Die meisten Bilder sind gestellt

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Die meisten Bilder sind gestellt

Von Helmut Scheben, 07.03.2011

"Tagesschau" des Schweizer Fernsehens SRF.** Bürgerkrieg in Libyen, jetzt sind wieder Kampfbilder im Umlauf. Da wird geflüchtet, in Stellung gegangen, geschossen, es kracht und raucht. Das Fernsehen zeigt die furchbaren Dinge wie sie sind, könnten naive Zuschauer denken, doch sie sind im Irrtum.

Die meisten Bilder von Kampfhandlungen sind gestellt. Das ist eine banale Weisheit, denn jedem ist klar, dass ein Kameramann oder eine Kamerafrau keine Kampfhandlungen aus der Nähe filmen kann, es sei denn sie sind lebensmüde.

Einigermassen organisierte militärische Einheiten werden den Medien zudem überhaupt keinen Zugang zu Kampfgebieten erlauben, denn sie tragen Veranwortung für das Leben von Zivilpersonen. Andere leisten sich sogenannte "embedded journalists", mit der simplen Absicht, das eigene Handeln zu rechtfertigen. Doch grundsätzlich gilt: es muss hin und wieder für die Kamera geschossen werden, und das muss so ablaufen, dass das Kamerateam keine Probleme mit Entfernung, Belichtung und Gesundheit hat.

Es gibt nun mal keinen Krieg, ohne das geschossen wird

Denn die Fernseh-Teams wollen nicht nur Flüchtlingslager und Pressekonferenzen zeigen wollen, sie wollen möglichst „echte“ Kriegsaufnahmen liefern. Fernsehen hat den Anspruch, Realität abzubilden, und es gibt nun mal keinen Krieg, ohne dass geschossen wird, sollte man meinen.

Die Lösung dieses Problems erreicht man, indem man so tut als ob. Ich habe mir gestern Sonntag die Mühe gemacht, das Rohmaterial genau anzusehen, das aus Libyen über den Eurovision News Exchange (EVN) innert 24 Stunden reingelaufen kam. Es ist eine Menge Material. Bei den meisten Bildern ist die Montage eindeutig zu erkennen. Da werden Sequenzen vom umkämpften Ort Bin Jawad geliefert, die im Beiblatt Titel tragen wie „Jawad fighters“ oder „Jawad battle“ oder „Jawad retreat“ etc.

Doch die Bilder sind weitab von dem Ort irgendwo am Strassenrand gedreht. Da steigt die Schar der Kameraleute und Fotografen aus ihren Autos, und dann lassen die Fighters ein paar Feuerstösse aus ihren Kalaschnikows los, und alles wird gefilmt. Dann schiesst einer aus einer Panzerfaust. Er steht und schiesst in die Wüste. Irgendwohin, aber es ist wirklich ein grossartiges Bild, erst halbnah und dann total.

Nicht Scharfschützen entscheiden einen Krieg sondern Fernsehbilder

Dann erklärt einer der Aufständischen vor der Kamera, dass sie jetzt den Ort Bin Jawad unter Kontrolle haben oder in den nächsten Sunden einnehmen und dann weiter nach Westen vorstossen. Wir müssen es ihnen glauben, überprüfen kann man es kaum. Die Aufständischen wissen, wie wichtig das Fernsehen in der Propaganda-Schlacht ist. Jeder Gymnasialschüler weiss heutzutage, dass nicht Scharfschützen einen Krieg entscheiden sondern die Fernsehbilder.

Ein anderes Beispiel: Benghazi. Weit und breit keine Kampfhandlung. Ein Reporter interviewt die verwegenen Gestalten der Milizen, vom Outfit her ein Melange aus Pirat, Beduine und Rambo. Dann wird der Befragte gebeten, mit seiner Waffe in Stellung zu gehen. Sehr gute Aufnahme, erst das Gesicht im close-up, dann die Kalaschnikow, dann der Finger am Abzug.

Bei dieser Arbeitsweise kann es passieren, dass bei all der martialischen Schiesserei aus Versehen am Bildrand Leute zu sehen sind, die ihre Suppe essen oder eine Zigarette anzünden. Doch die kann man am Schnittplatz entfernen.

Action statt langweilige Pressekonferenzen

Man zeigt das Flab-Geschütz, das feuert und textet dazu: „Aus Bin Jawad, westlich vom Ölhafen Ras Lanuf, werden schwere Kämpfe gemeldet.“ Und als Bild dazu noch ein Panorama von der Wüste, wo weit entfernt Rauchwolken zu sehen sind. Den Schuss-Lärm kann man eventuell weiterziehen auf die Wüsten-Totale.

Action-Bilder sind besser als langweilige Bilder von Pressekonferenzen, das wissen alle Fernseh-Redaktoren und Redaktorinnen, die jungen und die alten. Ich bin aber nicht ganz sicher, ob sich alle darüber im klaren sind, wie die Bilder zustande kommen, mit denen wir 24 Sunden am Tag zugeschüttet werden. Mehr und mehr tauchen auch Handy-Filme auf - eine äusserst unsichere Informationsquelle.

Unser aller Problem ist, dass das Wort „Krieg“ von Klischees verhangen ist. Archaische Bilder möchte ich sie nennen. Die Schützengräben von Verdun, die Gasangriffe, die Artillerie, die Bomben. Wir tragen in uns das Bild vom Krieg. Hollywood hat diese Vorstellungen ausgiebig bedient.

Anfang der achtziger Jahre wurde ich in El Salvador und Nicaragua immer mal wieder von Reportern kontaktiert, die aus Europa geschickt wurden, um den Bürgerkrieg zu covern. Manche kamen in kugelsicherer Weste am Flughafen an und fragten nach dem kürzesten Weg zu den Frontlinien. Bei Pizza und Bier musste man ihnen erst mal in Ruhe erklären, dass es in dieser Art von Guerrilla-Aufständen keine Front gab, und dass keine Gefechte zu filmen waren – es sei denn man spielte ein wenig Theater.

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Es scheint mir doch mehr auch auf die Politik des Landes anzukommen und nicht auf die Journalisten, denen sie unterstellen "Action zu produzieren". Welche Bilder der einheimische Zuschauer zu sehen bekommt, entscheidet doch ganz allein die politische Leitlinie. Aegypten hat gerade eine Volksrevolution hinter sich, die dank des Senders AlGezirah auch weltweit live zu verfolgen war. Darueberhinaus sicherte Algezirah die Unabhaengigkeit von aegypt. Staatsfernsehpropaganda und einseitige Berichterstattung von BBC und CNN und anderen Sendern. Den Wahrheitsgehalt der Bilder und Ereignisse koennen sie im uebrigen auch fuer Aegypten, Libyen, Syrien etc. in endlosen Videos von Augenzeugen vor Ort on youtube bestaetigt finden. Aber wie auch immer so liegt die Wahrheit wohl im Auge des Betrachters.

Eine Bitte, lieber Herr Scheben: setzen Sie sich einen Tag lang neben einen News-Bildredaktor in einer beliebigen Bildredaktion der Schweizer Tagespresse.

Die Bilder, die uns laufend von AP, Reuters oder Keystone zugespielt werden sind authentisch. Wir Bildredaktoren kennen die Fotografen an der Front zum Teil auch persönlich.

Und wenn da eine Szene fürs Bild nachgestellt wird: dann nur, damit man dem Betrachter die Geschehnisse realitätsnah widergeben kann. Oder denken Sie, die Waffen und Panzer sind gemietete Props aus eine Filmszene?

Bitte kritisieren und schreiben Sie die gleichen Zeilen, mit der selben Ueberzeugung direkt von der Front in einen Blog -- gerne mit ein paar Bildern dazu.

Die Bildredaktion dankt.

Ich habe zwischen 1981 und 1985 den Bürgerkrieg in El Salvador und Nicaragua gecovert und danach den Jugoslawien-Konflikt. Mir muss niemand mehr etwas von "Fronteinsätzen" erzählen. I am sorry.

Schade, dass kaum jemand der Kommentatoren den Artikel richtig gelesen hat, denn es heißt ja nicht, dass alle Bilder gefälscht sind, sondern wie der Titel schon besagt "die meisten" - und dem stimme ich auch durchaus zu. Die Bilder und Szenen die die Medien vermitteln sind oft kaum zu überbieten an Absonderlichkeit und Seltsamkeit. Und dass aktuell vieles gerade aus Libyen gestellt ist, ist kein Kunststück. Insgesamt erinnert das sehr an den Film "Wag the dog", der zwar doch eine Satire ist, aber viel Wahrheit enthalten dürfte. Aber Verschwörungstheorien sind ja unangebracht - zwar besteht die ganze Welt- und Politikgeschichte aus Verschwörungen, Geheimdiplomatie und geheimen Absprachen, aber wer so etwas in aktueller Zeit erkennen will oder vermutet, der kann ja nicht ganz richtig sein. So die allgemeine Meinung. Da ist es schon eher logisch, wenn in Libyen (oder Jemen oder Kuwait...), einem Land ohne Gewerkschaften, Parteien, Zeitungen und Recht auf Meinungsfreiheit sich eine "Facebook-Revolution" ausbreitet. Denn freien Internetzugang hat man da natürlich trotzdem!?! Tja, es stimmt leider: es ist doch Propaganda, und es beschränkt sich nicht allein auf Bilder.

Dear Herr Scheben,

please forgive me but I do not speak German. Based on my basic military training, ever since the first Libyan rebels battle images appeared, I was claiming all those pictures and videos are faked. We had a long discussion and research on a forum about the massive media fakery operation going on ever since the whole Middle East de-stabilization project started, on this link: http://www.cluesforum.info/viewtopic.php?f=16&t=791

Best wishes,

warriorhun

Gute Tag,

zu der aussage das ein fotograf nicht in die nähe einer kampfhandlung gehen würden, entspricht nicht ganz den tatsachen

sie sollten sich mal die doku über den kriegsfotografen James Nachtwey "War photographer" anschauen.

zu dem fall in libyen kann ich natürlich nix sagen, nur sollten man dies nicht verallgemeinern

mfg xaxl :)

Meiner Meinung nach ist das der abstandslos schlechteste Artikel, den ich von einem Journalisten(?) je geboten bekommen habe - find ich gar keine Worte dafür, aber wenn man sich alle Kommentare hierdrunter durchliest bekommt man genug besseren Input!

Spätestens seit der Irak-"Berichterstattung" sollte das dem Bürger klar sein!

Mich wundert dieser Artikel gar nicht, zumal mir die Bilder vom Krieg in Libyen schon von vorn herein seltsam vorkamen. Ich sehe Bilder und Videos von Leuten, die für die Kamera mit FLAK in den Himmel zielen, das Gewehr auf ausgebrannte Fahrzeuge mitten in der Wüste richten, Raketen ins Nichts jagen und leere Patronenhülsen in die Kamera halten. Manchmal auch ein brennendes Auto und ein paar aufgebrachte Leute, aber vom Feind, der ganze Gebiete einnimmt und zerbombt, war nur in den Schlagzeilen zu lesen. Ich könnte auch völlig falsch liegen, aber für mich sieht es ganz danach aus, als würde versucht werden, uns wieder einmal mit den passenden Bildern dahingehend aufzuwühlen und zu verängstigen, dass wir einen militärischen Eingriff von Außen befürworten. Das hatten wir doch schon mal...

Aha. Da hat ja jemand voll die Ahnung von der Arbeit von Fotografen und Kameraleuten. Eine Frechheit, diesen Berufsstand als Feiglinge und Fälscher hinzustellen. Erschreckend, was die Lohnschreiberei und Eitelkeit (mit seinem Blog Aufmerksamkeit zu erregen) alles für hässliche, stinkende "Blüten" hervorbringt.

Ich habe schon lange nicht mehr so einen quatsch gelesen. Ein wenig mehr recherche über Kriegsjournalisten würde ihnen mal gut tun. Fragen Sie doch mal Joao Silva oder Tim Heatherington was diese ihnen dazu ertzählen können. Ersterer verlor erst vor wenigen Monaten während, wie Sie es ausdrücken würden, gestellten Kampfhandlungen beide Beine unterhalb der Kniee. Ich zweifle auch stark daran das ihnen bewusst ist was in Lybien gerade vorgeht. Dort herrscht ein Bürgerkriegsähnlicher Zustand mit ECHTEN Kampfhandlungen.

Und als kleiner Tip erst denken dann schreiben!!!

das hier ist mal ein richter AGENDA ARTIKEL.

warum?

das in japan ist nur ablenkung. die atomkraftwerke sind immer noch alle intakt, es wuden immer nur nebengebäude gesprengt, vlt auch absichtlich. alles nur show. im nachhinein wird rauskommen das es nicht so schlimm ist, kein vergleich zu chernobyl. es ist nur ablenkung von lybien. dort kämpft das halbe volk gegen einen völlig verrückten diktator. die brauchen richtig dringend hilfe, sonst werden da mal ne halbe million menschen getötet, aber niemand will die flugverbotszone machen, obwohl die amis das locker könnten. alleine frankreich versucht das anzuschieben, aber niemand lässt sich darauf ein, weil es dem westen sehr gut passt wie ies im nahen osten aussieht. der ganze nahe osten sieht auf lybien, wenn es denen gelingt machen alle anderen länder auch mit. aber der westen will das auf keinen fall. deshalb haben sie mal eben haarp angeworfen und ein beben ausgelöst, eher vorgezogen, das ist die perfekte ablenkung, jetzt denkt kein mensch mehr darüber nach WAS DAS FÜR EINE SCHWEINEREI IST. EINE HALBE MILLION MENSCHEN, EIN FREIEER DEMOKRATISCHER NAHER OSTEN. DAS IST GENAU DAS WAS DIE SCHEISS AMIS IMMER PROPAGIEREN MIT IHREM KRIEG GEGEN DEN TERROR, UND NUN TUN SIE NICHTS.

die medien sind so unglaublich subtil und gut darin meinungen zu beeinflussen, es ist schon erstaunlich. ich hab mir damals auf wikileaks das apache video angeshen, und es war ein alptraum, falls ihr es dort gesehen habt, wisst ihr was ich meine, ich war echt fassungslos über die psychologische grausamkeit der amis. dann paar tage später kam ein langer bericht im deutschen tv, so mit einer leise flüsternden, säuselnden stimm- moderation aus dem off, das video war eine ganz andere welt, das hat sicher keinen vom hocker gerissen. man darf einfach niemals diesen medienappart unterschätzen, die haben richtig gute leute, die können dem kritischsten menschen jeden bullshit verkaufen. also lasst euch nicht von ein paar explosionen ablenken, jeder der in japan lebt tut mir leid, sicher ein großer horror für jeden dort, aber nicht zu vergleichen damit das gerade der kampf um die freiheit des gesammten nahen osten ausgefochten wird. dort geht es echt um ne halbe million menschenleben, weil es heutzutage viel einfacher ist eine million menschen zu töten als eine million menschen zu kontrollieren.

Vor dem heimischen PC lässt sich ja gern über die Kollegen lästern, ich vermute mal Herr Scheben war noch nie in einem Kriegsgebiet im Einsatz.

Und soll dass

"Einigermassen organisierte militärische Einheiten werden den Medien zudem überhaupt keinen Zugang zu Kampfgebieten erlauben"

etwa für die momentane Situation in Lybien gelten? Die Reuters Reporter aus dem Wikileaks Video würden mit Sicherheit auch eine andere Geschichte erzählen.

Ich will gar nicht ausschließen das es "geschönte" Berichte, vor allem von amerikanischer Presse, aus Kriegsgebieten gibt, aber Pauschal die Kriegsberichterstattung als Lachhaft darzustellen ist respektlos gegenüber den Kollegen die für guten Journalismus manchmal sogar mit ihrem Leben bezahlen.

Vor dem heimischen PC lässt sich ja gern über die Kollegen lästern, ich vermute mal Herr Scheben war noch nie in einem Kriegsgebiet im Einsatz.

Und soll dass

"Einigermassen organisierte militärische Einheiten werden den Medien zudem überhaupt keinen Zugang zu Kampfgebieten erlauben"

etwa für die momentane Situation in Lybien gelten? Die Reuters Reporter aus dem Wikileaks Video würden mit Sicherheit auch eine andere Geschichte erzählen.

Ich will gar nicht ausschließen das es "geschönte" Berichte, vor allem von amerikanischer Presse, aus Kriegsgebieten gibt, aber Pauschal die Kriegsberichterstattung als Lachhaft darzustellen ist respektlos gegenüber den Kollegen die für guten Journalismus manchmal sogar mit ihrem Leben bezahlen.

Ehrlich gesagt ist das nicht so schwer rauszufinden, dass die meisten Kriegsbilder zumindest mit Lybien grade gestellt sind. Man muss sich ja nur mal beispielsweise schief die Bilder die auf Spiegelonline rumgeistern angucken, da fällt einem sofort auf, dass die nicht ganz koscher sind, wenn da einfach mal ein Gewehr von der Seite fotografiert wird das abschussbereit auf dem Boden liegt - und der Fotograf bestimmt hinterm nächsten Stein während scharf geschossen wird. Ja ist klar.

Das als Propaganda zu bezeichnen ist meiner Meinung nach überzogen und sensationsheißerisch. Es sind nun mal nur Bilder. Solang nicht versucht wird, anhand eines gestelzten Filmes irgendeine Story durchzubringen, die so nicht wahr ist, sollte man die Kuh mal im Dorf lassen.

Das ist offenbar der Preis der (Bild)Medien.

Leider ist das Theater entscheidend, denn viele Millonen Fernsehzuschauer glauben das. Die Welt ist im Umbruch aber der Deutsche Kriegsminister und Gefolge sind diesmal noch näher dabei den Krieg auszulösen.

Bravo, auch wenn's niemand hören mag! Twitter, Youtube und Handy-Filmchen werden inzwischen mit aller Selbstverständlichkeit auch von "Profis" als Quellen verwendet - vorzugsweise ungeprüft, weil eben gar nicht überprüfbar. Die Verluderung der Zunft kennt längst keine Grenzen mehr: "overnewsed but underinformed" (Oliver Hahn im Handbuch zur Kriegs-- und Krisenberichterstattung, Konstanz 2008). Da merkt's dann eben auch keiner mehr, wenn Tunesiens Staatsgründer auf unserm Farbsender mit einer ausgestorbenen Rennwagen-Marke verwechselt wird....

Statt Trackback... http://latrinum.wordpress.com/2011/03/08/posieren-vertonen-zoomen-wie-medien-manipulieren/

Propaganda am Fernsehen oder Propaganda für’s Fernsehen? Welches Fernsehen? Natürlich das Schweizer Fernsehen. Und bei diesem versucht ein Helmut Scheben, der, laut ihm selbst, «zu den erfahrensten Redaktoren der "Tagesschau" gehört», mir als Leser weiszumachen, dass das Fernsehen «all die furchtbaren Dinge», die ich als Zuschauern sehe, nicht zeigt wie sie sind, sondern dass die meisten Bilder von Kampfhandlungen «gestellt sind» und ich naiv bin, wenn ich etwas anderes denke und obendrein auch noch im Irrtum. Nun ja, mit all dem könnte ich, wem auch immer sei Dank, weiterleben, hätte ich nicht einst für den Kinofilm «James Nachtwey: War Reporter» von Christian Frei Eintritt bezahlt. Eintritt bezahlt, für einen Film der als bester Dokumentarfilm, nochmals, Dokumentarfilm, 2002 für einen Oskar nominiert wurde. Und ich sass da, sah mir all die eindrücklichen, schrecklichen Bilder an, ohne zu ahnen, dass alles nicht wahr war, alles gestellt nur gestellt wurde. Ich will mein Geld zurück. Allerdings, es könnte jedoch sein, dass, weil Libyen nun gleichermassen ein «Medienhype» ist, wie damals der Krieg in Jugoslawien, der Eine oder die Andere davon «profitieren» möchte. Oder denke ich da auch bloss naiv?

Ach so ist das. Fernsehbilder entscheiden den Krieg, es kommt also gar nicht drauf an, was einer für Waffen hat und wieviele da sterben. Na, dann ist ja alles gut. Schön, dass wir das jetzt wissen.

"Jeder Gymnasialschüler weiss heutzutage, dass nicht Scharfschützen einen Krieg entscheiden sondern die Fernsehbilder." Ich finde, es ist genau umgekehrt. Der heutige Umgang mit Medien ist sehr naiv. Ein Anderer wird den Schülern aber auch nicht beigebracht.

Sehr geehrter Herr Scheben!

Mit Entsetzen habe ich Ihren Beitrag gelesen und ich muss mich fragen, wie ein seriöser Journalist einen derartigen Unsinn verfassen kann? Ich selbst hatte das "Vergnügen", aus acht Kriegsgebieten berichten zu können. Ich habe nicht ein einziges Mal erlebt, dass Journalisten - egal ob Kamerateams oder Fotografen - Kampfszenen gestellt oder manipuliert haben. Sie schreiben, die meisten Bilder von Kampfhandlungen seien gestellt, Kameraleute könnten die Kampfhandlungen nicht aus der Nähe filmen, "es sei denn, sie sind lebensmüde". Sehr geehrter Herr Scheben, nicht nur das! Einige sterben auch bei der Ausübung ihres Berufes. Sie sollten sich einmal die Mühe machen, die Zahlen der Reporter zu recherchieren, die in den letzten Jahren ums Leben kamen. Es ist zynisch, die Arbeit der Kollegen vor Ort derart zu skizieren. Schlimmer noch: Sie schämen sich noch nicht einmal, das von ihrem sicheren Schreibtisch aus zu tun. Als Grundlage dient Ihnen dabei lediglich Rohmaterial. Ich gebe Ihnen einen Tip: Steigen Sie ins nächste Flugzeug, fahren von Kairo nach Bengazhi und machen Sie ihre Arbeit. Ich denke, das wird Ihre Sichtweise ein wenig ändern.

Mit freundlichen Grüssen

Peter Hell

Wie man hört (oder inzwischen weiß) sind sogar die Kriegsbilder des berühmten Robert Capa "gestellt". Auch das berühmte Foto auf dem US-GIs die Fahne auf einer japanischen Insel hissen, ist erst nachträglich und extra für die Presse... . Und in Arte lief vor ein paar Tagen ein Film über die dokumentarischen Filmaufnahmen von De Gaulles Marsch vom Arc de Triomphe zur Notre Dame und die Tricks der Kameramänner plus Assistenten um "authentische" Aufnahmen zu bekommen: Da wurde GIs von den Reportern zugeflüstert, was sie in die Kamera sagen sollen, da wurde "Spontanität" wiederholt, weil leider das Micro zu weit weg war, etc. Ein Assistent hatte die Idee, seiner Frau schnell ein paar Blumen zu besorgen, die Gattin und die Kamera geschickt zu postieren und als De Gaulle kam, hielt die Gattin ihm die Blumen vor die Nase und konnte der gar nicht anders, als anzuhalten und die Bliumen zu nehmen und Küsschen Küsschen... und der Reporter hatte seine wunderbare und exklusive Aufnahme im Kasten. Für die amerikanische Wochenschau. .

Nun ja, da kenne ich aber genug Fotografenkollegen, die in Libyen, Afghanistan oder im Irak regelmäßig ihr Leben riskieren, um Bilder von tatsächlichen Kampfhandlungen zu bekommen.

Schlechter Artikel. Erst wird behauptet "Das Fernsehen zeigt die furchbaren Dinge wie sie sind, könnten naive Zuschauer denken", dann ploetzlich, dass dies nicht stimmt und jedem sei das klar und es sei eine banale Weisheit.

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