Der arme Herr Ospel
Und genauso liest sich heute, was Wirtschaftsjournalisten als Würdigung dem gescheiterten Bankier Marcel Ospel in Form von Interviews oder Nachrufen hinterherschicken. Er war ja so „feinfühlig“, die Kritik nach dem UBS-Debakel „traf ihn hart“, denn „er war ein sensibler Mensch“, bilanziert Ospels einstiger Konkurrent und Nachfolger als UBS-Chef Oswald Grübel im TA.
Ja, es muss hart gewesen sein für den abgestürzten Bankier, dass er in der Zürcher Kronenhalle auf lautstarken Missmut stiess und selbst als Pfyffer seiner Basler Fasnachtsclique nicht mehr gar so beliebt war wie ehedem. „Kein anderer ist so tief gefallen“, stellt die NZZ fest, das alles müsse „starker Tobak gewesen sein“ für den eben erst noch allseits hoch Gelobten.
Wenn es nach dem hiesigen Wirtschaftsjournalismus geht: der arme Herr Ospel. Wichtiger scheint aus dieser Perspektive seine Rolle als angeblicher Zerstörer des Nationalsymbols Swissair (2001) nachzuhallen als das Grounding der grössten Schweizer Bank, die nur dank dem Eingriff des Staates gerettet werden konnte. Dass dieses Grounding im wesentlichen auf Gier beruhte, nämlich der Gier Ospels, via Investmentbank zur grössten Bank weltweit aufzusteigen, wird zwar angedeutet oder sogar klar ausgesprochen, aber eigentlich sind das halt die normalen Risiken, die eine Bank halt, dann und wann, eingeht, ja eingehen muss. Wenig wird an die bis heute nachhallenden Folgen dieses Groundings erinnert.
Freilich: persönlich ging Herr Ospel keine Risiken ein. Im Gegenteil: Sein Gewinnstreben, das dem Menschen gemäss liberaler Weltanschauung inhärent ist, zahlte sich aus. Und wie! 2002 erhielt er 12,5 Mio Fr. Jahresgehalt. 2007 waren es 26,6 Mio Fr. Von Verantwortung, die jedem Arzt, jeder KMU-Unternehmerin abgefordert wird, keine Rede. Herr Ospel trat einfach zurück. Seine sechs Kinder (und deren Kinder), die dafür nichts können, werden von seinem in einem Dutzend Jahren angehäuften Vermögen gut leben können, eine Erbschaftssteuer gibt es ja nicht mehr. Es sei ihnen gegönnt, aber man verschone uns bitte mit einfühlsamen Porträts und Würdigungen eines so unerhört tief gefallenen Menschen.
Viele andere in der Schweiz sind ebenso tief gefallen, nur mussten sie von einer weit tieferen Etage starten. Es wäre schön, wenn sich der schweizerische Wirtschaftsjournalismus auch dieser Leute mit gleicher Empathie annehmen würde wie dem armen Herrn Ospel.
Dank den bürgerlichen Parteien und ihrem Renditewahn wird in unserer Gesellschaft aufgeschaut zu denen, die reich sind, auch wenn sie dabei andere ausbeuten oder das Klima zerstören. Journalisten sind da keine Ausnahme, denn auch sie sind abhängig von den Reichen. Demokratie ist das Feigenblatt der Diktatur der wirtschaftlich Mächtigen.
Bitte nochmal, weshalb genau ist Herr Ospel so tief gefallen, weil er die Finanzkrise nicht voraus gesehen hatte und die megalomanische Swissair auch nicht retten konnte? Und darf man dazu auch fragen, ob Herr Ospel etwa viele Strafdelikte begangen hat, ein schlechter Mensch gewesen ist und einen üblen Charakter gehabt hat, vielleicht sogar ein Kinderschänder, ein Satanist und Faschist gewesen ist, der andere Menschen in den Tod getrieben und gar kleine Kinder aus purer Niedertracht und sadistischer Boshaftikeit rituell kultisch ermordet, und mit seinen Geheimkabalen-Brüder kannibalisch gefressen hat, um von Satan, Luzifer, dem Teufel noch mehr perverse Lustbefriedigung, irdische Macht, Reichtum und Einfluss zu erhalten, wie das jetzt so rund um die Welt von den Pädophilen- und Illuminaten-Netzwerken bekannt wird? Oder hat er einfach zu viel verdient für die Verluste während seiner Zeit? Ich glaube Percy Barnevik wird unerreichbar bleiben.
Die strategischen Ambitionen des Herrn Ospel, möge er in Frieden ruhen, haben zum Beinahekollaps der UBS geführt. Soweit so gut. Aber Ospel das Grounding der Swissair anzulasten ist nicht legitim. Seine Aufgabe in diesem Kontext war es, die UBS vor einem Kreditausfall zu schützen und nicht die Airline zu retten.
Sehr geehrter Herr Laroche, Sie haben geschrieben, was ich dachte. Das öffentliche Wirken von Marcel Ospel war für Swissair und UBS (zumindest am Ende) wenig ruhmreich. Im Angesicht des Todes aber wird man mild. Oder überlagert die derzeit positive Wirkung der Banken als speditive Überbringer bundesrätlich verbürgter Corona-Kredite das historische Gedächtnis? Andererseits waren die Jahre vor 2007-2008 sehr einträglich, und daran hatte Marcel Ospel gewiss kein kleines Verdienst.
Danke Herr La Roche
Er war überfällig, so ein Kommentar!
Endlich sagt es einer öffentlich wahrnehmbar: Es gibt nicht den geringsten Grund, für den verstorbenen Ospel solch vornehm bedauernde Worte zu verwenden, wie man sie nach seinem Tod von UBS-Leuten (Grübel) und sogar in einer Todesanzeige von der UBS selber lesen musste. Es ist so wie es Emanuel La Roche schreibt: Ospel war ein schamlos gieriger Mann ohne bleibende Verdienste, weder für UBS, noch Bankenplatz oder Schweizer Wirtschaft. Seine Verdienste beschränken sich auf seine Familie und Nachkommen, indem er sich so weit bereichert hat an den Möglichkeiten des Banking für seine führenden Angestellten, dass seine Erben auf Jahrzehnte hinaus ohne zu arbeiten komfortabel werden leben können. Das Schlimmste aber ist das Schweigen der sog. investigativen Wirtschaftsjournalisten. Und noch dieses Detail für Emanuel La Roche: Ospel war "Banker", nicht "Banquier"; das sind zwei sehr verschiedene Sachen.
Herr Welti, ich kann Sie trösten: Herr La Roche ist der Zweite, der "es endlich sagt". Vor ihm "sagte es" Lukas Hässig in seinem Blog Inside Paradeplatz. Aber dieser Blog ist tabuisiert, somit haben Sie recht.
Ja, Herr La Roche, das ist mir beim Lesen der Nachrufe auch durch den Kopf gegangen. Aber Sie haben es super auf den Punkt gebracht. Danke.
Lieber Mani,
einfach super !
Roman
Mir kommen tatsächlich auch die Tränen, wenn ich an den armen Herrn Ospel denke ! Hoffentlich ruht er sanft und seine Nachkommen können sich im ererbten Vermögen suhlen...........
Sorry, sie können ja nichts dafür, dass ihr Erblasser keine Skrupel für irgendetwas hatte.