Zehn Fragen an den Direktor von Economiesuisse

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Zehn Fragen an den Direktor von Economiesuisse

Von Gastkommentar, 15.02.2013

Der Anwalt und langjährige Berater von Unternehmern und Verwaltungsräten, Paolo Bernasconi, hat zehn brisante Fragen an die Direktion von Economiesuisse gerichtet. Der Tessiner ist Mitglied des Patronatskomitees Volksinitiative „gegen die Abzockerei“.

Bernasconis Fragen kann man nicht leichtfertig beiseite wischen, denn der frühere Tessiner Staatsanwalt war während 25 Jahren als Professor für internationales Wirtschaftsrecht an der Hochschule St. Gallen tätig. Er ist immer noch Leiter der Abteilung für Rechtsfragen am Studienzentrum der Tessiner Bankiervereinigung und Mitglied der Aufsichtskommission über die Sorgfaltspflichtvereinbarung der Schweizerischen Bankiervereinigung. Economiesuisse-Direktor Pascal Gentinetta hat laut Bernasconi auf seine Fragen nicht geantwortet. Im vollen Wortlaut werden sie im Journal21 offenbar erstmals veröffentlicht. (Beat Allenbach)

(1) Herr Gentinetta, Sie kolportieren in der ganzen Schweiz, dass Millionenboni und Sonderprämien nötig sind, um die besten Manager zu kriegen. Glauben Sie nicht, dass Sie damit tausende Unternehmer beleidigen, die seit Jahrzehnten mit guten Ergebnissen für die Schweizer Wirtschaft arbeiten, aber ohne Millionenboni, sowie die Unternehmer, die in der Schweiz seit Jahrzehnten auch ohne Millionenboni ihr eigenes Vermögen riskieren?

(2) Sie haben die ganze Schweiz mit Plakaten mit der Parole "Wir sind gegen Abzocker, NEIN stimmen" tapeziert. Was haben Sie bis jetzt gegen Abzocker in der Schweiz konkret unternommen?

(3) Sie kolportieren durch die Schweiz, dass im Fall der Annahme der Verfassungsinitiative derart viele Unternehmen die Schweiz verlassen würden, dass dies für die Schweizer Wirtschaft starke Einbussen zur Folge hätte. Meinen Sie, dass so viele Unternehmen die Schweiz als Standort gewählt haben, nur weil bei uns einige Manager frei entscheiden können, sich mit Millionenboni zu bedienen? Ist das nicht reine Angstmacherei dem Schweizer Volk gegenüber?

(4) Sie behaupten, dass im Fall der Annahme der Verfassungsinitiative die besten Manager die Schweiz verlassen werden. Ist das nicht gegenüber jenen tausenden Managern und höheren Kadern beleidigend, die in der Schweiz seit vielen Jahren fleissig und erfolgreich mit einem jährlichen Salär von unter einer halben Million arbeiten? Sind Ihrer Meinung nach nur die Abzocker gute Manager und die anderen nicht? Und wie qualifizieren Sie die hochbezahlten Manager, die ihre Unternehmen in der Schweiz verlassen werden, einzig und allein weil sie ihre Millionenboni verlieren? Bezeichnen Sie sie als Söldner? Und warum investieren Sie die 8 Millionen Franken von Economiesuisse, um Söldner in Schutz zu nehmen? Und wo werden diese "fliehenden Abzocker" so günstige Boni und Prämien finden, wenn man weiss, dass im Ausland die Höhe der Boni weit geringer ist als in der Schweiz?

(5) Den Pensionskassen in der Schweiz wurde durch Ihre Propaganda mit dem Gespenst der höheren bürokratischen Kosten Angst gemacht. Warum verschweigen Sie, dass auch die vor kurzem verabschiedeten Richtlinien für Institutionelle Investoren der betroffenen Verbände einen aktiveren Einsatz der Pensionskassen bei der Prüfung ihrer Investitionen vorsehen und dass schon genügende unabhängige Organisationen bestehen, die beruflich mit relativ bescheidenen Kosten ihre Leistungen zugunsten der Pensionskassen zur Verfügung stellen?

(6) Der von Ihnen so heftig propagierte Gegenentwurf von insgesamt 46 Normen sieht auch die Änderung von sogar 31 Artikeln des Obligationenrechts vor, die erneute bürokratische Belastungen und Kosten zulasten aller KMU verursachen werden. Wurden Sie von allen der Economiesuisse angegliederten KMU ermächtigt, solche neuen Normen, die für die KMU neue Kosten bedeuten, zu fördern?

(7) Wurden Sie vom Vorstand von Economiesuisse ermächtigt, die oben genannten Botschaften während ihrer Kampagne, samt Leserbriefen mit falschen Namen, Blockierung und ständige Manipulation von Website-Adressen zu verbreiten? Und was ist mit dem im Ausland erstellten Horrorfilm von Michael Steiner, der CHF 300'000 gekostet haben soll, und den sogar der Vorstand von Economiesuisse nicht zu verbreiten wagt?

(8) Verfügen Sie über die schriftliche Bewilligung aller Unternehmer, deren Fotos auf Ihrer Plakaten abgebildet sind? Und sind diese mit dem Inhalt einverstanden?

(9) Economiesuisse verfügt jährlich über ein Betriebsbudget von etwa 15 Millionen, wobei für die Kampagne gegen die Abzockerinitiative 8 Millionen investiert wurden. Wie werden Sie im Laufe des Jahres 2013 mit halbierten finanziellen Mitteln die Interessen der ganzen Schweizer Wirtschaft noch wirksam vertreten können? Oder verfügten Sie über Sonderbeiträge? Wenn ja, auch von abgezockten Unternehmen sowie von Unternehmen, die staatlich wenigstens teilweise kontrolliert oder subventioniert sind (Alpiq, Axpo, BKW, Verband Schweizerischer Kantonalbanken, Swisscom etc.). Und wenn ja, wollen Sie deren Namen offenkundig machen? Und haben Sie die Bewilligung der Schweizer Filialen ausländischer Multinationalen erhalten, die nichts mit der Schweizer Demokratie zu tun haben (z.B. Google, IBM, IKEA, INTEL, Philip Morris etc.)?

(10) Geben Sie nach sorgfältiger Prüfung der obengenannten Fragen zu, dass die Art und Weise der Kampagne gegen die Abzockerinitiative nur den Interessen von wenigen Abzockern dient und nicht jenen der Schweizer Wirtschaft im Allgemeinen? Erwägen Sie daher nicht, von Ihrer Funktion als Direktor von Economiesuisse zurückzutreten?

Economisuisse argumentiert seit ewigen Zeiten nur mit Angstmacherparolen, weil ihr nichts anderes zur Verfügung steht und Angst am Besten von der Wahrheit ablenkt.

Also gewinnt diese Vereinigung der Abzocker mit ihren Argumenten nur solange wie wir Angst davor haben ihre Voodoo-Beschwörungen könnten wahr werden. Schaut euch um! Haben die andauernden Manipulationen des Stimmvolkes, im Sinne der "Erhaltung und Förderung des Wirtschaftsstandortes Schweiz" etwas im Sinne des einfachen Bürgers befördert? Nein. Sie beförderten nur die Interessen der Wirtschaftskapitäne und die "Betreuungsindustrie" der Linken. Wir sollten endlich kapieren, dass die Eliten beider Lager niemals vom Wohl des Bürgers sprechen, wenn sie sich für IHREN Wirtschaftsstandort, bzw. für die weitere Öffnung der Grenzen im Sinne der PFZ einsetzen. Die Realität zeigt uns deutlich wohin uns diese manipulative Politik gebracht hat.

Es wäre schön, wenn man statt irgendwelchen Angstmacherparolen aufzusitzen endlich mal dazu übergehen könnte die Lage realistisch und angstfrei zu betrachten und dann an der Urne DIE EIGENE MEINUNG AUSZUDRÜCKEN!

Economiesuisse erzählt uns teure Märchen über die fürchterlichen Folgen des selbständigen Denkens - Vasella (und nicht nur er) zeigt uns die fürchterlichen Folgen des real existierenden Raubtierkapitalismus - den wir finanzieren! - übrigens genauso wie wir die Betreuungsindustrie des offenen Grenzverkehrs der EU-Verliebten Linken bezahlen.

Und wir bezahlen immer noch Eintritt um in diesem Kino den immer gleichen Film immer wieder ansehen zu dürfen!

Wenn Leute wie Vasella im erweiterten Vostand von Economiesuisse sitzen, was kann man dann anderes erwarten.!! Die Tatsache dass in der Kampagne mit falschen Identitäten und gekauften Lesebriefschreibern gearbeitet wurde macht klar dass Economiesuisse skrupellos und unfair ihre Ziele verfolgt. Heißt Sie machen den Weg frei für weitere Exzesse . Darum ein ganz klares ja zur Abzockeriniziative.

Das sind nun mal die Fragen, die auch ich als Normalbürger der ECS stellen würde. Kann nur sagen BINGO. Sie haben mich überzeugt fü die Initiative zu stimmen. Wir werden doch von der ECS nur verarscht, wie alle Kapitalisten.

Stellen sie um Himmelswillen die Frage NICHT:

Erwägen Sie daher nicht, von Ihrer Funktion als Direktor von Economiesuisse zurückzutreten?

Der will dann eine Abfindung mit goldenem Fallschirm.

Touché!

Kein Wunder kam und kommt da keine Antwort von Economiesuisse.

Als KMU-Vertreter würde ich mich langsam schämen, auf den Lupen-Plakaten für Leute wie Vasella und Ospel meinen Kopf hinhalten zu müssen oder zumindest meine Jahresbeiträge für solche Werbekampagnen zu zahlen.

Bitte diese 10 steilen, aber wahrhaftigen Fragen im Bekannten- und Freundeskreis weiterleiten, damit auch der Letzte, der nicht selbst zur Abzocker-Gilde gehört, merkt, dass nur die Abzocker-Initiative von Herrn Minder ein Schritt in die richtige Richtung ist.

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