Fernsehen wird zum Luxusgut
In Deutschland ist der Trend bereits angekommen: Für attraktive Sport- und Unterhaltungssendungen wird man speziell bezahlen müssen.
Hat das öffentlich-rechtliche TV-Modell ausgedient? Im Sport- und Unterhaltungsbereich sind die Zeichen der Machtverschiebung nicht zu übersehen: Pay-TV statt Free TV. Am Ende profitieren auch hier die Technologie-Konzerne wie Google, Facebook, Amazon.
Adrian Lobe schreibt in der "Medienwoche" über die absehbare Verdrängung von ARD und ZDF aus dem Big Business der Sportrechte und über die Auflösung des linearen TV-Programms.
Der Verlierer heisst Spitzenfussball. ZDF hatte sich ein Limit gesetzt und dann entschieden, Fantasiepreise bezahlen wir nicht, denn, nicht alle Gebuehrenzahler sehen auch Fussball und eine Gebuehrenerhoehung steht nicht zur Diskussion wegen CL. Der Dumme ist der Zuschauer, von ueberall droht Abzocke. Noch ist offen, ob die Rechnung fuer die Privaten aufgeht, bei der Inflation internationaler Wettbewerbe besteht auch die Moeglichkeit, dass sich die Fussballfreunde abwenden, am Wochenende spannende Juniorenspiele in Stadt und Land anschauen . . . Gar einen Obolus in die Juniorenkasse werfen und nicht in den Rachen der Gierigen Privaten die den Markt knebeln mit Hilfe einiger Grossvereine die den Hals auch nicht genug voll kriegen !
Bei uns kämpft ausgerechnet jene Partei gegen die SRG und damit gegen "Qualitäts-Fernsehen für das ganze Schweizer Volk", die sonst immer behauptet, sie verteidige dieses Volk und das Land gegen alles und jedes – die SVP. An vorderster Front mit dabei ist die Zürcher SVP-Nationalrätin Natalie Rickli. Sie vertritt weit weniger "das Volk" als vielmehr einseitig kommerzielle Partikularinteressen einiger weniger Privater (Goldbach Medien). Dennoch scheut sie sich nicht, in die zuständige Kommission des Nationalrats rein zu hocken - und diese auch noch gleich zu präsidieren. Was solche Leute anstreben kann man im üblen TV-Tohuwabohu in Italien erschreckend feststellen. Dort werden die besten Fussballspiele nur noch jenen Mehrbesseren gezeigt, die sich das leisten können. Weniger gut Betuchten zeigt man auf ihrem Bildschirm gleichzeitig nur noch drei minderwertige Kommentatoren, die ihnen erzählen, was sie im privaten Profit-TV vom Spiel sehen. Das heisst: Zurück zum Radio für die breite Masse. Das will die SVP mit ihren Angriffen auf die SRG ganz offensichtlich auch. Was beim entsprechenden Kesseltreiben (an dem sich auch private Zeitungen kräftig beteiligen) gegen das Schweizer Fernsehen vergessen geht: Es ist ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgsmodells Schweiz. Denn: Hohe publizistische Qualität von SRF und breite Abdeckung in allen Landesteilen sind vor allem auch im eminenten Interesse der Schweizer (Werbe) Wirtschaft, die ohne diesen soliden Partner grosse Probleme hätte. Wer einen solchen Standrotvorteil zerstören will, der schadet unserem Land massiv. Niklaus Ramseyer, BERN
Das läßt den kalt, der noch nie "attraktive Sport- und Unterhaltungssendungen" gesehen hat.