler mitgewirkt, die ihre Rollen und den Film durch entsprechende Souveränität gewürdigt haben, was man dem Endergebnis in aller Regel deutlich ansieht.
Die Effekte sind nach heutigen Maßstäben altbacken und leicht durchschaubar, muten fast schon albern an – und verfehlen trotzdem nicht ihre Wirkung. Das Entsetzen, das durch einen realistischen Effekt erzeugt wird, lösten die (ernsthaften) Reaktionen der Akteure aus. Wenn sich Menschen verflüssigen und offensichtlich Luft aus irgendwelchen Puppen abgelassen wird, mag dies im ersten Moment lächerlich aussehen. Dann kann die Reaktion des Schauspielers den entscheidenden Ausschlag darüber geben, ob der Zuschauer den Film ernst nimmt oder auch nicht.
Nun, zumindest Akihiko Hirata (Inspektor Tominaga), Kenji Sahara (Dr. Masada) und Yumi Shirakawa (Chikako Arai) machen dahingehend ihre Sache ausgezeichnet.
Allerdings gibt es noch weitere Faktoren, die diese Filme aus heutiger Sicht zu Klassikern machen oder uns immer noch begeistern können, und dass ist unter anderem die Nostalgie. Einige der Kommentatoren des Films hatten die Ehre, ihn in Programmkinos sehen zu dürfen. Oder sie haben ihn zu einer Zeit im Fernsehen gesehen, als es noch kein Überangebot an Sendern und billigen Unterhaltungsformaten gegeben hat.
Gerade was Geschichten aus dem phantastischen Genre angeht, hängen wir häufig an jenen Sachen, die uns als Kinder fasziniert und oft erschreckt und in Angst versetzt haben. Sei es nun als Film, als Hörspiel oder gar als Roman. Zeigen wir diese Filme dann Freunden oder Partnern, die diese nicht aus ihrer eigenen Kindheit kennen, ernten wir nicht selten Spott oder Unverständnis. Es fehlt einfach die naive Begeisterung, die wir als Kind empfunden haben. Die Bilder, die wir damals sahen, hatten für uns eine ganz eigene Dramaturgie. Das mag daran liegen, dass wir es als Erwachsene verlernt haben uns mit Hilfe der Fantasie neue Welten zu erschaffen, aus alltäglichen Gegenständen schreckliche Monster zu kreieren.
Was die Ernsthaftigkeit von „Das Grauen schleicht durch Tokio“ betrifft, so wird man heute sicherlich keinen B-Movie finden, der sich traut, das Trauma einer ganzen Generation auf phantastische Weise derart beklemmend zu thematisieren. Aber wie gesagt, aus heutiger Sicht mag der Streifen ein B-Movie sein, damals war er es gewiss nicht!
Immerhin ist er ähnlich düster angelegt wie der ursprüngliche Godzilla-Film, der ebenfalls von Inoshiro Honda inszeniert wurde. Dort diente der Saurier als Metapher für die Städte zerstörende Bombe. Hier werden die – nun ja – schleichenden Auswirkungen zum Urheber des Grauens und sind daher deutlich schwieriger zu identifizieren.
Für mich, der den Film als Kind oder Jugendlicher weder im Kino noch im TV gesehen hat, besitzt er allerdings ein eklatantes Problem: er ist langweilig!
Beginnt die Geschichte noch recht vielversprechend, so verzettelt sie sich bald in irgendwelchen Randnotizen aus dem Gangster-Milieu und stand damit sicherlich Pate für zahlreiche Heftromane der siebziger Jahre. Nicht umsonst war Yumi Shirakawas Antlitz auf diversen Covern solcher Heftchen zu sehen gewesen. Vor allem die ausgedehnten Nachtclub-Szenen nehmen dem Film viel von seinem Tempo und das Finale ist eigentlich nur aufgrund der beeindruckenden Feuersbrunst sehenswert. Das tragische Element der Liebesbeziehung zwischen der Nachtclub-Sängerin und dem Ganoven, der eines der ersten Opfer des flüssigen Grauens wird, geht gnadenlos unter.
Ein wenig Pepp bringt der gelungene Soundtrack von Masaru Sato mit ein, doch ansonsten hat der Film wenig zu bieten, was wir nicht schon in anderen Streifen so oder besser gesehen haben.
Außer Konkurrenz stehen natürlich einmal mehr die Extras, denn Anolis Entertainment gibt sich mit seinen Veröffentlichungen wirklich Mühe! Ob es nun die Galerien des Grauens sind, die Kaiju Classics oder die HAMMER-Mediabooks, sämtlich handelt es sich um ausgewählte Sammlerobjekte, die nicht umsonst schon vor dem Erstverkaufstag vergriffen sind.

Fazit:

Horror-Klassiker aus der Godzilla-Filmschmiede. Inoshiro Honda inszenierte mit „Das Gauen schleicht durch Tokio“ einen ebenso faszinierenden wie langweiligen Film, der bei Weitem nicht den Unterhaltungswert eines echten Kaijus besitzt.

08. Apr. 2017 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2567 Rezensionen
März 2018: 3 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

[Weiterlesen...]



[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info