Laubbläser: die dümmste Erfindung aller Zeiten

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Laubbläser: die dümmste Erfindung aller Zeiten

Von Max Winiger, 12.10.2012

Von Max Winiger Früher (ja, früher) kannten wir noch das romantische Geräusch des raschelnden Laubes im Herbst. Heute kennen wir den Lärm der Laubbläser und schütteln den Kopf über diesen Unsinn.

Währenddessen überschlagen sich Politiker mit Aufwandberechnungen und Effektivitätsvergleichen und rechtfertigen den Einsatz einer der wohl dümmsten Erfindung aller Zeiten.

Marburg. Fahren Sie nach Marburg. Die hübsche Universitätsstadt im deutschen Mittelhessen hat 2007 sämtliche Laubbläser komplett abgeschafft. Eine seither dramatische Zunahme von Unfällen infolge Ausrutschens auf feuchtem Laub oder von Auffahrkollisionen auf laubbedeckten Strassen im Herbst ist nicht bekannt. Die Sicherheit der Bevölkerung ist aber eines der Hauptargumente von Politikern und Beamten, wenn Sie zu begründen versuchen, warum Laubbläser heute unabdingbar sind. Denn damit könne das gefährliche Laub bedeutend effizienter von Trottoirs und in Parkanlagen weggeräumt werden. Auf den Strassen sei zudem Laub gefährlicher als Eis.

Gemäss Nachhaltigkeitsmonitoring der Stadt Zürich leben rund 3 % der Bevölkerung an Strassen, an denen der Lärm-Alarmwert (70 dB am Tag) überschritten wird. Laut einer Information des Bundesamtes für Umwelt BAFU erreichen benzinbetriebene Laubbläser einen Schallleistungspegel von 115 dB. Ein Schalldruckpegel am Ohr von 100 dB sei nicht unüblich und wird durch die SUVA als gefährlich eingestuft. Spielt aber alles keine Rolle. Denn hier greift das zweite Argument der Politiker: Ohne Laubbläser würde der Personalaufwand aus dem Ruder laufen. Laubbläser seien bedeutend effizienter als Rechen und günstiger als Menschen. Benzinbetriebene (Laubbläser) kosten rund 1500 Franken pro Stück, Batteriebetriebene und bedeutend leisere (sie tönen wie ein hysterisch gewordener Föhn) kosten das Doppelte. Seit letztem Herbst testen kommunale Laubblas-Fachleute in Bern, Basel und Zürich die batteriebetriebenen Geräte. Natürlich nicht koordiniert, sondern jede Gemeinde schön für sich. Föderalismus geht schliesslich über alles.

Wer sich mit dem Thema ein wenig auseinandersetzt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. In Bern beispielsweise wird der Einsatz von Laubbläsern mit der Begründung gerechtfertigt, die hohe Biodiversität zu erhalten. Die Leute sollen im Frühling Schmetterlinge sehen können. Und das bedinge Blumen und Pflanzen. Unter dem Laub überlebten diese Pflanzen aber nicht.

Die Aargauer Zeitung hat vor Jahresfrist sogar einen Test durchgeführt, auf dem Schulhof des Pestalozzi-Schulhauses in Aarau: Laubbläser vs. Rechen. Fazit: Der Laubbläser war 30 % schneller. Dafür war mit dem Rechen das Kies wieder schön geordnet.

Bis zu 10 kg wiegen die heute hauptsächlich eingesetzten benzinbetriebenen „Krawalltüten“ und ruinieren die Rücken der Arbeiter. Derweil regen sich überall lärmgeplagte Bürger über den Krach auf und bekunden mit Blick in die herbstlich verfärbten Laubbäume Mühe, das sinnlose Gebläse und Gesauge zu verstehen. Es braucht wohl eine landesweite Initiative und entsprechende Abstimmung, um diesen Unsinn zu stoppen. Denn unsere Politiker werden ansonsten weiter irgendwelche Nonsense-Begründungen finden, um ein Gerät zu rechtfertigen, das einfach nur überflüssig ist.

Ihr Menschen in der Schweiz könntet ja wenigstens diese Mordsdinger mit einer landesweiten Initiative abschaffen, doch hier bei uns in Deutschland sieht die Sachlage, aufgrund der uns aufgezwungenen EU-Mitgliedschaft, schon ganz anders aus. Hier argumentiert die Politik, wenn es gegen den Laubbläser gehen soll, immer mit der Begründung, dass die Wettbewerbsregelungen der EU es nicht zulassen, die Laubbläser zu verbieten! Was hat die Zerstörung von Umwelt und Nerven denn bitteschön mit Wettbewerb zu tun, nur weil dann einige Unternehmen diese mit Lautstärke und stinkenden Abgasen um sich werfende Teile abschaffen müssen? Dann müssen die eben zum Rechen greifen, denn erstens ist dieser nicht etwa teurer und zweitens muss das Ding immer noch von einem Menschen getragen und bedient werden, der auch bezahlt werden will. Allein am zeitlichen Aufwand kann es ebenfalls nicht liegen, da mehrere Typen mit diesen Dingern mehrere Stunden dafür benötigen, als unser ehemaliger Concierge, welcher einfach nur einen Rechen verwendet hatte und innerhalb von 90 Minuten fertig gewesen war, aber der wurde ja abgeschafft, weil angeblich zu kostspielig!

Ich überlege mir schon, im nächsten Herbst als Protest auf dem Grundstück meiner Hausverwaltung selbst mit einem Rechen oder einer Harke tätig zu werden, sobald das Laub der Bäume auf den Rasen fällt, der durch selbiges, anders als immer argumentiert wird, überdies keineswegs in Mitleidenschaft gezogen wird. Vielleicht noch ein schönes T-Shirt dazu tragen, wie "Nein zu Laubbläsern!". Ich wäre sehr auf die Gesichter der beauftragten Heinis gespannt, die, seit der Abschaffung unseres Concierges, jeden Herbst hier mit ihren umweltzestörenden Posaunen anrücken und plötzlich nur noch überall schön geformte Haufen aus Laub erkennen, sodass es für sie nichts mehr zu tun gibt. Nur so zeigt man diesen Typen, dass man sie und ihre EU-geförderten Mordsteile nicht benötigt. Jetzt müssten dazu nur noch genügend Menschen mitmachen, aber das ist hier in Deutschland, wo man sich viel lieber stundenlang darüber aufregt, anstatt aktiv etwas dagegen zu unternehmen, einfach nicht machbar. Es liegt also mal wieder am Menschen und solange der nicht aufwacht bzw. in breiter Masse aktiv wird, dann wird sich das auch nicht ändern, bis nachfolgende Generationen gar nicht mehr wissen, was ein Besen, ein Rechen oder eine Harke ist und die EU somit langfristig ihr Ziel, ganz im Auftrag der zahlenden Lobby, erreicht hat. Es würde mich auch keineswegs wundern, wenn ich da mit meiner Vermutung richtig liege. Schließlich war die EU zum Anfang als Wirtschaftsunion gegründet worden und nicht als Verfasser von EU-weiten Gesetzen und Vorschriften, sprich sie dienen allein der Wirtschaft und die will ihre Laubbläser und das dazugehörige Benzin bzw. den dazugehörigen Strom gewinnbringend verkaufen. Also, bitte nicht länger darüber aufregen, sondern endlich gemeinsam etwas dagegen machen!

Massgebend ist für mich das Verhalten derjenigen, die einen Laubbläser benützen oder anordnen. Das betrifft somit Verwaltungen, Abwarte, Gartenfirmen oder Reinigungsdienste. Wenn ein Hausmeister zu oft, also jeden Tag und jede Woche oder sogar mehrmals, zum Bläsern greift, um damit einzelne Blätter über den Platz zu fegen (auch bei Nässe/Wind!) ohne jeglichen Nutzen zu generieren, ist es so etwas von absurd und sollte verboten werden. Dabei stören mich Lärm (das hysterische Fön-/Pfeifgeräusch), Feinstaub, Viren, Bakterien, Kotreste, Pollen, Sporen und die Machtdemonstration/Spassmentalität.

Sie sprechen mir so aus dem Herzen. Selten wurde sowas unnötiges erfunden.

Hallo,
ich kann Ihnen nur voll und ganz zustimmen. Als ehemaliger Besitzer einer Gartenbaufirma kam es für mich nie in Frage solch eine Höllenmaschine anzuschaffen. Wenn ich sehe dass Männer ein Laubblatt über den Weg jagen kann ich nur den Kopf schütteln.
Es ist wohl dr Lobbyarbeit der hersteller zu verdanken dass dieser Unsinn noch nicht abgestellt wurde. Diese Maschinen verursachen unnötige Abgase die auch der Arbeiter einatmet und unnötigen Lärm. Wo bleibt der Menscheschutz ??
Auf der Suche nach einer entsprechenden Iniziative bin ich jederzeit bereit beizutreten.
Mit freundlichen Grüssen
D.Kerner

Habe gerade eben den Artikel Gefunden. Die dinger sind echt laut, selbst wenn man die fenster zu hat hört man die sehr gut. Sie sollen der Umwelt helfen? Ja ne wenn sie mit Benzin betrieben werden, wo ist das Umweltschonend? Labharke und schaufel und Besen und Schubkarre. Das ist angenehmer, nicht so laut und Umwelt freundlicher.

Richtig schlimm finde ich, dass der Laubbläser mittlerweile zur Grundausstattung eines jeden Gartenbauunternehmens gehört.
Zu beobachten ist mittlerweile g a n z j ä h r i g, dass er den Besen ersetzt hat. Mit einem Wahnsinnsgetöse werden z. B. im Frühling oder Sommer 5 - 20 Blättchen und Staub durch die Gegend geblasen.
Wer stoppt endlich diesen Wahnsinn???

Es braucht dringend eine landesweite Initiative gegen diesen Irrsinn!
Seit diesem Frühling erlebe ich einmal pro Woche, wie die Wiesen
in der Nachbarsiedlung nach dem Rasenmähen zwei Stunden lang in einer unerträglichen Lautstärke per Laubbläser vom Rasenschnitt befreit werden. Eine deutliche Verschlechterung der Luft- und auch der Lebensqualität!
Warum ist das Harken und Fegen im Sommer eigentlich plötzlich unzumutbar?
Hoffentlich gibt es bald eine landesweite Kampagne!!!

Laubblaeser befriedigen den Aggressionsabbau mancher Zeitgenossen , und sie können wehrlose Objekte (Laub) in die von Ihnen gewollte Richtung dirigieren.
Das gibt Gefühl von Macht.

Ich kann die meisten verstehen, das die Dinger lärmig sind und nerven. aber heutzutage wo der einzelne immer mehr Arbeit aufgebrummt bekommt, aber die zeit für die Mehrarbeit eben nicht muss man halt mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel mit Laubbläser wieder ausgleichen. und wer halt so grausig stört, macht doch einfach die Fenster zu.

Fenster zu? Der Krach dringt durch alle Fenster hindurch! Muss ich in meiner Wohnung Kopfhörer anziehen, ist das Ihr nächster Rat?Überflüssige Arbeit einfach weglassen: das braucht weniger Zeit!

lasst es es euch doch nicht einfach gefallen, immer mehr Arbeit in weniger Zeit zu schaffen. du hast nur einen gesunden Rücken.. !!
und was soll das denn, Fenster Zumachen..zzz . .bei schönem Wetter möchten viele den ev. freien Tag draußen genießen.

merci für ihre Worte! und gerade heute, Januar! - ein europutzer mit einer Dreckschleuder eine kleine Schaufel voll nasse Blätter von einer ecke zur anderen luxiert...doch solange Verwaltungen den Schrott unterstützen, verdienen ja daran, - kann sich ja nichts ändern.-
obwohl dies ja ein grün-sp anliegen sein sollte...einfach nur zum kotzen weil sich seid Jahren nichts ändert. überlege mir auch so ein sauding anzuschaffen und dann auf dem Balkon stundenlang wenn ich weg bin laufen zu lasse. und wenn das dann alle machen, ja dann schaltet eventuell irgend so eine Behörde den kopf ein.

Sie haben wohl absolut keine Ahnung was Lauben ist.
Ohne diese Geräte würden sich die Arbeiten enorm verteuern.
Schreiben Sie in Zukunft über Sachen die Sie wirklich verstehen.

siehe meinen Kommentar oben

Ist das Ihre Erklärung, weshalb man tagelang durch diese Dinger "terrorisiert" werden muss? In Wohnzonen ist dies ein absolutes No Go und es interressiert doch mich und die Nachbarn nicht im Geringsten, was für Ihr Geschäft einträglich ist oder nicht. Diese Laubbläser sind sowas von unnötig und gehören verboten.

so wie du was?
Laubblaeser rationalisieren Arbeitsplätze weg, machen einen Mordslaerm . stören die Bodenflora- und wirbeln Bakterien auf.
da wo der Rechen nicht hinkommt, kann das Laub getrost liegenbleiben.
sei mir nicht böse, aber nicht alles was Japaner erfinden macht auch Sinn!

Wo kamen dann die Schmetterlinge alle her, bevor es diese nervigen Laubgebläse noch nicht gab? So ein Unsinn!

Ich steh ja ansonsten bei Lärmdebatten sehr auf Seiten der Kulturschaffenden. Umso weniger verstehe ich den Einsatz dieser .... Geräte. Das Geräusch ist absolut nervtötend, wahrscheinlich auch für die Arbeiter, die dafür angestellt sind. Und a propos Schmetterlinge und Kleintiere: ein Besen ist garantiert schonender. Sollte eine Initiative gegen diese Höllenmaschinen zustande kommen, ich würde gerne bei Wind und Wetter und auch Laubfall Unterschriften sammeln gehen.

bin dabei...! Widerstand gegen den Terror..

Absolut einverstanden. Diese Laubbläser sind ein dauerndes Ärgernis!

Wie Recht der Verfasser doch hat! Der Artikel wäre tatsächlich würdig, die breite Masse zu erreichen. Selber hätte ich noch ein paar negative Kraftausdrücke für diesen Unsinn in den Tasten, doch unterdrücke ich sie, um dem Gesagten nicht die berechtigte Ernsthaftigkeit zu entziehen! H.R.Roth, Reinach AG

Stimme dem Artikel voll zu!

Es gibt nur noch ein Gerät das unsinniger und überflüssiger ist: Ein Laubsauger :-))

Voll einverstanden! Ich wohne in einer kleinen Siedlung an einer Nebenstrasse, direkt gegenüber ein Schulhaus. Es trifft sich dann immer wieder ... Unser Hauswart dröhnt 1 -2 Stunden hinter dem Haus, der Schulhausabwart dröhnt gleichzeitig locker auch so lange bis sein Schulhausplatz sauber ist! Und im Winter wird's nicht besser, bei beiden wird's dann einfach zum Schneebläser ... Hoffentlich wird's bald Frühling ;o)

Der Laubbläser hat längst auch den Frühling und Sommer erreicht; der Besen stirbt aus und wir lassen es uns einfach gefallen ...

Selten so einen tendenziösen Schwachsinn gelesen. :-(

Dazu kommt das Herumschleudern von Bakterien aller Art, insbesondere auch Fäkalbakterien, die zur Gesundheit der Natur, und auch des Menschen nichts Positives beitragen.

Ein guter Artikel, der diesen Wahn-/Blödsinn zu recht anprangert. Es gibt wohl kaum eine andere Geldverschwendungsmaschinerie, die stumpfsinniger ist. Aber die Laubbläser sind ein exemplarisches Beispiel dafür, was für Probleme dieses Land hat. Würden wir uns um die echten Probleme kümmern, hätten wir kein Geld und keine Ressourcen für einen solchen Blödsinn. Diese Art von Wohlstandsverdummung kann sich nur ein Land leisten, das vor randvoll gefüllter Kriegskasse nicht weiss, wohin mit den Moneten. Wer sind wirklich ein Sonderfall. Die Frage ist nur, wann bläst uns ein eisiger Wind mitten ins Gesicht.

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