Darum tausche ich mich mit Kollegen gerne in Sozialen Netzwerken aus
Auf Facebook haben die meisten von uns viele Freunde. Im Grund sind es eher – so definiert es auch Wikipedia – virtuelle Bekanntschaften oder Kontakte.
Natürlich können zu den Facebook-Freunden auch Familie, „echte“ Freunde oder persönliche Bekannte gehören. Es gehört aber auch noch eine andere große Gruppe dazu: Leute, die ich oft treffe – Leute, die ich seltener treffe – Leute, die nicht persönlich kenne, die aber gemeinsame Interessen haben und mit denen ich mich austauschen möchte. Außerdem kommen noch Kollegen hinzu, Studenten, die ich mal unterrichtet habe oder Studenten, sprich potentielle Bewerber, die zu mir oder zu Bayer Kontakt suchen.
Mit ihnen allen stehe ich bei Facebook in Kontakt. Das Besondere an diesem Netzwerk ist, dass man dort nicht nur Informationen austauscht und Geschäftsbeziehungen pflegt, sondern dass sich dies auch durchaus mit persönlichem Austausch vermischt.
Als es Facebook noch nicht gab, habe ich mich oft gefragt „Was kann ich tun, damit geschäftliche Kontakte interessant und spannend sind?“ Dies war immer dann der Fall, wenn meine Geschäftspartner und ich auf derselben Wellenlänge lagen. Vielleicht liegt es auch an meiner „rheinischen“ Art – mir fällt es leicht in Kontakt zu kommen, ich sehe immer zuerst das Positive in den Menschen und habe keine Berührungsängste. Im Gegenteil: Ich freue mich, jeden Tag neue Leute zu treffen und interessante Persönlichkeiten zu entdecken.
Wenn ich früher jemand getroffen habe, mit dem ich mich intensiver austauschen wollte, den ich näher kennen lernen wollte, dauerte die Kennenlernphase viel länger. Beziehungen muss man pflegen, Zeit und Energie investieren. Auch auf der Arbeit beginnen Treffen, Gespräche und Meetings meist mit ein bisschen Small Talk. Man sucht gemeinsame Anknüpfungspunkte. „Wo haben Sie eigentlich studiert? Was haben Sie vorher gemacht? Wie sehen Ihre Urlaubspläne aus? – Dies sind oft die typischen Einstiegsfragen. Sie sind nicht zu weit weg vom Business, lassen aber genug Raum, um den anderen ein bisschen besser kennen zulernen. „Ach so, BWL. Ich auch.“, „Und wo?“ Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man sich nach circa fünf bis zehn persönlichen Treffen duzt und die Gespräche persönlicher werden.
Wenn man eine Rechnung aufstellen will, kann dieses „Netzwerken“ beziehungsweise das „sich Kennenlernen“ durchaus 20 Prozent zusätzliche Zeit ausmachen. Für mich ist diese Investition aber sehr wertvoll. Zum einen macht es mir Freude jemanden kennen zulernen und zum anderen profitiert auch mein Berufsleben davon. Denn bisher beruhten all meine erfolgreichen geschäftlichen Kontakte auch auf persönlicher Sympathie für den anderen.
Facebook ersetzt natürlich nicht die persönlichen Kontakte, erleichtert und beschleunigt aber das Kennenlernen. So stehen im Facebook-Profil auch private Informationen: beispielweise Hochschule, Studienrichtung, Auszüge aus der Vita, Urlaubsberichte, Fotos oder Videos. Auf diese Weise bekomme ich schnell Informationen, die nicht geschäftlich sind und gerade deshalb die soziale Interaktion unterstützten können. Oft klappt das sogar so gut, dass schon das erste Treffen von einer so positiven Grundstimmung geprägt ist, wie es sonst manchmal erst nach dem zehnten Treffen der Fall ist. Natürlich gibt es auch manchmal Ausnahmen und die Chemie stimmt einfach nicht.
Was sagt aber der Personaler in mir dazu? Ich schaue mir Social Networking-Profile sehr intensiv an. Besonders von allen Leuten, mit denen ich über Karriere und Jobmöglichkeiten spreche. Ich bin der Meinung, dass ich mir mittlerweile anhand eines Profils schnell einen Eindruck von einer Person verschaffen kann, der sich im ersten persönlichen Kontakt dann meist bestätigt. Mein Gefühl täuscht mich hierbei selten.
Veröffentlicht jemand in seinem Facebook-Profil persönliche Bilder, auf denen er im Kreis von Freunden oder guter Stimmung auf einer Party zu sehen ist, finde ich das sympathisch. Ich bin zwar selbst kein Partylöwe – aber wer ein ausgewogenes soziales Umfeld und Freunde hat, der ist auch stabil und ausgeglichen genug, um Stress im Job auszuhalten.
Sicherlich gilt hier: Bilder und Videos von Alkoholexzessen oder, die jemanden im Delirium zeigen, sind unangebracht. Völlig in Ordnung finde ich aber Fotos auf denen man mit einer Mass auf dem Oktoberfest oder mit einem kleinen Schwips zu sehen ist. Schließlich möchte ich mit Menschen zusammenarbeiten und nicht mit „Business-Maschinen“. Meine liebsten Kollegen sind nämlich noch immer die, mit denen ich nach Feierabend etwas trinken gehen oder „um die Häuser ziehen“ kann.