Spendenmarkt 2012 eingebrochen
Seit 16 Jahren erhebt das Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs in Zürich das Spendeverhalten der Bevölkerung in der Schweiz. Die neuste Ausgabe des Spendenmonitors zeigt, dass die Spendefreudigkeit im letzten Jahr massiv eingebrochen ist. Mehr noch: Es ist die zweitniedrigste Spendenquote seit 1997.
Naturkatastrophen bringen mehr Geld als Kriegsopfer
Mit dem Erdbeben in Haïti, der Öl-Katastrophe im Golf von Mexico, Überschwemmungen in Asien etc. waren in den beiden vorangegangenen Jahren die Spendenaufkommen aussergewöhnlich hoch gewesen, während 2012 sich kaum grössere Naturkatastrophen in ärmeren Ländern ereigneten. Und da Spenden für Naturereignisse populärer sind als für die Linderung von Not in Kriegsregionen, erstaunt es nicht, dass die Solidarität weniger zum Tragen kam. Von diesem Phänomen war die Glückskette – welche primär Spendenaufrufe für die Flüchtlinge des Syrienkonflikts machte - besonders betroffen. Hier sank der Spendeneingang von 62 Millionen (2011) auf 18 Millionen Franken.
Weniger Medienpräsenz
„Der Rückgang der geschätzten Spendensumme um 44 Prozent dürfte etwas überzeichnet sein“, meint Spendenmonitor-Projektleiter Martin Abele, „da sich die reale Situation bei den Hilfsorganisationen nicht gleich widerspiegelt“. Auch in den Medien waren Spendenaufrufe seltener und der – an sich positive - Mangel an schwerwiegenden Ereignissen führte zu weniger Schlagzeilen und zu weniger öffentlicher Wahrnehmung. So gaben 37 Prozent der Befragten an, dass sie im letzten Jahr kaum von einem Hilfswerk gehört oder gesehen hätten, während es im Jahr zuvor bloss 19 Prozent waren. Es dominierten viel häufiger Schlagzeilen über Eurokrise, Arbeitslosigkeit usw., was bekanntlich eher zu Verunsicherungen und weniger Spenden führt.
In der Romandie Trend noch deutlicher
Das wirtschaftliche Gefälle zwischen Deutsch- und Westschweiz zeigte sich einmal mehr: In der Romandie setzte der Trend nach weniger Spenden bereits im Laufe des Jahres 2011 ein und verdeutlichte sich im letzten Jahr. „Je älter die Befragten sind, desto stärker haben sie ihre Spenden reduziert“, heisst es weiter im Bericht des gfs, und „besonders gesunken sind auch die Spenden der Menschen mit hohem Ausbildungsstand. Diese hatten zuvor häufig vierstellige Spendenbeträge, was 2012 seltener vorkam“. Bereits im Vorjahr hatte sich dieser Rückgang von grösseren Spenden pro Person abgezeichnet und wurde jetzt noch akzentuiert.
Treue zu „meinem“ Hilfswerk nahm zu
Ein anderer Trend fällt den Marketingforschern auf: Während früher viele Spenderinnen und Spender je nach Thema und Ereignissen öfter Hilfswerke wechselten, nimmt die Tendenz vermehrt zu, „seinem“ Hilfswerk treu zu bleiben. Dies ist für viele Hilfsorganisationen erfreulich, verursachen doch permanente Wechselspender deutlich mehr Aufwand und Kosten.
Offenbar wird wieder eher mit dem Kopf und weniger aus dem Bauch heraus gespendet, denn bei den Spendengründen haben „Sache und Hilfswerk überzeugen mich“ kaum abgenommen, während spenden „aus Mitleid“ einen grossen Sprung abwärts machen, von 46 auf 27 Prozent.
Alle diese Tatsachen werden bei den Hilfswerken bestimmt eine Reihe von Diskussionen auslösen.
Erbeben bringen Spenden, Kriege kaum, schreibt Roland Jeanneret. An Kriegen verdient die Schweiz. Laut der Statistik von SIPRI, des Stockholm International Peace Research Institute, steht die kleine Schweiz beim Export von Waffen in der Periode von 2000 – 2012 schon an dreizehnter Stelle. Pro Kopf der Bevölkerung gerechnet steht unser winziger Staat in dieser Periode nach Israel, Schweden und Russland schon an vierter Stelle mit seinen Rüstungsexporten. Zwar werden diese Deals mit dem Tod sauber versteckt hinter der humanitären Fahne des IKRK, des Internationalen Komitee vom Roten Kreuzes mit Sitz in Genf, und den wohltätigen Wimpeln von Glückskette, Caritas, Helvetas und Solidar Suisse. (http://armstrade.sipri.org/armstrade/html/export_toplist.php).
Die Schweiz beliefert Staaten die Kriege führen, wie die USA und Nato Staaten, und Länder in denen Menschen hungern, wie Indien und Pakistan, verkauft Waffen an Staaten die foltern, wie die Türkei und Saudi-Arabien und an die Vereinigten Staaten mit Guantánamo und einem Präsidenten Obama der mit seinen Tötungen von Verdächtigen mit Drohnen im Ausland zugleich Richter und Henker ist. Die Kriegsmaterialverordnung unseres Landes würde Rüstungsexporte an solche Staaten die Kriege führen und foltern klar verbieten, wie 70 Rechtsprofessoren schon vier Jahren festhielten. (http://www.kriegsmaterial.ch/site/2009/10/11/70-Rechtsprofessoren-kritisieren-Kriegsmaterial-Bewilligungspraxis.html)
Im Zürcher Kantons- und Gemeindeparlament sind Rüstungsexporte kein Thema, obwohl der grösste Teil der Waffen die die Schweiz exportiert in Zürich fabriziert werden. Und auch die Banken die die Rüstungsindustrie finanziert haben in Zürich ihren Hauptsitz. In der deutschen Stadt Kassel zum Beispiel fordern rüstungskritische Gruppen im Parlament der Stadt eine „rüstungsexportfreie Zone“. Regionale rüstungsfreie Zonen werden auch rund um den Bodensee länderübergreifend gefordert. Warum fordern dies die Alternativen, die Sozialdemokraten und christlichen Parteien in Zürich nicht? Warum wird im Kantons- und Gemeinderat Zürichs nur die Jugendgewalt, der Hooliganismus thematisiert, nicht das furchtbare Geschäft mit dem Krieg Zürichs?