Putin und die "Deoffshorisazija"

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Putin und die "Deoffshorisazija"

Von Reinhard Meier, 21.04.2016

Putin fordert resolut die „Deoffshorisierung“ von russischem Kapital im Ausland. Doch die Aufforderung zur Heimholung solcher Vermögen gilt offenbar nicht für seinen Cellisten-Freund.

Reiche Russen, man weiss es, parkieren oder investieren ihre Millionenvermögen gerne im Ausland. Zypern, die Schweiz oder die Virgin Islands gehören zu den beliebten Parkplätzen. Dem russischen Präsidenten passt das grundsätzlich nicht – seinem Land gehen dadurch nicht nur Steuereinnahmen verloren, es  fehlt an dringend benötigten Investitionen in die einheimische Wirtschaft.  Seit Beginn der dritten Amtszeit als Präsident betreibt Putin deshalb eine zeitweise resolute Kampagne zur „Deoffshorisazija“ solcher im Ausland angelegten Kapitalien.

Diejenigen russischen Grosskapitalisten, die es betrifft, haben die ungetüme, aus dem Englischen abgeleitete Wortschöpfung offenbar verstanden. Dazu haben zweifellos auch neue Strafbestimmungen und das Risiko, von den patriotisch eingestimmten Medien als „Verräter“ gebrandmarkt zu werden, einiges beigetragen. Jedenfalls – die ins Ausland fliessenden russischen Kapitalien sind inzwischen markant geschrumpft. 2014 war noch von russischer Seite von einem Transfer von gegen 100 Milliarden Dollar ins Ausland die Rede. 2015 sollen es nur noch rund 57 Milliarden gewesen sein.

Auch der in der Schweiz stark investierte  Milliardär Viktor Vekselberg hat Putins Ruf vernommen und einiges von seinem Auslandskapital in die Heimat zurückdirigiert. Vielleicht ist ein solcher Kapitalrückfluss  mit ein Grund, weshalb der frühere Siemens-Chef Peter Löscher nun seinen Posten als prominenter Manager von Vekselbergs Dachgesellschaft Renova in der Schweiz gekündigt hat.

Aber Putins Wink mit Zuckerbrot und Peitsche zur "Deoffshorisazija" gilt offenkundig nicht für alle russischen Grosskapitalisten. Einer seiner engsten Freunde, der Cellist Sergei Roldugin – er ist Pate von Putins erster Tochter Maria – kontrolliert gemäss den berühmten Panama Papers über drei Briefkastenfirmen nicht weniger als zwei  Milliarden Dollar im Ausland. Wenn das stimmt, so spricht das nicht dafür, dass  der Kremlherr von der Unerschütterlichkeit seiner Macht felsenfest überzeugt ist. Auch ihm scheint es geraten, für alle Fälle vorzusorgen und unter dem Decknamen seines erprobten Musikerfreundes einen standesgemässen Notbatzen im Ausland zu verstecken.

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