Der glottale Plosiv

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Der glottale Plosiv

Von Heiner Hug, 14.02.2020

Die schweizerische Tourismus-Industrie beklagt die Abwesenheit der Chines*innen.

Eigentlich ist das Thema ausgelutscht. Einige wenige Zeitungen und Universitäten sind zu dieser Schreibweise übergegangen. Man mag den Genderstern bekloppt finden und als Hype bezeichnen. Ein Hype, der – wie alle Hypes – bald einmal verblasst. 

Andere sehen darin einen Durchbruch zur Geschlechtergleichheit. Oder umgekehrt: Eine nicht-gegenderte Sprache sei eine Diskriminierung der Frau, heisst es. Und eine Diskriminierung der Transmenschen sowieso.

Auch „Sehr geehrte Damen und Herren“ soll verboten werden. So postuliert es die Universität Wien. Die Verordnung war von Professor*innen ausgearbeitet worden. Briefe beginnen dann so: „Sehr geehrter Mensch“. Oder: „Sehr geehrte Sie“.

Wie auch immer. In der geschriebenen Sprache kann man das alles toll finden. Mit dem Binnen-I, dem Stern und sonstigen sprachlichen Kapriolen kann man der Forderung nach Gendergerechtigkeit Nachdruck verleihen.

Aber: Die Sprache ist eben nicht nur geschriebene Sprache, sondern vor allem: gesprochene, mündliche Sprache.

Wie nun soll der Kampf für Geschlechtergleichheit in der gesprochenen Sprache zum Durchbruch gelangen? Da wird’s schon heikel.

Die Universität Wien sieht sich da mit einem Vorschlag als Vorreiterin. Das Heil liegt im „stimmlosen glottalen Plosiv“, auch „Glottisschlag“ genannt. Noch nie gehört?

Es handelt sich, so beschreibt es Wikipedia, um einen „glottal gebildeten Verschlusslaut ..., der durch die plötzliche, stimmlose Lösung eines Verschlusses der Stimmlippen gebildet wird. Andere Bezeichnungen sind Knacklaut, Stimmritzenverschlusslaut“.

Es soll jetzt also in der Sprache knacken. Im Klartext: man muss innerhalb des Wortes eine kurze Pause einlegen: einen Knack denken. Vor dieser halbsekündigen Pause soll man die Stimme leicht heben.

„Die Professor (knack!) innen und die Student (knack!) innen.“ Dass der Sprechfluss dann gestottert wirkt, nimmt man in Kauf. Lieber Stottern als eine ungerechte Gesellschaft.

Schnellsprecher, wie Fussballreporter oder entfesselte Politiker, werden mit dem Stimmritzenverschlusslaut ihre Mühe haben. Aber die sind ja lernfähig.

Uns scheint der glottale Plosiv etwas allzu kompliziert. Wir wagen die Prognose, sehr verehrte Leser(knack!)innen, dass sich das nicht durchsetzen wird. Wir haben eine bessere, viel einfachere Lösung. Ganz simpel: Man spricht das Wort „Stern“ inmitten des Wortes aus.

Das geht dann so. Hier ein Ausschnitt aus einer „Tagesschau“.

„Guten Abend, sehr verehrte Zuschauer-Stern-innen. Zehntausende Iraker-Stern-innen sind heute erneut auf die Strasse gegangen. Die Demonstrant-Stern-innen fordern einen verstärkten Kampf gegen die korrupten Machthaber-Stern-innen.

Das ist die Lösung. Einfach zu handhaben. Kein Gestotter.

Übrigens: Das Plädoyer der Gender-Adepten für den „Stern“ hat seine Tücken. Der „Stern“ besitzt im Deutschen (im Gegensatz zu den lateinischen Sprachen) den männlichen Artikel. Aber es gibt doch sicher auch weibliche Sterne.

Deshalb: Die nächste Forderung der Stern-Trolle ist schon in Vorbereitung: Abschaffung aller Artikel.

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Schlicht gut nachgedacht und schön geschrieben. Ein gelungener Versuch, um uns bezüglich dem Unsinn der SternchenKlackSprache ins Nachdenken zu bringen.

Wunderschöne Glosse. Möge des GenderKlackSternchen bald würdevoll begraben werden, damit wir uns echten Problemen zuwenden können.

Als ich einmal von der Leiterin der Frauengruppe einer (bürgerlichen) Partei ein Rundschreiben erhielt, das mit «Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder» begann, erlaubte ich mir, die Dame, die ich eigentlich für einigermassen intelligent gehalten hatte, darauf aufmerksam zu machen, dass das sächliche Wort Mitglied nicht plötzlich männlich werde, weil es in der Mehrzahl ein –er am Wortende erhalte.

Statt sich zu entschuldigen – oder wenigstens vor Scham in den Erdboden zu versinken, erkundigte sie sich bei meinem Parteivorstand, ob ich als Querulant bekannt sei (ich hab’s auch kaum geglaubt). Als man ihr meine Funktion erklärt hatte (Kommunikationsverantwortlicher, Pressechef), kamen wir dann ins Gespräch.

Sie erklärte mir, wenn sie in Schreiben, die sich ja hauptsächlich an Frauen richteten, nur «Liebe Mitglieder» schreibe, dann reklamierten bei ihr mehrere Frauen und beanstandeten die «nur männliche» Anrede. Da schreibe sie lieber den Unsinn mit den Mitgliederinnen.

Warum ich das erzähle? Weil solche Beispiele belegen, wie weit wir es gebracht haben und dass die Gendersternchen, Genderunterstriche, Binnen-I … etc. mit Sicherheit noch nicht das Ende der sprachlichen Genderhysterie sind.

Warum aber finanzieren wir Nettosteuerzahler in Deutschland und in der Schweiz Tschenderstellen an Universitäten?. zu Hunderten?

Guten Tag Herr Sie ( pardon Herr Hug)
Das mit dem glottalen Plosiv meine ich zu kennen. Das ist doch nichts anderes als der Buhstabe "ain" in den semitischen Sprachen, ein kleiner Stimmabsatz. Da das die Griechen nicht aussprechen konnten, machten si daraus den Vokal o / omikron. Der Buchstabe O ist ein Kreis in der Form entspricht er der Bedeutung des semitischen "ain", der name des Buchstabens, das Wort "ain" bedeutet "Auge".
Interessant ist, dass das Dänische -als einzige mir bekannte Sprache- auch diesen Stimmabsatz haben, jedoch in der Schrift kein Zeichen dafür. das muss man einfach wissen.
Vielleicht sollte man den Promotoren des "glottalen Plosiv" klar machen, dass es sich damit um eine Annherung an die Semiten, Araberund Hebräer handelt. Und ob man daran gdacht und das auch will. Auf Ihre Nachricht bin ich gespannt.
Freundliche Grüsse
Hans Rohr

Sterne-5i!
Ich lebe schon viele Jahre in Italien. Auch wenn die Italiener*innen sehr genderbewusst sind, auf die Sprache faerbt das nicht ab und ich bin sehr froh darueber! Was da auf der anderen Seite der Alpen praktiziert wird, finde ich eine ziemlich kindische Zwaengerei.

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