Noch ist alles offen

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Noch ist alles offen

Von Heiner Hug, 22.07.2020

In gut 100 Tagen finden in den USA Wahlen statt. In den meisten der wahlentscheidenden „Battleground States“ liegt Trump zurück.

Laut Real Clear Politics (RPC), dem angesehenen amerikanischen Wahlforschungsinstitut, das Meinungsumfragen sammelt und gewichtet, führt Joe Biden landesweit mit 6,5% der Stimmen (Biden: 49,2%, Trump: 42,8%). Stand: 21. Juli.

Das Institut „FiveThirtyEight“ des Wahlforschers Nate Silver gibt Biden landesweit einen Vorsprung von 8,8 Prozent (Biden: 50,4%, Trump 41,6%). Stand: 21. Juli.

Entscheidend ist jedoch nicht der Landesdurchschnitt. Wichtig sind die Ergebnisse in den „Battleground States“ (Swing States), also in jenen Bundesstaaten, in denen die Mehrheiten oft wechseln.

Real Clear Politics nennt 17 „Battleground States“, nämlich: Wisconsin, Florida, Pennsylvania, North Carolina, Michigan, Arizona, Minnesota, Ohio, Iowa, Nevada, New Hampshire, Maine, Virginia, Georgia, Texas, Colorado, New Mexico.

  • Trump gewann 2016 in 10 dieser 17 Battleground States.
     
  • Einzig in drei dieser 10 Staaten (Iowa, Georgia und Texas), die Trump vor vier Jahren gewonnen hatte, liegt er jetzt laut Real Clear Politics in Führung. In Ohio ist das Rennen laut RCP unentschieden.
     
  • Selbst in jenen drei Battleground-Staaten, in denen er 2016 gewann, ist sein Stimmenanteil laut RCP stark geschrumpft.
     
  • In Texas erhielt er 2016 9 Prozent mehr Stimmen als Hillary Clinton. Jetzt liegt er laut Umfragen nur 0,2 Prozent vor Biden.

Vermasseln die Demokraten den Wahlkampf?

Noch ist nichts entschieden. In gut 100 Tagen kann viel geschehen. Mitentscheidend wird sein, wie sich die Corona-Pandemie enrtwickelt.

Wen ernennt Biden zu seiner Stellvertreterin (Running Mate, Vizepräsidentin)? Die Meinungen gehen auseinander, wieweit dies Einfluss auf die Wahlen haben wird. Unklar ist auch, wie der 77-jährige Biden, der ab und zu unkonzentriert auftrat, den harten Schlussspurt des Wahlkampfes bewältigen wird.

Trump selbst sagt, er werde gewinnen, die Meinungsumfragen seien gefälscht, wie schon 2016. Er weist darauf hin, dass er auch vor vier Jahren in den Umfragen weit zurücklag. Experten erklärten jedoch, 2016 könne nicht mit 2020 verglichen werden.

Der konservative Republikaner John Bolton, der eben in einem Buch mit Trump abrechnete, wird in einem „Spiegel“-Interview gefragt, ob Trump Chancen habe, die Wahlen zu gewinnen. „Sicher“, antwortete Bolton. „Wir soll­ten auf kei­nen Fall das Ta­lent der De­mo­kra­ten un­ter­schät­zen, ei­nen Wahl­kampf zu ver­mas­seln.“

Prognosen für die 17 Battleground-Staaten

Hier ein Blick auf die wahlentscheidenden Battleground States. Real Clear Politics hat aus den verschiedenen Meinungsumfragen einen Durchschnittswert errechnet, der hier angegeben wird. Berücksichtigt wurden die jüngsten Umfragen. Rot eingezeichnet sind die Staaten, die Trump gewonnen hatte, blau sind jene die Hillary Clinton gewann. (Grafik: Journal21/stepmap.de)

Wisconsin, 10 Wahlleute, Electors, Elektorenstimmen
Wisconsin, 10 Wahlleute, Electors, Elektorenstimmen

Florida, 29 Wahlleute
Florida, 29 Wahlleute

Pennsylvania, 20 Wahlleute
Pennsylvania, 20 Wahlleute

North Carolina, 15 Wahlleute
North Carolina, 15 Wahlleute

Michigan, 16 Wahlleute
Michigan, 16 Wahlleute

Arizona, 11 Wahlleute
Arizona, 11 Wahlleute

Ohio, 18 Wahlleute
Ohio, 18 Wahlleute

Iowa, 6 Wahlleute
Iowa, 6 Wahlleute

Georgia, 16 Wahlleute
Georgia, 16 Wahlleute

Texas, 38 Wahlleute
Texas, 38 Wahlleute

Minnesota, 10 Wahlleute
Minnesota, 10 Wahlleute

Nevada, 6 Wahlleute
Nevada, 6 Wahlleute

New Hampshire, 4 Wahlleute
New Hampshire, 4 Wahlleute

Maine, 4 Wahlleute
Maine, 4 Wahlleute

Virginia, 13 Wahlleute
Virginia, 13 Wahlleute

Colorado, 9 Wahlleute. In Colorado liegt eine Umfrage des Instituts Emerson vor.
Colorado, 9 Wahlleute. In Colorado liegt eine Umfrage des Instituts Emerson vor.

New Mexico, 5 Wahlleute
New Mexico, 5 Wahlleute

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Von Heiner Hug, aktualisiert - 29.10.2020

Die ganze Farce mit Trump und dem bereits teil-dementen 77-jährigen Biden ist derart grotesk, dass ich mich frage, wie sie so etwas absurdes überhaupt ernsthaft kommentieren können.

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