Innsbrucker Promenadenkonzerte
Blasmusik: Nur etwas für dumpfe Bauerntölpel und anspruchslose Touristen!

Es wäre eine uferlose und vermutlich nie enden wollende Aufgabe nach Vorurteilen in Bezug auf die sogenannte Blasmusik zu suchen. Letztlich ist diese Aufgabe aber auch vollkommen überflüssig, weil es genügt, jeden halbwegs vernünftigen Menschen auf den Tiroler Straßen zu fragen. Blasmusik, ist das nicht die Musik, die ganz in der Nähe des politisch braunen Sumpfes steht? Ist das nicht die Musik, die sich mehr zu Repräsentationszwecken einer wie auch immer definierten nationalen Identität eignet als zum musikalischen Genuss? Ja, genau.
Eigentlich jeder rational denken könnende und vernunftbegabte Mensch, der in Tirol nicht vom Elternhaus in die nächste Dorfmusikkapelle gezwungen wurde flüchtet sich wenn es nur irgendwie geht in die Heilserwartungen von intellektueller, urbaner und progressiver Musik von anderswo. Weil sich die Blasmusik bei uns hier in Tirol nur dazu eignet, vollständig zu verblöden und nur mehr dumpf mitmarschierend dem dumpfen Lokal-Patriotismus zu verfallen und diesem musikalisch zu frönen.
Es ist eigentlich Konsens. Zumindest sollte es Konsens sein. Musik, die sich in den Dienst einer Sache stellt, ist an sich schon mal zu verurteilen. Es lebe die Freiheit der Kunst! Verdächtig ist Blasmusik schon mal deswegen, weil sie in der Nähe der Militärmusik oder Polizeimusik steht. Hier steht die Musik also in einer ganz glasklaren und eindeutigen Funktion: Diese Musik hat ihren Dienst an der Sache zu erfüllen. Für Ehre, Treue und Vaterland! Die in dieser Funktion stehende Musik muss sich dazu eignen, den ganzen Nationalstolz eines Landes zu präsentieren und bei feierlichen Anlässen zu repräsentieren. Da muss jeder Ton zackig sein und gut sitzen. Die Musik ist dabei ebenso gleichförmig wie die Uniformen.

Wen wundert es, dass das Heer auch im heute noch bei Konzerte mit Blasmusik gerne gesehener Gast ist? (Bild: www.promenadenkonzerte.at)
Wehe dem, der aus der Reihe tanzt und aus dem Rahmen fällt! Die Mitglieder der Blasorchester ergeben zusammen eine jeweils homogene Masse, bei der es sich nicht sonderlich lohnt, die einzelnen Mitglieder zu beschreiben oder gar über Solisten zu sprechen. Es geht um den strammen Klangkörper an sich, der stolz und sich seiner Verantwortung bewusst bei offiziellen Anlässen zu Einsatz kommt. Nur in einem starken und strikt organisierten Klangkörper wohnen auch ein gesunder Nationalstolz und ein gesundes Heimatbewusstsein.
Mehr noch: die strikte Organisation dieses Klangkörpers hat den Stolz der einzelnen Bürger und Bürgerinnen noch zu beflügeln. Die absolute Stärke eines Blasmusikorchesters zeigt die relative Schwäche des Abweichlers, der sich eine eigene Meinung erlaubt und die Homogenität und Würde des eigenen Staates in Frage stellt und vielleicht gar noch die falsche Musik hört. Musik, die sich nicht zum Erhalt und zur Repräsentation eines Staates und einer Nation eignet, sondern zweifellos zersetzende Aspekte beinhaltet.

Trachten wohin das Auge sieht bei den Promenadenkonzerten. Auch noch von jungen Menschen getragen! Ein Graus! (Bild: www.promenadenkonzerte.at)
Wie schön ist es hingegen Musik zu hören, die sich um all das nicht kümmert! Urbane Musik. Weltoffene Musik. Hier werden keine Identitäten verhandelt, die musikalische Ausprägung erinnert nicht an historische Schlachten von Nationen, die ja ohnehin nur Konstruktionen waren und sind. Scheingefechte waren das alles, die Nationenbildung hat Menschen geopfert, wo eigentlich Friede, Freude, Eierkuchen hätte herrschen sollen. Die Blasmusik hat da eine unrühmliche Rolle gespielt, zumal sie sich ja nicht gegen die Konstruktion von Nationen und nationalen Identitäten gestellt hat, sondern diese sogar noch mit ihren musikalischen Mitteln unterstützt hat.
Kein Wunder also, dass sich vor allem die urbane Bevölkerung über die Zeit hinweg von der Blasmusik zunehmend abgewandt hat. Die Blasmusik hat sich halt nicht einfach so mir nichts dir nichts aus ihrer ehemaligen Funktion lösen lassen. Die soll dort bleiben, wo sie war: In ihrem nationalen, später auch noch braunen Eck. Wir hier in der Stadt haben längst andere musikalische Felder gefunden, die besser zu uns passen. Die unser Lebensgefühl ausdrücken, unsere intellektuelle Haltung und unsere Weltoffenheit spiegeln. Die Blasmusik darf natürlich noch unter uns weilen, zumal sie ja ihre historisch unrühmliche Funktion und Rolle im Heute damit bezahlt hat, dass sie im Grunde keinerlei Rolle mehr spielt und fortan dazu verdammt ist, ausschließlich Touristen zu bespaßen.

Jede Musik bekommt den Rahmen, den sie verdient! Zum Glück finden die Innsbrucker Promenadenkonzerte ganz versteckt irgendwo in Innsbruck statt! (Bild: www.promenadenkonzerte.at)
Das ist dann Musik zum mitklatschen, mittlerweile dominiert von seichtem Volksliedgut und einfachen Populär-Melodien, die auch noch der Dümmste unter den musikalisch Ungebildeten versteht. Die dumpfe Touristenmasse bekommt was sie verdient. Die Blasmusik soll die Menschen unterhalten, die seichte Unterhaltung ohne Anspruch wollen. Währenddessen konsumieren wir unsere anspruchsvolle Kultur. Die Blasmusik und die damit verbundenen Veranstaltungen halten die Touristenströme fern von anderen hochwertigen kulturellen Veranstaltungen. Zum Glück! Blasmusik hat keine staatstragende Funktion mehr, sondern steht fortan im Dienst der bloßen Unterhaltung, der Verdummung und der Verflachung.
Wobei wir beim Stichwort wären: Am 08.07. beginnen die 21. Innsbrucker Promenadenkonzerte im Innenhof der Kaiserlichen Hofburg. Eine Konzertreihe, zu der sich primär Touristen verirren. Ich habe immer noch grauenvolle Szenen im Kopf, als japanische Touristen zum Radetzky-Marsch mitklatschen. Da war sie wieder, die Nation Österreich, die mit dem heutigen Österreich nun wirklich ganz und gar nichts zu tun hatte. Folklore, Verklärung, Vergangenheitsglorifizierung wohin das Ohr und wohin das Augen schaute. Man ist so sehr umzingelt von Uniformen und Trachten, dass einem Angst und Bange werden könnte.
Die Zuhörerinnen suchen dann auch folglich die Zerstreuung an einem lauen Sommerabend und die seichte musikalische Unterhaltung. Von klassischer Musik und von den großen Komponisten hat da garantiert noch nie jemand etwas gehört!
Daher meine eindringliche Bitte, liebes aufgeklärtes, urbanes, intellektuelles Publikum: Geht auf gar keinen Fall zu den Innsbrucker Promenadenkonzerten! Denn all das, was hier in diesem Text steht ist absolut wahr. Kein Anspruch bei diesen Konzerten weit und breit. Nur dumpfe Blasmusik für anti-aufklärerische Menschen, die eigentlich gar keine Musik mögen. Gershwin? Händel? Mozart oder gar Wagner? Absolute Fehlanzeige! Stattdessen nur leichte Melodien aus der Populärkultur, zusätzlich auch noch von schlecht spielenden Orchestern verhunzt. Amateur-Musiker wohin man auch hört und sieht! Euch fallen garantiert tausend Möglichkeiten ein eure Sommerabende sinnvoller zu verbringen.
Hier wird jedenfalls mehr als nur deutlich, dass die Blasmusik im Heute wirklich jegliche musikalische Relevanz verloren hat. Aber: Der Verlust hält sich in Grenzen. Sie hat es auch nicht anders verdient. Blasmusik ist die Musik des ungebildeten Touristen und des dumpfen Bauerntölpels geworden. Und das ist auch verdammt gut so.
Vielleicht verhält es sich aber auch ganz anders? Vielleicht hört ihr bei einem Besuch der Innsbrucker Promenadenkonzerte demnächst Mahler oder gar J.S. Bach? Und unter Umständen ist euer fein säuberlich sortiertes und kategorisiertes Urteil in Bezug auf die Blasmusik auch falsch?
Titelbild: www.promenadenkonzerte.at
Wenn einer, der mit Mühe kaum, geklettert ist auf einen Baum, schon meint, daß er ein Vöglein wär, so irrt sich der. Wilhelm Busch
Es gibt zwei Möglichkeiten!
Da auf der HP der Promenadenkonzerte ein Kontakt mit Ihrem Namen besteht für das Programmbuch, sind Sie entweder von dort gefeuert worden, oder Sie wollten einen ironischen Text verfassen.
In beiden Fällen ein totaler Reinfall!!!!!!!!!
Leute, ich kann mir nicht vorstellen, dass das ernst gemeint ist. Allein schon, wie überspitzt das geschrieben ist, deutet darauf hin, dass es sich hier um Satire handelt.
Sehr geehrter Herr Stegmayr,
ich finde Ihre herablassende Art äußerst unangemessen. Ihre Gedanken sind einseitig und mit Sicherheit nicht zu Ende gedacht. Um Ihre Analogien zu verwenden: Waren Sie mal an der “Front”? Haben Sie erlebt, mit wie viel Engagement sich in ländlichen Musikvereinen darum bemüht wird jungen Menschen 1) ein Hobby, 2) eine Gemeinschaft und 3) eine Möglichkeit zur Identifikation mit Musik zu bieten?
Zu erstens: Viele Jugendliche drohen in der von Ihnen so stark kritisierten “Verflachung” zu versinken. In Zeiten in denen Unterhaltung meist passive Berieselung vor irgendeinem Bildschirm bedeutet ist positiv zu erwähnen, dass sie ÜBERHAUPT ein Hobby ergreifen, und noch dazu die Musik, die letztlich immer eine ästhetische Erfahrung mit sich zieht. Hier bietet das Vereinsleben also eine Möglichkeit des aktiven Entertainments, denn vorrangig dient das Musizieren dem Entertainment des Musizierenden, weil es Spaß macht ein Instrument zu spielen. Man verbrennt dabei sogar bis zu 200 kcal pro Stunde. Nicht so beim Sitzen auf dem Sofa.
Zu zweitens: Ich kann mir nicht vorstellen, was Ihnen widerfahren ist, dass Sie diese Art von Gemeinschaft mit dem Dritten Reich in Verbindung setzen. Die Beziehung zur Militärmusik in dem Sinne ist, wie Sie richtig schreiben, nicht mehr vorherrschend. Es geht nicht mehr um Staatsanlässe, es werden nicht mehr nur patriotische Märsche gespielt und selbst wenn – darf man nur noch im Stillen Kämmerlein Dankbarkeit für seine Herkunft, seine Zugehörigkeit zu einer winzigen ländlichen Gemeinde mit einem florierenden Vereinsbetrieb, seinem eigenen Beitrag zum kulturellen Leben zeigen? (Darf ich hier überhaupt erwähnen, dass ich aus Deutschland bin, oder wird dann wieder etwas getriggert?)
Zu drittens: Ich schließe mich Ihnen an, dass es bedauernswert ist, wie gering doch der Kenntnisstand der Allgemeinbevölkerung (hier: Touristen) hinsichtlich klassischer Musik ist. Aber auch da haben Sie den Gedanken nicht weit genug geführt: Statt der Blasmusik zu lauschen könnten diese sich schließlich auch auf einem Jahrmarkt oder in einer Spielhalle unterhalten lassen. Dann wäre die Konfrontation mit Musik im Prinzip gleich Null. Die Chancen stehen gut, dass sich die Zuhörer und die Mitglieder eines Blasorchesters ohne die Existenz von Musikvereinen überhaupt nicht aktiv mit Musik, schon gar nicht mit E-Musik auseinander setzen würden. Wenn diese etwas über Wagner oder Brahms wissen, dann von fähigen Orchesterleitern.
Abschließend bleibt für mich die Vermutung, dass Sie mit Ihrem für “urbane” Musik sensibilisierten Gehör und ästhetischen Verständnis mit der Blasmusik nichts anfangen können. Das ist völlig in Ordnung, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Ihre Hetzerei gegen die Branche an sich zeugt jedoch von veralteten Ansichten, Engstirnigkeit und fehlender Kenntnis moderner Kompositionen für Sinfonisches Blasorchester sowie des Programms der Promenadenkonzerte.
Ich wünsche viel Erfolg bei zukünftigen Recherchen,
S. Michels
Super Artikel!!! Versteh die Kritik nicht!! Liebe Leute vielleicht lest ihr einfach mal den Artikel zu ende!! Schade dass manche den Horizont nicht besitzen die dieser Artikel mit sich bringt!!
Immerhin hat sich der Journalist vollkommen vorurteilsfrei mit dem Thema auseinandergesetzt… also jetzt mal ehrlich, echter Journalismus sieht definitiv anders aus, das ganze ist eher Hetze als ein Artikel – sowas darf im Journalismus nicht ernstgenomen werden!
In diesem Fall macht der Auto in seinem Artikel genau das, was er der verhassten Blasmusik vorwirft! => er instrumentalisiert die Musik zu seinen Zwecken und das ist, wie er ja eigentlich schon selber schreibt eher pervers und wiederlich als auch nur irgendwie recherchiert geschweige denn wissenschaftlich erarbeitet!
Und es war nicht die Blasmusik die, rechtsgerichtet, für irgendwelche etwaigen nationalitäten in die Presche Sprang sondern, wenn überhaupt, die Komponisten der selbigen! Man muss die Blasmusik einfach als zeitgenössische Musik ihrer Epoche betrachten – und es gibt nach wie vor Leute, die die so genannte (!) “klassische Blasmusik” (also böhmisch, mährisch und Marschmusik) einfach nur der Musik wegen gut finden, die Melodien mitpfeiffen weil sie gut komponiert sind und dergleichen mehr – ohne, dass sie jetzt ewig gestrig, extremst national oder auch nur irgendwie einer ähnlichen Gesinnung wären!
Da gibt es in der, in obigem Artikel so gehuldigten, “urbanen (Pop)Musik” wesentlich schlimmere Beispiel welche, abgesehen von den nationalistischen, frauenfeindlichen, extremistischen und teils auch nur sehr sinnentleerten Texten, kompositorische Raffinesse noch nicht mal im Ansatz erkennen lassen.
Die Progression auf der ersten, der vierten und der fünften Stufe verlangt jetzt nicht all zu viel musikalisches können, noch dazu wenn so genannte Powerchords benutzt werden. Aber so ist eben auch die Popmusik, von der es ebenso eine Vielzahl musikalisch herausragender Beispiele gibt als eine zeitgenössische Erscheinung ihrer Epoche zu sehen – und hier jetzt über das pro und contra von populärer Musik zu diskutieren wird der Musik auch hier nicht gerecht sondern stellt auch diese wieder in einen Dienst an etwas der Musik untergeordnetem (was bei Pop-Musik leider ganz oft der Gedanke an’s Geld ist, wesentlich öfter als das damlas bei der Blasmusik je der Fall gewesen ist!)
Abschliessend lässt sich, denke ich, sagen, dass es eine annähernd bodenlose Frechheit ist dem sog. Journalisten der obigen Artikel verfasst hat auch nur einen Cent Geld dafür zu zahlen, denn, wie oben bereits erwähnt, hat der ganze Artikel mit Journalismus in etwa so wenig zu tun wie das Bild im artikel mit den Uniformen einer deutschen Militärmusikkapelle mit dem österr. Bundesheer!!!
Sinnfreies Geschreibsel…klar, nach ein paar Promenadenkonzertbesuchen ein ausgewiesener Blasmusikspezialist…schlechte Recherche, schlechter Journalist…
Sehr geehrter Herr Stegmaier.
Sie schreiben sich hier mit Schlagzeilen, Vorurteilen und Nichtwissen um Kopf und Kragen.
Ich kann Ihnen nur empfehlen ein paar Semester Musikgeschichte zu belegen oder dementsprechende Bücher (in verständlicher Sprache) zu lesen.!
Quellen können sie gerne bei mir erfragen
Dort kann man lernen “was wann woher wo und warum” entstanden ist & und wie sich Musikinstrumente technisch entwickelt haben.
Welcher Mittel sich alle Komponisten zu jeglicher Zeit bedient haben um Ihre Werke populär zu machen(Geld & Lebensunterhalt verdienen).
Diese Einsicht sollten sie gönnen, um Blasmusik, Blues, Klassik & Weltmusik zu verstehen.
Leider sind die in diesem Artikel überspitzt dargestellten Ansichten über Blasmusik sehr weit verbreitet. Alle, die Blasmusik so einschätzen, möchte ich gerne mal auf ein Blasmusikkonzert der heutigen Zeit einladen. Nächste Woche gibt es ganz viel davon auf der WASBE-Konferenz und San José (Kalifornien), aber auch im deutschsprachigen Raum. Nach dem Genuss einiger zeitgenössischer Werke oder guten Transkriptionen gibt der geneigte Leser vielleicht der Nachdenklichkeit des letzten Absatzes des Artikels eine Chance.
Uiiiiii….. So böse….. Natürlich wird niemand in Innsbruck je die Hofburg finden, zum Glück ist die ja sauber hinterm goldenen Dachl versteckt, das auch kein Touri findet, so klein wie es ist. Man könnte ja auch sagen: Da ist der Lack ab! Deshalb spielen die meisten Orchester ja auch in bester Rattenfängermanier das Publikum in die Hofburg.
Herrlich! Grüßen Sie bitte unbedingt Herrn Schöpf von mir, bei unserem Auftritt bei den Promenadenkonzerten habe ich, neben dem sachkundigen Publikum, das nachherige Essen mit ihm sehr genossen.