Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Florian Hilleberg > Psychothriller > Haus des Grauens

Haus des Grauens

HAUS DES GRAUENS (MEDIABOOK)
FSK-Freigabe HAUS DES GRAUENS (MEDIABOOK)

(Originaltitel: Paranoiac)



Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Folge 20, Mystery-Thriller
Großbritannien 1962
FSK: ab 16, ca. 80 min.
EUR 25.99, Status: Jetzt bestellen

Etwas ist faul im Hause Ashby. Nach dem Tod der Eltern übernimmt Tante Harriet die Erziehung der drei Kinder Eleanor, Simon und Tony. Doch dann begeht letzterer Selbstmord und Eleanor wächst zu einer verängstigten, labilen Frau heran, während sich Simon zu einem jähzornigen Trinker entwickelt. Mit beiden Händen verprasst er sein Geld in den Pubs und Casinos. Ungeduldig wartet er auf den Tag, an dem er offiziell das Erbe der Eltern antreten darf, das bislang noch von dem Notar John Kossett verwaltet wird. Zudem spekuliert Simon darauf, dass seine Schwester Eleanor für verrückt erklärt wird, damit er auch ihren Anteil des Erbes für sich beanspruchen kann. Helfen soll ihm dabei die Krankenschwester Francoise, mit der er heimlich anbandelt. Doch dann gerät sein Plan ins Wanken, als der angeblich tote Bruder Tony plötzlich wieder auf der Bildfläche erscheint. Eleanor ist außer sich vor Freude und blüht regelrecht auf. Tante Harriet und Simon aber bleiben misstrauisch und verlangen von Tony Beweise, dass er derjenige ist, der er behauptet zu sein. Er hält allen Befragungen stand und so muss Simon abermals um sein Erbe fürchten. Für ihn steht fest, dass Tony erneut sterben muss und dieses Mal endgültig ...

Meinung:

Die britischen HAMMER Studios werden in erster Linie mit ihren atmosphärischen Gruselfilmen assoziiert. Die Ausflüge in andere Genres bleiben Geheimtipps, unter denen sich viele cineastische Perlen befinden. Oftmals versuchten die Verantwortlichen im Fahrwasser erfolgreicher Hollywood-Blockbuster mitzuschwimmen. So entstanden 1962, gut anderthalb Jahre nachdem Alfred Hitchcock mit „Psycho“ für Furore sorgte, die höchst ambitionierten Thriller „Der Satan mit den langen Wimpern“ („Nightmare“) und „Haus des Grauens“ („Paranoica“).
Beide Streifen, bei denen kein Geringerer als Freddie Francis Regie führte, und deren Drehbücher von Jimmy Sangster stammen, sind der Beweis, dass auch HAMMER das Zeug dazu hatte Psychothriller mit Spannung und Suspense zu produzieren. Auch die kurzen Originaltitel symbolisieren die inhaltliche und handwerkliche Nähe zu „Psycho“. Vielleicht ist es unter anderem auch den sonderbaren deutschen Titeln zu verdanken, dass HAMMERS Filme nicht einmal ansatzweise den Bekanntheitsgrad des großen Bruders aus Hollywood erlangten. Tatsächlich kann man sogar soweit gehen, dass sie komplett in Vergessenheit gerieten und dank Anolis Entertainment von dem geneigten Publikum wieder- oder neu entdeckt werden können. Stellt „Der Satan mit den langen Wimpern“ noch das Paradebeispiel für skurrile Titel dar, so ist „Haus des Grauens“ an Banalität kaum zu überbieten.
Wohl dem, der sich davon nicht abschrecken lässt, denn er würde einen fabelhaften Film verpassen, der nicht nur mit exzellenten Schauspielern, einer großartigen Kameraführung und tollen Sets aufwarten kann. Darüber hinaus hat Jimmy Sangster eine sehr dramatische Familiengeschichte geschrieben, die mit gelungenen Twists aufwartet und dem Zuschauer die vermeintliche Lösung förmlich vorwegnimmt. Sobald er weiß, wie der Hase zu laufen scheint, wird im Film der vermutete Plot benannt und der Zuschauer mit einem neuen Twist bei der Stange gehalten.
An zwei Stellen ist mir das besonders deutlich aufgefallen. Einmal, als Tante Harriet Simon auf den Kopf zusagt, dass er es darauf anlege, Eleanor in den Wahnsinn zu treiben, damit er ihren Anteil des Erbes ebenfalls einsacken kann. Ein weiteres Mal, als Tony seine Identität offenbart. Und wieder setzt Sangster einen oben drauf, bis alles in einem Finale von Shakespearscher Dramaturgie buchstäblich in Flammen aufgeht.
Kein Wunder eigentlich, wenn man bedenkt, dass auch dieser Film von HAMMER auf einer literarischen Vorlage basiert, die von Josephine Tey stammt. Und wieder steht das düstere Geheimnis einer Familie im Vordergrund, das im vorliegenden Streifen auf die inzestuöse Beziehung von Eleanor zu ihrem Bruder Tony hinausläuft.
Schaurig wird es, wenn Simon, grandios gespielt von Oliver Reed, die Orgel für eine vermummte Gestalt spielt, deren starre Kindermaske noch heute für Gänsehaut sorgt. Es ist erstaunlich wie rasant sich der doch eher ruhig ausnehmende Film in gerade mal 80 Minuten Spielzeit entwickelt. Unterlegt wird das Geschehen von der unaufdringlichen Musik von Elisabeth Lutyens, die maßgeblich für die dichte Atmosphäre sorgt. Ebenfalls erwähnt werden muss Janette Scott, die weibliche Hauptdarstellerin, die die gesamte Gefühlspalette verkörpern darf. Obwohl es aber keinen Akteur gibt, der fehlbesetzt erscheint oder aus der Rolle fällt, so stiehlt ihnen aber Oliver Reed allen die Schau. Seine brutale Mimik und sein herrisches Gebaren machen dem Zuschauer in jeder einzelnen Sekunde Screentime deutlich, dass Sangster dem Mimen diese Rolle auf den Leib geschrieben hat.
Was für Hitchcock und die Firma Shamley Productions „Psycho“ war, war für HAMMER „Haus des Grauens“. Ein Film, den zu entdecken es auch heute noch lohnt, zumal das Schwarzweiß ebenfalls zur unheimlichen Stimmung beiträgt.

Ausstattung:

Ein Füllhorn an Hintergrundinformationen bieten die Extras, für die Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz wieder einen sensationellen Audiokommentar eingesprochen haben. Gemeinsam mit Uwe Sommerlad schrieb Dr, Giesen auch das Booklet für das Mediabook, das darüber hinaus reich bebildert wurde. Wem das noch nicht genügt, der kann sich noch das englischsprachige und deutsch untertitelte Making-of anschauen. Trailer, Werberatschläge und Bildergalerien fehlen natürlich ebenfalls nicht.

Fazit:

Meisterhafter Thriller in der Tradition von „Psycho“. Oliver Reed und Janette Scott spielen ihre Rollen so leidenschaftlich und hingebungsvoll, dass es an Manie grenzt. Ein Highlight aus den HAMMER Studios.

27. Feb. 2018 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2566 Rezensionen
März 2018: 2 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

[Weiterlesen...]



[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

Heutige Updates

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info