In Jan Süselbecks Studie werden erstmals viele Übereinstimmungen in der geistigen Haltung Thomas Bernhards und Arno Schmidts unter Berücksichtigung ihres jeweiligen Gesamtwerks vorgestellt. Nicht nur in typischen Idiosynkrasien wie ihrem demonstrativen Haß auf Kirche und Staat, Österreich und die Deutschen und in ihren Verweigerungshaltungen gegenüber jedem gesellschaftlichen Engagement gleichen sich beide Autoren und ihre literarischen Protagonisten auf geradezu verblüffende Weise. Parallelen gibt es auch in ihrer Rezeption literarischer Vorbilder. Beide betreiben satirische Gegenlektüren der zu ihrer Zeit geradezu religiös verehrten Dioskuren Adalbert Stifter, Martin Heidegger, Johann Wolfgang Goethe und Thomas Mann, um die geschichtsrevisionistischen Tendenzen einer deutschsprachigen »Kulturindustrie« (Adorno) nach Auschwitz zu entlarven. Als »ausgleichende Ungerechtigkeit« gegen diesen »literarischen Götzendienst« (Arno Schmidt) zerschlagen ihre Tiraden jedoch lediglich die kultischen Konstrukte geistiger Leitbilder, nicht aber die machtpolitisch instrumentalisierte Literatur der angegriffenen Autoren. Den Schwerpunkt der abwechslungsreich strukturierten Arbeit bildet die Erörterung der Frage, welche motivische Rolle die NS-Geschichte in den Texten beider Autoren spielt. Gerade auch in der Unterscheidung ihrer sublimen bis provokatorischen Schreibweisen wird deutlich, welch progressiven und zugleich zeitkritischen Beitrag Schmidt und Bernhard mit ihren Werken innnerhalb der Literatur nach 1945 geleistet haben. Roman Luckscheiter, FAZ: "Jan Süselbeck hat für seine Berliner Dissertation den Versuch unternommen, den eigensinnigen Skeptiker [Arno Schmidt] mit einem anderen Provokateur zu vergleichen und wählte dazu Thomas Bernhard aus, dem auf österreichischer Seite die wohl passioniertesten Nationalschmähungen zu verdanken sind. Zwei Antiheimatliteraten, die sich nie begegnet sind und vermutlich nicht einmal gegenseitig wahrgenommen haben, sollen also zu einer exzentrischen Bruderschaft vereinigt werden. [...] Die zunächst willkürlich erscheinende philologische Umklammerung unter dem Thema der Zeitkritik bringt die zwei Solipsisten einander [...] tatsächlich näher, als man anfangs denkt."