The Art of Aufplusterung

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The Art of Aufplusterung

Von Alex Bänninger, 07.07.2017

Kaum eine Kunstausstellung ohne englischen Titel: eine Modetorheit, die alles noch provinzieller macht.

Die Kunstausstellung von Trixli Abächerli heisst „Yellow in the Blue Dark Why“, Widu Klötzli nennt die seinige „Revolution Zero Five and Forever Here“. Solche Titel liegen im Trend. Museen und Galerien in der deutschsprachigen Schweiz schätzen die englische Formulierungskunst helvetischer Strickart enorm. „Blending Presences“, „Hands Dripping Red with Sunset“, „Essay on Constructed Space“ und „This World of Lies, Will Never be my Truth“ sind lediglich der Anfang einer endlosen Titelliste.

Den ausgewählten und nicht ausgewählten Beispielen ist neben der ausgelassenen Freude am Englischen das Nebelhafte gemeinsam. Vielleicht soll es geheimnisvoll und deshalb attraktiv klingen. Oder bedeutungsvoll, um auch die internationale Kunstszene in gespannte Neugier zu versetzen. Die Provinz behaucht sich mit dem Duft der grossen weiten Welt und markiert exakt, was ihr stinkt, nämlich Provinz zu sein.

Die Aufplusterung wirkt um so peinlicher, als Ausstellungen in New York und London sachlich informierende Bezeichnungen tragen. Auch wenn die Kunst bei uns auf englische Stelzen steigt, ist kein Entkommen aus dem flachen Land.

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Betreff: Journal 21 the art of aufplusterung

Lieber herr dr. Bänninger, herrlich Ihr artikel ueber die totalverhunzung unserer hochdeutschen sprache.ja, Sie haben recht. Besonders die "künste" sind von dem bösartigen virus ergriffen.wenn Sieein ganzes kabarettprogramm geniessen moechten, dann empfehle ich Ihnen die lektüre der webseiten der zürcher hochschule der künste zhdk.Sie koennen irgend eine seite waehlen, jede ist voller amerikanismen und seltenen selbstgedrechselten worthülsen aus dem lateinischen. Z.b.das wort transdisziplinarität. In diesem fach kann man daselbst den doktor machen.Oder Sie studieren beispielsweise art education, computer music and sound technology, contemporary art research, cultural studies in the arts,designforschung , musikalische (sic) interpretation, performing arts and film theorie (sic!) oder eben transdisziplinarität (sic!).eine professorin dieser transnarrität hat mich übrigens darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich laecherlich machen wuerde, wenn ich auf die idee kaeme, in der zhdk mit einer leinwand unter dem arm nach einer lehrkraft zu suchen, die das fach oelmalerei unterrichtet. Auch vom fach "weisshoehung" eine untermalungstechnik der renaissance, die in oesterreich nicht nur an kunsthochschulen selbstverstaendlich unterrichtet wird, hatte die frau professor aus zürich keine ahnung.
Mich wuerde interessieren, ob wir steuerzahler diese hochschule der künste mit ihrer art of wordaufplusterung auch noch bezahlen?? Wir sollten genauer hinschauen!
Herzliche gruesse, lieber herr dr. Baenninger

Marianne Thommen ehem. Redaktorin TV
Tertianum
Solothurn

matho39@bluewin.ch

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