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Die Kammern von Zhurag Nar

LITERRA-ONLINE-REIHE : Nebelgrenze LITERRA-ONLINE-REIHE : Nebelgrenze

Es waren die Hunde, die ihn wahnsinnig machten.
Heulend warfen sie sich gegen die Zwinger, eine auf- und abschwellende Kakophonie. Jemand brüllte Befehle, dann hörte Asriel, wie eine Tür ins Schloss krachte.
Die Hunde brachten ihn um den Verstand. Ihr Bellen hallte durch die Korridore und drang durch die Wände seiner Zelle. Er tastete nach dem Geist der anderen, ein alter Instinkt, und fand nur Leere. Die Verbindung war abgerissen. Dabei war es das, was er gewollt hatte.
Das Kollektiv verlassen.
Als die Tür aufschwang, blendete ihn zuerst das Licht. Er brauchte mehrere Herzschläge, bis er Umrisse erkennen konnte, schließlich Gesichter. Fahl waren sie und steckten in Helmen. Urians Garde, dachte er ohne Überraschung.
Der Leutnant war eine Frau.
Asriel erwiderte ihren Blick. Sie runzelte die Stirn, er las die Irritation in ihren Augen, wie Wellen auf einem Spiegel. Hatten sie es ihr nicht gesagt?
Die Adern an ihren Schläfen traten hervor vor Konzentration. Sie versuchte es erneut, und wieder scheiterte sie bei dem Versuch, in sein Bewusstsein einzudringen.
Asriel lächelte.
Dann traf ihn ihr Handrücken ins Gesicht und schleuderte ihn zurück, und er spürte, wie seine Nase brach.

Szenentrenner


„Iraya.“ Die Stimme klang zu tief, voller Echos, und drang nur mühsam durch den Schleier seiner Benommenheit. „Bist du wegen ihr zurückgekommen?“
Er spürte seine Hände nicht.
Kälte sickerte aus der Mauer in seinen Rücken. Dies waren die Fundamente von Zhurag Nar, der tausendjährigen Feste seines Volkes. Die Steine hatten viel Böses gesehen. Leid tränkte den Mörtel, und Bosheit. Verrat.
Sie hatten es aufgegeben in seinem Geist zu wühlen, und griffen nun auf weniger subtile Methoden zurück. Asriel spürte, wie Furcht in seine Kehle kroch und seinen Mut vergiftete. Er würde das überstehen, hatte er gedacht.
Die Kammern von Zhurag Nar.
Er wusste ja, was ihn erwartete. Aber Wissen bedeutete gar nichts. Es änderte nichts an den Schmerzen, und nichts an den Zweifeln im Kielwasser des Schmerzes.
„Wo hält sie sich versteckt?“ Die Stimme gewann an Schärfe und Kontur. „Wo wolltest du sie treffen? Du wolltest sie wiedersehen, nicht wahr?“
Ein Hieb riss seine Wange auf. Blut sickerte aus der Wunde und sammelte sich klebrig warm in seiner Halsgrube. Sie mussten die Ketten gelöst haben, irgendwann im Verlauf der Nacht. Asriel erinnerte sich nicht. Es spielte keine Rolle. Seine Muskeln verweigerten ihm den Gehorsam.
„Nein“, flüsterte er.
„Du lügst.“
Er blinzelte ein paar Mal, sein Blick klärte sich. Die dunkle Silhouette des Leutnants ragte vor ihm auf. Sie trug Handschuhe, die mit Bronze bewehrt waren.
„Ich lüge nicht.“
Sein Bewusstsein trieb fort.
Seine Schreie lösten sich ohne eigenes Zutun aus seiner Kehle. Ein Reflex, als sie ihm die Finger brachen, und ein Handgelenk, und ihm das Zeichen von Zhurag Nar in die Haut brannten, mit rot glühender Klinge.
„Iraya“, lockte die Stimme. „Du könntest ihr helfen. Sie wurde verletzt, wusstest du das? Wir könnten sie heilen. Wir können das Gift aus ihrem Körper ziehen, bevor es zu spät für sie ist.“
„Iraya“, flüsterte Asriel. Seine Lippen fühlten sich taub an.
„Willst du nicht, dass sie lebt?“
In seinem Geist hallte das Echo der Hunde. Er glaubte zu sehen, wie sie sich gegen die Bronzestäbe warfen, wie sie ihre Wut hinausbellten.
„Die Richterin ist gnädig“, schmeichelte die Stimme. „Sie wird Iraya verzeihen, wie einem fehlgeleiteten Kind. Sie könnte euch beiden verzeihen.“
Warum bin ich dann hier, wollte er schreien. Ist das die Gnade der Richterin?
Er dachte an Iraya, seine Schwester. Seine Geliebte.
Er wusste, dass sie verletzt war, und dass das Gift sie töten würde. Er wusste das, und dennoch stemmte sich etwas in ihm gegen den Verrat, den zu begehen er im Begriff war. Sein Geist glitt noch weiter, sank fort von den Schmerzen. Er konnte das ertragen. Das wiederholte er, wie ein Mantra. Er konnte das ertragen. Denn er hatte gewusst, was ihn erwartete, in den Kammern von Zhurag Nar.
Iraya, dachte er. Iraya.

Szenentrenner


„Iraya.“ Er spürte ihren Körper, so dicht an seinem. Ihre Haare umfingen ihn wie ein dichter Schleier.
Er wollte ihren Namen aussprechen, immer wieder, so wie er es tausendfach getan hatte, auf dem Weg zurück. Sie verweigerte sich nicht, als er versuchte sie zu küssen. Ihre Lippen teilten sich, und seine Zunge stieß gegen ihre Zähne. Asriel spürte, wie sie sich entspannte, wie sie gegen ihn sank, und er wühlte seine Hände in ihr Haar und umfasste ihren Nacken.
Sie war so schön, so berauschend, so süß.
Er schob sie rückwärts zu der Mauer und drängte sich fester gegen ihren Leib.
„Warte“, hörte er sie murmeln.
Seine Finger tasteten nach ihrem Kleid. Hastig packte er eine Handvoll des Stoffes und zerrte ihn hoch. Er wollte ihre Haut spüren.
„Warte!“
Asriel öffnete die Augen. Ihre Hand presste sich gegen seine Brust und schob ihn zurück. Vage Enttäuschung dämpfte sein Begehren. Irritiert suchte er nach Irayas Lächeln, das mit einem Mal kühl wirkte. Es errreichte nicht ihre Augen.
„Du gefährdest uns beide.“
Er hatte sie überrascht, im Hain des alten Hauses, und er verstand nicht, warum sie sich nicht freute ihn zu sehen. Nicht so jedenfalls, wie er es sich erhofft hatte, die langen Tage und Wochen des Weges.
„Du bist nicht überrascht“, sagte er.
„Ich war froh, als ich spürte, dass du nicht tot bist.“
„Woher wusstest du – “
„Die Macht des Blutes.“ Iraya lachte. Es klang wie schrundiges Metall. „Wir sind Geschwister. Dachtest du, das spielt keine Rolle?“
Unschlüssig senkte er den Kopf.
Für ein paar Lidschläge schwiegen sie, alle beide. Asriel lauschte ihrem Atem, und seinem eigenen Herzschlag, der in seinen Ohren hallte.
„Wie hast du das geschafft?“, flüsterte sie in die Stille. „Niemand verlässt das Kollektiv. Es ist nicht möglich.“
„Es ist eine Lüge.“
„Ich dachte, du würdest bei dem Versuch sterben.“ Iraya sagte das nüchtern, eine Feststellung der Tatsachen. Ariel streckte seine Hand nach ihr aus. Sie wich nicht zurück, als er ihre Wange berührte. „Aber ich habe mich geirrt, wie es scheint.“
„Komm mit mir“, bat er.
„Bist du deshalb zurückgekehrt?“
„Sie suchen nach mir.“ Iraya hob eine Augenbraue. „Ich habe eine Barriere errichtet“, sie berührte ihre Stirn, „aber sie zerren daran. Sie suchen nach mir. Und wenn sie mich finden – “ Sie verstummte.
Asriel ließ den Arm sinken. „Es ist meine Schuld.“
„Ja“, sagte sie einfach.
„Iraya, sie haben von mir verlangt, dich zu töten!“ Als ob sie es selbst nicht wüsste. „Du warst als Opfer vorgesehen.“
„Bedingungslose Hingabe. Es war ein Test.“
„Ein Test?“ Wut verengte seine Kehle. Wut, auch jetzt noch. „Was für ein Test ist das?!“
Ein spöttischer Tonfall schwang in Irayas Stimme. „Sie hätten dir rechtzeitig Einhalt geboten. Wenn sie überzeugt gewesen wären, dass du es wirklich tun würdest. Wenn“, sie verzog einen Mundwinkel, „ein wenig Blut geflossen wäre. Genug, um deine Entschlossenheit zu beweisen.“
„Wie können sie einer Klinge Einhalt gebieten, die im Begriff ist einen tödlichen Stoß zu führen?“
„Unterschätze nicht die Macht der Priesterinnen.“
Ihre kühle Beherrschtheit irritierte ihn. Er hatte um sie gefürchtet, die ganze Zeit, während seiner Flucht aus der Festung, und danach. So viele Tage.
Seit er die Stränge durchschlagen hatte, die sein Bewusstsein mit dem Kollektiv verbanden, konnte er ihren Geist nicht mehr berühren. Doch Iraya war stärker als er. Sie spürte ihn noch immer.
Das war ein älteres Band. Etwas, das über das Kollektiv hinausging.
Aber Iraya war stets die Stärkere von ihnen gewesen.
Wind kam auf und fuhr durch die Baumkronen. Flüsternd rieben Blätter aneinander. Asriel blickte sich um.
„Es war leichtsinnig, hierher zurückzukehren.“
„Ich war in Sorge um dich.“
„Urians Garde hat das Haus konfisziert.“ Jetzt schlich sich doch Sorge in ihre Stimme. „Das Kollektiv hat den Bann ausgesprochen.“
Seine Finger verflochten sich in ihrem Haar. „Komm mit mir. Wir verlassen Zhurag Nar. Heute Nacht.“
Iraya lächelte.
„Warum nicht?“, fragte er.
„Weißt du das nicht?“ Seltsam, wie traurig dieses Lächeln wirkte, und wie beklemmend. „Ich kann die Grenze nicht passieren. Sie würden es sofort bemerken. Ich kann mich vor ihnen verbergen, hier in der Stadt. Aber ich kann nicht hinaus.“
„Du könntest das Kollektiv verlassen.“ Seine Stimme gewann an Dringlichkeit. „So wie ich es getan habe. Es wird dir nichts geschehen. Sie wollen dich das nur glauben machen. Sieh mich an.“ Er trat einen Schritt zurück und breitete die Arme aus. „Ich habe keinen Schaden genommen.“
„Ich bin eine Priesterin.“ Jetzt klang sie resigniert. „Unsere Bindung zum Kollektiv ist komplexer. Das Kollektiv gibt uns Macht. Aber wir zahlen einen Preis. Die Strafe der Abtrünnigen ist Tod oder Wahnsinn.“
Asriel sah sie an. Das Weiße in ihren Augen schimmerte. Er erkannte, dass ihre Furcht echt war.
„Du musst gehen“, sagte sie. „Wenn sie dich finden, töten sie dich.“
„Was ist mit dir?“
„Ich bleibe.“
Etwas in ihm begann zu reißen. Dunkelheit strömte in die entstehende Lücke. Plötzlich erschien ihm alles nichtig, eine schreckliche Leere, ohne Sinn oder Ziel. All die Mühen, die er auf sich genommen hatte. Die Flucht, die Verzweiflung. Warum das alles, wenn er sie nicht retten konnte?
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“
„Was?“
„Dass es ein Test war.“
Ihre Augen verschleierten sich. „Ich habe es nicht gewusst.“
„Aber jetzt weißt du es.“
Sie nickte.
Ein Ast knackte, irgendwo tiefer im Hain. Asriel tastete nach dem Shamtar an seinem Gürtel. Ein Reflex war das, eine instinktive Bewegung. Sein Körper spannte sich, er lauschte.
Die Nachtgeräusche rissen ab. Etwas näherte sich, und es ließ die Nachttiere verstummen. Der Wind selbst hielt den Atem an.
Asriels Finger schlossen sich fest um den lederumwickelten Griff der Waffe. Mit einem schleifenden Geräusch entfalteten sich die Doppelklingen.
Iraya murmelte etwas Unhörbares.
„Lauf“, flüsterte er. „Ich halte sie auf.“
Doch sie stand einfach da. Sie regte sich nicht, bis Asriel einen Luftzug an der Wange spürte. Einen Herzschlag später sackte sie gegen die Mauer, fast geräuschlos, mit einem kleinen Keuchen. Ein Pfeil ragte aus ihrem Hals, knapp über dem Schlüsselbein, ein hässliches schwarzes Gebilde. Und Asriel erkannte, wer ihnen aufgelauert hatte.
Die Bogenschützen aus Urians Garde benutzten diese Pfeile. Er wusste das, er hatte sie selbst getragen, die Symbole der Richterin. Bis er das Kollektiv verließ. Danach hatte er sie verbrannt, an einem Flussufer, ein paar Tagesritte entfernt von Zhurag Nar.
Noch mehr Pfeile zerschnitten die Luft. Asriel ließ sich zu Boden fallen. Er rollte herum und suchte Schutz hinter einem Maueralkoven. Als er wieder aufblickte, war Iraya verschwunden. Überrascht starrte er zu der Stelle, an der sie eben zusammengesunken war.
Dann lösten sie sich aus den Schatten.
Silhouetten zuerst, kamen sie näher. Mondschein fing sich auf gebogenen Klingen. Asriel richtete sich auf und beobachtete, wie sie ihn umschlichen, wie sie einen Halbkreis bildeten. Die Mauer stieß in seinen Rücken.
Es waren viele, ein ganzer Spähtrupp.
Kurz fragte er sich, wie sie ihn gefunden hatten. Er war unbemerkt in die Festungsstadt eingedrungen. Niemand hatte ihn beobachtet. Und doch waren sie jetzt hier. Die dunkle Garde. Urians Kinder, die ihre Menschlichkeit hinter geschwärzten Bronzemasken verbargen.
Er hob den Shamtar, so dass die beiden Klingen bogenförmig vor seinem Körper schwebten, und verstärkte den Griff mit der zweiten Faust. Langsam ließ er die Klingen kreisen, lauernd, die Muskeln gespannt.
Dann, wie auf ein schweigendes Zeichen, griffen sie an.
Stahl prallte auf Stahl, er wich zur Seite. Ein Stoß ging ins Leere. Er folgte dem Rhythmus, nahm ihn auf. Reflexe ersetzten nun gänzlich das Denken. Die Doppelklingen hielten Ernte. Mit furchtbarer Leichtigkeit zerteilten sie Muskeln und Sehnen. Schreie hallten, Körper gingen zu Boden. Wind zerrte an den Ästen der Bäume.
Asriel drehte sich.
Seine Arme schmerzten von der Anstrengung des Tötens.
Die Kämpfer wichen zurück vor seiner Wut und den wirbelnden Klingen.
Für einen Herzschlag spürte er Zuversicht. Er dachte, dass er es schaffen konnte, so wie schon einmal, auf seiner Flucht aus Zhurag Nar. Die Kämpfer hinter den Bronzemasken konnten getötet werden. Nichts Übermenschliches haftete ihnen an, auch wenn sie ihre Feinde das glauben machten.
Noch weiter zogen sie sich zurück.
Dann traf ihn ein Schlag in die Seite. Er taumelte. Sein Blick verschwamm, der Boden drehte sich ihm entgegen. Reflexhaft tastete er nach einer Wunde. Kurz bevor Schwärze ihn umfing, schlossen seine Finger sich um den Pfeil, der tief in sein Fleisch gedrungen war.

Szenentrenner


„Du würdest bereits im Sterben liegen, wenn wir die Wunde nicht geheilt hätten.“
Er hatte es nicht geschafft.
Hierher hatten sie ihn gebracht, in die Eingeweide der Festung. Hier war er erwacht, in schwärzestem Dunkel. Flammenschein zuckte über die Wände.
„Wir können auch“, der Leutnant tippte gegen Asriels zerschlagene Hand, „das hier wieder heilen.“
Zerstören und Heilen, die Macht der Priesterinnen.
Asriel zuckte zusammen unter der Berührung.
„Sie kann die Kraft nicht gegen sich selbst richten“, sagte der Leutnant und beantwortete damit die Frage, die in Asriels Bewusstsein glühte. „Nicht, wenn das Kollektiv es ihr verweigert.“
„Was würde mit uns geschehen?“, stieß er hervor. Die Worte schmerzten in seiner Kehle. „Wenn ich euch zu ihr führe?“
Der Leutnant ging in die Knie. Sie brachte ihren Kopf ganz nah an seinem. Mit einer raschen Bewegung löste sie die Spangen und nahm die Maske ab.
Plötzlich besaß sie ein Gesicht, und eine Stimme, die nicht durch die Bronzehülle verzerrt war. Asriel sah, wie ihre Lippen sich bewegten. Ihr Blick verschränkte sich in seinem. Er war erstaunt, keine Bosheit in ihren Augen zu finden.
„Wir lassen dich ziehen“, sagte sie.
Er verstand nicht.
„Wir wollen nur die Priesterin zurück.“ Jetzt war es, als ob viele Stimmen sprachen, wie Wellen an einem Strand. „Dein Verrat hat eine Mauer errichtet. Wir wollen sie nicht verlieren.“
Die behandschuhten Finger näherten sich, sie strichen über seine Wange. Er bemerkte das Blut auf ihren Fingerspitzen, als sie sie zurückzog.
„Willst du sie sterben lassen?“
„Nein“, flüsterte er.

Szenentrenner


Die Hunde tobten, als sich die Tore öffneten.
Asriel lauschte dem Gebell, er hörte die Schritte. Fackelschein glitt um die Ecken. Plötzlich traf ihn Irayas Blick.
Vier Wachen eskortierten sie den breiten Korridor hinunter. Iraya schritt aus eigener Kraft. Sie ging aufrecht, und ohne sichtbare Schwäche, und Asriel überkam Erleichterung. Sie hatten Wort gehalten. Die Wunde war fort.
Iraya wandte den Kopf. Ihre Blicke trafen sich, durch Schatten und rostige Gitterstäbe.
Dann bemerkte er die Ketten an ihren Handgelenken. Seine Erleichterung verwehte im Nichts. Er richtete sich auf, soweit die Eisen es erlaubten, und versuchte ihren Blick zu halten, während sie seine Zelle passierte, während die Wachen sie weiter zogen.
Die Tore stürzten hallend zu.
In seinem Mund mischte sich der Geschmack von Verrat mit dem Kupferaroma von Blut. Asriel sank zurück. Ein schrecklicher Zweifel formte sich. Eine Frage, die er nicht stellen wollte.
Er erkannte, dass er sich von der Hoffnung nicht lösen konnte. Der Hoffnung, gerettet zu werden. Diese Einsicht durchdrang ihn wie ein langsam wirkendes Gift. Er versuchte sich selbst zu hassen. Und sah, dass es ihm nicht gelang.
Schwäche hatte er Iraya vorgeworfen. Nicht laut, aber in Gedanken. Den Mangel an Mut, es zu versuchen, den Drohungen ihrer Lehrer zum Trotz. Er hatte das Kollektiv verlassen. Warum sollte sie nicht fähig sein, es ihm nach zu tun?
Vielleicht hatte die gleiche Furcht sie zurückgehalten, die ihn bewogen hatte, sie zu verraten?
Die Frau mit der Maske hatte ihm eine goldene Brücke errichtet. So leicht war es gewesen, Verrat zu begehen. Asriel hatte die Hand ergriffen, die sie ihm entgegenstreckte. Dankbar war er gewesen um die Täuschung, die sie ihm bot, die selbstsüchtige Hoffnung hinter edlen Motiven zu verbergen.
Erschöpft lauschte er dem Toben der Hunde, und tastete zaghaft nach Irayas Geist.
Und hoffte.
Hoffte.

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LITERRA-ONLINE-REIHE : Nebelgrenze
Beitrag vom 12. Jan. 2009


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