Kann Trump verlieren?

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Kann Trump verlieren?

Von Urs Meier, 24.02.2020

Vieles deutet auf weitere vier Jahre Trump hin. Verliert er aber, so droht den USA ein Abgrund.

Laut Geheimdienst-Erkenntnissen wird es auch 2020 wieder eine schmutzige Wahl werden, beschmutzt von klandestiner Beeinflussung aus Russland. Trump war über die Weitergabe dieser Warnung an den Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses so wütend, dass er gleich wieder einmal den Geheimdienst-Koordinator auswechselte. Sein treuer Gefolgsmann Richard Grenell – er hat sich als US-Botschafter in Deutschland mit Pitbull-Eigenschaften empfohlen – soll Trump künftig an der Geheimdienst-Front den Rücken freihalten.

Das Thema Russland ist für die kommenden Wahlen jedenfalls erneut gesetzt. Putin ist offensichtlich mit dem amerikanischen Präsidenten, dessen Wahl er tatkräftig gefördert hat, so zufrieden, dass er ihn im Amt behalten will. Dazu hat er zwei Optionen: erstens Sukkurs für den Amtsinhaber und zweitens Interventionen bei den demokratischen Vorwahlen zugunsten von Trumps Lieblingsgegner, also für Sanders. 

Trumps Chancen auf eine Wiederwahl sind hoch. Seine Gefolgschaft ist euphorisch, das gegnerische Lager zersplittert und die Gesellschaft tief gespalten. So gesehen kann er eigentlich fast nicht verlieren. Doch da die Teilung mitten durchs Land geht, bleibt das Rennen trotz der trostlosen Lage der Demokraten und der russischen Interventionen im Prinzip offen. Es ist – man klammert sich verzweifelt an die Hoffnung – immer noch möglich, dass eine starke, die innerdemokratischen Gräben überwindende Figur dem Mann im Weissen Haus Paroli bietet und dem Land weitere vier Jahre der Destruktion erspart.

Was aber würde geschehen, wenn Trump die Wahl verlöre? Vor vier Jahren kündigte er an, er würde seine allfällige Nichtwahl nicht akzeptieren. Man muss ernsthaft befürchten, dieser Mann würde eine Staatskrise provozieren, vielleicht gar gewaltsame Aufstände gutheissen. Waffen gibt’s ja genug im Land.

Kann Trump verlieren? Die Frage ist nicht bloss ein Aspekt der Wahlprognostik, sondern eine Existenzfrage der US-amerikanischen Demokratie. Denn Demokraten können nur Leute sein, die auch verlieren können. Machtinhaber ohne demokratische Haltung zuerstören eine Demokratie über kurz oder lang. Trumps im Raum stehende Drohung, eine Nichtwahl nicht hinzunehmen, brächte das Land an den Abgrund. Wenn Trump verliert und nicht verlieren kann, wird es gefährlich. 

Und wenn Trump die Wahl gewinnt? Er wird versuchen, länger zu bleiben als zwei Amtsdauern. Vorbilder für solches präsidiales Verhalten gibt es leider anderswo schon.

Demokratie hin oder her - lassen wir Ihn gewinnen...

Bernie Sanders hat in den USA keine Chance Präsident zu werden. Da kann er noch so viele Stimmen in Boston, New York oder Los Angeles bekommen. Im Mittleren Westen und Osten, im Süden und im Rust Belt hat er keine Chancen.

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