Raus mit euch, haut ab!
Es erstaunt, mit welcher Nonchalance die Schweiz auf den Auftritt von 5'000 Neonazis in Unterwasser im Toggenburg reagiert. Da keine Gewalt im Spiel sei, könne man nicht gegen sie vorgehen. Es habe sich um einen privaten Anlass gehandelt, da fehle die rechtliche Handhabe, um einzuschreiten.
Wenn sich 5'000 Leute versammeln und je 30 Euro Eintritt zahlen: Ist das ein privater Anlass? Und wenn die Organisatoren die Behörden mit Lügen hereinlegen und überrumpeln? Und wenn Songs gesungen werden, die eindeutig gegen die Rassismusnorm verstossen? Und wenn die Bands dem „Blood & Honour“-Netzwerk angehören, das in Deutschland verboten ist? Und wenn bekannt ist, dass einige der Involvierten verurteilte Gewalttätige sind, die Hitler hochleben lassen („Dein Heldengrab ist überall“) und die Juden ans Messer wünschen?
Doch es geht nicht nur um das Rechtliche. Eine dringende Frage stellt sich.
Weshalb ging nicht ein Aufschrei durch unsere sogenannte Zivilgesellschaf?. Wieso hiess es nicht: Deutsches Nazi-Pack, wir wollen euch nicht? Wir wollen nicht, dass die Schweiz ein Aufmarschgebiet für Neonazis wird – und in Europa dieses Image kriegt.
Die wenigen Proteste hätten müder nicht sein können. Wo sind all die Politiker, die sonst bei jeder Bagatelle aufschreien? Wo sind die gepfefferten Communiqués der grossen Parteien, der Gewerkschaften, der Verbände, der Kirchen? Wieso protestieren die Juden nicht? Und die SVP, die jahrein, jahraus gegen alles Unschweizerische kämpft? Wieso schweigt sie hier? Einzig die „Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus“ (GRA) tut ihren Job und reicht Strafanzeige ein. Erst viele Tage nach der braunen Party beginnt sich etwas Widerstand zu formieren.
Es gibt Leute, die sagen, man soll die Sache nicht aufbauschen, damit bringe man nur Wasser auf die Mühlen der braunen Brüder (Schwestern sind kaum dabei). Vielleicht. Doch es gibt Grenzen. Toleranz kann auch dumm sein. Und feige.
Die Neonazis sagen sich: „In Deutschland werden wir zusammengehauen, also ziehen wir in die Schweiz. Die Eidgenossen sind so naiv und lassen uns gewähren.“ Erschreckend wird es, wenn – laut WOZ – ein St. Galler Politiker lobt, dass die Nazi-Party „ja sogar noch Tourismuseinnahmen“ gebracht habe. Der Herr sollte einmal die Texte lesen, die die Nazi-Bands singen, dann würde es ihn schaudern.
Vielleicht kann man strafrechtlich solche Auftritte nicht verbieten (verwaltungsrechtlich schon). Aber man kann ein klares Zeichen setzen. Das ist zwar wenig, aber immerhin. Wir wollen diese deutsche Nazi-Brut nicht. Raus mit euch, haut ab!
Unglaublich war mir dieses Schweigens seitens der Politik und der Medien - danke Herr Hug.
diese einzigartige geistige Auseinandersetzung verdient höchstes Lob.
Bei dem Thema kann man sich nur in die Nesseln setzen, nicht? Mir war diese Haltung der - tja, wie soll man sagen - Kurzsichtigkeit beim Hooligan-Konkordat aufgefallen. Da bestimmten Strategen, was eine private Veranstaltung ist oder ausmacht. Es liegt mir fern, diese demokratischen Prozesse schlecht zu reden. Aber die Rechnung bezahlen die Vereine. Fussballvereine. Jetzt waere es interessant einen Artikel von einem Rechtsexperten und Fussballclubpraesidenten lesen zu koennen. Was fuer ein Dilemma. Obwohl, da hat sich die Obrigkeit auch ungefragt hingestellt. Darum sollte es fuer die Gemeinde von Eigeninteresse sein, etwaige Veranstalter auf die moeglichen Kosten hinzuweisen und den LSVA dazu gleich mitunterschreiben zu lassen.
Leider hat der Kommentator Unrecht: Der St.Galler-Politiker, der sich über die Tourismus-Einnahmen freut, den schaudert es vor gar nichts, solange es nur von sehr Rechts kommt. SVP halt...
Ich frage mich einfach, was man von einem solchen "Geheimdienst" halten soll, der zwar weiss, wann ich mit wem telefoniere, aber nicht herausfinden kann, wann und wo sich 5'000 Neonazis treffen... Entweder sind die Geheimdienstler mindestens Sympathisanten der braunen Bande oder aber genauso intelligent. Vermutlich aber leider beides...
Es steht zu befürchten, dass die Rechtspopulisten die braune Suppe ebenso verursacht haben, wie jene, die noch immer glauben, die Gefahr für die Schweiz komme nur von links.
Wehret den Anfängen!!! Die Stille in der offiziellen Schweiz ist erbärmlich. Danke für diesen Artikel. S.G.B
So gut gemeint dieser Kommentar sein mag, er ist meiner Meinung nach Teil des schweizerischen Problems. Neonazis werden hier als deutsches, ausländisches Problem dargestellt, mit dem die Schweiz nichts zu tun hat. In SG ist auch eine Schweizer Neonazi Band aufgetreten, Freysinger hat eine Reichskriegsflagge im Büro und die SVP benutzt seit Jahren rechtsextreme Symbolik, die von der NPD begeistert übernommen wird. In der Schweiz ist das längst Normalität und man spricht von einer bürgerlichen Partei denn die Nazis sind ja immer die anderen, diese Haltung wird auch in diesem Artikel vertreten. Warum soll man sich dann jetzt plötzlich empören? Aus Imagegründen? Das ist doch scheinheilig, solange man nicht gleichzeitig vor der eigenen Türe kehrt.
Genau, Frau Müller: Die Neonazi-Szene geht ja bis in die SVP hinein - und sie wird systematisch kleingeredet. Sogar die SP schweigt. Man fragt sich manchmal, kapieren die Linken wirklich nicht, was da abläuft oder sind sie einfach zu feige, dagegen aufzustehen?!
Und der gute alte Schweizer-"Patriot" war sowieso schon immer eher ein Fröntler als ein Schweizer.. Vor allem die 3. und 4. Generation Eingebürgerter aus D und Oe...
Wenn die Politiker und die Zeitungen aufhören zu lügen werden auch die "Braunen" verschwinden!
Welche Politiker und welche Zeitungen, Herr Forbiger, meinen Sie?!
Meinen Sie den berühmten Dauerlügner, der Lügen sogar öffentlich als erlaubt bezeichet? Ja, ich meine Christoph Blocher - und seine Entourage. Und meinen Sie die Weltwoche, wenn Sie von "Zeitungen" sprechen?
Leider sind genau die Rechtspopulisten die grössten Lügner.
Im Uebrigen: Ueber Selbstverständlichkeiten spricht man nicht, und wer über die Wahrheit der eigenen Aussagen reden muss, der lügt. Das ist ein alter Hut...
Einverstanden ! Danke für die Stellungnahme! Die sogenannte Toleranz ist hier sicher fehl am Platz, ein klares Zeichen brauchen wir: Nein braune Brüder sind nicht ok.
Und übrigens: Die Schweiz ist vielleicht doch einfach zu naiv bei dem Thema, nirgends wird sonst das Wort "Lager" einfach so weiter verwendet, in unseren Nachbarländern gehen Kinder in die Landschulwoche oder Projektunterricht - sicher nicht ins Lager!
Es ist widerlich, bei diesem Pack, das mit rassistischen SS-Methoden zu Mord aufruft, von "Brüdern" zu sprechen. Solches Gedankengut ist der übelste Abschaum unserer Gesellschaft und gehört immer und überall geächtet.
Grundsätzlich hat her Hug recht – vor allem aber wollen wir auch die eigene braune Brut nicht. Herr Hug schreibt aber, niemand habe dagegen protestiert. Das ist falsch. So haben Linke Aktivistinnen und Aktivistinnen ja nur schon überhaupt auf den Anlass aufmerksam gemacht. Sowohl die SP wie auch verschiedene Organisationen haben gegen den Anlss protestiert. Nur Herr Hug will das nicht wahrhaben, weil das nicht in sein Konzept passt.
Auch am vergangenenWochenende, als sich die Schweizer raune Burt in Kaltbrunn traf, wollten Linke demonstrieren. Sie wurden von der Polizei eingekesselt... die Kundgebung verboten. Schreiben Sie doch dauch dazu, lieber her Hug. Es gibt den Protest gegen die braune Brut, nur wird er mundtot gemacht.
Es ist schon beängstigend, dass in diesem Land unter dem Deckmäntelchen der demokratischen Rechte, wie Versammlungsfreiheit, Redefreiheit etc., der Massenauflauf von Neonazis medial abgehandelt wurde. Viele Medien und auch die St.Galler Polizei haben die braune Zusammenkunft heruntergespielt, indem sie kundtaten, dass alles in Minne vonstatten gegangen sei. Es habe keinerlei Gewalt oder sonstige gesetzlich relevante Übertretungen gegeben. Ich frage mich, wieso dass weder die Polizei noch der Nachrichtendienst innert nützlicher Frist gewusst haben, welcher Massenauflauf von Neozazis im Toggenburg stattfinden würde. Der Souverän hat vor kurzem dem neuen Nachrichtendienstgesetz zugestimmt. Vermutlich wären bei einem linken Aufmarsch in dieser Grössenordnung die staatlichen Ordnungshüter zur Stelle gewesen und hätten mit aller Härte durchgegriffen. Dass das Geschäft in diesem Land immer Vorrang hat, ist eigentlich nur noch eine Randnotiz.
Nein, die wollen wir wirklich nicht. Haut ab. Und kommt nie wieder.
Leider passt das Leisetreten in die Zeit, wo man wieder vom Rabbi-Gen und der Bedrohung der eigenen Identität durch den Niqab quatscht und überhaupt das Fremde raus haben will, da ist das Braune eben heimatlich … Danke Heiner Hug für die klare Stellungnahme, nötiges Licht gegen das Dunkel!
Danke, Herr Hug, für ihr entschiedenes Eintreten für Recht und Anstand und gegen den Nazi-Geist, die braune Brühe.
Wirklich einverstanden, Herr Hug! Diese Hilflosigkeit und die Profitgier sind beschämend.
Absolut einverstanden, Herr Hug, dieses Nazi-Pack brauchen wir nicht, sogar wenn es Tourismuseinnahmen bringt. So ein Zynismus!
Danke Heiner, es war dringend nötig. Die flauen und beinahe verniedlichenden Berichte und Kommentare in einzelnen Medien sind grauenhaft.