Kein Platz für Schwulenhass

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Kein Platz für Schwulenhass

Von Klara Obermüller, 13.08.2015

Der Churer Bischof hat sich auf übelste Weise zum Thema Homosexualität geäussert.

Die Empörung im Land ist entsprechend gross. Die Frage ist, was sie konkret zur Folge hat.

Unter Berufung auf eine weit über 2'000 Jahre alte Stelle aus dem 3. Buch Mose hat Bischof Vitus Huonder auf einem Kongress in Fulda kundgetan, was er von Homosexuellen hält und wie der Bibel zufolge mit ihnen zu verfahren sei. Nun droht ihm Ungemach: Eine Privatperson aus dem Kanton St. Gallen sowie die Schwulenorganisation Pink Cross haben gegen ihn Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Zu Recht, wie ich finde. Wer Schwule als krank, abartig oder gar kriminell bezeichnet, hat Strafe verdient.

Ob die Klage allerdings juristisch Erfolg haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Noch hat der Straftatbestand Homophobie nicht Eingang in die Antirassismus-Strafnorm gefunden. Zwar haben die beiden Räte Mathias Reynards parlamentarische Initiative gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung in diesem Frühling gutgeheissen, ein entsprechender Gesetzesentwurf ist jedoch erst in Vorbereitung und muss anschliessend noch einmal von National- und Ständerat abgesegnet werden.

Der Fall Huonder zeigt jetzt mit aller Deutlichkeit, wie notwendig eine solche Ergänzung von Art. 261bis StGB ist. Genau so wie Rassismus und Antisemitismus gehört auch Homophobie geächtet und in gravierenden Fällen strafrechtlich verfolgt. Meinungsfreiheit und Toleranz tut dies, wie von potentiellen Tätern gerne betont, keinen Abbruch. Gedanken und Meinungen, so übel sie auch sein mögen, sind weiterhin frei. Die rote Linie verläuft vielmehr dort, wo aus Meinungen Schmähreden werden, wie wir sie dieser Tage von Bischof Huonder zu hören bekommen haben und wie sie auch in anderen Kreisen nach wie vor salonfähig zu sein scheinen. 

Natürlich nicht die Bibel gehört vor Gericht. Doch noch vor dem Schmähredner Huonder müssten die SchwulenOrganisationen eigentlich die Verleger, Drucker und Verkäufer jener Schmähschrift anzeigen, aus welcher der Bischof korrekt zitiert hat. In unserem Rechtsstaat sind nämlich nicht nur Schmähreden verboten, die zu Gewalttaten an Minderheiten aufrufen (Art 259 StGB), sondern erst recht solche Schmähschriften, wie in diesem Falle die Bibel. Und es gibt zu Recht keine Ausnahmen - auch nicht für Bücher, die von ihren irrational argumentierenden Verehrern als "heilige Schreift" oder "Gottes Wort" dargestellt werden. Wir haben hierzulande zum Glück keinen Gottesstaat, keine christliche Scharia und damit auch kein Sonderrecht für extremistische Frömmler auf Hasspropaganda und Aufruf zu Gewalttaten in ihren Publikationen. Niklaus Ramseyer

auf der Anklagebank...?

Irgendwie interessant, dass nicht nur im Koran sondern auch im neuen Testament Fragwürdiges zu finden ist!

Was jetzt dem Bischof nicht als in den Mund gelegt wird, was er so nicht gesagt hat und erst recht nicht gemeint hat. Wie lange wird es noch dauern, dass hiezulande Chrsiten die noch mit der Kirche unterwegs sind (und ganz sicher intelligent genug sind, auch kritisch) sich rechtfertigen müssen für das was sie "glauben", sanktioniert werden für das was sie bekennen..Leben und leben lassen: bitte auch Menschen, die nicht gegen Homosexuelle Menschen sind, jedoch eine andere Meinung vertreten was Sexualität betrifft. Die Kirche wurde sich nie voll und ganz dem Zeitgeist anpassen, sonst geht sie an ihrem Auftrag vorbei. Jesus hat die Ehebrecherin ganz angenommen und trotzdem gesagt "geh und sündige hinfort nicht mehr". Möge der Leser sich in aller Freiheit weiter Gedanken dazu machen.

"In aller Freiheit", schreiben Sie? Oder gar: "Leben und leben lassen"??? Das ist zynisch: Die Bibel nämlich verletzt die Freiheit der Homosexuellen aufs Gröbste, in dem sie ihnen schlicht das Recht auf Leben abspricht: "Haben einen Gräuel getan" und "sollen des Todes sterben" oder "sind des Todes würdig" (wörtlich im alten und im heuen Testament). Das hat mit "glauben" und "bekennen" nichts zu tun, sondern mit rechtswidriger öffentlicher Drohung. Darum sage ich hier wahrlich: Gehen Sie hin und lesen Sie, welch gefährlicher Unfug in Ihrer Bibel steht, bevor uns fortan wieder mit wagen Verdächtigungen wie "dem Bischof in den Mund gelegt" daherkommen! Denn siehe da: Auch Verleumder, Ohrenbläser und Unvernünftige (Römer 1, 30 ff) werden in der Bibel massiv bedroht. Niklaus Ramseyer

Ich habe sie nicht gelesen, das gebe ich zu. Hat Frau Obermüller sie gelesen, die "Schmährede"? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass nicht. Nur um das auch noch zu sagen: Ich bin nicht homophob.

Wenn ein Vertreter der Kirche meint, man müsse Menschen, die anders sind, töten, dann hat er die Bibel nicht begriffen. Der Satz, "du sollst nicht töten" ist sicher stärker zu gewichten wie irgend ein Zitat aus irgend einem archaischen Zusammenhang. Es darf nicht toleriert werden, dass ein x-beliebiges Zitat aus dem Buch einer Buchreligion dazu missbraucht wird, Unfrieden zu stiften oder kriminelle Handlungen zu begehen.

Dem Churer Bischof Huonder steht zu, die römisch-katholische Kirche zu verteidigen. Die Berufsgruppe der zölibatären Priester ist
gefährdet.

Da habe ich mal vor meinen Kollegen gesagt,
ich finde Schwule Männer sympathisch, ich
freue mich über jeden Schwulen.
Erschrockene Gesichter, schockierte Gesichter.
Ich redete weiter, weil sie mir keine Konkurrenz
bei der Frauensuche machen, weil sie mir keine
Freundin wegnehmen. Ein schwules Paar bedeutet
irgendwo sind 2 Frauen ohne einen Freund.
Beruhigte Gesichter, zufriedene Gesichter, volles
Verständnis.

Danke Frau Obermüller für Ihre Stellungnahme, die ich voll und ganz unterstützen kann.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass Herr Huonder, je mehr er sich zu rechtfertigen sucht, seine sowieso schon untolerierbare Haltung verschlimmert.
Ich verstehe die Katholiken nicht, die sich ein solches "Oberhaupt" gefallen lassen. Soll er doch von seinem Amt zurücktreten, das wäre eine konsequente Haltung seinerseits.

Der kolumbianische Priester Camilo Torres meinte, Revolution gehöre zur Christenpflicht!
Erzbischof Ricardo Durand: „Authentisches Christentum darf Frömmigkeit nicht auf Sicherung im Jenseits reduzieren.“ Die Wissenschaft schätzt, dass so 3 bis 5% jeder Bevölkerung Homosexuell sein könnte, also eine Minderheit und Minderheiten brauchen Schutz, auch heute noch. Bischof Huonder`s Aussage entsprang eindeutig rückwärtsgerichtetem Zeitgeist und wird mit Recht scharf abgelehnt. Hirtenbrief der Schweizer Bischöfe: “Was ihr für meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus) Und noch dazu: Der verstorbene Papst Johannes Paul II. damals schon, hat den Satz geprägt und oft wiederholt:“ Der Mensch ist der Weg der Kirche“. Die Kirche bewährt sich als Kirche in ihrer Sorge für die Menschen, für alle Menschen und für jeden einzelnen Menschen. ..ja das sagt doch eigentlich alles! ..oder etwa nicht? .. cathari

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