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Nachsatz

Pyramide und Kreisverkehr
Dieses Buch ist tatsächlich ungewöhnlich, anders als viele, die eben dies nur behaupten. Es stellt ein Dichterpaar vor, dessen beide Bestandteile auf konträre Weise Existentialisten sind. Während die Frau, eine bezaubernde Mademoiselle mit dem bezaubernden Namen Hoba, Mut beweist, wenn sie sich auf einen Anhaltiner der Bernburger Seitenlinie einläßt, beweist jener, ein gewisser Chevalier Kreis, ebenfalls Mut, indem er die Tarnung einer ominösen, in seinen Kolumnen auftretenden „katholischen Freundin“ nur notdürftig zusammenhält und zugleich wagt, sich dem Betreuer dieses Bändchens, wenn er Oden fordert, zu widersetzen. Dieser Herr Kreis, meine Damen und Herren, er würde herrliche Oden in der Nachfolge von Klopstock schreiben! Er kann das – aber er hört nicht. Wenn ich Hölderlin sage, Hölty und eben Klopstock, lächelt er und bestellt noch ein Bier, während die Mademoiselle noch einen halben Wein ordern darf. Der Anhaltiner und die Magdeburger Kolumbine, sie haben in Halle ein Nest gebaut, dort schreiben sie Gedichte, hudern sich, füttern sich mit Nudeln und beobachten die Schildkröte, die in der warmen Saison durch den Flur tappt, mit Liebe. Herr Kreis fährt Zug, und die Mademoiselle baut Pyramiden, Dome, Türme aus Worten, in denen ihre Stimme dann hallt, daß man rufen möchte: „Seien Sie tapfer, ja, schreiben Sie weiter, Mademoiselle!“ Und: „Machen Sie Oden, Herr Kreis!“ Worauf dieser feixt und ein Bier für alle bestellt. Was soll man da machen, frage ich Sie? Man macht ein Buch mit den beiden. Und man lädt den geneigten Gedichtleser ein, nach Halle zu kommen und das Idyll zu betrachten. Die Liebe, sie ist schön und kostbar, muß man wissen. Wohl dem.

(André Schinkel)