Propaganda
Grossvaters Propaganda können wir im Rückblick mit ihren vermeintlichen Horrorbildern leicht durchschauen. Aber Grossvater ist tot, und die Propaganda hat jetzt ganz neue Gestalten angenommen. Sind wir ihr gewachsen?
Es gibt ein paar Merksteine: Die Sprache eskaliert. Politiker benutzen Ausdrücke für ihre Widersacher, die keinen Spielraum mehr lassen: „Schurkenstaat“. Schurken kann man nur noch abknallen. Die Sprache kommt vor dem finalen Knall; sie ist bis zum Blödsinn ausgereizt.
Da merkt auch der Letzte, dass es sich hierbei um Propaganda handeln muss. Die Treppchen aber, die dazu führen, wecken zunächst keinerlei Verdacht. Denn es gibt immer „Beweise“. Da gibt es ein Gift aus Russland, das in England im Zusammenhang mit einem Mordfall gefunden wurde. Noch Fragen? Die juristische Sprache kennt die „Unschuldsvermutung“. Das ist nichts für den Boulevard, aber die Sprache könnte, wenn sie nicht auf den Boulevard verengt wäre, Räume schaffen, in denen nicht gleich geschossen wird – auch nicht propagandistisch.
Propaganda wird heute nicht mehr von Generalstäben oder Geheimdiensten betrieben. Kommunikationsprofis in deren Diensten wissen, was die Leute hören und lesen wollen. Also liefern sie. Das machen sie sehr gut. Besser geht es nicht mehr.
Denn wir können nicht mehr zwischen Informationen unterscheiden, die in propagandistischer Absicht verbreitet werden, und denen, die den Tatsachen entsprechen. Die Propagandisten auf allen Seiten haben gelernt, dass nur noch eine Sprache im Stil der News und der Fachinformation zählt. Also bieten sie in dieser Form, was so plausibel klingt, dass die Leute es einfach glauben müssen.
Effizienter kann kein Agent sein. Während der noch die Fakten zusammenstoppelt, liefern seine PR-Fachleute die elegante Sprache, der keiner widersprechen kann und die die beste Vorbereitung für den nächsten Krieg ist.
Die Story vom gegen Skripal eingesetzten sowjetisch-russischen Kampfstoff „Nowitschok“ sei „im Grunde eine Neuauflage des Schwindels über irakische Massenvernichtungswaffen“, so ein GB-Ex-Diplomat. Er wundert sich über die britische Regierung, die behauptet, „eine Substanz aus dem Stegreif identifizieren zu können, die ihr eigenes Forschungszentrum für biologische Waffen niemals zuvor gesehen hat und deren Existenz ungesichert ist“. Nicht nur London weigere sich, Moskau Proben zur Verfügung zu stellen, sondern auch der OPCW. Nowitschok‘ wurde hauptsächlich entwickelt, um auf Basis von herkömmlichen Bestandteilen in jedem wissenschaftlichen Labor hergestellt werden zu können. Die Amerikaner haben die Einrichtung, die sie angeblich entwickelt hat, studiert und abgerissen. Es entspricht nicht der Wahrheit, dass nur die Russen sie hergestellt haben könnten, wenn jeder das konnte. Das ‚Nowitschok‘-Programm war in Usbekistan angesiedelt und nicht in Russland. Sein Vermächtnis wurde nicht an die Russen, sondern an die Amerikaner zu Zeiten ihrer Allianz mit Karimow weitervererbt.
Eine aktive Minderheit kann die Welt verändern. Wir wissen noch zu gut, was passiert, wenn ein Mensch plötzlich an die Macht kommt, der unerschütterlich daran glaubt, die Welt werde ohne Juden eine bessere sein…......
Was passiert eigentlich, wenn in einer westlichen Atommacht ein Mensch an die Macht gelangt, der ebenso davon überzeugt ist, dass Russland immer und allen Böses will? Unberechenbar wären die Folgen, aber in jedem Fall katastrophal – nicht nur für Russland, sondern für die ganze Welt.
Umgekehrt gefragt: Was tun wir mit den Putins, Erdogans, Kims, ..., die sich nicht in die Gemeinschaft der Welt einfügen möchten, grundlegende Regeln missachten und die Welt so gestalten wollen, wie es ihnen passt ? Hoffen, dass nichts Schlimmes passiert, warten, bis sie sterben ?