Obama und Putin

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Obama und Putin

Von Reinhard Meier, 02.09.2014

Obama hat dieser Tage eingeräumt, dass er noch nicht über eine fertige Strategie gegen die IS-Terroristen in Syrien verfügt. Wie steht das mit Putins Einsatz in der Ukraine?

Mit der Bemerkung in der vergangenen Woche, seine Regierung habe noch keine Strategie zur Bekämpfung der islamistischen Terror-Organisation IS (Islamischer Staat), hat der amerikanische Präsident ein beträchtliches Rauschen im internationalen Medienwald hervorgerufen.

Verheerend oder ehrlich? 

Ob diese Aussage – die übrigens nicht in einem vorbereiteten Statement fiel, sondern in Beantwortung einer Journalistenfrage, die sich auf die IS-Umtriebe in Syrien bezog – politisch klug war, darüber kann man streiten. Kritiker werfen Obama vor, damit habe er in aller Öffentlichkeit Hilflosigkeit und Ratlosigkeit gegenüber dieser neuen terroristischen Herausforderung signalisiert. Das sei verheerend für das Vertrauen in die Führungsfähigkeit einer Grossmacht. 

Andererseits könnte man Obamas Aussage auch als ehrlich einstufen und ihr damit eine sympathische Qualität zubilligen. Politiker verbreiten sich in der Regel ja gerne mit rhetorischem Schwung über „strategische Herausforderungen“ und wie man darauf reagieren werde. Das soll den Eindruck erwecken, man habe den vollen Überblick selbst über komplizierteste Situationen und wisse ziemlich genau, wie man die damit verbundenen Probleme lösen könne.

Erinnerung an W. Bushs Irak-Einmarsch

In der Praxis, so lehrt die Erfahrung den aufmerksamen Zeitgenossen, sehen später die Ergebnisse oft weit weniger überzeugend aus als zuvor bei der medialen Auslegeordnung suggeriert wurde. Und nicht selten entwickelt sich alles ganz anders als bei früheren vollmundigen Stellungnahmen in Aussicht gestellt. Statt vor einer überzeugenden Lösung steht man dann vor einem Desaster. Dass solche Enttäuschungen das Vertrauen in die Führungsqualitäten eines Regierungschefs mehr erschüttern, als eine verzögerte – und deshalb vielleicht besser durchdachte – Entscheidungsfindung, liegt auf der Hand.

Beispiele für solche durch den späteren Verlauf der Dinge widerlegte Pläne und Ankündigungen gibt es zuhauf. Zu den ernüchterndsten Erfahrungen dieser Art gehört in der jüngeren Vergangenheit der von Obamas Vorgänger George W. Bush mit allen Mitteln (auch mit später eindeutig widerlegten Behauptungen) durchgeboxte militärische Einmarsch in Irak. Dieser erreichte zwar den Sturz des teuflischen Saddam-Regimes, doch das war nur ein erstes Nahziel. Welche längerfristigen Folgen dieser Brachialeinsatz im Irak selber, für die Umwälzung der Machtverhältnisse in der Nahostregion insgesamt und für Amerikas Glaubwürdigkeit und Prestige haben würde – das hatten die von Zweifeln und Gegenargumenten unberührten „Strategen“ dieses kostspieligen Abenteuers in Washington offenbar nicht in Betracht gezogen.

Die Stimmen der Lehnstuhl-Strategen   

Schon wegen dieser unguten Erfahrungen verwundert es nicht, wenn die Mehrheit der amerikanischen Öffentlichkeit vorläufig nichts mehr wissen will von vorschnellen und mit der grossen Kelle angerührten Militäreinsätzen in fernen Regionen. Ein grosser Teil dieser Öffentlichkeit dürfte denn auch über das defensive Geständnis des amtierenden Präsidenten, man habe noch keine fertige Strategie zur Bekämpfung der IS-Terroristen in Syrien, ungleich weniger entsetzt sein als Obamas konservative Kritiker in den Medien. 

Was man denn genau tun sollte, um die Ausbreitung der IS-Barbaren  gerade in Syrien zu unterbinden, ohne gleichzeitig dem blutbefleckten Asad-Regime den Rücken zu stärken – auf solche vertrackte Fragen  bekommt man auch von den besserwisserischen Lehnstuhl-Strategen vorläufig keine kompakten Antworten. Vielleicht muss man auch bei dieser Spezies noch etwas länger nachdenken, bis ein überzeugendes Rezept gefunden ist – nur wird das, im Gegensatz zu Obamas freimütigem Bekenntnis, nicht öffentlich zugegeben.

Was sind Putins Pläne?

Nun zu Putin. Hat der Kremlherr bei seiner abenteuerlichen Ukraine-Politik eine fertig durchdachte, langfristige Strategie? Auf den ersten Blick mag die immer forscher werdende Aggression gegen das Nachbarland, dessen territoriale Integrität Moskau vertraglich anerkannt hat, diesen Eindruck erwecken. 

Putin scheint methodisch vorzugehen: zuerst die gut organisierte Annexion der Krim als Antwort auf die Flucht des an Moskau angelehnten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch, dann die direkte und indirekte Unterstützung ostukrainischer Separatisten-Milizen und nun die ziemlich unverhohlene Infiltration bewaffneter russischer Truppenverbände im Südosten der Ukraine.

Inzwischen soll Putin ja gegenüber dem EU-Kommissionsvorsitzenden Baroso die möglicherweise in drohender Absicht geäusserte Bemerkung fallen gelassen haben, die russischen Kräfte könnten bis in zwei Wochen bereits in Kiew sein. Zumindest deutet manches darauf hin, dass man in Moskau den Entschluss gefasst hat, einen direkten Landzugang zur Krim unter Kontrolle zu bringen.

Das sieht tatsächlich so aus, als ob der Kremlchef einen genauen Plan im Kopf hätte, welche Ziele er in der Ukraine – deren umkämpfte Teile im Südosten inzwischen im Moskauer Machtjargon als „Neurussland“ bezeichnet werden – anstrebt. Doch einige erfahrene Kremlbeobachter beurteilen solche Plan-Vorstellungen skeptisch. Sie neigen der Meinung zu, dass Putin bei seinen Ukraine-Vorstössen in erster Linie „auf Sicht“ fahre. Das heisst, er richtet seine Entscheidungen je nach Entwicklung der Dinge an der Front und nach seiner Einschätzung der fluktuierenden innen- und aussenpolitischen Wetterlage.  

Eine Art Machtrausch

Inzwischen muss man erkennen, dass Putin seine Einsätze in diesem ukrainischen Machtkampf in einem Mass erhöht, das ihm selbst nach der Annexion der Krim-Halbinsel niemand zugetraut hätte. Man gewinnt den Eindruck, Putin habe sich neuerdings in eine Art Machtrausch hineingesteigert, so dass dass bei ihm die Grenzen eines einigermassen vertretbaren Risikos zunehmend verschwimmen.  

Ist dieses Beispiel von vorwärts stürmender Entschlossenheit, wie sie Putin in diesen Wochen demonstriert, nun eine erfolgreichere Politik als Obamas Zaudern und Zögern zur Frage eines erweiterten militärischen Einsatz gegen die ISIS-Terroristen in Syrien und in Irak? Natürlich muss man berücksichtigen, dass die Zielsetzungen und Motive Putins und Obamas in diesen beiden Fällen völlig verschieden sind.

Die Haltbarkeit von Putins Popularität

Dennoch wünschte man sich als beunruhigter Beobachter der gegenwärtig von Krieg und Krisen besonders heftig geschüttelten Weltbühne, dass der Machthaber im Kreml in seiner Ukraine-Politik mehr von jenem Zögern, jenen Zweifeln und jenem Risikobewusstsein an den Tag legen würde, die man heute von mancher Seite dem amerikanischen Präsidenten vorwirft. Welcher Politik-Stil und welche inhaltlichen Prioritäten auf längere Sicht die besseren und haltbareren Früchte tragen werden, wird man dann erst im Rückblick genauer erkennen können.  

Zieht man auch die sich abzeichnenden wirtschaftlichen Kosten von Putins Husarenritt in die Ukraine mit ein, so könnte sich dann herausstellen, dass der Kremlherr Russlands Kräfte ebenso überschätzt hat wie die Haltbarkeit seiner jetzigen Popularität.

 

 

Welches war wohl die "durchdachte, langfristige Strategie" des Westens bei den verschiedenen "Ukraine-Vorstössen", die im gewaltsamen Sturz der gewählten Regierung gipfelten? Die absehbaren Folgen, nämlich die Reaktion Russlands, waren sicher eingeplant, wenn nicht gewollt. Wie hätten wohl die USA in einem gleichen Fall in ihrem "Hinterhof" reagiert? Wie wärs mit russischen Raketen auf Kuba?

Putin und seine Mitarbeiter sind intelligente Leute
mit gutem Benehmen. Auch wenn sie mit Sanktionen
genervt werden, reagieren sie ruhig und gelassen
ohne irgendwelche Beleidigungen. In andren Ländern,
wie Griechenland oder Polen, bekommt die Frau
Merkel in einer Fotomontage schnell eine Naziuniform.

Die schlimmste Kriegsgurgel ist der "Noch-Generalsekretär" Rasmussen der NATO.
Er will in sämtlichen jetzt blockfreien Staaten wie Ukraine und Georgien so schnell wie möglich Stützpunkte der NATO einrichten.
Wenn er spricht sieht man übelsten Hass.
Damit bedroht und demütigt er Russland.
Ob das klug ist? Man wird es sehen, wenn der Winter kommt und man um Gas rangelt.

Ihnen ist nicht zu helfen, denn Sie sind hoffnungslos hoffnungslos... Gruss. ME

Der Westen hat 2013 in der Ukraine gezündelt, mit der Hoffnung, die eigene Machtsphäre auf Kosten Russlands auszudehnen.
Dabei hat man sich schlicht verzockt. Russland hat in dem Spiel nachgezogen und die Gegenbewegung unterstützt. Gegenwärtig existiert eine Pattsituation. Weder das ukrainische Militär noch die Separatisten sind stark genug, den Gegner komplett zu besiegen.

Ich möchte Herr Meier vorschlagen, sich mit den Inhalten von Interviews mit Philosoph Richard David Precht und Historiker Daniele Ganser auseinander zu setzen.
Beide Herren setzen sich mit ihrem Wissen und ihren Informationen für eine Deeskalation in den aktuellen Konflikten ein.
Man findet Interviews mit ihnen problemlos auf youtube, oder in aktuellen Interviews in der Presse, etwa im Kurier, 18.08.14 (Precht), beide sind ausserdem Bestseller-Autoren.
Ein konstruktives Herangehen an die Inhalte welche die Genannten kompetent vermitteln, würde eine schädliche einseitige Parteinahme im brandgefährlichen aktuellen Geschehen wohl verhindern und eine objektivere Sichtweise befördern.

Deutschland: Aktuelle "Besatzungskosten" belaufen sich geschätzt auf über 30 Mrd. € jährlich
Wenngleich die Worte sehr diplomatisch gewählt werden - es ist doch unverkennbar, daß (nach der "einfachen" Bevölkerung) inzwischen auch immer mehr deutsche Politiker über die Spionageaktivitäten der USA verärgert sind.

Der seit nunmehr fast 70 Jahren stets richtige Hinweis, daß es noch immer keinen Friedensvertrag gibt (der für eine vollständige politische Souveränität Deutschlands unerläßlich wäre), wird längst nicht mehr als angeblich rechtsextremistische Fabel diffamiert, sondern als zwar vom Grundsatz her richtig, aber kaum mehr zu "heilen" - und im Grunde auch nicht erforderlich - dargestellt.

Tatsächlich käme ein Friedensvertrag insbesondere Washington teuer zu stehen, und im Pentagon müßte man über eine grundsätzlich neue logistische Organisation der noch immer zahlreichen Auslandseinsätze der US-Armee nachdenken. Doch immer mehr deutsche Politiker und Beobachter halten es für an der Zeit, einmal über die noch aus der "offiziellen Besatzungszeit“ resultierenden, aktuellen Belastungen Deutschlands zu sprechen.

Noch immer sind nämlich 25.000 britische und 60.000 US-amerikanische Soldaten auf deutschem Boden stationiert. Es gibt zusammen über 70 unter ausländischem Regiment stehende Militärstützpunkte mit Flugzeugen, Hunderten Panzern, etlichen Raketenwerfern und noch immer mehr als 100 Atombomben! Es ist eine Militärausstattung, die nach verbreiteter Expertenauffassung nicht dem Rahmen eines freundschaftlichen Militäraustausches zwischen befreundeten Ländern entspricht, sondern einem Besatzungsstatus ähnelt. Im Irak waren in den vergangenen Jahren z.B. nicht mehr fremde Militärkräfte stationiert.

Lieber Reinhard Meier
Sie sind ein Magnet der Putin-Trolle. Das spricht für Ihre Sicht. Danke für Ihre luziden Beiträge. Ihre Shitstormresistenz ist bewundernswert. Sie lösen bei vielen Psychopathen eine erlösende Ventilfunktion aus und lindern damit deren Paranoia.

Zitat: "...und nun die ziemlich unverhohlene Infiltration bewaffneter russischer Truppenverbände im Südosten der Ukraine."

Mich würde mal interessieren woher Herr Meier seine Informationen hat. Wie es scheint weiss er mehr als die OSZE. Die weiss nämlich nichts von russischen Truppen in der Ukraine und die hat Beobachter direkt vor Ort.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/09/01/osze-keine-hinweis...

Vielleicht geht das auf die Meldung zurück in der Poroschenko lauthals verkündet hat, dass die russische Invasion gestartet ist. Aber da mussten die Agenturen in zwischen auch zurück krebsen und schreiben von einem bedauerlichen Übersetzungsfehler.

https://twitter.com/tagesschau/status/504957097927516160

Da fragt man sich: Wenn man als interessierter Laie an solche Informationen kommt, weshalb schreibt dann der Profi Reinhard Meier, mit Verlaub, so einen Unsinn? Der müsste diese Informationen auch haben.

Ich bin durchaus kein Freund von Herr Putin und ich finde seine Politik nicht immer richtig. Was aber zurzeit an Hetze gegen Russland in den westlichen Medien abgeht finde ich zutiefst erschütternd. Da werden Fakten nicht berücksichtigt und wenn man sie nicht mehr abstreiten kann, versucht man sie ins Gegenteil zu verdrehen.

Ganz interessant hierzu ist der offene Brief von ehemaligen amerikanischen Geheimdienstmitarbeitern an Angela Merkel.

http://antiwar.com/blog/2014/08/31/germanys-merkel-needs-to-ask-tough-qu...

Hier die deutsche Übersetzung.

http://www.heise.de/tp/artikel/42/42680/1.html

Lassen wir doch mal die Fakten sprechen. Den Warschauer Pakt gibt es nicht mehr. Warum gibt es die NATO eigentlich noch? Die NATO-Staaten haben Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion systematisch militärisch eingekreist. Die baltischen Staaten sowei Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien und Slowenien, Kroatien etc. sind NATO-Mitglieder, die Türkei und Griechenland sind es schon lange. Muss man sich da wundern, wenn die Russen nicht allzu optimistisch sind in Bezug auf die Versicherung der NATO, es gehe nur um gute Partnerschaft und Demokratie? Die NATO-Staaten haben in den letzten Jahrzehnten eine Kanonenbootpolitik praktiziert, deren Auswirkungen (Afghanistan, Irak, Libyen etc.) katastrophal sind. Muss man sich da wundern, wenn Putin nicht an die Versicherung glaubt, in der Ukraine ginge es den Amerikanern nur um Demokratie? In Kiew wurde eine gewählte Regierung unter dem Druck einer gewalttätigen Meute gestürzt? Ist das Demokratie? In Kiew bereiten sich jüdische Familien auf den Exodos vor, weil sie sich vor Rechtsextremen fürchten. Ist das die neue Demokratie?

statt die faschismus-keule zu schwingen, was eh sinnlos ist, da es im westen kein solches reizwort ist wie in der ex-sojetunion, sollten wir uns vielleicht eher fragen, warum der konflikt in der ukraine besteht.

es ist ziemlich einfach: russland betrachtet die ukraine als ihren hinterhof und will sie in ihrem wirtschaftlichen einflussbereich halten. die ukrainer wollen aber mehrheitlich nicht russlands hinterhof sein und in russlands zollunion aufgehen.

warum? weil es nicht attraktiv ist. es ist gesellschaftspolitisch nicht attraktiv ist, weil die ukraine frei ist und russland unfrei.
es ist auch wirtschafltich nicht genügend attraktiv, obwohl es russland besser geht als der ukraine und auch sozialwerke und gesundheitsversorgung einigermassen funktionieren. Dennoch sehen die ukrainer ihr nachbarn im norden und westen, die polen, tschechen und slowaken und erkennen, das noch mehr drinnenläge und alles ohne moskovitisches zwangsregime.
deswegen gabs die orange revolution, deswegen wurde der ostukrainer janukowitsch gewählt, weil er nämliich versprach richtung eruopa zu steuern und deswegen gabs auch den euromaidan.

putin dachte er könne die urkainischen eliten erpressen und kaufen, auf dass sie ihre bürger auf dem maidan niederknüppeln. dann hat wohl wer zu russischen methoden gegriffen und die situation eskaliert, der volkswille wurde dadurch aber nicht missachtet, sondern im gegenteil gestützt.

wer das nicht einsieht, sollte vielleicht mal dran denken nach sibirien auszuwandern. dort gibt es noch viel platz für putintreue siedler.

H.V.

Russland wird in zehntausend Jahren noch zu Europa gehören….es sei denn:“ Die Asiaten sprich Dschingis Khan kommen nochmals bis in die Ukraine oder noch gefährlicher, Mustapha Pascha bringt das Osmanische- Reich zurück bis Wien“. Geopolitisch und sicherheitspolitisch gesehen und mit ein bisschen Flexibilität wäre doch Russland sowohl Freund wie auch Schutzwall gegen schnell aufstrebende Riesenmächte. Da Russland kein kommunistisches Land mehr ist brauchen wir sie ja nicht mehr weichzuklopfen, die lieben den Konsum genauso wie wir und nach 70 Jahren KPdSU bräuchte es ein wenig Geduld gepaart mit Beihilfe zur vollständigen Demokratisierung. Wir Bürger Europas müssen auch an die Zukunft unserer Kinder denken und nicht nur an anglo-amerikanische Interessen. Möglicherweise wäre dann die Krim, die Schwarzmeerflotte auch eine europäische Kriegsmarine zum Schutz Europas, eines Europa der Jugend, eines Europa als dritte Grossmacht….cathari

Im gleichen Maß, wie die Demokratie in Russland vorankommt, wird sie in der EU und in den USA abgebaut.

Ihre Worte mögen sich in den Gedanken derer niederlassen die immer noch in den alten Mustern denken und drauf und dran sind die alten Fehler zu wiederholen die Europa schon wiederholt zum Einsturz brachten.

Im Gegensatz zu Obama ist Putins Kommunikation durchdacht. Es ist nicht einfach ein wirres Lügengebilde, sondern eine Desinformationskampagne mit wechselnden Adressaten, die meist im Inland sitzen. Weil gelegentlich auch Westen und Ukraine angesprochen werden, entsteht ein verwirrliches Durcheinander der Botschaften, das aber Teil der Informationsstrategie ist, ebenso wie das Wirken zahlreicher Russen-Trolle hier.

Ich glaube, Putin hat eine klare Strategie: Rückgewinnung des sowjetischen Raums für sein russisches Imperium, bei dessen Verfolgung er taktisch flexibel ist. Gelegentlich macht er auch Fehler, oder es gibt unvorsehene Kollateralschäden, wie der Abschuss von MH-17 oder die Indiskretion seiner telefonischen Drohung Kiew zu erobern.

Dennoch finde ich es äusserst interessant, wie sich bei Putin Imperialismus aus dem 19. Jahrhundert mit der Moderne paart. Offensichtlich hat er Teile seiner Armee auf Urban Warfare ausgerichtet, mit modernen Schutzvorrichtungen und Kleinwaffen, modernen Fernwaffen (Raketen und Artillerie) und Panzern. Mit irregulären Kampfverbänden und Agenten und mit einem Informationskrieg (gleichgeschaltete Medien, bezahlte PR-Agenturen, Zersetzungsstrategien, Lügenpropaganda), dem der Westen nichts entgegenzusetzen hat.

Das tumbe Volk hat eben Messien nötig. Die häufige Selbstüberschätzung von Politikern, Prominenten und Abzokern hat ihren Grund oft im Anhimmelungbedürfnis von nicht erfolgreich abgenabelten Leuten.

Heute sind es Russland und China – und natürlich schon wieder Deutschland, der Motor Europas. Mit der Eskalation der Ukraine-Krise und dem angestrebten Konflikt zwischen Europa/Deutschland und Russland soll erreicht werden, dass Europa wirtschaftlich empfindlich getroffen und geschwächt wird. Dann können sich die USA wieder darstellen als Hort des Wohlstands und alleinig heilbringendes Modell für die gesamte Welt, obwohl sie faktisch nicht nur wirtschaftlich am Ende sind – wie das British Empire zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen! Wir müssen ähnlichen Mut beweisen wie die Bürger der DDR 1989, indem wir diesmal gegen unsere amerikahörigen Politiker aufstehen, die entweder nicht wissen, was sie da anrühren oder es für Geld und den Erhalt ihrer Macht absichtlich tun.

Nein, es ist im Gegenteil so, dass wir als Teil der demokratischen westlichen Welt zu Wohlstand und Frieden gekommen sind und dass bisher die USA die Stabilität des erfolgreichen kapitalistischen Systems garantiert haben. Das Sowjet-Imperium ist aufgrund ihres wirtschaftlichen Unvermögens zusammengebrochen. Es wäre ein Fehler, sich nun autoritären Despoten an den Hals zu werfen, nicht nur weil die auf Demokratie und Selbstbestimmungsrecht der Völker spucken, sondern auch, weil fraglich ist, ob sie ein stabiles System, das Wohlstand generiert zustande bringen. Russland ist ja jetzt auch ein kapitalistisches Land, und dennoch nicht in der Lage eine starke Wirtschaft aufzubauen. Ist ja klar bei der kleptokratischen Oligarchie und der Justiz, die nicht unabhängig ist, sondern im Dienste der Despotie steht. Gas verkaufen um damit Waffen zu kaufen, ist was Russland kann. Davon werden wir im Westen aber nicht glücklich, höchstens abhängig.

ein erfolgreiches kapitalistisches System ?

Ja, oder besetzt bei Ihnen grad ein grünes Männchen den Vorgarten oder nimmt Ihnen ein Schlägertrupp ihr Geschäft weg? Ich möcht nicht zurück zum Feudalismus oder zur Planwirtschaft à la Merkantilismus oder Kommunismus. Der Kapitalismus ist ein wirtschaftlicher Erfolg und hat zu unserm Wohlergehen geführt. In der Ausformung als soziale Marktwirtschaft ist er sogar halbwegs kompatibel mit dem allg. Gerechtigkeitsempfinden.

Eine ernste Frage: Sind solche Beiträge nicht eher rufschädigend für Journal21?

"Kremlherr", "abenteuerlichen Ukraine-Politik", "immer forscher werdende Aggression", "gut organisierte Annexion der Krim als Antwort auf die Flucht des an Moskau angelehnten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch", "direkte und indirekte Unterstützung ostukrainischer Separatisten-Milizen", "unverhohlene Infiltration bewaffneter russischer Truppenverbände", "die möglicherweise in drohender Absicht geäusserte Bemerkung", "Moskauer Machtjargon", "in eine Art Machtrausch hineingesteigert", "Putins Husarenritt".

Wirklich? Oder hat sich Herr Meier vielleicht "in eine Art Propagandarausch hineingesteigert"? Sein Jargon verrät auf jeden Fall, dass er "direkt oder indirekt Unterstützung erhält" von "gut organisierten" Kiewer PR-Büros. Seine Behauptungen sind "abenteuerlich", die Belege "flüchtig", die Tonlage "zunehmend forsch", "möglicherweise gar drohend".

Unterm Strich lässt sich Journal21 hier als Plattform für -- "unverhohlene" -- Kriegshetze instrumentalisieren. Das ist ein "gefährlicher Husarenritt" und -- bedenklich.

Lieber Herr Meier, falls es Ihnen entgangen ist, hat Putin sein wichtigstes Ziel bereits erreicht. Die hoffnungslos bankrotte Ukraine ist kein russisches Problem mehr, sondern das Problem der EU-Granden, die wie der Herr Steingart im Handelsblatt treffend feststellt, ohne eigene Meinung ihrem Herrchen in den USA hinterher gedackelt sind. Nein Herr Meier, die wirtschaftlichen Kosten kleben nicht an Russland, sondern an den Steuerzahlern in der EU und ganz besonders an den Steuerzahlern in Deutschland. Unserer unqualifizierten Kanzlerin Merkel und unserem nicht weniger unqualifizierten Außenminister Steinmeier sei es gedankt.

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