Gedichte sind eigentlich
Gedichte sind eigentlich nichts besonderes. Dies gilt auch für Diskussionen über sie. Besonders erscheinen mir lediglich die Demut, Feinfühligkeit und ihre Begriffswerkzeuge, mit denen sich Gedichten anzunähern versucht wird – bis auch jene geläufig werden. Als einer, der verspätet, d.h. nicht von Beginn an, an diesem Format hier teilgenommen hat; es zuerst zufällig, dann mit einer Notwendigkeit vorfand, die an kürzlich erfahrene Empfindungen erinnerte, wirkte die Debatte zuweilen frühlingshaft. Ist schon wieder Mai? Geht es wirklich um Sprache? Die mancherorts gehäufte, persönliche Befindlichkeit, mit der sich gern diejenigen profilieren, die im Kontext von Literatur diese noch immer aus dem Blickwinkel der Bedeutung wahrnehmen, ermüdet mich. Würde stattdessen darüber gesprochen, inwieweit ein jeder einsam war, als er schrieb oder las, statt mit Mitteln scheinbarer Logik Sprache zu richten (sind Juristen anwesend?), könnte sich meine Sehnsucht erfüllen, in diesen Gesprächen Ruhe zu finden. Sie würden mich weitaus mehr interessieren, so sie in gegenseitiger Verneigung (nicht zu tief, sonst stoßen die Köpfe an!) und in Aufrichtigkeit geführt würden, die dem Erkennen der Sache dienen. Nichts gegen Geweihe, doch möge ihr Kampf bitte schweigend geführt. Gedichte sind eigentlich nichts besonderes. Dies gilt auch für Diskussionen über sie.