Prosa im Schuber

Dieser Schuber hat etwas Festliches, es ist ein Geschenk für die Sinne! Denn mit dem gehörten, zuweilen eindringlichen Wort Weigonis kann man sich davontragen lassen, mit dem gelesenen innehalten, nachdenken. Die Hände raschelnd wandernd durch das Papier, das Auge treibend auf den Kunstwerken und die Zeit sich verlangsamend…

Joanna Lisiak

Cover: Original-Schablonendruck von Haimo Hieronymus

Die im Alltag kaum noch wahrgenommenen Dinge vermag A.J. Weigoni so darzustellen, als betrachte man sie wie zum ersten Mal. Mit den Vignetten definierte er eine Literaturgattung neu. Die Poetik der realen Virtualität, das als Spurenelement jeder  Erzählung der Zombies innewohnt steigt in den Novellen Cyberspasz zu beachtlicher Konzentration an.

In seinem ersten Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet stellt Weigoni die Welt auf die Vergänglichkeitsprobe. Auch sein zweiter Roman Lokalhelden läßt sich als Heimatroman der glokalisierten Welt deuten. Diese Typen sind zugleich das Psychogramm der Rheinländer, einer Gesellschaft, einer Zeit. Man muss lediglich am Leben bleiben, schon ist man in der Bundesrepublik bereits ein Zeitzeuge. Das Ende der Geschichte bringt alsdann eine schmerzfreie Agonie mit sich.

Schon wieder keine Poetikvorlesung!

Alle Exemplare des Prosa-Werks sind handsigniert und limitiert in einer opulenten Schmuckausgabe als Schuber aus schwarzer Kofferhartpappe erhältlich. Nur darin enthalten ist der Band Vorlass. Es hat sich in der Literaturwissenschaft eingebürgert, für kurze Texte, den Begriff „Kleine Form“ zu verwenden. Dieses ´Beiwerkchen` verweigert sich der umstandslosen Zuordnung, es ist eine Gebrauchsprosa, die sowohl biographische, werkgenetische als auch poetologische Fragen beantwortet. Der Vorlass dient der Erschliessung der werkgeschichtlichen Dimension. Dieses Werk ist ein einmaliges Zeugnis einer bestimmten individuellen Konstellation, zugleich aber eine Realisation der Literatur insgesamt, jenes größten Erkenntnissystems.

Der Schuber, Werkausgabe der gesamten Prosa von A.J. Weigoni, nur darin enthalten ist der Band Vorlass und die Doppel-CD 630 mit der letzten Lesung des Romaciers, aufgezeichnet im Tonstudio an der Ruhr. Edition Das Labor, Mülheim 2019

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Grenzgang zwischen den Künsten

Peter Meilchen liebte es, am Rhein entlang zu flanieren. Er fügte der Horizontale des Begehbaren meist die gedankliche Vertikale hinzu.

„Medienkombination“ nennt die Deutsche Nationalbibliothek ein Werk, das sich nicht auf den ersten Blick zuordnen läßt. Literatur findet nicht mehr im begrenzten Format eines Buches seinen Platz. Alle beteiligten Artisten arbeiten sowohl mehrperspektivisch, als auch interdisziplinär. Sprechen ist immer ein Erfinden: Jeder Mensch erfindet die ganze Zeit alles, was er macht und ist, nichts daran ist authentisch oder vorgegeben. Es gehört zur Gratwanderung des Erzählens, daß der Ton getroffen wird, es müssen die Präzision der Sprache, der Rhythmus der Syntax und die Klarheit der Bilder zusammenkommen. Es ist ein Spiel. Und die Mitspieler Peter Meilchen, Tom Täger und A.J. Weigoni erweitern es zum multimedialen Projekt 630.

Titelbild, Collage von Klaus Krumscheid, Hommage an Peter Meilchen

630, ein Buch/Katalog-Projekt von Peter Meilchen, Tom Täger und A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2018

Weiterfühend → Eine Würdigung des künstlerischen Lebenswerks von Peter Meilchen lesen Sie hier. Die romantische Idee des Gesamtkunstwerks überführt Enrik Lauer ins 21. Jahrhundert. Mit den Vignetten definierte A.J. Weigoni eine Literaturgattung neu. Die Novelle erscheint in der Umsetzung als Hörbuch und das Buch/Katalog-Projekt 630 zur Ausstellung von Peter Meilchen. Eine Hörprobe findet sich hier.

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Zyklop

Das Photobuch Zyklop I ist mit einer partikularen Sichtweise eine ebenso wunderbare, wie irritierende Erfahrung. Das eine ist nicht vom anderen zu trennen, denn Haimo Hieronymus will unbestreitbar Schönheit schaffen und er will hier nicht weniger als von allem erzählen: Vom Großen, Ganzen, vom Kosmos, von der Schöpfung. Gar vom Leben selbst, indem er in die Vollen greift, ohne Angst, etwas falsch zu machen. Kunst erkennt man daran, daß sie das Ewige sichtbar macht, Bilder werden zu einem idealen Erkenntnismedium. Zyklop I ist ein sakrales Kunstprojekt ohne religiöse Dogmen.

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Zyklop I, Photobuch von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2018. Limitierte Auflage.

Anfragen zu Zyklop I und den bibliophilen Kostbarkeiten über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

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Die Bonner Republik, ein ´Retrotopia`

A.J. Weigoni beschreibt den Topos des Nichtorts als Sehnsuchtsort: Das Rheinland!

Lokalhelden definiert den geschmähten Begriff ´Heimatroman` neu. Das Rheinland erscheint hier als eine in die Jahre gekommene BRD (Westdeutschland), eine angeschmutzte Provinz. Unter praktischen Gesichtspunkten qualifizieren sich die Bewohner dieses ´Retrotopia` (Zygmunt Bauman) als Lebensverpasser, sie schämen sich kaum, rutschen aus einer Problemlage in die nächste und erweisen sich auf diskrete Weise als schamlos. A. J. Weigoni ist ein Meister der Aneignung und der unsentimentalen Empathie, als passionierter Menschenforscher liefert er in seinem zweiten Gesellschaftsroman ein eierkohlenglühendes Stimmungsbild der deutschen Zustände der Achsenzeit mit ihren veränderten Verhältnissen, Ansprüchen und Wesensverzerrungen. Bei aller Ruppigkeit ist ihm das liebende Einverständnis mit seinen Figuren wichtig. Es geht bei den Lokalhelden um die Liebe zum Rheinland, es geht darum, die Seele der Region sichtbar zu machen.

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Lokalhelden, Roman von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2018 – Limitierte und handsignierte Ausgabe des Buches als Hardcover

Coverphoto: Jo Lurk

Weiterführend → Lesenswert auch das Nachwort von Peter Meilchen sowie eine bundesdeutsche Sondierung von Enrik Lauer. Ein Lektoratsgutachten von Holger Benkel und ein Blick in das Pre-Master von Betty Davis. Die Brauereifachfrau Martina Haimerl liefert Hintergrundmaterial. Ein Kollegengespräch mit Ulrich Bergmann, bei dem Weigoni sein Recherchematerial ausbreitet. Constanze Schmidt über die Ethnographie des Rheinlands. René Desor mit einer Außensicht auf die untergegangene Bonner Republik. Jo Weiß über den Nachschlüsselroman. Margaretha Schnarhelt über die kulturelle Polyphonie des Rheinlands. Karl Feldkamp liest einen Heimatroman der tiefsinnigeren Art. Als Letztes, aber nicht als Geringstes, Denis Ullrichs Rezensionsessay.

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Der ebenerdige Herr Nipp

Schablonendruck mit Acrylfarbe auf roten Buchkarton. Limitierte und handsignierte Auflage: 100 Exemplare.

Haimo Hieronymus präsentiert 2017 Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Wir finden in diesem Buch sprachliche Floskeln, die noch nicht etabliert sind, unverzeihliche Versprecher und Ausrutscher, die zu sprachlichen Kollateralschäden führen. Neben dieser Twitteratur finden sich in schlüssiger Abfolge einige Zeichnungen und Aquarelle abgebildet.

Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist Mikroblogging eine auflebende Form. Herr Nipp dampfte die Gattung der Novellette in Unerhörte Möglichkeiten (2012) zu Twitteratur ein. Mit Abstand (2019) folgte darauf Fatale Wirkungen, ausgestattet mit Fotos von Steffi Neuhaus und selbstverständlich weitere Geschichten von Herrn Nipp.

Porträt Herr Nipp, Holzschnitt von Haimo Hieronymus

Haimo Hieronymus ist ein Poet, wenn er Holzschnitte erstellt, und ein realistischer Träumer, wenn er mit Herrn Nipp  kurze Texte verfaßt. Wie ein Dichter schreibt er nicht, dazu ist er zu nüchtern und zu lapidar; die Fiktion ist nicht seine Sache, es entstehen auch keine imaginären Welten. Die Wirklichkeit und die Erinnerung sind ihm rätselhaft genug. Herr Nipp betreibt das einfache, das wahre Abschreiben der Welt, er bewegt sich damit zwischen Ereignis und Reflexion und nähert sich einer Topografie der Melancholie. – Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Vorzugsausgabe von Die Angst perfekter Schwiegersöhne (2011) entwickelt. Hieronymus hat das Cover einer limitierten Auflage mit einem Holzschnitt versehen.

Weiterführend → 

Kuno fasst die ersten 25 Jahre von Herrn Nipp zusammen. Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

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Das lyrische Gesamtwerk von A.J. Weigoni

Dieses Ich ist kein anderer, es ist von Buch zu Buch und zu Hörbuch: A.J. Weigoni. Das Frühwerk Wiederbeatmung, die Trilogie Letternmusik – ein lyrisches Polydram in fünf Akten, Dichterloh – ein Kompositum in vier Akten und Schmauchspuren – eine Todeslitanei, ergänzt durch die Langgedichte & Zyklen: Parlandos, sind erscheinen in einer limitierten und handsignierten Ausgabe von 100 Exemplaren, ergänzt durch das auf vier CDs erweiterte Hörbuch. Mit dem Holzschnitt präsentiert Haimo Hieronymus eine Drucktechnik, er hat ihn auf die jeweiligen Cover der Gedichtbände von Weigoni gestanzt. Bei dieser künstlerischen Gestaltung sind Gebrauchsspuren geradezu Voraussetzung. Man kann den Auftrag der Farbe auf dem jeweiligen Cover haptisch nachvollziehen, der Schuber selber ist genietet. Und es gibt keinen Grund diese Handarbeit zu verstecken, die Aura des Handgemachten paßt zum Genre der Lyrik wie ein Handschuh.

Der Schuber wurde handgefertigt von Olaf Grevels (Vorwerk Kartonagen) – Photo: Jesko Hagen

Der Schuber, Werkausgabe der sämtlichen Gedichte von A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2017

Weiterführend → Jeder Band aus dem Schuber von A.J. Weigoni ist ein Sammlerobjekt. Und jedes Titelbild ein Kunstwerk. KUNO faßt die Stimmen zu dieser verlegerischen Großtat zusammen. Last but not least: VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie, ein Essay von A.J. Weigoni in dem er dichtungstheoretisch die poetologischen Grundsätze seines Schaffens beschreibt.

Hörproben → Probehören kann man Auszüge der Schmauchspuren, von An der Neige und des Monodrams Señora Nada in der Reihe MetaPhon. Zuletzt bei KUNO, eine Polemik von A.J. Weigoni über den Sinn einer Lesung.

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Künstlerbücher und andere Curiosa

Ich werde so lange schreiben, wie es Papier gibt.

Hanne Darboven

Ein Buch muss keinen Nutzen haben. In der Zeit des Digitalen erlebt die Frage nach der Materialität von Literatur eine neue Blüte. Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat ‘Der Bogen’ in Arnsberg immer Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Diese Aura der Einmaligkeit reicht von den Materialbüchern des Jürgen Diehl, über die Schland-Box von Peter Meilchen, bis hin zu Haimo Hieronymus und A.J. Weigonis Erkundungen über die Möglichkeiten der Linie zwischen Schrift und Zeichnung, der Verstetigung von Schrift, Pinsel und der Drucktechnik. Hier findet sich eine Vielfalt des Ausdrucks, die ihresgleichen sucht.

Ein Buch ohne Druckfehler ist unanständig.

V. O. Stomps

Die Tradition der librophilen Bücher setzt sich mit einer Katalogreihe fort. Die quadratische Form der Kataloge hat sich als praktische Größe für die Abbildungen erwiesen. Dem Alphabetikon Katalog von Haimo Hieronymus folgte die mit dem lime_lab ausgezeichnete Wortspielhalle von Sophie Reyer und A.J. Weigoni, das von Karl Hosse angeregte Gezeitengespräch und die von Stephanie Neuhaus initiierte Super Speed Art Exhibiton Tour.

Diese Buchkunst erzeugt eine ihr eigene Wirklichkeit und betont den Bildcharakter des Buchstabens, der das so gefühlte Erkennen über das Begrenzte und enge Bezirke des nützlichen Lebens hinaus transportiert.

Schablonendruck mit Acrylfarbe auf schwarzem Buchkarton. Auflage 100 Exemplare.

Im Katalog Partiale trifft der Formerfinder Hieronymus auf den Allegorienschöpfer Weigoni. In diesem Projekt entsteht eine leise Schwingung, eine Vibration in der Oberfläche von Bild und Text. Nicht Kreise oder Linienkonstrukte für sich, sie sind eingebunden in eine Gesamtabsicht der Komposition. Aufgelöste Flächen in beständigem Schwingen, im Gespräch mit den Lineaturen. Es geht den Artisten um ein raffiniertes Spiel mit den Wechselwirkungen von Verschriftlichung, Verbalem und Visuellem. Bildwirksam stehen die Gedichte an der Scheidegrenze zwischen Bild- und Bedeutungsträgern. Der Betrachter wird zum Spurensucher.

Partiale, Katalog von Haimo Hieronymus. Gedichte von A.J. Weigoni. Edition das Labor 2016.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Künstlerbücher versteht diese Artisten als Physiognomik, der Büchersammler wird somit zum Physiognomiker der Dingwelt. Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

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Poetische Feldforschung

Totsein ist kein Wunschkonzert.

Walter Benjamin

Grafik: Uwe Albert

Holger Benkel beweist als Lyriker in seinem Band Seelenland ein Gespür für das Unvertraute im Vertrauten, das Unheimliche des Alltäglichen, das Scheinhafte des Realen. Sein Beharren auf der ehemals kultischen oder liturgische Funktion der Poesie ist wohltuend.

Holger Benkels Gedanken, die um Ecken biegen gehen weiter als der geschriebene Text; sie sind kein Ende, sondern ein Anfang. Sie versuchen, diesen kleinen Rest an Sprache etwas aufzuhellen, und wagen es seine Ränder verstehbar zu machen. Benkels Aphorismen folgen keinem linearen und systemischen Denken, sie entfalten sich vielmehr assoziativ und labyrinthisch.

Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell, ergebnisoffen. Was den Rezensionsessays von Holger Benkel die Überzeugungskraft verleiht, ist die philosophische Anstrengung, denen er sein Material unterwirft, seine Texte zeigen, was der Fokus auf eine Fragestellung sichtbar machen kann, wie diese Konzentration aufdeckt, was dem Schreibenden selbst verborgen blieb, wohl wissend, daß die Fülle der Literatur, der Kunst und des Lebens eben darin liegen, nie alles wissen zu können.

Seelenland, Gedichte von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2015

Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014

Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013

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Ohrenzwinkern

Die Schrift ist gegenüber dem Medium der mündlichen Sprache und Kommunikation minderwertig, da sie sich nachteilig auf das Erinnerungsvermögen auswirkt.

Platon

Die Ausgangsfrage lautet „Label“ oder „available“? Im multimedialen Bienenstock lanciert die Edition Das Labor auf der Plattform vordenker.de mit MetaPhon eine Reihe, in der Facetten der multimedialen Kunst und des Hörbuchs zugänglich gemacht werden, die nach den herkömmlichen Marktgesetzen unerschlossen bleiben. Der Markt wird entmystifiziert. Das aufgeklärte Publikum erwartet Künstler, Wissenschaftler, Akteure, die den Vorhang aufreißen, um in anderen Formen zu erzählen.

Tom Täger und A.J. Weigoni kommt das Verdienst zu, die Lyrik nach 400 Jahren babylonischer Gefangenschaft aus dem Buch befreit zu haben.

lyrikwelt.de

Coverphoto: Leonard Billeke

Als Tom Täger 1989 im Tonstudio an der Ruhr Helge Schneiders erste Schallplatte Seine größten Erfolge produzierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Als A.J. Weigoni 1991 seine LiteraturClips auf CD (der Claim für Klangbücher war noch nicht abgesteckt) realisierte, hat man ihn für verrückt gehalten. 1995 begann ihre Zusammenarbeit, die mit dem Hörbuch Gedichte einen sinnfälligen crossmedialen Zirkelschluß findet, zu dem Täger als Hörspielkomponist mit Señora Nada eine Musik der befreiten Melodien zelebiert oder bei dem zweiten Monodram Unbehaust eine Klang-Collage aus Papiergeräuschen anfertigt. Weigoni schält die Klänge aus den Wörtern, er bewegt sich auf Gedichte in der Intermedialität von Musik und Dichtung und sucht mit atmosphärischem Verständnis die auditive Poesie im ältesten Literaturclip, den die Menschheit kennt: dem Gedicht!

Gedichte, HörBuch mit den lyrischen Gesamtaufnahmen von A.J. Weigoni, remastered von Tom Täger für die Edition Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2015.

Hörproben → Die Hörbücher, die in der Retrospektive MetaPhon vorgestellt werden, sind erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

Weiterfühend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.

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Tag der Erstausgabe – eine Zeitgeschichtsilluminierung

Hier ist er also, der große Zeitroman für Marcel-Reich-Ranicki.

Wend Kässens, NDR 3, Literatur vor Mitternacht

Postwertzeichen erschienen zum 20. Jahrestag der DDR. Entwertet am 9. November 1989

In seinem ersten Roman stellt A. J. Weigoni die Welt auf die Vergänglichkeitsprobe. Er ist dabei auf ein Land gestossen, das sich abhanden gekommen ist. Zwischen November 1989 und März 1990 komprimiert sich deutsche Geschichte unter dem Druck der Ereignisse. Dieser Romancier verdichtet Realitätsfragmente zu Poesie. Er artikuliert in deisem Roman ein nicht­propagandistisches Sprechen, eine Erinnerungs- und Beschreibungssprache, die sich abhebt von dem, was man über die sogenannte Wiedervereinigung lesen mußte. Weigoni überwindet die Antifaschismusfalle der Deutschen Demokratischen Boheme inden er die Realität vom ersten bis zum letzten Kapitel durchdringt, Widersprüche aufzeigt, und ausweist, wie sich Individuen im geschichtlichen Umbruch verhalten. Die Mauer erscheint als Metapher für den Kollektivwahn, der zum Ausbruch kommt. Der Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet ist ein zeitloses Buch über ein paar Tage, die außerhalb der Zeit liegen.

Abgeschlossenes Sammelgebiet, Roman von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2014 – Limitierte und handsignierte Ausgabe des Buches als Hardcover

Weiterfühend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung. Eine Rezension von Jo Weiß findet sich hier. Einen Essay von Regine Müller lesen Sie hier. Beim vordenker entdeckt Constanze Schmidt in diesem Roman einen Dreiklang. Auf Fixpoetry arbeitet Margretha Schnarhelt einen Vergleich zwischen A.J. Weigoni und Haruki Murakami heraus. Eine weitere Parallele zu Jahrestage von Uwe Johnson wird hier gezogen. Die Dualität des Erscheinens mit Lutz Seilers “Kruso” wird hier thematisiert. In der Neuen Rheinischen Zeitung würdigt Karl Feldkamp wie A.J. Weigoni in seinem ersten Roman den Leser zu Hochgenuss verführt. Einen Essay lesen Sie bei Buecher-Wicki.

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Wortspielhalle, eine Sprechpartitur

Frühlingel-Cover: Peter Meilchen

Die mit dem lime_lab ausgezeichnete Sprechpartitur von Sophie Reyer und A.J. Weigoni bietet die Möglichkeit, sich Kodierungen der Nachrichten- und Informationskanäle, der Bild-, Ton- und Filmarchive in intensiver Textausdeutung zu erschliessen. Die mit der Schauspielerin Marion Haberstroh und dem Sprechsteller A.J. Weigoni umgesetzte Sprachkomposition ist von Tempo- und Harmoniewechseln durchzogen, daß beim Lesen und beim Hören keine Langeweile aufkommt. Es ist eine vitale Form der Literatur, die der Sprache auf die Finger schaut, sie zugleich ihrem eigenen Gefälle überläßt und somit entfesselt.

Wortspielhalle, eine Sprechpartitur von Sophie Reyer & A.J. Weigoni, mit Inventionen von Peter Meilchen, Edition Das Labor, Mülheim 2014

Weiterfühend → Vertiefend zur Lektüre empfohlen, das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Sophie Reyer und A.J. Weigoni zum Projekt. Hören kann man einen Auszug aus der Wortspielhalle in der Reihe MetaPhon.

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Alphabetographie

Die Augen – das Sehen.

Die künstlerische Aneignung des Alphabets als Ursprung unseres abendländischen Denkens, der Siebenmeilensprung zwischen Alpha und Omega – ein gewagter Entwurf. Daß sich Haimo Hieronymus das Alphabet vornimmt, es bebildernd lexikalisch durchexerziert, ist die konsequente (Weiter-) Entwicklung seines gattungsübergreifenden Arbeitens. Sprache, Wörter, Buchstaben finden sich seit Jahren auf seinen Leinwänden, Pappen und Papieren. Dieser Künstler verwandelt die Zeit mit der Schrift in ein sichtbares Element.

Alphabetikon, Katalog von Haimo Hieronymus, 2014.

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

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Retrospektive Peter Meilchen

Es gibt keine allgemeinen Formen des Erinnerns, die Edition Das Labor hat das Vermächtsnis von Peter Meilchen angenommen und macht kulturelle und biographische Zugänge zu seinem Werk recherchierbar

Der „Künstler Meinen“ in seinem Atelier. – Photo: Dieter Meth

Den Roman Schimpfen von Peter Meilchen  zu veröffentlichen ist mehr als Trauerarbeit. Es ist der Versuch einer notwendigen Reparatur einer schicksalhaften Ungerechtigkeit.

Schimpfen ist ein Text ohne Gedächtnis, allein von Erinnerungen an Bilder, Gerüche, Gefühle getragen und auf der Suche nach einer zu erzählenden Geschichte. Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Wer erzählt, lebt.

Peter Meilchen ist ein Frühverlorener, seine Biografie endet nicht mit dem Tod, er lebt weiter – durch sein Werk.

Schimpfen, Roman, Edition Das Labor, Mülheim 2013

Digitally remastered im Tonstudio an der Ruhr

Die Restauration von Schland ist eine Resynchronisation, die Bild und Ton des Films, im vorliegenden Original gegeneinander verrutscht, wieder in den richtigen Bezug zueinander bringt.

Peter Meilchen geht mit seiner Kamera so dicht an die Dinge dieser Welt heran, daß diese ihren Anspruch aufgeben, Dinge dieser Welt zu sein – und zum Bild werden können. Sein ‘Sehen’ ist kein Begaffen, sondern existenziell vollzogen.

Zuletzt zu sehen in der Reihe Frühlingel, die im Kunstverein Linz zu sehen war und im Buch / Katalog-Projekt Wortspielhalle dokumentiert ist.

Schland – DVD von Peter Meilchen, 1992

Hörbuch

Es geht beim Hörbuch Texte – die so intensiv und bilderreich das Ineinandergreifen von gegenwärtigen und vergangenen Sinneswahrnehmungen ausleuchtet –  um die Augenblicke, da das Wahrnehmen in das Verlangen umschlägt, um das Wahrgenommene schreibend zu fixieren. Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Ganz auf die Ablagerungen der eigenen Biographie setzend und ohne Attitüde benennt Peter Meilchen so die Quelle seiner reichen und doch nie vagen Texte. Wir freuen uns die Aufnahmen von Martin Meinschäfer in dieser Reihe vorstellen zu können.

Texte – Hörbuch von Peter Meilchen, 2007

Weiterfühend → Eine Hörprobe dieser Texte hören Sie in der akustischen Anthologie MetaPhon.

Bildtagebuch aus dem Schalt–Jahr 2003/04

Das Bildtagebuch Beobachtungen eines Unsichtbaren besteht aus 366 Bildern (Din-A-4-Arbeiten) und stellt das Schalt–Jahr 2003/04 mit seinen täglichen Wahrnehmungen und den entsprechenden gedanklichen Verbindungen des Künstlers. Seine Kunst setzt die andere Möglichkeit der Deutung voraus. Man braucht sich nicht auf die eine und allein gültige Botschaft festzulegen.

Meilchens Bilder sprechen zum Betrachter in vielen Sprachen. Seine Arbeit einer Gattung zuzuordnen hieße, seine Kunst vom Leben zu trennen.

Beobachtungen eines Unsichtbaren – DVD von Peter Meilchen, 2004

Weiterführend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz und den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630.

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Denken ohne Augenklappe

Die aktuellen Krisen, die unseren Globus schütteln, sind begleitet von einer Krise unseres Denkens, die damit auch zu einer Krise unseres politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns wird. Wir müssen unser Denken und Handeln verändern und weiterentwickeln. Das ist eine politische Forderung, die in nahezu allen Essays von Joachim Paul implizit enthalten ist.

TRANS- Reflexionen über Menschen, Medien, Netze und Maschinen
Aufsätze 1996 – 2013 von Joachim Paul. – Direkt bestellen, hier.

Das ebook ist exklusiv zu beziehen bei epubli.

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Prægnarien

Original-Zeichnung von Haimo Hieronymus

Meist ist ein Projekt mit der Ausstellungseröffnung abgeschlossen. Das in der Reihe Rheintor vorgestellte Künstlerbuch Prægnarien wurde jedoch erst durch das Hörbuch abgerundet. Als gegenseitig befruchtender Dialog zwischen Musik, bildender und lyrischer Kunst sollte man die Prægnarien verstehen. Haimo Hieronymus mag das Individuelle des Strichs, empfindet im Glattgebügelten reiner Ideenkunst beliebige Langeweile und gähnende Austauschbarkeit. A.J. Weigoni verachtet die Bewertungskultur der Medien. Der Posaunist Philipp Bracht spielt Noten abseits der vorgeschriebenen Linien. Auf dem Cover finden wir paßgenau hingetuschte Porträts. Diese Artisten geben damit ein Beispiel, welche Möglichkeiten in der Kunst schlummern, wenn man sich nur von jeglicher Referenz befreit.

Prægnarien, Künstlerbuch von Haimo Hieronymus und A.J. Weigoni, erhältlich über Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421 Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Prægnarien, Hörbuch von Philipp Bracht, Frank Michaelis und A.J. Weigoni. Eine limitierte Auflage von 50 Exemplaren ist versehen mit einem Original von Haimo Hieronymus. Edition Das Labor, Mühleim an der Ruhr 2013

Weiterfühend → Bilder der Prægnarien-Performance von Philipp Bracht und A.J. Weigoni sind hier zu sehen. Probehören kann man auf MetaPhon. Ein Video von Frank Michaelis und A.J. Weigoni finden Sie hier.

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Das Hungertuch, Künstlerpreis

Originaldruck: Haimo Hieronymus

Die Deutsche Kritik neigt dazu, klüger als die Kunst sein zu wollen. Dies zu ändern ist im Jahr 2001 der Kunstförderer Ulrich Peters angetreten und hat mit dem Hungertuch einen Künstlerpreis gestiftet, der in den zehn Jahren seinen Bestehens von Künstlern an Künstler verliehen wurde. Der Künstlerpreis Das Hungertuch wurde seit 2001 alle zwei Jahre in erster Linie an Künstler, Literaten und Musiker verliehen, die mit experimentellem Pioniergeist im 21. Jahrhundert in neues künstlerisches Terrain aufbrechen.

Es gibt im Leben unterschiedliche Formen von Erfolg. Zum einen gibt es die Auszeichnung durch Preise und Stipendien, zum anderen die Anerkennung durch die Kolleginnen und Kollegen. Dies manifestiert sich in diesem Künstlerpreis mit spielerischer Leichtigkeit.

Letztemalige Verleihung des Hungertuchs im Golem, Lange Wende 30 in 59755 Neheim, ab 19:00 Uhr an: Patricia Brooks, Marion Haberstroh, Gleb Baas und Frank Michaelis.

Die Dokumentation zum Künstlerpreis Das Hungertuch erscheint mit einem Originaldruck von Haimo Hieronymus bei der Edition Das Labor, Mülheim 2019

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Cyberspasz, Novellen

Der moderne Flaneur sitzt vor dem Bildschirm. Ihn schlägt nicht weniger als die Welt in ihren Bann. Bilder und Wörter halten ihn gefangen… Wie Goethes dichterisches Ich schlendert der Flaneur im Internet ’so für sich hin‘ und lässt die Gedanken, die an diesem oder jenem Gegenstand hängenbleiben, schweifen; vor ihm eröffnet sich eine Flut an Verknüpfungen, die in Wellen wieder über ihm zusammenschlagen.

Alain Claude Sulzer

Covermontage: Jesko Hagen

Mit den Novellen Cyberspasz, a real virtuality setzt A.J. Weigoni die im Band Zombies begonnenen Erforschungen der Trivialmythen fort. Definierte dieser Romancier mit den Vignetten die Literaturgattung Novelle neu und analysierte zugleich den Somnambulismus der Welt, so oszillieren seine neuen Novellen zwischen dem mokanten Blick einer zuweilen herzlich boshaften Zeitgenossenschaft und der Ekstase einer ins Innere der Erscheinungen zielenden Sehnsucht, zwischen den Wonnen der Gewöhnlichkeit und ihrer argwöhnischen Begutachtung. Weigoni stellt existenzielle Fragen nach dem Wesen der Wirklichkeit. Cyberspasz spiegelt die entfesselten Welten des Digitalzeitalters. Der ´virtual reality` zieht Weigoni in diesen Novellen die reale Virtualität der Poesie vor und plädiert für die Veränderbarkeit der Welt.

Cyberspasz, a real virtuality, Novellen von A. J. Weigoni, Edi­tion Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2012.

Weiterfühend → KUNO übernimmt Artikel von Kultura-extra, aus Neue Rheinische Zeitung und aus fixpoetry. Betty Davis sieht darin eine präzise Geschichtsprosa. Margaretha Schnarhelt erkennt hybride Prosa. Enrik Lauer deutet Schopenhauer im Internet. In einem Essay betreibt KUNO dystopische Zukunftsforschung.

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Rheintor, Revisited 1989 – 2017

Sei selber die ununterbrochene Gefahr, das sagt die Kunst.

Gottfried Benn

Photo: Klaus Krumscheid

Was die Artisten dieser Reihe verbindet, ist der Rhein. Alles im Fluß, in Fluß. Es begann ganz lässig mit dem Kunstprojekt Drei über Wasser 1989, im Rheintor trafen sich auf Einladung von Klaus Krumscheid: Peter Meilchen, Jürgen Diehl und Martini mehrere Tage, um eine Ausstellung vorzubereiten. Danach folgten der Beginn der Reihe UnderCover und der ganzjährige Ausstellungszyklus Rheintorprojekt, kuratiert von Klaus Krumscheid und A.J. Weigoni.

Zur letzten Ausstellung im Rheintor am 22. April 2017 (ab 17:00 Uhr) hat Klaus Krumscheid den Künstler Haimo Hieronymus und den Schriftsteller A.J. Weigoni eingeladen.

Rheintor, Linz – Anno Domini 2011, Edition Das Labor 2011. – Limitierte und handsignierte Auflage von 100 Exemplaren. – Dem Exemplar 1 – 50 liegt ein Holzschnitt von Haimo Hieronymus bei.

Weiterführend → Lesen Sie auch KUNOs Hommage an die Gattung des Essays.

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Zombies

Ich mag den Gedanken, dass Zombies wie wir sind. Die größten Monster sind doch sowieso unsere Nachbarn, der schlimmste Horror befindet sich immer direkt nebenan. Die Zombies lernen, sie imitieren die Menschen, was wiederum die Frage aufwirft, ob sich die Menschen wie Zombies benehmen.

George A. Romero

Coverphoto: Anja Roth

Im Werk von A.J. Weigoni herrscht ein Gedränge der Untoten, er exorziert damit seine Zeitgenossen. Die Wirklichkeit ist für diese Typen nicht greifbar. Und falls doch, dann nicht zu handhaben: „Diese Erzählungen haben keine Vampirzähne, Biss haben diese Zombies allemal. Sprachlich auf das Wesentliche reduziert, Erzählungen, die ihrem Namen gerecht werden.“ Hier werden die Grenzen des Denkens und die dunkelsten Winkel des Lebens ausgeleuchtet, die Kunst der Erzählung liegt oft im Detail. Hier ist auf die verführerischste Art gemischt, was alle Welt am nötigsten hat, die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das Künstliche und das Idiotische. „Diese Erzählungen sind voller Humor und streckenweise so schwarz, daß sie unter der Kohlenkiste noch einen Schatten werfen würden.“

Zombies, Erzählungen von A. J. Weigoni, Edi­tion Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2010.

Weiterfühend → KUNO übernimmt einen Artikel von Karl Feldkamp aus Neue Rheinische Zeitung und von Jo Weiß von fixpoetry. Enrik Lauer stellt den Band unter Kanonverdacht. Betty Davis sieht darin die Gegenwartslage der Literatur, Margaretha Schnarhelt kennt den Ausgangspunkt und Constanze Schmidt erkennt literarische Polaroids. Holger Benkel beobachtet Kleine Dämonen auf Tour. Ein Essay über Unlust am Leben, Angst vor’m Tod. Für Jesko Hagen bleiben die Untoten lebendig.

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Twitteratur

Der Traum des Kritikers ist es, eine Kunst durch ihre Technik zu definieren.

(Roland Barthes)

Das Hungertuch von Haimo Hieronymus in der Martinskirche, Linz am Rhein

Technische Neuerungen sind immer auch eine Chance für scheinbar überholte literarische Formen. Bisher bilden die kleinen Formen in jeder Systematik der Literaturwissenschaft neben Epik, Lyrik und Dramatik mit unterschiedlichen Bezeichnungen eine Randgruppe: Epigramm, Sprichwort, Prosagedicht, Kürzestgeschichte und selbstverständlich der Aphorismus. Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist der althergebrachte Aphorismus in Form des Mikroblogging eine auflebende Form.

Twitteratur ist eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt, sie scheint auf besondere Weise verfügbar und dienstbar zu sein. Bestand die Modernität dieser Mikrogramme bisher in ihrer Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne.

Twitteratur, Genese einer Literaturgattung. Erweiterte Taschenbuchausgabe mit der Dokumentation des Hungertuchpreises. Herausgegeben von Matthias Hagedorn, Edition Das Labor 2019.

Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.

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Vignetten

Man sollte in die literarische Weite dieser Novelle gleichsam einzutauchen und sich lesend, schauend und staunend treiben zu lassen.

Schreibstab auf dem Cover von: Peter Meilchen

Reduktion, Konzentration und Klarheit: Diese Vignetten sind schmal, verdichtet, streng durchkomponiert und durchrhythmisiert. A.J. Weigoni definiert eine Literaturgattung neu, er praktiziert damit mehr als das Schreiben, diese Novelle ist ein Sich–Einschreiben in die Welt. Mit seinen Prosavignetten verstößt Weigoni gegen das Gebot: „Du sollst Dir kein Bildnis machen“. Seine 24 Bildnisse bestehen aus vielerlei Facetten. Und außerdem wird in den Vignetten wird alles Spätere präfiguriert, es blitzt die Kunst der Verknappung und die Wucht der schmerzhaft präzisen Sätze auf; und schließlich setzt sich aus zuvörderst disperat wirkenden Einzelteilen eine Geschichte zusammen. Das Handlungskonzentrat dieser Novelle bewegt sich auf der Zeitleiste zwischen Rhein und Nil, sie erhält sich das prekäre Gleichgewicht aus Schönheit, Spannung und Melancholie bis zum Schluß.

Vignetten, Novelle von A. J. Weigoni, Edi­tion Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2009.

Weiterfühend →

Constanze Schmidt zur Novelle und zum Label. Ein Nachwort von Enrik Lauer. KUNO übernimmt einen Artikel der Lyrikwelt und aus dem Poetenladen. Betty Davis konstatiert ein fein gesponnenes Psychogramm. Aus Sicht von Margaretha Schnarhelt sind sie verdichtet, streng durchkomponiert und durchrhythmisiert. Über die Reanimierung der Gattung Novelle und die Weiterentwicklung zum Buch / Katalog-Projekt 630 finden Sie hier einen Essay. Ein Hörprobe findet sich hier. Mit einer Laudatio wurde der Hungertuch-Preisträger Tom Täger und seine Arbeit im Tonstudio an der Ruhr gewürdigt.

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