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16. Februar 2021

Den Kommentarmüll versilbern?

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Den Kommentarmüll versilbern?

Von Nick Lüthi, Medienwoche - 21.01.2014

Viele Online-Medien haben ein Problem mit der Qualität ihrer Leserreaktionen. Gleichzeitig zählen die Kommentarbereiche zu den beliebtesten Rubriken. Ein Dilemma.

Niveau und Qualität von Leserkommentaren in Online-Medien sind oft problematisch. Der Tages-Anzeiger hat ein dreistufiges Konzept mit offenen und kostenpflichtigen Bereichen geprüft und verworfen. Die Überlegungen erläutert Nick Lüthi in der Medienwoche.

Erstaunlich, wie die Tagesanzeiger Kommentatoren anders ticken als die TA Leitung. Siehe Kommentare zur Abstimmung vom 9.1.14, die Mehrheit wünscht eine Drosselung der Einwanderung. Allein, die Meinungsmacher: TA, die NZZ, der Bundesrat,EconomieSuisse, das Staatsfernsehen befürworten das "Erfolgsmodell PFZ".

Ich verstehe diese Diskusion nicht. Leserkomentare sind doch der schnellste Weg, um von den Kunden zu erfahren, wo die Firma steht. Zudem binden sie den Kunden so an sich.
Jede andere Firma zahlt ein Vermögen um Kundenrückmeldungen zu erhalten und ihr bekommt sie gratis. Wenn Euch die Kundenmeldungen nicht passen, müsst ihr Euch überlegen, ob die Ausrichtung stimmt.

Sehr amüsant, wirlich. Mein Tag ist gerettet!
Darkrooms sind doch Orte wo nur mit Schuhen bekleidete Leute im Dunkeln herumschleichen, oder? Die sollen angeblich dafür auch Eintritt bezahlen.
Und sowas überlegt man sich also in der TA Redaktion bezüglich nicht politisch korrekter Leserkommentare und kommt aber alsbald von dieser Idee ab, weil man den leisen Verdacht hegt durch eine solche Massnahme Leser zu verlieren!
Wie feige ist denn das?
Es ist es feige, weil man vom Publikum erwartet, dass es den öfters zusammengeballten Müll des Mainstream-Journalismus einfach schluckt und sich gepflegt zustimmend dazu äussert - weil man etwas anderes als gepflegte Zustimmung nicht mehr verträgt.
Es ist feige, weil man sich zur Kontrolle der politisch unkorrekten Kommentare eine Strategie überlegt, die klar das Recht der freien Meinungsäusserung (welche die Presse so lautstarkt verteidigt!) verletzt.
Es ist feige und arrogant dazu, das man sich anmasst über korrekte oder eben unkorrekte Lesermeinungen zu richten, nur weil man eine Infragestellung der in einem Artikel oder Bericht geäusserten Ansicht der jeweiligen Journalisten (bzw. der Tagiredaktion) aus welchen Gründen auch immer nicht verkraften, oder nicht gelten lassen kann und sich deshalb wieder mal auf das alte, überstrapazierte System der Ausgrenzung besinnt, auch um unangenehme Ansichten und Kritik an der regierungskonformen Linie nicht publizieren zu müssen.
Es ist feige, weil man sofort von dieser Idee wieder abkommt, da einem (oh' Wunder) zu Recht klar wird das man mit der Realisierung solch naiver Bestrafungsphantasien einen ganzen Haufen Leser verlieren könnte, nicht nur ein paar wie früher.
Schlussendlich ist es nichts anderes als feige, Herr Lüthi, wenn man so einen Artikel unter die Leute bringt, in dem man zwar unterschwellig, aber trotzdem reichlich unsubtil den Kommentarschreibern mit der Ausgrenzung in Darkrooms droht (wo Leute nur mit Schuhen bekleidet im Dunkeln herumschweben ...!) wenn sie sich nicht gepflegt, politisch korrekt und diplomatisch äussern!
Es ist zudem ein Ausdruck von ziemlicher Weltfremdheit, wenn man seinen Kunden (den Lesern!!!) droht, vor allem wenn neben dem eigenen Produkt noch tausend andere, die mehr oder weniger das Gleiche schreiben, zur Verfügung stehen - solche ohne Querverweis zum Darkroom!

Wie nennt man das was Sie da gemacht haben im Fussball?
Ach ja: Eigentor.

Meine Folgerung: DIESE VIEL AERGER UND VERDRUSS SCHAFFENDE KONTRAPRODUKTIVE BÜHNE FUER LESERKOMMENTARE SOLLTE ZWEIFELLOS ABGESCHAFFT WERDEN, JE SCHNELLER ; JE BESSER !

„Viele Online-Medien haben ein Problem mit der Qualität ihrer Leserreaktionen schrieb Nick Lüthi“
Leider sind viele von irreführendem Unwissen, Halbwissen oder erlogenen Propaganda-Phrasen ooder Verleumdungen geleitet und kaum einer enthält konstruktive Verbesserungsvorschläge.

Aber „Good news is no news“ heisst doch das heute im Journalismus gültige Leitmotiv. Dieses ständige Arbeitssignal das übersetzt etwa lautet : „Gute Nachrichten sind keine Nachrichten“ hat leider verheerende Folgen. Dort wo es angewendet wird, muss ein negatives Bild des jeweilen Betroffenen entstehen, seien es Personen, Länder, Parteien oder Anderes. Damit aber wird die Erkenntnis genährt,die Gegenwart sei so miserabel, dass die Hoffnung auf eine gute Zukunft zur reinen Illusion wird. Manche die sich der Politik verschrieben haben sind dazu noch enttäuscht von der Sucht pausenlos gegnerische Partei-Angehörige zur Zielscheiben von Diffamierungs-Kampagnen zu machen. Und so zeigt sich eben, dass viele wertvolle Kräfte der aktiven Teilnahme an der Politik den Rücken zu kehren, angewidert vom gänzlichen Vermissen der Anerkennung positiver Ereignisse und Beurteilung von Leistungen. Ernüchtert vom vorwiegenden Undank und befreit vom Risiko der öffentlichen Beschmutzungen, besteigen sie in der Privatwirtschaft oder an Universitäten die ihnen angemessene Karriereleiter.

Die Frage ob der Nutzen oder Schaden der seit einiger Zeit eingeführten Institution der Leser-Kommentare grösser sei, ist doch bald beantwortet. Das verheimlichen guter Nachrichten führt doch dazu dass die Leser, also auch kommentierende Leser nur die halbe Warheit erfahren, aber die halbe Wahrheit sei die gefährlichste Lüge, sagt doch das Sprichwort .

Ohne Journalisten-Müll gibt's auch keinen "Kommentarmüll",
Herr Lüthi !

Der Herr Luethi hält offenbar viele Kommentare für ärgerlich, weil sie bei einigen Themen wie z. B. dem Krieg in Syrien, israelische Siedlungspolitik, "Befreiung" in Libyen und Tunesien, Winterolympiade in Sotschi, usw. viel näher an der Wahrheit sind als die Presselandschaft und die Politkaste .Und in aller Regel das Propaganda nennen, was Propaganda ist. Und so mancher Protagonist aus der der Presselandschaft scheint sich darüber zu grämen, das die Kommentare die von der Politik gewünschte Meinungsmanipulation zum Teil arg erschweren, weil dort auf so manches hingewiesen wird, was einem Journalisten ganz schnell den Arbeitsplatz kostet, wenn er darüber berichtet.

Danke lieber Gast, wenn Sie es nicht geschrieben hätten, müsste ich es schreiben.

Bei den 12.45 SRF1-Nachrichten heute hat es mich fast wieder gelüpft. Da wurde bezüglich Syrien wieder gelogen und die Wahrheit bezüglich Ukraine aufs übelste verdreht.
Generell schreibt oder berichtet man nur noch einseitig. Für ein neutrales und freies Land ist es eine Schande, wenn der Staatssender sich auf dieses DDR-Niveau herunterlässt.

Sie haben mir hier aus der Seele gesprochen. Bravo und Danke!

Was ich noch anfügen möchte, Herr Bundesrat Mauerer hatte verdammt recht, als er die Schweizer Medien als Gleichgeschalten betittelte, wofür er von den Medienleuten niveaulos ausgepfiffen wurde. Es ist halt nicht angenehm, wenn einer einem die Wahrheit um die Ohren haut.
Mit dieser Aussage wurde mir klar, dass in der Regierung zumindest noch einer sitzt, der noch einen Funken Ehre und Verstand im Leib hat. Leider gehört Maurer zu einer aussterbenden Gattung in Bern an. In seiner Partei hat es ja auch einflussreiche Besitzer von Medienhäusern, die es ebenso betrifft.
Dieser vielleicht wichtigste Beitrag seiner ganzen Amtszeit, schaffte es sogar in ausländische Medien.

SRF Archiv

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