Ungleichheit

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Ungleichheit

Von Stephan Wehowsky, 19.01.2015

Der Befund ist dramatisch.

Der englische Zusammenschluss verschiedener Hilfsorganisationen, Oxfam, hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der in der Aussage gipfelt, dass 1 Prozent der Weltbevölkerung über mehr als die Hälfte des weltweiten Vermögens verfügt. Das ist der krasseste Wert, der jemals ermittelt wurde.

Vielleicht kann man darüber streiten, ob in dieser Berechnung Fehler stecken, Nicht streiten kann man aber über die Tendenz zur zunehmenden Ungleichheit, die der Weisheit der Märkte kein glänzendes Zeugnis ausstellt. Zudem werden „weltweit 21 Billionen US-Dollar in einem globalen Netz aus Steueroasen vor den Behörden versteckt“, wie Oxfam berichtet. Entsprechend sind einige der reichsten Marktteilnehmer Kriminelle.

Inzwischen gibt es seriöse Untersuchungen von Ökonomen wie Richard Layard von der London School of Economics, aus denen klar hervorgeht, dass ein Übermass an Ungleichheit jeder Gesellschaft massiven Schaden zufügt. Gesellschaften erodieren in dem Masse, wie Vermögen aus ihrer Mitte an die immer schmalere Peripherie der Reichen gelangen. Was folgt aber aus diesem Wissen?

Offenbar kann der Mensch diejenigen Probleme am schlechtesten lösen, die er selbst verursacht. Wirtschaft ist eine menschliche Veranstaltung, aber es fehlen ganz offensichtlich Instanzen, die bei Fehlentwicklungen korrigierend eingreifen. Die Popularität des Papstes ist ein Reflex auf diesen Mangel. Mahnende Worte und moralische Appelle sind aber noch keine tauglichen Handlungskonzepte. Jedoch könnten sie einen ganz wesentlichen Anstoss dazu geben, mit Mitteln der Vernunft dem Spuk der krassen Ungleicheit ein Ende zu setzen. Gelingt dies nicht, werden eines Tages andere Kräfte hervortreten und Verhältnisse herbeiführen, die erst recht keiner wollen kann.

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- Global Warming
- Extreme Wetterereignisse

Und genau hier doch fängt die Problematik bereits wieder an, Alle beschäftigen sich immer wieder mit dem Wetter, wie wenn wir wirklich nichts besseres zu zun hätten.

Das Wetter wird nämlich stattfinden, ob wir uns damit beschäftigen oder nicht. Zudem wissen unsere Geschichts-Kenner ganz genau, was allein schon zwischen 1291 und 1991 mit dem Wetter angegangen ist, es gab sogar, in dieser Zeit, auch eine kleine Eiszeit, ganz überraschend, als Resultat, weil einige Vulkane und Erdspalten beschlossen, in/um Europa und auch anderswo mit ihrem Rauch und Gestank etwa zwei Drittel der damaligen Menschheit auszurotten.

Mit dem einzigen Unterschied, dass noch nie in der Geschichte der Welt so viele Menschen auf der Erde lebten, und dass daher ein Zehn- bis Hundertfaches an Betroffenen, verglichen mit den Wirren des 30-jährigen Krieges, der ja offenbar, zumindest teilweise, auch unter dem Eindruck und Einfluss des damaligen Klimas und seiner Auswirkungen stattfand.

Es wäre eigentlich Aufgabe der Politik, mit dem Lügengemisch der Grünen aufzuräumen, die uns immer vorschreiben möchten, wie wir zu leben hätten, und das Wetter dazu missbrauchen, um uns Angst zu
machen.

Auch wenn wahrscheinlich die allerwenigsten Grünen überhaupt wissen, wie das Wetter bei uns im frühen bis späten Mittelalter überhaupt war...

Soviel zum Wetter...

sehr guter bericht, gut analysiert

Wenn in Gesellschaften die Ungleichheit zu gross wird , führt dies fast immer zu gesellschaftlichen Eruptionen. Der Grad der Ungleichheit ist entscheidend und nicht der durchschnittliche wirtschaftliche Entwicklungsstand einer Gesellschaft.

Jetzt mache ich einmal etwas ganz unglaubliches: ich äffe Max Seelhofer nach und re-publiziere meine eigenen Textbausteine:
"
Wer sich für das Weltbild der Abzocker interessiert, der findet das komprimiert beim World Economic Forum im RISIKOREPORT 2014:
http://www3.weforum.org/docs/WEF_GlobalRisks_Report_2014.pdf
Man reibt sich die Augen: Hauptrisiken (Schaden maximal UND Risiko maximal bis schon eingetroffen) sind (s. 16)
- Global Warming
- Extreme Wetterereignisse
- Arbeitslosikeit / Unterbeschäftigung
- Extreme Einkommens-Ungleichheit
(erst etwas darunter kommt dann die Finanzkrise)

Auf Seite 21 wird dann auf die Wechselwirkungen dieser 4 untereinander und mit sozialer Unstabilität, Verbrechen, Staatskollapsen, Versagen der Internationalen Ordnung etc. eingegangen.

Hinter verschlossenen Türen und unter Schichten von undurchdringlicher Risiko-Mathematik diskutieren sie ja genau das gleiche wir hier. Nur tun sie nichts dagegen. Das heisst sie tun schon: mit Versicherungen und Hedging. Solche Studien werden schliesslich von Rückversicherern gesponsert.

Werner T. Meyer
"
Lieber Max Seelhofer: wenn Sie die systemgefährdenden Konsequenzen der Ungleichheit nicht sehen, dann befinden Sie sich politisch irgendwo rechts und intellektuell irgendwo unter dem Niveau selbst unserer Zocker. Ist Ihnen wohl da?

Absolut!

Die Reichen werden immer reicher. ja! Nun ja!

Die Armen werden immer ärmer. - Ach nein, wer hat Ihnen das aufgeschwatzt?

Fakt ist: es gibt immer weniger Armut auf der Welt, immer weniger Hungernde, die Lebenserwartung steigt …
Haben Sie das nicht zur Kenntnis genommen?

Ist ja so schön, im Massenwohlstand und in der Rechtsstaatlichkeit zu leben (Gruss aus dem Winterurlaub auf Kuba), und sich zu empören ...

Mein Rat: beschäftigten Sie sich mit Wirtschaftsgeschichte - bevor Sie sich empören.
Lesen Sie die NZZ, da steht sehr vieles drin ...

Freut mich, dass Sie zufrieden sind, mit Ihrem Kenntnisstand. Das ist beneidenswert. Möchte ich auch mal erreichen können. Schöne Ferien!

mfG
Werner T. Meyer

Es geht nicht um "Umverteilung", was ja nur eine Korrektur hinterher wäre: Es geht um die gerechte Verteilung des Erwirtschafteten. Und damit ist es immer schlechter bestellt. Dies auch darum, weil Spekulationsprofite kaum oder gar nicht besteuert werden-– während hart arbeitenden Lohnabhängigen der hinterste Rappen berechnet und besteuert wird. Schönredner wie Herr Seelhofer meinen leider immer noch, die Profit- und Wachstumswirtschaft könne endlos weitergehen. Dabei ist weniger naiven Leuten längst klar, dass dieses System langfristig alles kaput macht, und darum keine Zukunft hat. Dieses Profit- und Wachstumssystem ist zudem weder sozial noch marktwirtschaftlich, sondern totalitär und gewalttätig. Für jene Bauern in Afrika, denen Landgraber den seit Jahrhunderten bebauten Boden unter den Füssen weg ergaunern, gibt es jedenfalls ebenso wenig "Rechtsstaatlichkeit" oder "Eigentumsgarantie", wie für die Kleinstädte in Rumänien, denen US-Konzerne mit riesen Saumästereien ("bewilligt" von korrupten Zentralregierungen) das Grundwasser verseuchen.
Das Märchen von "immer weniger Armut auf der Welt", und von Oxfam die halt "Spendengelder brauchen", wiederholt Herr Seelhofer auch gebetsmühlenartig immer wieder. Es wird dadurch nicht weniger falsch – aber langweiliger. Zum Beispiel hier vor einem Jahr im Spiegel-Forum:
#21 17.03.2014, 19:54 von MaxSeelhofer
Das ist doch Unfug!
Das ist doch Unfug! Oxam braucht dringend Spendengelder, wie alle sog. “Hilfswerke”. - Bitte nächstes Mal: „Kaufkraft der Arbeiter- /Angestelltenlöhnen hat sich zw. 1950 und 2014 vervierfacht; Sozialhilfeempfänger haben Kaufkraft wie Arbeiter/Angestellt 1975 (das war doch schon ganz gut - oder? Zwar nicht Karibik, aber immerhin Adria).“ - M.a.W. die „reichen Säcke/Schweine“ interessieren mich nicht; mich interessieren die Arbeiter/Angestellten. Und denen geht es in den westlichen Demokratien besser denn je, “Krise“ hin oder her. Stichwort: Massenwohlstand.

Als mein Grossvager langsam alt wurde, hat er auch immer wieder die selben ulkigen Geschichten verzapft...

Danke, Herr Wehowsky für ihren fundierten Bericht!

Niklaus Ramseyer

die Armut in der Welt ist stark rückläufig, Herr Ramseyer, auch wenn Ihnen das gar nicht passt:

http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/extreme-armut-stark-ruecklaeufig-1....

In einem Punkt haben Sie in Ihrer entrüsteten Suada seltsamerweise recht: Fehlende Rechtsstaatlichkeit und Eigentumsgarantie sind wirklich die grössten Ursachen für fehlenden Wohlstand. In solchen Verhältnissen ist dann eigentlich egal, ob sich hemmungslose Konzerne, Politiker oder Warlords an den Leuten bereichern.

Das einzige Mittel dagegen ist nicht Umverteilung - davon profitieren wieder die gleichen Schurken, v.a. die Politiker -, sondern eben: Recht und Eigentumsgarantie. Der Export des Schweizer OR in andere Länder, zB. in die Türkei, ist zwar nirgends mehr bekannt. Aber er hat mit Sicherheit x-mal mehr Wohlstand und Zivilisation gestiftet als alle "Entwicklungshilfe", die lediglich zur Stabilisierung von Auisbeitung und Schmarotzertum beiträgt, wenn sie über Nothilfe hinausgeht. (Das gleiche gilt im übrigen auch für den aufgeblähten Sozialhilfeapparat, der die Menschen bis ins Mark korrumpiert.)

Und die "gerechte Verteilung des Erwirtschafteten" erledigt der Markt, gestern, heute und morgen. Er kann allerdings von Menschen wie Ihnen verzerrt werden, und dann bekommen nicht mehr Fleissigen den leistungsgerechten Lohn, sondern die Schlauen und gut Vernetzten - so wie heute.

Und dieser "Markt" wird leider von Menschen wie Ihnen angebetet, wie ein Götze. Dabei ist seine Rentabilität eben gerade dort am gössten, wo sich Mensch (Kinderarbeit) und Natur (Zerstörung und Erwärmung) am wenigsten wehren können. Dass die Hohepriester des Turbokaptialismus in der NZZ die Armut runterschreiben glaube ich zudem sofort. Nur ist es eben so, dass zwei "im Durchschnitt" sehr luxuriös leben, wenn der eine drei Ferrari Testarossa in der Garage und drei Jachten mitsamt Skip auf den Weltmeeren hat (wg. Grenznutzen punkte Lebensqualität solcher Fuhrparks siehe H.P. Guggenbühl!) während die andere ihre Kinder nicht in die Schule schicken kann, weil sie zum nackten Überleben der Familie für Hungerlöhne arbeiten gehen müssen. Auch abstrahieren Apologeten des Profitsystems systematisch vom "Wachstum", ohne das ihre Wirtschaft sofort kollabieren würde. Ein nachhaltig stabiles Wirtschaften ist in ihrer Ideologie "Stillstand" und nicht denkbar. Das geht so weit, dass sie sogar das mit 90 000 Menschen Nettozuwanderung importierte, wirtschaftliche Scheinwachstum der Schweiz wie die Berserker ("Faschisten!") verteidigen müssen. Es wird ihnen nicht helfen: Die desaströse Wirkung der Wolf'schen Wachstumswirtschaft wird nämlich immer drastischer sichtbar. Und jeder Viertklässler kann inzwischen ausrechnen, dass endloses Wachstum in einem begrenzten Raum (Erde/Schweiz) unmöglich und darum Unfug ist. N. Ramseyer

Hinter der Ungleichheit steht das Pareto-Prinzip, 1897 erstmals beschrieben: 20% der Bevölkerung sorgen für 80% des Outputs. Das war schon immer so in der Geschichte, weil die Menschen eben nicht gleich sind und nie sein werden. (Pareto gilt übrigens nicht nur Ökonomie, sondern für alle Bereich des Lebens.)

Entsprechend leistungsgerecht ist die Einkommensverteilung. Und in der Vermögensverteilung drückt sich das Paretoprinzip mathematisch ebenso klar aus: 4% der Bevölkerung (0.2 x 20%) besitzen 64% (0.8 x 80%) des Vermögens. Oder 0.8% der Bevölkerung (0.2 x 4%) haben 51% (0.8 x 64%) des Vermögens.

Daran haben über 100 Jahre sozialistischer Wohlfahrts- und Umverteilungsstaat nichts geändert. Das einzige was geändert wurde, sind die Wachstumsraten - die durch alle Eingriffe kleiner ausfallen - die Regeln, welche Produzenten von dieser Verteilung profitieren. Das schaut die Linksaussen-Organisation Oxfam (und die Presse) natürlich nicht an:

Profitiert haben nämlich alle, die das Prinzip des Keynesianiusmus verstehen: Subventionen, Markteingriffe in Zinsen und Währungen, Geldlenkungen aller Art, Bevorteilungen aller Art. Also Banken, wendige Spekulanten, "systemrelevante" Grosskonzerne, Service-public-Organistationen und alle zugehörigen Operateure. Das ganze WEF sozusagen.

Die Welt auf dem Weg zur Reichtumsherrschaft (Plutokratie)!

Die zwei Prozent Reichsten in der Welt haben ihre Einkommen und Vermögen in einer exorbitanten Weise gesteigert, die weder von ihrer persönlichen Leistung noch von der marktwirtschaftlichen Performance ihrer Firmen gerechtfertigt ist. Sie sind Nutzniesser kapitalistischer Exzesse, und sie nutzen auf schamlose Art den Steuerwettbewerb zwischen den Wohnstandorten aus. Extreme Ungleichheit ist ein Übel der Menschheit. Sie zerstört den Leistungswillen und die Moral in der Gesellschaft. Sie ist der Ursprung auch von sozialen Konflikten und Kriegen. Und sie hebelt die Demokratie aus ihrer Verankerung.

Nun (un)gut!
Oxfam - die brauchen doch dringend Spendenglder …
Lieber Herr S.W. - das ist “Mainstream- (Empörungs-) Journalismus”.
Über soviel Naivität kann ich mich nur wundern.

Nicht “Mainstream Journalismus” hiesse (inter alia):

Vor 2000 Jahren waren weltweit 99% (?) aller Mensche arm - die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei 30/40 (?) Jahren.

Vor 1000 Jahren waren ...

Vor 500 Jahren waren ...

Vor 250 Jahren waren ...

Und dann kam der Buchdruck, die Aufklärung, die Industrielle Revolution, etc., und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt die Zahl/der Prozentsatz der Menschen weltweit, die in Armut leben, rasant ab.
Warum: Kapitalistische (soziale) Marktwirtschaft, plus Rechtsstaatlichkeit (u.a. Eigentumsgarantie) - über all dort, wo (tendenziell) eingeführt.

Lieber Herr S.W.: recherchieren sie mal gründlich und schreiben Sie über die Resultate Ihrer Recherchen. Ausgangspunkt: Warum gibt es immer weniger Armut auf der Welt?

Das ist DAS Thema - und nicht die „reiche Säcke“, die (laut Oxfam - kennen Sie die Firma?) immer mehr und mehr - und wenn auch ..

Entscheidend ist: es gibt immer weniger Armut auf der Welt - nicht wegen Oxfam, sondern trotz Oxfam ...

Interessante Anregung! Wo sind die seriösen Fakten zur Entwicklung der Armut in den letzten 50 Jahren?

Wirtschaftsgeschichte studieren ...

Der “Leading Sector” der Weltwirtschaft war vor 500 Jahren?
Ja - erraten?

Vor 200 Jahren?

Und?

Und jetzt?
2015: Dienstleistungen - vor allem: der Tourismus-Sektor.
Die privaten Haushalte geben immer weniger Geld aus für „lebensnotwendige“ Güter/Dienstleistungen.
Das heisst: immer mehr für Freizeit/Vergnügungen/Reisen, etc.

Nicht nur in den ach so bösen kapitalistischen Massenwohlstandsgesellschaften des ach so bösen „Westens“ - auch in China (kein Rechtsstaat), Indien, Thailand, Indonesien, Brasilien, Kolumbien, Chile, Peru, Polen, in den Baltischen Republiken, etc. etc.

Aha !!??

Die Schuldenexplosion geht natürlich einher mit einer Vermögensexplosion. Des einen Schulden sind des anderen Vermögen. Da braucht man keine Moralkeule zu schwingen - es wird niemand gezwungen, Schulden zu machen.

Ich beziehe mich auf den letzen Satz Ihres Kommentars:

"Gelingt dies nicht, werden eines Tages andere Kräfte hervortreten und Verhältnisse herbeiführen, die erst recht keiner wollen kann."

Da sind wir doch schon angekommen. Diese Erkenntnis ist enorm wichtig. Wir haben keine Zeit mehr (....eines Tages ....?). Dieser eine Tag ist heute. Wir sollten einsehen, das wir keine Zeit mehr haben uns noch lange hin und her zu überlegen wo wir hinwollen.
Wir müssen es jetzt wissen und klar Stellung beziehen.

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