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16. Februar 2021

Katholische Kirche – quo vadis?

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Katholische Kirche – quo vadis?

Von Klara Obermüller, 12.02.2013

Kaum ist die Nachricht vom Rücktritt Papst Benedikts XVI. um die Welt gegangen, setzt in Rom das grosse Kandidaten-Karussell ein. Wer soll der nächste Papst werden? Woher soll er kommen? Wie muss er beschaffen sein?

So lauten die Fragen, die derzeit die Runde machen – nicht nur in Rom, sondern überall dort, wo Katholiken leben und Medienleute sich für ihre Belange interessieren.

Dabei gehen die Meinungen weit auseinander: Die einen wünschen sich nach einem polnischen und einem deutschen endlich wieder einen italienischen Papst: zum einen, weil dies über Jahrhunderte bewährte Tradition war, zum andern aber auch, weil man einem Italiener am ehesten zutraut, es mit dem römischen Machtapparat aufnehmen zu können.

Kein Italiener soll es mehr sein und überhaupt kein Europäer, sagen die andern und halten fest, dass heutzutage die Mehrheit der Katholiken ausserhalb Europas beheimatet ist und es an der Zeit wäre, endlich einen Vertreter aus Afrika, Lateinamerika oder Asien auf den Stuhl Petri zu erheben.

Keine Illusionen

Aber nicht nur über die Herkunft herrscht Uneinigkeit, sondern auch über das Alter und die dogmatisch Ausrichtung: Jung muss er sein, der nächste Papst, lautet die Forderung vieler, und eine starke Hand sollte er haben, um all die Reformen anpacken zu können, die so dringend anstehen. Dies wiederum ist all jenen ein Graus, die an ihren Machtpositionen hängen und möglichst nichts am bestehenden System geändert haben möchten. Wenn Mitte März das Kardinalskollegium zum Konklave zusammentritt, werden die Wahlmänner all dies zu bedenken haben.

Aber welche Rolle spielen diese Kriterien überhaupt? Und worauf kommt es in Tat und Wahrheit an? Wer sich vom nächsten Papst Reformen verspricht und hofft, es könnten die zentralistischen Machtstrukturen aufgebrochen werden und sich im Hinblick auf die drängenden Fragen des Zölibats, der Frauenordination sowie der Ökumene endlich etwas bewegen, der sollte sich angesichts der Nachfolge von Papst Benedikt XVI. allerdings keine allzu grossen Illusionen machen.

Was der Papst mitbringen muss

Weder das Alter noch eine aussereuropäische Herkunft bieten Gewähr dafür, dass ein Kandidat reformfreudig ist. Ja, es ist fraglich, wie viel Reformwille überhaupt in dem Wahlgremium vorhanden ist. Denn schliesslich besteht es aus Männern, die ausnahmslos von den beiden letzten Päpsten ernannt worden sind und sich folglich mehr oder weniger auf deren Kurs bewegen.

Viel wichtiger als Alter, Herkunft oder auch dogmatische Ausrichtung dürfte deshalb die Persönlichkeitsstruktur des künftigen Amtsinhabers zu sein. Ein Papst, der in der Kirche mehr sein will als ein dekoratives Aushängeschild, braucht Führungsqualitäten, Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsgeschick und Kommunikationstalent. Und er braucht einen starken Glauben, der ihn auch dann trägt, wenn es um ihn herum menschlich-allzu menschlich zugeht. Ein feinsinniger Akademiker, wie der ehemalige Theologieprofessor Joseph Ratzinger einer war, ist auf dem Stuhl Petri zur jetzigen Zeit hingegen eher fehl am Platz

Der Vatikan als Intrigantenstadel

Papst Benedikt XVI. ging es primär um die Bewahrung des Glaubens, um die Aufrechterhaltung von Werten und um die Einhaltung der reinen Lehre im Kampf gegen Säkularisierung, Gleichgültigkeit und postmodernem Relativismus. An internen Reformen war er entweder nicht interessiert oder er bekam sie nicht in den Griff, weil er dem Intrigantenstadel namens Vatikan von seiner ganzen Art her nicht gewachsen war.

Was also ist vom kommenden Papst zu erwarten? Alles und nichts. Nichts, weil ein Einzelner gegen den zentralistischen Machtapparat kaum etwas auszurichten vermag, und gleichzeitig alles, weil ein Konklave stets für eine Überraschung gut ist und man nie voraussagen kann, was ein Kandidat, wenn er denn einmal gewählt ist, aus seinem Amt auch tatsächlich macht.

Der Kommentar von Frau Klara Obermüller zeigt wiederum, wie diese Frau frustriert ist, und von der römisch-katholischen Kirche nichts, aber auch gar nichts versteht. Sie müsste zuerst einmal zeigen, dass sie aktive Katholikin ist, sonst sollte sie besser schweigen, statt wirre Gedanken zu äussern.

Der neue Papst darf nicht aus Europa kommen da sonst keine Erneuerung möglich ist.

Meine Frage, auf die ich keine Antwort weiss, ist diese: Wie könnte der systemische Autismus der römisch-katholischen Kirche aufgebrochen werden?

Die Kirchenreformer werden weiterhin auf Granit beissen. Im Kern dieses Granits steckt nicht nur die "Unfehlbarkeit" sondern der unselige Iurisdiktionsprimat, den das Erste Vatikanum von 1870 dem römischen Pontifex zugesprochen hat. Der Satz "anathema sit", verflucht sei, wer dies bestreitet, ist unwiderruflich und nicht relativiert nach wie vor der kirchliche Leitsatz, zementiert im Kirchenrecht, sakralisiert im Bezug auf Bibel und Theologie. Ein unentrinnbarer autistischer Zirkel!

Benedikt XVI. repräsentierte als bekennender Platoniker perfekt dieses Bild der heiligen, vollkommenen Gestalt des "Leibes Christi". Er war nicht in der Lage, die reale Kirche ernst zu nehmen, geschweige denn die andern Kirchen und die Gesellschaft, die nach seiner Einschätzung im Sumpf des Relativismus, des Konsumismus und des Hedonismus verfangen sind. Er war schlicht unfähig, Katholizität, Oekumene und Menschlichkeit plural zu denken.

Paradox ist, dass der Anschub zur Kirchenreform von einem alten Mann erwartet wird, der Akteur dieses autistischen Systems ist. Na ja, wenn die Hoffnung selig macht!

Den ohnehin schon vielen Fragen in dem Kommentar von Klara Obermüller zur Nachfolge von Papst Benedikt XVI. auf dem 'Stuhl Petri' kann man ja nur weitere Fragen hinzufügen. Warum sollte es nicht einmal ein Papst sein, der wenigstens in einigen Bereichen 'auf Augenhöhe' mit der Moderne ist? Da gehört Kardinal Gianfranco Ravasi zu den herausragenden Lichtgestalten im gegenwärtigen Katholizismus. Könnte es nicht einmal wieder ein Mann sein ( Frauen werden ja wohl auf absehbare Zeit nur für die Küche auf dem Felsen Petri zuständig bleiben..), der ähnlich wie Papst Woytila gegenüber dem Kommunismus hartnäckig und laut vernehmlich gegen den globalen Kapitalismus die Autorität seines Amtes zu Gehör bringt? Die Stimme von Papst Benedikt XVI. war da, seinem ganzen Naturell entsprechend, kaum vernehmbar. Warum sollte es nicht endlich einmal ein Papst sein, der sich dezidiert von der eurozentristischen, besonders italozentristischen Orientierung des Vatikans absetzt? Fragen über Fragen, aber letztlich entscheidet der Heilige Geist - nach einer entsprechenden Vorlage der vatikanischen Hausbank...

Carl Wilhelm Macke ( München )

Braucht es denn überhaupt noch einen Papst? Ich kann getrost verzichten.

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