Öffentliche Finanzierung unumgänglich
Miriam Suter befragt Jaqueline Badran zu ihrer Einschätzung der Medien. Die SP-Nationalrätin geisselt Missstände. Mit Staatsgeldern will sie guten Journalismus zukunftsfähig machen.
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Zustand und Zukunft der Medien geht. Sie tut das aus Sorge um die vierte Gewalt. Als Politikerin weiss sie gute journalistische Leistungen zu schätzen, sieht sich aber auch tagtäglich mit Mängeln des Journalismus konfrontiert. So auch kürzlich, als eine Aussage von ihr kontextfrei zum Medienaufreger wurde.
Lesen Sie das Interview, das Miriam Suter mit Jacqueline Badran geführt hat, in der Medienwoche.
Ich durfte steuerfinanzierten Journalismus in meiner Jugendzeit erleben - mein Phantomschmerz zurück in die DDR ist allerdings begrenzt, besonders ich die gegenwärtigen Entwicklungen im öffentlich rechtlichen Rundfunk in Deutschland betrachte. Ein Journalist, der sich Fakten verpflichtet sieht und nicht Meinungen, braucht sich nicht nach Förderung zu sehnen. Es ist mir in den letzten Jahren eine Freude geworden regelmässig Nachrichtenkanäle zu unterstützen, die diesem Ideal folgen. Man sollte die Menschen selbst entscheiden lassen, welchen Journalismus sie haben wollen - nicht zwangsverpflichten.
Wir brauchen echte Forumsmedien!
Wenn die Mediennutzer*innen in den politisch entscheidenden Kommentaren die gleiche Position in immer wieder neuer Form vorgesetzt bekommen - und dies noch in wohlgesetzten Worten und Bildern - so ist die Chance gross, dass diese sich diese Meinung zuletzt zu ihrer eigenen machen. Ich wünsche mir Forumsmedien, wo ein echter Dialog zwischen den Positionen stattfindet. Das ist wohl Wunschdenken. Nicht einmal die gebührenfinanzierte SRG schafft diese Ausgewogenheit. Auch die „Republik“ und „Watson“ sind nur Sprachrohre ihrer Macher resp. Besitzer.
Mit dem neuen Mediengesetz müssen deshalb Forumsmedien gefördert werden, wo nicht der Werbeertrag, Lobbyisten-Gelder oder die politische Haltung des Verlegers die politische Ausrichtung bestimmen.
Seit einem Jahr bin ich wieder NZZ Leser (online Abo), weil man nicht nur Medien der eigenen Gesinnung lesen soll. Leider haben sich in diesem Jahr die Aussagen von Frau Badran derart bestätigt, dass es mit Sicherheit bei diesem einjährigen Versuch bleibt. Mit Wehmut denke ich an die Zeit zurück, als Herr Spillmann noch Chefredaktor war.