Originaltitel: Rosengift
Krimi. Berlin Verlag 2006
249 Seiten, ISBN: 3833303476
So ganz kann sie es sich selbst nicht erklären, wie es dazu kam, dass die erfolgreiche, allein lebende Krimiautorin Lisa eines Abends nicht nur anhielt, um zwei sich prügelnde Menschen aufzuhalten - sondern das Mädchen dann auch noch mit nach Hause nahm, ja, sie wirklich bei sich wohnen ließ.
Vielleicht spielten dabei die Muttergefühle eine Rolle; in Annabellas Alter wäre wohl auch ihr Kind jetzt, wenn sie damals nicht abgetrieben hätte. Oder aber es war Annabellas sachlich vorgetragenes "Meine Mutter ist eine Säuferin", das in Lisa sofort ein Gemeinschaftsgefühl erzeugte.
Aber wie auch immer - zu ihrem eigenen Befremden und auch dem ihrer besten Freundin bleibt Annabella nicht nur ein paar Tage. Bald schon scheint es, als wäre sie hier wirklich zu Hause. Und mit ihr kommen auch Probleme, mit denen Lisa sich nie auseinandersetzen musste - Geld, Alkohol, Verantwortungsbewusstsein, Ordnung und Sauberkeit, das sind nur einige der Themen, mit denen sie sich auseinandersetzt. Aber diese neuen Erfahrungne kann sie gleich wunderbar in ihren neuesten Krimi übernehmen.
Doch auch der fängt an, sich selbständig zu machen. Und nach und nach merkt sie, dass auch in ihrem eigenen Verhältnis zu Annabella das Misstrauen sehr tief steckt...
Was auch immer man über diesen Krimi zu sagen hat - er ist vor allem näääätt. Gefällig geschrieben, nachvollziehbare Figurenzeichnung, die Handlung nicht übermäßig spannend, aber doch immer mit einem ausreichenden Spannungsbogen versehen - alles in Ordnung soweit, aber eben auch nichts Besonderes.
Das einzige, was ich an diesem Krimi wirklich mit Interesse gelesen habe, waren die Ausführungen übers Schreiben und Lesen; wie die Autorin versucht, ihren Figuren Leben einzuhauchen, zu welchen Methoden dabei gegriffen wird, was alles durchdacht werden muss... und auch, wie leicht es passieren kann, dass man ein ähnliches Thema aufgreift wie soeben auch ein anderer Autor.
Insofern hab ich mich zwar ganz gut unterhalten, aber ohne wirkliche Spannung oder Begeisterung. Ein Strand-Weglesebuch.
Claude Lanzmann - Der patagonische Hase. Erinnerungen
Claude Lanzmann ist der Mann, der den Film "Shoah" geschaffen hat. Er hat als Filmemacher, Journalist, Lektor gearbeitet, sich schon in der Jugend in der Resistance organisiert, mit Simone de Beauvoir zusammengelebt, Angelika Schrobsdorff geheiratet… kurzum: ein ausgesprochen ereignisreiches Leben gelebt, von dem er in diesem Buch erzählt. Ein Zeitzeugnis, fürwahr - manchmal zwar aufgrund der Eitelkeit des Autors nur schwer erträglich, aber die letzten 200 Seiten, in denen er von der Enstehung seines Hauptwerks berichtet, lassen alle vorherigen Kritikpunkte zurücktreten. [..MEHR..]
©30.06.2006 Daniela Ecker (Brezing) - - - Impressum - - - © 1998-2013 LESELUST Daniela & Markus Brezing