Mandela - Leitbild für einen Frieden im Nahen Osten

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Mandela - Leitbild für einen Frieden im Nahen Osten

Von Gastkommentar, 02.02.2014

Bis zum Tod Nelson Mandelas habe ich eine Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis für unmöglich gehalten. Ein Gastbeitrag von Judith Bernstein, München [1]

Können die Palästinenser nach so vielen Jahren den Israelis die Vertreibung, die Unterdrückung, die Demütigungen und die Schikanen verzeihen?

Diese Frage scheint nur in die Zukunft gerichtet zu sein. Denn noch herrscht das Gegenteil vor: Die Trennung beider Völker wird durch die Politik der israelischen Regierung noch vertieft. Die Zerstörung und Vertreibung der Palästinenser aus ihren Häusern und von ihren Feldern, die Checkpoints, die Trennungsmauern und die tägliche Kontrollen schüren Misstrauen, Hass und Verzweiflung.

Doch nun stellt sich die Frage: Wo ist denn der nahöstliche Mandela, der es schafft, die Aussöhnung zwischen beiden Völkern herbeizuführen? Wann tritt er auf?

Ich behaupte, dass es unter den Israelis viele Mandelas gibt. Es sind Friedensgruppen und Menschenrechtsorganisationen

– wie die Organisation „B’Tselem“ („Im Angesicht“, heißt es im Ersten Buch Mose). Sie prangert die Missstände der Besatzung an und setzt sich für die Rechte der Palästinenser ein;

– es sind die Frauen von „Machsom Watch“, die an die Checkpoints  gehen, um das Vorgehen der Soldaten gegenüber den Palästinensern zu beobachten und zu dokumentieren;

– es sind die „Frauen in Schwarz“, die jeden Freitag in den großen israelischen Städten Mahnwachen halten;

– es sind die ehemals aktiven Soldaten von „Breaking the Silence“ („Das Schweigen brechen“), die über die Delikte und Verbrechen des Militärs berichten;

– es ist die Organisation „Yesh Din“ („Es gibt Gerechtigkeit“), die die Prozesse der Palästinenser begleitet und gerechte Urteile fordert;

– es ist „Gush Shalom“, der „Friedensblock“ von Uri Avnery, der sich für die Zwei-Staaten-Lösung einsetzt;

– es ist die Organisation „Yesh Gvul“ („Es gibt eine Grenze“), die israelische Soldaten unterstützt, die den Kriegsdienst in den besetzten Gebieten verweigern;

– es ist die jüdisch-palästinensische Friedensgruppe „Ta’ayush“ („Zusammenleben“). Sie versucht, die palästinensischen Bauern vor der Vertreibung durch die Siedler und die israelische Armee zu schützen;

– es sind die jungen Menschen der Organisationen wie „Combattants for Peace“ („Kämpfer für den Frieden“) und die „Anarchisten gegen die Mauer“;

– es ist das „Israelische Komitee gegen Häuserzerstörung“. Es versucht, palästinensische Häuser vor der Zerstörung zu schützen und ihnen beim Wiederaufbau behilflich zu sein;

– es sind die „Ärzte für Menschenrechte“, die regelmäßig in die Westbank fahren und dort kostenlos palästinensische Patienten behandeln;

– es sind die „Rabbis for Human Rights“, die Menschenrechtsverletzungen dokumentieren sowie im In- und Ausland mit Vorträgen tätig sind:

– es ist das „Forum verwaister Eltern“, die ihre Kinder durch Terrorakte verloren haben und sich mit palästinensischen Eltern treffen, die ebenfalls um ihre toten Kinder trauern;

– es sind Israelis, die gemeinsam mit Palästinensern wöchentlich gegen das Vorgehen der Siedler unter den Augen des Militärs und der Polizei demonstrieren wie in Sheikh Jarrach und Silwan in Ost Jerusalem;

– es ist die größte Friedensbewegung in Israel „Shalom Achshav“ („Frieden Jetzt“), der Befürworter einer politischen Lösung des Konflikts angehören;

– und es ist der Verein „Zochrot“ („Erinnern“), der sich zum Ziel gesetzt hat, die Narrative der „Nakba“ der Flucht und Vertreibung von 750.000 Palästinensern sowie die Zerstörung von mehr als 500 Dörfern in Israel der jüdischen Bevölkerung zu vermitteln.

Sie alle setzen sich für die Rechte der Palästinenser ein. Für die Palästinenser präsentieren sie „das andere Israel“ – ein Israel, mit dem sie bereit sind, sich auszusöhnen, auch in dem Wissen, dass es ein Volk ist, das für ihr Schicksal verantwortlich ist.

Nelson Mandela hat viele Jahrzehnte für ein gerechtes Südafrika gekämpft. Auch er hat zuerst auf die Instrumente der Gewalt und des Terrors im Kampf gegen die Apartheid gesetzt und dafür 26 Jahre in Haft gesessen, davon 18 Jahre auf Robben Island vor Kapstadt gesessen. Dort hat er Strategien für den Dialog entwickelt, die den Weg zum Frieden bahnen können. Er hat daran geglaubt, dass die Feinde von einst den gemeinsamen Frieden von heute und morgen schaffen können, wenn sie sich mit Respekt begegnen. Wenn – wie er sagte – „wir in einer freien und demokratischen Gesellschaft in Harmonie und mit Chancengleichheit leben“.

Das gelang ihm erst, als er in Frederic de Klerk, der lange die Apartheid verteidigt hat, einen Partner für den gerechten Kampf der Unterdrückten fand. Trotz der Vergangenheit war Mandela bereit, ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen.

Deshalb wird sich der Frieden zwischen Palästinensern und Israelis erst dann abzeichnen, wenn sich nicht nur viele Mandelas, sondern auch ein mutiger Frederic de Klerk findet. „Insh‘allah“, „hallewai amen.“

[1]   Gesprochen auf der Veranstaltung „Friedensgebet der Religionen“ am 02. Februar 2014 anlässlich der 50. Sicherheitskonferenz in München.

Frau Bernstein, Sie sind eine selbsthassende Jüdin und hassen Israel und den Zionismus. Deshalb haben Ihre Artikel im Journal 21 Leser.
rememberamalek.blogspot
PS: es waren übrigens Juden in Südafrika, die Mandela unterstützt haben, keine Muslims.

Hoch über den Wolken, da muss der Freiheit wohl grenzenlos sein, sang einst Reinhard May. Da wir aber unterhalb wohnen, hat die Menschheit Gesetze und Regeln geschaffen. Einige für Schweizer Journalisten, sagend sie müssten sich vom Prinzip der Fairness leiten lassen, die Wahrheit übermitteln und keine wichtigen Elemente von Informationen unterschlagen. Schon die Einleitung diese Textes passt aber dazu gar nicht. Hiess es doch zu meinem Erschaudern und erbleichenden Erschrecken:
"Können die Palästinenser nach so vielen Jahren den Israelis die Vertreibung, die Unterdrückung, die Demütigungen und die Schikanen verzeihen?".

Wer aber die geschichtlichen Fakten berücksichtigt und sich nicht nur nach dem heutigen Leitmotiv für Journalisten orientieren lässt, das stipuliert „Good nerws is no news“, muss doch wissen dass es
eben auch den arabischen Wolf im Schafspelz gibt, der nicht nur mit Angriffskriegen und Terror, sondern auch mit der Waffe verlogener Propaganda, begleitet von der Macht des Oels, Gewalt ausübt und vorgibt, bedrückt, gedemütigt, und bedrängt um die Freiheit gebracht zu sein. Darüber hinaus sollten Freunde der Uebermittlung der Wahrheit doch den Worten zustimmen, die ich von Prof. Chaim Weizmann 1947 in Basel persönlich im Grossen Musiksaal am Ende seiner Rede anhörte:
"Halt! Halt! Gewalt zieht nach sich Gewalt.... Ungerechtigkeit zieht nach sich Ungerechtigkeit. Und wir verwickeln uns in einen Kreis, den einer einmal den Mut haben muss zu durchbrechen.“
Da muss ich erwähnen, dass ich einer Fabrik in Basel-Land vorstand, in der Juden, Christen und Mohammedaner, aber auch Schweizer, Elsässer und Badenser, Italiener, Türken und Jugoslawen harmonisch und friedlich jeden Arbeitstag teilten. Aber es hatte eben dort keine Aufwiegler und Haudegen, welche Verwirrung, Zorn und Hass predigten.

Und in Kfar Saba in Israel hatte ich die bauliche Fertigstellung einer Synagoge technisch zu überwachen, in der ohne Unterbruch Juden und Araber harmonisch, friedlich und kollegial täglich Hand in Hand arbeiteten.
Und wer nur Augen hat zum sehen und Ohren zum hören kann hier in Kfar Saba jeden Tag erleben, wie Mohammedaner und Juden friedlich und erfreulich im gleichen Cafehaus sitzen, das Spital als Personal oder Patient bevölkern, aber auch im Supermarkt, in Fabriken, Stadtparks, etc. ganz normal sich aufhalten. Nur, eben die Brandstifter und Aufwiegler sind hier kraftlos.

Da ist es doch besonders schmerzlich, betrübend und erschütternd in diesem Artikel absurde Verdrehungen der Fakten zu lesen, eine Vertauschung von Aktion und Reaktion, um dann Israel mit herben Schlägen anzuprangern. Ein Land, das nach Entscheiden von Völkerbund und UNO für ein Volk aufgebaut wurde, das 2000 Jahre verfolgt wurde und seit der Gründung ständig unter Angriffs-Kriegen , Vernichtungs-Drohungen und blutigem Terror leidet und als Reakion sich erfolgreich wehrt, so durch Personen- Kontrollen, ein Sicherheitszaun und Militär-Präsenz, ermöglicht durch 3 Jahre Militärdienst der Burschen und 2 Jahre der Mädchen.

Schlusssendlich bin ich überzeugt, dass jene Menschen die glauben neue kämpferische NGO-Gruppen gründen zu müssen, die Demokratien erheblich schwächen. Die Parteien sind die Basis jeder parlamentarischen Demokratie. Statt in diesen Körperschaften fortschrittliche Ideen und neue Gesichtspunkte einzubringen und mit frischen Kräften zum konstruktiven Denken zu animieren, wird den Gewählten von den NGO‘s nur Negatives vorgeworfen und niemals für positives Tun ein lobendes Wort ausgesprochen. Damit und dem Verschweigen von sehr wesentlichen Ereignissen, wie z.B. den wahren Ursachen der jetzigen Wirtschafts-Krise, hat man es aber soweit gebracht, wie wir heute weltweit sind.
Roger Guth

Ähnliche Meinungen höre ich schon mein Leben lang.
Damit soll dann auch alles begründet und gerechtfertigt werden, was bisher geschehen und geworden ist.
Damit passt doch auch alle für Sie. Freuen Sie sich.

Mir fehlt einfach das Verständnis für diese Einstellungen, die keine anderen Auffassungen von den Geschehnissen zulassen wollen/können.

Ich finde den momentanen Zustand keineswegs erfreulich.
Mittlerweile werden mir auch die Rechtfertigungen von allen Seiten für diese Situation zuwider.
Das kann nur noch eine Mutter verstehen, die weiss, die Kinder haben noch nicht den Verstand die Situation der Anderen zu erkennen. Ebenso alle ohne Reflexionsvermögen zetern so weiter und lassen sich von jedem Sprüchemacher für dumm verkaufen.

Ich habe die Hoffnung schon seit geraumer Zeit aufgegeben, dass diese "Kinder" jemals erwachsen werden.

Noch immer höchst lesenswert, finde ich, was Friedrich Dürrenmatt in seinem kleinen Büchlein "Denken mit Dürrenmatt" (1982, Dioge-nes Verlag) unter dem Stichwort PALÄSTINA notierte: "Sie hatten nie einen Staat. Sie haben nie gehabt, was die Juden wollten, weil diese es mussten: einen Staat; und was die Palästinenser jetzt haben, wollen sie nicht, denn es ist nichts was sie haben. Sie jagen einer Idee nach: das zu sein, was Israel ist. Das können sie nur, wenn sie wie Israel werden. Dazu braucht es Zeit, und Zeit ist identisch mit Frieden, den ihre Existenz ist nur durch die Existenz Israels möglich, geht Israel unter, ist es ihr Untergang: Sie können auch von den `Arabern` jederzeit fallengelassen werden.
Sie werden Syrer, Ägypter oder Jordanier, je nach Ausgang der Kämpfe, die dann unter Arabern entbrennen, gesetzt, die Araber besiegen Israel. Die Existenz des jüdischen Staates bekommt damit den politischen Sinn, den Palästinensern zu ihrem Recht zu verhelfen: zu ihrem Staat. So klein dieser Landstrich ist, den wir Palästina nennen, ein Nichts auf dem Globus, er hat Platz für zwei Staaten, wie er Platz für viele Kulturen hat. Das setzt voraus, dass die Palästinenser den jüdischen Staat anerkennen und die Juden den palästinensischen. (29/111) "

wie die göttlichen Fäuste auf das palästinensische und jüdische Auge,
dann soll sie doch der Teufel holen!

Und ich sach noch,
"Horror-Kindergarten mit tödlichen Wüsten-Sandkastenkämpfen um Förmchen und Schäufelchen seit biblischer Zeit!"

Die beiden Fälle sind nicht vergleichbar. Politisch musste die kleine weisse Herrschaftsschicht in der RSA schliesslich die Macht abgeben, weil sie angesichts der Massenverhältnisse gar keine andere Wahl mehr hatte. Auch wegen der weltweiten Ächtung und dem Boykott nicht mehr. Politisch. Jetzt zeigt sich nämlich, dass diese Herrschaftsschicht Mandela und die Schwarzen reingelegt hat: Die wirtschaftliche Macht (die sie mit der Ausbeutung der rechtlosen Schwarzen Jahrzehnte lang usurpieren konnte) hat sie frech behalten – und baut sie immer noch aus (brutales Vorgehen gegen unterbezahlte Minenarbeiter auch jetzt noch!). Die schwarze Mehrheit verbleibt darum weitgehend in Armut. Und die weisse Minderheit hocken weiter in ihren Villen mit Pool.
In Palästina ist das ganz anders. Da diktiert die brutale Besatzungsmacht Israel alles. Und lässt mit ihrer Siedlungspolitik (Landraub) auf der Westbank, mit seiner Mauer und mit der Blockade des Gazastreifens den Palästinensern auch wirtschaftlich keine Chance – ausser minimal als Wanderarbeiter. Diese schleichende und konstante Einschränkung des Lebensraums der Palästinenser (Bulldozer-Politik) wird von Fachleuten schon lange als "Spaciocid" bezeichnet. Doch im Unterschied zu den Schwarzen in der RSA gibt es für die Palästinenser wohl dauernd Almosen – aber kaum wirksame Unterstützung: Da gibt es zwar Uno-Resolutionen. Doch Israels Regierung ignoriert diese ungestraft unter dem Schutz der US-Administration. Diese blockiert im "Sicherheitsrat" alles mit ihrem Vetorecht ab, finanziert hintenherum die Israelische Besatzungsarmee mit Milliarden. Und spielt sich dann frech als "Vermittlerin" auf – wo sie doch ganz offensichtlich Partei ist. Darum werden die Uno-Resolutionen auch nie mit einem Boykott durchgesetzt. So geht das. N. Ramseyer

Aber sonst sind Sie gesund. Auf solche Tiraden können wir gut und gerne verzichten.

Frederic de Klerk auf israelischen und auch noch einige Mandelas auf palästinensischer Seite.

Da aber ein Frederic de Klerk kein Jude ist, deshalb auch kein Israeli, ist dieser Käse auch schon gebissen.

Da muss halt eine Seite "aussterben".

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